Pater Willigis Jäger muss künftig schweigen
Würzburg: Seine Verbindung von Zen-Buddhismus und Christentum begeistert viele Anhänger. Aber die katholische Kirche vermisst bei Pater Willigis zentrale christliche Wahrheiten.
Rom maßregelt Benediktiner aus Münsterschwarzach
Pater Willigis Jäger, Benediktiner aus Münsterschwarzach und Meister des Zen-Buddhismus, hat Ärger mit der Glaubenskongregation im Vatikan in Rom. Die Meldung, es laufe ein Lehrverfahren gegen ihn, sorgte am Donnerstag für Wirbel.
Die Leitung der Diözese Würzburg erklärte dazu, "ein Lehrverfahren hat es entgegen anders lautender Behauptungen nie gegeben". Ungeachtet dessen ist es so, "dass Pater Willigis künftig alle öffentlichen Tätigkeiten - Vorträge, Kurse, Veröffentlichungen - untersagt sind, damit nicht weitere Verwirrung unter den Gläubigen entsteht", wie das Ordinariat Würzburg mitteilt.
Auch die Glaubenskongregation in Rom war an diesem Vorgang beteiligt und es hätte wohl noch strenger kommen können: Weil Pater Willigis diese Entscheidung in einem Schreiben an Joseph Kardinal Ratzinger - den Leiter der Kongregation - akzeptierte, "konnten weiter gehende Maßnahmen vermieden werden." Er wird nur noch als persönlicher Beistand tätig sein.
"Bischof Paul Werner Scheele von Würzburg und Generalvikar Karl Hillenbrand standen diesbezüglich schon über ein Jahr sowohl mit Pater Willigis wie auch mit der Leitung der Glaubenskongregation in Kontakt", so das Ordinariat weiter. Ziel sei es gewesen, möglichst einen gemeinsamen Weg zu finden. Im Dezember 2001 sei dann die geschilderte Entscheidung gefallen.
Zur Begründung heißt es: "In der Vergangenheit haben theologische Thesen von Pater Willigis Jäger wiederholt Anlass zu Beanstandungen gegeben. Beispielsweise wurde immer wieder von Lesern der Bücher und Hörern der Vorträge der Vorwurf erhoben, Pater Willigis verfälsche den personalen christlichen Gottesbegriff und ordne die Glaubenswahrheiten persönlichen Erfahrungen unter." Darüber sei es zu einer Kontroverse gekommen, und auch die Glaubenskongregation in Rom wurde informiert.
Gerüchte um ein Verfahren hatte es schon gegeben: In der Januar-Ausgabe der katholischen Zeitschrift "Publik-Forum" stand zu lesen, offenbar habe Kardinal Ratzinger Pater Willigis einen Brief geschrieben mit "den typischen Katechismus-Abfragen". In der Vergangenheit hatten zwei bekannte Universitätstheologen als Ergebnis von Lehrverfahren die Erlaubnis, im Namen der Kirche zu sprechen, verloren: Hans Küng 1979 und Eugen Drewermann 1991.
Der Benediktinerpater Willigis Jäger (76) ist als Buchautor, Vortragsreisender und Leiter von Meditationskursen weit über Deutschland hinaus bekannt. Sein Heimatkloster ist die Abtei Münsterschwarzach. Willigis Jäger gründete 1983 das "Zentrum für spirituelle Wege Haus St. Benedikt" in Würzburg und zusammen mit anderen die Übungsstätte für Zen und Kontemplation "Sonnenhof" im Schwarzwald. Er gehört den Benediktinern seit 55 Jahren an.
Pater Willigis verbrachte mehrere Jahre in Japan, wo er zum Zen-Meister ausgebildet wurde. Die große Bekanntheit des Forschers war es auch, die die MAIN-POST dazu veranlasste, ihn um einen Text für die Weihnachtsausgabe 2001 zu bitten.
Regelmäßige öffentliche Auftritte hatte Pater Willigis in Zusammenarbeit mit dem Rudolf-Alexander-Schröder-Haus in Würzburg im Rahmen der Reihe "Spiritualität aus der Stille". Seit zwei Jahren fanden diese Veranstaltung in der Stephanskirche statt. Die war an den Abenden, an denen Pater Willigis biblische Besinnungen abhielt, immer voll besetzt, erinnert sich Professor Hans-Joachim Petsch, Leiter dieser evangelischen Bildungseinrichtung. "Pater Willigis befriedigt die spirituelle Sehnsucht der Menschen, er bietet eine Heimat. Das kirchliche Lehrgebäude bietet vielen Menschen nicht genug Erfahrung, deswegen suchen sie diese in der Spiritualität." Das ist nicht unproblematisch: "Mystik eckt immer an, weil sie das Göttliche im Menschen sieht."
Alfred Singer, Weltanschauungsbeauftragter der Diözese Würzburg, hakt hier ein. Er selbst schätze Pater Willigis als Lehrer und Zen-Meister sehr, betont Singer. Aber man müsse die meditative Praxis und ihre Interpretation unterscheiden. Und hier habe Pater Willigis wesentliche Inhalte des christlichen Glaubens aufgegeben. So sei etwa bei ihm die Vorstellung, dass Gott eine Person ist, nicht mehr tragend. Stattdessen sehe Pater Willigis Gott als Ur-Energie, als Evolution des Kosmos.
Pater Willigis versuche, so Singer weiter, alle Religionen hinter sich zu lassen. Mystik als innere Schau Gottes im Erleben sei die eigentliche Religion, Christentum, Buddhismus und andere Religionen nur deren Ausprägungen. Auch Jesus Christus habe nicht mehr die zentrale Bedeutung wie im Christentum, wo er durch Menschwerdung und Kreuzestod der Erlöser ist. Erlösung in diesem Sinne spiele bei Pater Willigis keine Rolle mehr, kritisiert Singer.
Von Ludwig Sanhüter www.mainpost.de
wolfgang postete die geschichten vor einem halben jahr und sie sind wunderschön..
Die Meister
Als der große Sufi-Mystiker Hassan im Sterben lag, fragte ihn jemand: "Hassan, wer war dein Meister?" Er antwortete: "Ich hatte Tausende von Meistern. Wenn ich auch nur ihre Namen nennen wollte, würde es Monate dauern, und dazu bleibt nun keine Zeit mehr. Aber von dreien meiner Meister will ich euch gern erzählen.
Einer von ihnen war ein Dieb. Einmal verirrte ich mich in der Wüste, und als ich schließlich ein Dorf erreichte, war es schon zu spät, alle Türen waren schon versperrt. Aber schließlich fand ich doch einen Mann, der gerade versuchte, ein Loch in die Wand eines Hauses zu schlagen. Ich fragte ihn, wo ich übernachten könnte, und er sagte: "Zu dieser Nachtzeit wird das schwierig sein, aber du kannst bei mir bleiben - wenn du bei einem Dieb wohnen willst." Und der Mann war so wunderbar - ich blieb einen Monat lang bei ihm! Jeden Abend sagte er zu mir: "Ich gehe jetzt zur Arbeit. Ruhe du dich nur aus, bete du nur." Wenn er zurückkam, fragte ich ihn: "Hast du etwas erreichen können?". Er pflegte dann zu antworten: "Heute nicht, aber morgen werde ich es wieder versuchen, so Gott will..." Er war nie ohne Hoffnung, er war immer vergnügt.
Und als ich schon viele Jahre lang meditiert hatte, und nichts geschah, als ich viele Male so verzweifelt war, so ohne Hoffnung, daß ich mich mit dem Gedanken trug, alles hinzuwerfen, da erinnerte ich mich plötzlich an jenen Dieb, der jeden Abend sagte: "So Gott will, wird es mir morgen glücken."
Mein zweiter Meister war ein Hund. Als ich mich einmal durstig auf dem Weg zum Fluß machte, kam ein Hund daher. Auch er war durstig. Er schaute in den Fluß und erblickte im Wasser einen anderen Hund - sein eigenes Spiegelbild - und bekam Angst. Er fing an zu bellen und lief davon, aber sein Durst war so groß, daß er zurückkam. Schließlich sprang er trotz seiner Angst ins Wasser, und das Spiegelbild verschwand. Da wußte ich, daß Gott mir auf diese Weise eine Botschaft hatte zukommen lassen: trotz aller Ängste muß man springen.
Und der dritte Meister war ein kleiner Junge. Ich kam einst in eine Stadt und sah ein kleines Kind, das eine brennende Kerze trug. Es war auf dem Weg zur Moschee, um die Kerze dort aufzustellen. Aus Spaß fragte ich den Jungen: "Hast du die Kerze selbst angezündet?" Er antwortete. "Ja, Herr". Und ich fragte weiter: "Vorher war die Kerze nicht angezündet, und dann brannte sie plötzlich - kannst du mir die Quelle zeigen, woher das Licht kam?" Und der Junge lachte, blies die Kerze aus und sagte: "Jetzt hast du gesehen, wie das Licht gegangen ist. Wohin ist es gegangen? Sag es mir!" Mein Ego war erschüttert, mein gesamtes Wissen war zunichte. Und in diesem Augenblick fühlte ich meine eigene Dummheit. Seitdem ließ ich meine Gelehrsamkeit fahren..."
lieben gruß
( ) michi