Liebe Forumsleser!
Seit einigen Wochen bin ich stiller Leser dieses Forums. Aufgrund einiger Postings in diesem Forum
(und einiger Recherchen) bin ich der Meinung, daß
Ihr mir vielleicht weithelfen könnt - zumindest hoffe ich das sehr stark 8)
... aber ich will am Anfang anfangen
Solange ich denken kann, habe ich mich sehr für naturwissenschaftliche Themen interessiert. Wenns Krach machte oder irgendetwas explodierte - umso besser 8) - Irgendwann begenete ich zum ersten Mal
einer, meiner Obsession - dem Licht. Eine Menge
kluge Leute, haben eine Menge Dinge darüber geschrieben, aber keiner konnte mir so richtig erklären, was es damit nun eigentlich auf sich hat. Kurzum - ich habe so ziemlich alles verschlungen, was mit Licht zu tun hat (Planck, Einstein, Maxwell, Hawking usw). Aber eine Frage konnte ich einfach nicht zufriedenstellend klären.
Was ist es? Welle oder Teilchen? Beides? Keins
davon? Es kam wie es kommen mußte - so langsam
dämmerte mir, was der gute Niels Bohr meinte als
er sagte: "Wer die Quantentheorie verstanden hat
und nicht entsetzt ist, hat sie nicht verstanden."
Ich verstand - und war entsetzt.
Nachdem ich mich von dem Schock erholt hatte, daß
der Akt des Beobachtens dafür verantwortlich zu
sein scheint, welchen Ausgang das Experiment nimmt, justierte ich mein Weltbild neu und begann
von vorne ... (und wußte immer noch nichts über
das Licht).
Um eine längere Geschichte abzukürzen - es ging
noch eine Weile so weiter. Das Licht begleitete
mich. Ich schloss die Schule ab und dachte übers
Licht nach. Begann Mathematik zu studieren und
dachte übers Licht nach. Ich lernte die Frau
meiner Träume kennen (und lieben), studierte außerdem Informatik und dachte übers Licht nach.
Ich begann mich für Philosphie zu interessieren,
Konstruktivismus, Solipsismus und andere Theorien
mit meiner Freundin zu diskutieren, einem gutbe-
zahlten Job in der "IT-Branche" nachzugehen und
... genau 8)
Finanziell relativ unabhängig geworden (sagen wir
mal, meine materiellen Wünsche wurden so ziemlich
alle erfüllt) entwickelte ich ernsthafte Gedanken
über die Zukunft. Wie heißt es so schön? Wer keine Probleme hat, der macht sich welche ... und so tauchten hier und da Fragen in meinem Geist auf. Fragen, die den Sinn hinter dem was ich tat in Frage stellten. Zur Vorstellung Arbeiten? Geld verdienen? Gut essen? Dies und jenes kaufen? Ist das etwa alles? Plötzlich war da ein neues Problem. Wie wird man glücklich. Nicht durch
Arbeit. Nicht durch Geld. Nicht durch Sex, Drogen
und Rock 'n Roll. - So weit bin ich selbst ge-
kommen. Plötzlich stand ich mit beiden Beinen
in einer handfesten Krise. Ich kündigte und nahm
mir Zeit. Wochen, Monate. Es galt zwei Probleme
zu lösen. Das Licht legte ich erst einmal zur Seite und begann mein Problem vom wissenschaft-
lichen Standpunkt aus zu betrachten. Um mich "glücklich" zu machen, mußte ich erst einmal herausfinden wieso ich mich eigentlich unglücklich
fühlte. Ich nahm mir Zeit und untersuchte mich.
Stundenlang saß ich nur da und dachte nach.
Manchmal saß ich auch einfach nur stundenlang da
und merkte, daß Stunden vergangen waren - und ich
konnte mich nicht daran erinnern worüber ich nach-
gedacht hatte. Meine Freundin war in dieser Zeit
sehr verständnisvoll und hat mich wo sie konnte
unterstüzt. Nun - ich hatte eine relativ klare
Vorstellung davon, wie mein Körper funktioniert
und was das Gehirn in seinen unterschiedlichen
Bereichen macht - deshalb beschloß ich die Sache
mit dem "Ich" zu untersuchen. Wie denke ich
eigentlich? Wie höre fühle/sehe ich? usw.
Da mir ständig irgendwelche "gelernten" Theorien
usw. in die Quere kamen beschloss ich (rein
wissennschaftlich) bei NULL anzufangen. Was ist
sicher. Was kann ich beweisen. Ich sammelte Daten.
und erschrak - zum zweiten Mal. Erneut bröselte
meine Weltsicht. Alles, dessen ich mir wirklich
sicher sein konnte, war ein Strom von Erfahrungen,
Eindrücken und Wahrnehmungen, die sich aneinander-
reihten. Darüber hinaus - nichts beweisbares.
Ich ging zum nächsten Schritt über und untersuchte
die einzelnen Erfahrungen (so bin ich z. B. mehrere Nächte mit verbundenen Augen (sehr sehr
langsam) durch meine Wohnung gelaufen um mich nur
auf den Tast- und Hörsinn konzentrieren zu können). Die Erfahrungen die ich machte, waren
sehr interessant und einsichtsvoll. Die Erkenntnis, die ich daraus zog, war eine nieder-
schmetternde. Nichts davon war in sich real. Alles
bedingte sich gegenseitig (selbst die Tastempfindung der Kaffeetasse auf dem Tisch war
nur deswegen existent, weil ich die Tassen zuvor dort abgestellt hatte ... usw. ). Ich dachte zurück. Monate, Jahre - keine Ausnahme. Ich fing
an, in größeren Dimensionen zu denken. Was bedingte meine Geburt? Meine Eltern. Was bedingte die Geburte meiner Eltern? Der Krieg und meine
Großeltern. usw. usw. Irgendwann muß ich wohl
beim Urknall angekommen sein und kam nicht weiter.
Ich resignierte. Die ganze Welt schien leer - ohne Sinn ohne Grund. Nur eine Reihe von Prozessen, die sich gegenseitig "antossen" und sich dann wieder
verabschieden. Ich schaute aus dem Fenster, sah
Kinder spielen und war der einsamste Mensch auf
diesem Planeten. Nein. Ich war mir nicht einmal
mehr sicher, ob ich überhaupt Mensch war oder was
ich war. Ich kuschelte mich in meine Denkerecke
und begann nachzudenken - zutiefst deprimiert.
Meine Gedanken hatten irgendwann auch keine Lust
mehr sich mit mir zu beschäftigen und es wurde Nacht. Stille. Außen und Innen. Unendliche Stille
und Leere. Dann urplötzlich kam mir der Gedanke,
daß "ich" alles das bin, was seit dem Urknall (und davor) passierte. Darauf folgte der Gedanke, daß ich alles das sein werde, was bis zum Ende des
Universums geschieht (und danach g) - und ich
dachte WOW. Das Gefühl, daß ich in dem Augenblick
verspürte, kann man am ehesten mit einem Blitzschlag vergleichen. Nachdem die erste Euphorie abgeklungen war, setzte ich mich wieder hin (es war nach Mitternacht) und kam wieder zur Ruhe. Es muß so eine Stunde später gewesen sein, als mir der Gedanke kam, daß nicht nur Raum und
Zeit unendlich sind, sondern demzufolge auch das
Bewußtsein. Erneut durchfuhr mich ein Blitzschlag.
Gefolgt von Stille. Ich dachte, all diese Unendlichkeit, all dieses Bewußtsein ist leer und ich war unglaublich deprimiert. Es war sinnlos.
Absolut sinnlos. Ich dachte über mein Leben nach,
über die Leben der Menschen die ich kenne und liebe und über alle Menschen in der Welt. Alles
Sinnlos. Trauer, Kummer, Sorge, Liebe, Glück.
Alles leer. Stunden vergingen - es wurde langsam hell. Ich wollte nur noch, daß es aufhört. Ich
vergaß sogar, mir die nächste Zigarette anzustecken und meinen Kaffee zu trinken.
Ich wollte nicht mehr. Ich war bereit zu sterben.
Wenn ich in dem Augenblick einen Herzinfarkt bekommen hätte ich wäre mit einem Lächeln auf
den Lippen gestorben. Es wurde heller. Meine
Freundin machte sich auf den Weg zur Arbeit - ich
küsste sie, verarbschiedete sie und verabschiedete mich von ihr. Ich starrte aus dem Fenster und
schaute der Stadt in der ich wohnte zu, wie sie
erwacht. Dann passierte es.
Die Sonne spiegelte sich in einem Fenster im gegenüberliegenden Haus und die Zeit stand still.
Alles stand still - für einen winzig kleinen,
ewigen Augenblick. Die Zeit kehrte zurück aber
was ich sah, war anders. Versteht mich richtig.
Alles war nach wie vor da, aber ein wenig transparent. Es schien als könnte ich durch die
Menschen schauen, die vor meinem Fenster über
den Platz gingen. Sie waren ein wenig hohl. Ja -
es sah fast aus, als ob sich da ein Haufen leerer
länglicher Objekte sich durch die Welt bewegten,
über die jemand die Körper und Kleidung gestülpt
hätte. Ich wendete mich vom Fenster ab und
blickte auf mein Bücherregal. Ich sah alle Bücher
im Regal und gleichzeitig die ganzen Theorien,
Texte, Zitate, Geschichten und Anekdoten aus
denen sich der "intellektuelle" Teil meines Ver-
standes zusammensetzte. Ich drehte mich weiter
und sah, wie alles was mich umgab mich bedingte.
Ich sah, wie alles was mich ausmachte, meine Umwelt bedingt. Ich blickte wieder aus dem Fenster
und ... verstand. Ich erwachte, rieb mir die Augen
und lachte. Wie konnte ich so blind gewesen sein?
30 Jahre schlafend in der Welt herumlaufen? Erneut
durchfuhr mich ein Blitzschlag! Aber sicher!
Ich hatte mir nichts vorzuwerfen! Ich existiere
ja nicht einmal wirklich! Alles was ich gemacht,
erfahren und erlebt hatte war nur dazu da
um mir zu erklären, wer ich bin! Nein! Was das
Universum ist! Nein - damit das Universum sich selbst verstehen, anschauen und erfahren kann!
HALT!
Ich zog die geistige Notbremse. Was war das gerade? Daß das Universum sich selbst? Aehm ...
Zugegeben, manchmal hab ich ein wenig dick auf-
getragen - aber ich habe mir niemals angemaßt,
Gott zu spielen - oder mich mit der Schöpfung
zu vergleichen ... und doch. In meinem ganzen
Leben hatte ich viele "Aha-Effekte" und ich
habe jeden einzelnen genossen. Dieser Aha-Effekt
von dem ich schreibe war so ziemlich der gigantischste, eindrucksvollste Aha-Effekt den
ich je erfahren habe. Und ich bin mir noch niemals
bei irgendeiner anderen Sache so verdammt sicher
gewesen, daß ich recht hatte. Ich schwelgte in
Glück. Hinzu kam, daß ich plötzlich und wie aus
heiterem Himmel eine glasklare Vorstellung davon
hatte, wie das Universum funktioniert, wie es
entsteht, wie es endet, was es in der Zwischenzeit
macht, wie es sich selbst aufspaltet, neue hervor-
bringt, mit dem immergleichen Zweck und alles ohne Substanz usw. usw. - So gut hatte ich mich noch nie zuvor gefühlt. Dann kam mir ein Gedanke. Was da gerade passiert ist - könnte das die "Erleuchtung" gewesen sein??? Ich war mir nicht sicher. Was ist Erleuchtung? Gelesen hatte ich davon! Aber wo? Klar! Im Religionsunterricht. Da war doch mal was mit den Buddhisten! Ich beschloß, der Sache auf den Grund zu gehen. Das Universum setzte sich also vor sein Laptop und suchte im Internet nach "Erleuchtung" - wieder lachte ich mich halb tot.
Erstaunlich. Es gab viel zu lesen, aber niemand
war in der Lage zu beschreiben, was das nun ei-
gentlich genau war oder wie man es erkennt.
"Sie erkennen es, wenn es passiert". toll.
Wenn sie meinen erleuchtet zu sein, sind sie es
nicht. toll. Sehr aussagekräftig.
Es wurde Abend und ich war immer noch nicht schlauer. Meine Freundin kam zurück und meine
Weltsicht war immer noch die gleiche. Ich sah
meine Freundin plötzlich mit anderen Augen. Sie
war nicht nur ein Mensch, sie war "ich" - wir
waren ein- und dasselbe. Wir beschlossen einkaufen
zu gehen.
Während der nächsten fünf, sechs Tage hielt meine gute Stimmung an und es war praktisch unmöglich mein Lächeln zu lassen. Langsam kehrte wieder Normalität ein und ich las mehr und mehr buddhistische Texte - und begann mehr und mehr
zu zweifeln, daß mir "die" Erleuchtung widerfahren
ist.
Ich begann Parallelen in meinem Erlebnis und den
Texten - insbesondere unter den Kochrezepten zur Vorgehensweise - unter "palikanon.com" zu sehen. Gleichfalls fand ich aber auch Texte die überhaupt nicht zu meiner Erfahrung passten.
Das war vor einem Jahr. Ich kann dieses Erlebnis
nicht vergessen. Ich laufe durch die Welt und sehe
gute Dinge in der Welt und in mir (dem Menschen) -
gleiches gilt für die schlechten. Ich frage mich,
wieweit meine Verantwortung reicht? Wie weit bin
ich verantwortlich für den Zustand "meiner" und
unserer Welt? Inwiefern bin ich Schuld an Afghanistan? Hätte ich das verhindern können?
Ich habe mich eigentlich immer als Agnostiker be-
trachtet und dann stelle ich fest, das nicht nur
ich, sondern wir alle Gott sind. Ich beschloß
erneut zu experimentieren. Ich begann damit meine
"kleine Welt" zu ändern und nach Änderungen in
der "großen Welt" Ausschau zu halten. Hmmm.
Keine wirklich sichtbaren Ergebnisse. Ich begann
damit zu meditieren. Zugegeben, eine sehr interessante, sinnvolle und friedliche Beschäftigung. Was es bisher gebracht hat? Mal davon abgesehen, daß ich keine Angst vor "dem Tod" mehr habe, mehr Mitgefühl mit meinen Mitmenschen
empfinde und in einem globaleren Rahmen denke
nicht viel. Jaja - ich hör' Euch schon sagen - das
ist doch eine ganze Menge! - ist es. Klar! und ich
bin dankbar für alles. Mein Leben, die Erfahrung
vor einem Jahr und daß es Euch alle gibt oder nicht gibt (g).
Wie auch immer - langsam denke ich, werde ich
verrückt. Ich unterhalte mich mit anderen Menschen
und höre Autos hupen, Vögel schreien oder
ein Glas runterfallen und denke gleichzeitig, daß
mich jemand belogen hat. Ich meditiere, sehe meinen Gedanken zu (wie sie auftauchen) und parallel dazu fährt ein Auto vorbei.
Dann lese ich die Texte Buddhas, der davon spricht
die "Anhaftungen" an der Wurzel auszurotten und
stecke mir eine neue Zigarette an. Nebenbei?
Brennts eigentlich in Australien, weil ich noch
immer rauche? Wird deshalb das Ozonloch größer?
Langsam aber sicher werde ich mir immer sicherer,
daß ich wirklich verrückt werde. Ich beschloß,
die gelben Seiten nach jemanden zu durchsuchen,
der sich damit auskennt.
Mal sehen:
Zaun & co., Zapfanlagen Verleih, Installation
und Versand, ... Zen - AHA
Sagt mal, wie erreicht man eigentlich Zen-Meister?
Gibts da einen besonderen Trick? Schreiben klappt
nicht, anrufen klappt nicht. Ich muß mit jemand
reden, jemand fragen, der sich damit auskennt.
Und ich denke, ich hoffe und ich schicke Stoß-
gebete zum Himmel (dabei glaube ich nichtmal an
Gott) und hoffe, daß ihr mir sagen könnt, was
mit mir los ist. Mir ein paar Fragen beantworten
könnt. Bitte! Ich weiß nicht mehr weiter.
Bin ich verrückt?
Vielen Dank im Voraus für Eure Antworten. Ich
freue mich auf jede einzelne und bin froh, daß
es Euch gibt!
Meine besten Wünsche für Euch alle und gute Nacht!