Profil
Erich Fried
Was es ist
Es ist Unsinn
sagt die Vernunft
Es ist was es ist
sagt die Liebe
Es ist Unglück
sagt die Berechnung
Es ist nichts als Schmerz
sagt die Angst
Es ist aussichtslos
sagt die Einsicht
Es ist was es ist
sagt die Liebe
Es ist lächerlich
sagt der Stolz
Es ist leichtsinnig
sagt die Vorsicht
Es ist unmöglich
sagt die Erfahrung
Es ist was es ist
sagt die Liebe
Manches habe ich vielleicht nicht verstanden, aber das, was ich glaube, verstanden zu haben, geht so:
'Wenn wir im Geist der Stille verweilen, zerbricht er bald' verstehe ich so, dass Stille (contra Störung) als Idee/Konzept/Ziel des Verweilenden Einfluss auf das tatsächliche Geschehen nimmt. Selbst, wenn Stille herrschte, würde der Verweilende sie nicht ungetrübt wahrnehmen, weil er ja zusätzlich noch an Stille denkt.
Stattdessen soll das Konzept 'Stille' durch 'wundersames Gewahrsein' ersetzt werden.
'Wundersames Gewahrsein' aber ist leer von Vorstellungen und offen für das Geschehen im Geist des Verweilenden. Durch 'Gewahrsein' werde ich auf meine achtsame innere Wahrnehmung verwiesen. Und das 'wundersame' verstärkt meine Achtung des zu erwartenden Geschehens.
Alles kann geschehen: Stille oder Affenbande! Alles ist willkommen, alles ist 'wundersam'. Der Verweilende wird zum reinen Beobachter seinerselbst.
Das Ziel ist weder Stille noch Ausweisung der Affenbande, sondern 'wundersames Gewahrsein'. Und wird das Gewahrsein scheinbar unterbrochen, weil lautes Magenknurren ertönt und der Gedanke an eine dampfende Nudelsuppe mit den wundersamsten Zutaten aufsteigt: Oh, wie wundersam!
Wenn 'Meditation die Mutter der Kunst' (indischer Weiser) ist, warum nicht auch der Kochkunst?