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Sundro:
Wir teilen diese Welt in dualistische Kategorien ein. Das haben wir uns so angewöhnt, weil unser Leben so gut funktioniert. Mit der Realität hat das nicht unbedingt etwas zu tun. Der Baum ist nicht wirklich getrennt von der Erde, der Sonne, dem Regen.
Die irrste Vorstellung die wir aufgebaut haben, ist die eines vom Rest der Welt getrennten Ich's.
Im Laufe des praktizierens von Zazen wird diese Vorstellung zunehmend aufgeweicht. Manchmal ist sie auch vollständig weg.
Das heißt nicht, das man diese Vorstellung eines Ich's nicht mehr benutzen kann, um z.B. Dinge zu verändern. Nur weiß man dann, das es nur eine Vorstellung bzw. Abmachung ist.
Alan Watts habe ich auch mal gelesen.
Er hat bestimmt Viele zum Sitzen gebracht.
Leider hat er seine eigenen ICH-Probleme nur mit Alkohol aushalten können. Es hätte mir besser gefallen wenn er mal Zazen probiert hätte. Aber so ist das halt mit den "Helden" der Jugend ;-)
Zweckfrei und Absichtslos trenne ich hier sehr deutlich.
Mit einer Absicht zu sitzen würde bedeuten, dass wir etwas suchen und dadurch wird unser Denken doch genau wieder dahin gelenkt, wo es das "Ziel" des Meditierens glatt verfehlt.
Für mich ist Sitzen einfach nur eine Achtsamkeitsübung. Die wahre Erleuchtung findet man in der Welt; davon bin ich überzeugt.
das man Zazen ohne eine Absicht übern könnte ist natürlich eín Märchen. Solange noch ein "ICH" sich zum Zazen hinsetzt wird es auch eine Absicht geben.
Dann kommt da aber immer wieder so ein Meister oder Lehrer, der darauf beharrt, Zazen müsste absichtslos sein. Da kann ICH nicht verstehen. Dann passiert das gleiche wie bei einem Koan.
Grübel, grübel, grübel...kein Ausweg....Blop !
Kein Ich - keine Absicht. Bis zum nächsten Sitzen, da ist dann das Erreichen des "Blop" die Absicht.
So erkläre ich mir das. (Bzw. Das was glaubt ICH zu sein motiviert so zum Sitzen)
Ralf54:
Hallo Sundro,
herzliche Grüße zurück. Meine grundsätzliche Zustimmung zu dem, was Du zur Motivation christlicher Amtsträger sagst. Gerade bei Lassalle und Dumoulin finde ich es bemerkenswert, dass diesen offenbar die von Ignatius von Loyola selbst gelehrten Exerzitien nicht genügten. Gerade bei den Jesuiten ist ja deren eigene Tradition 'geistlicher Übungen' nach wie vor ungebrochen und wird auch Laien in Form von 'Volksexerzitien' nahegebracht.
Ob man da nun eine Marktlücke sah und besetzen wollte oder doch in der eigenen Tradition ein spirituelles Defizit empfand, möchte ich mal offenlassen ...
Noch eine Anmerkung zu den Roben. Ich denke nicht, dass Du den Leuten, die welche tragen, mit dem Ausdruck 'Verkleidung' gerecht wirst. Sicher, nicht die Kutte macht den Mönch und für den einen oder anderen ist vielleicht tatsächlich nicht mehr als ein exotisches Kostüm. Aber bei den meisten ist es wohl doch eher so, dass sie eben eine andere Art haben, mit der Tradition umzugehen und sie in ihre Praxis zu integrieren, als Du. Was für Dich hilfreich ist, muss nicht für sie hilfreich sein und umgekehrt.
In meiner Gemeinschaft (Soto) gibt es keinen 'Robenzwang' und auch keine Kopfrasur bei der Ordination. Allerdings wird Wert darauf gelegt, dass zumindest beim gemeinsamen Üben die Würde der Übung auch durch angemessene Kleidung zum Ausdruck kommt.
Übrigens bin ich bislang davon ausgegangen, dass auch bei Euch zumindest der Doshi unter Kesa oder Rakusu eine Robe trägt. Zumindest finde ich im Rezitationsheft der Diamond Sangha beim Takkesa Ge (Kesasutra) folgende Anmerkung:{k}
Recited by the assembly at dawn when the priests put on the kesa, their ceremonial robe, and lay people their rakusu, the small apron-like garment that symbolizes the Buddha's robe. It is also murmured privately when putting on the garment at other times.{/k}
Was trägt man denn bei Euch so unter der Kesa? ;-)
Gasshô,
SoGen
P.S.: Kaffee gibt's bei uns auch, wenn es jemand wirklich braucht. Der Tenzo ist da idR sehr mitfühlend ;-)
warum bist du zum Zen gekommen. Ich nehme mal an das Christentum konnte dir keine direkte Erfahrung von dem was "Gott" genannt wird vermitteln. Den Christen der Sanbo Kyodan Schule wird es nicht anders gehen.
Da ist man Pfarrer, hat Theologie studiert, und stellt irgendwann fest, das man keine Ahnung hat von was man eigentlich redet.
Zen bietet diese Möglichkeit "ES" herauszufinden. Möglicherweise fließt diese Erkenntnis dann auch mal in die Pfarrerarbeit ein.
Ich selbst habe auch eine Allergie gegen alles Christliche, trotzdem bin ich jetzt bei der Diamond Sangha (Robert Aitken) gelandet. Schön finde ich dort das dort wenig Beiwerk zum Zazen hinzugefügt wird. Es gibt keine Verkleidungen
wie im Soto, also keine Roben, kein Einheitshaarschnitt. Es ist halt kein Mönchsorden, sondern eine Laien-Sangha.
--> (und ausserdem gibt es Einzelzimmer beim Sesshin UND VORM ERSTEN SITZEN KANN MAN KAFFEE TRINKEN) ,-)
Es grüßt dich "der mit dem Unterschied tanzt"
Sundro
Fernsehtip: Mittwoch 13.10 - 22:30 - WDR - Menschen Hautnah.
"Der Abt von Antaiji"
Bericht über den deutschen Abt vom Antaiji. http://www.wdr.de/tv/menschen-hautnah/
Die Grenze zwischen Mittelweg und Belangloskeit war bei meinem Weg zeitweise überschritten. "Einfach sitzend" kam ich zu der Erkenntnis, das "Es nichts zu erreichen gibt". Eigentlich habe ich aber nur mein Ziel
für unerreichbar erklärt. Mich von ihm verabschiedet. Die Spannung, das Koan,
zwischen etwas erreichen wollen und absichtlos nur Sitzen war dann weg.
Da bin ich halt meistens eingeschlafen oder habe mich weggeträumt.
--Und so ist dann ein großes Shikantaza- Hindernis aus dem Weg geräumt.--
So habe ich das noch nie gesehen. Ich denke da immer viel zu sehr in Unterschieden.
Demnach wäre dann auch Koan-Arbeit ein Weg um Hindernisse aus dem Weg zu räumen ? Letzendlich läuft es auf Shikantaza hinaus ?
Ich denke auch das er mit diesem Hinweis die Entwicklung eines bestimmten Schülers "beschleunigen" wollte.
In diesem Buch geht es ja in erster Linie darum möglichst schnell erleuchtet zu werden. So kam es mir zumindestens beim ersten Lesen vor ca 5 Jahren vor. Das ist manchmal richtig lustig: Sesshin -> wieder 3 Schüler erleuchtet -> und ich wieder nicht dabei -> also ab jetzt die Nächte durchsitzen !
Vielleicht habe ich da auch was falsch verstanden.
Es gibt ja verschiedene Herangehensweisen. Einmal die Soto-Richtung mit dem nur Sitzen (Erleuchtung ist kein Thema) und dann die Rinzai und auch Sanbo-Kyodan Schule mit Methoden um Erleuchtung zu erlangen (Koans usw.)
Also ich schreibe nichts auf.
Danke für eure vielfältigen Antworten.
Meine Frage hat natürlich was mit meiner Praxis zu tun. Ich frage mich manchmal ob gewisse positive Veränderungen nicht auch ganz einfach so mit der Zeit gekommen wären. Früher habe ich manchmal meine Gereiztheit (z.B. bedingt durch Unterzuckerung nach exessiven sportlichen Ausflügen) ohne einen Anflug von Selbsterkenntnis an meiner Umgebung ausgelassen. Das hat stark nachgelassen. Hat das was mit dem Sitzen zu tun ? Wäre das ganz einfach auch so passiert ?
Andererseits sitze ich mittlerweile so wie ich mir die Zähne putze, einfach so. Ich habe keine Ahnung warum ich das mache. (Zähneputzen ist klar - das ist wegen Carius und Baktus)
Sicherlich werden sich auch diese Fragen irgendwann einfach auflösen. Aber solange sie da sind werde ich sie hier posten. Dafür ist das Forum doch da, oder ?
sicher gibt es so etwas wie Altersweisheit aus gemachten Lebenserfahrungen und sich daraus gebildeten Qualitäten, auch ein wenig wohl kluge Einsichten, weil man kräftesparender mit sich umgeht. Ich bin erst 35, kenne dies aber auch schon.
Weisheit und Mitgefühl sind ganz natürliche Eigenschaften, die man schon (oder manchmal auch gerade) als Kind deutlich lebt. Mit den Jahren kommt, oder sollte bestenfalls, dann auch die Einsicht dafür hinzukommen.
Aber wenn wir uns manche Menschen anschauen, vielleicht sogar welche, die Geschicke dieser Welt bedeutend mitlenken, ist leider zu sehen, dass sich diese Einsicht mit dem Alter nicht von selbst bildet.
HelmutLange:
Hallo Sundro
Die Altersweissheit meiner Grossmutter bestand darin laut zu atmen. Ich sass an ihrem Sterbebett und hörte diesem unbegrenzten Redefluss zu und hörte immer nur die Antwort auf meine Frage :Wer bin ich? Heute weiss ich das es nicht mehr zu sagen gibt als das Atmen. Mein Meister ist tot und doch ist er nur Leben.
Heisst natürlich auch das es keine Altersweissheit oder irgendein Wissen gibt.
liebe Grüsse
Helmut
hmmm, bin gerade 45 Jahre alt geworden und hab, wie es für Frauen in meinem Alter üblich ist, neuerdings mit den Wechseljahren zu tun. Früher (anfang des vergangenen Jahrhunderts)hätte meine Lebenserwartung bis hierher gereicht und ich hätte mich vermutlich als eine "weise" alte Frau bald vom Leben verabschiedet.
Das ließe vermuten, dass an deiner Theorie etwas dran ist.
Mein Vater, der inzwischen 82 ist und nicht, so wie ich zazen übt, ist alles andere als "Altersweise", er ist noch immer, wie mit ca. 18 Jahren auf der Suche, nur dass sich mittlerweile der Verfall des Körpers und des Geistes deutlich bemerkbar macht und ein "Altersstarrsinn" einsetzt.
Das ließe vermuten, dass deine Theorie nicht richtig sein kann.
Deine These würde in letzter Konsequenz bedeuten, dass Buddha evtl. nur bisschen Altersweise war, oder? Als Buddhistin glaube ich, und das ohne jedes Fragezeichen, dass der Buddha shakyamuni erleuchtet war und strebe an, dies ebenfalls zu erreichen. Das sollte für jeden Buddhisten das höchste Ziel sein.
Und ich bin unerleuchtet genug, um mich daran zu stören, wenn das höchste Ziel auf Altersweisheit redziert wird. :o)
Wenn man Menschen begegnet, die ihr Buddha-Wesen verwirklicht haben, also Erleuchtete Menschen, nicht solche, die nur mal so ein paar Ahaerlebnisse hatten, sondern welche, die zu tiefer Einsicht gelangt sind, dann ist das, was sie verkörpern nicht zu vergleichen mit herkömmlicher Altersweisheit.
Letztlich:
Es ist vollkommen gleichgültig, ob die Veränderungen die wir erleben durch normales Heranreifen oder durch Zen-Praxis hervorgerufen wird. Wichtig ist, dass wir zen praktizieren, üben studieren und uns weiterentwickeln und gegebenenfalls unsere Buddha-Natur verwirklichen können.
Thomas__:
hm... da ja zen nur ein weg unter vielen ist, könnte das ja schon sein, es gibt ja auch andere möglichkeiten etwas "klarer" zu werden.
aber ich hab mal in nem altersheim gearbeitet und muß sagen, dass nicht jeder ältere mensch "weise" ist und man von daher nicht drauf hoffen kann das, sich "altersweisheit" von selbst einstellt einfach nur weil man alt ist... ;-)
viele ältere menschen haben eine ungeheure gelassenheit, aber es gibt auch midestens genausoviele die absolut verbittert sind und ihr schicksal nicht ertragen können.
aber wenn ich alles richtig verstanden habe erreicht man mit zen ja nichts außergewöhnliches oder übermenschliches, von daher kann ich mir schon gut vorstellen das es einige alte menschen gibt die doch recht "erleuchtet" sind.
Sind nicht die Veränderungen, die wir an uns feststellen und unserer Zen-Praxis zuschreiben in Wirklichkeit nur einer gewissen natürlichen Altersweisheit zuzuschreiben.
Die irrste Vorstellung die wir aufgebaut haben, ist die eines vom Rest der Welt getrennten Ich's.
Im Laufe des praktizierens von Zazen wird diese Vorstellung zunehmend aufgeweicht. Manchmal ist sie auch vollständig weg.
Das heißt nicht, das man diese Vorstellung eines Ich's nicht mehr benutzen kann, um z.B. Dinge zu verändern. Nur weiß man dann, das es nur eine Vorstellung bzw. Abmachung ist.
Alan Watts habe ich auch mal gelesen.
Er hat bestimmt Viele zum Sitzen gebracht.
Leider hat er seine eigenen ICH-Probleme nur mit Alkohol aushalten können. Es hätte mir besser gefallen wenn er mal Zazen probiert hätte. Aber so ist das halt mit den "Helden" der Jugend ;-)
Lieben Gruß
Sundro