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Ralf54:
Hallo Helmut,
auch an Dich herzliche Grüße. Ich werd mich wohl wieder verdrücken - hier geht's ja mittlerweile wirklich gruselig zu. Nun ja, wer's mag ...
Gasshô,
SoGen
P.S.: Ich hab mal in Dein Profil geschaut - Du bist mittlerweile verheiratet? Nachträglich meinen herzlichen Glückwunsch; es hat mich damals sehr bewegt, wie Du über Deinen Lebensgefährten geschrieben hast.
Ralf54:
Nun - ich hatte "gewissermaßen ein Abfallprodukt" geschrieben. Ganz so abwertend war das also nicht gemeint. Ich weiss, dass Sadhus und Yogis sich recht intensiv mit siddhi (pali: iddhi)beschäftigen und darin wohl auch einen Sinn sehen.
In Buddhas Lehre ist das anders - da geht es um die Qualität der Seinserfahrung (duhkha), um die Ursachen und Bedingungen dieser Erfahrung, ihre Aufhebung und die Methode zu ihrer Aufhebung. Um nichts sonst. Siddhi im herkömmlichen Sinn - ob sie nun durch Anwendung der Methode auftreten oder nicht - sind für diesen Weg schlicht unerheblich. Da geht es um eine ganz andere, 'höhere' Art von siddhi - das sollten das Rinzai-Zitat und die Parallelstelle im Indriyabhavana Sutta zeigen.
alltag, nichts ungewöhnliches
nur einverstanden mit mir selbst
nichts auszuwählen, nichts zu verwerfen
kein kommen, kein gehen
kein prachtgewand, nur
die berge ohne ein körnchen staub.
ich übe mich in verborgenen, magischen kräften:
ich trage wasser, ich sammle holz.
Ralf54:
Offensichtlich hast Du weder das Zitat von Rinzai verstanden noch das, was im Theravada-Buddhismus als 'ariya iddhi' bezeichnet und im Indriyabhavana Sutta beschrieben wird. Das ist schade. Und nein, ich werde es Dir trotzdem nicht erklären - würdest Du den ariya marga praktizieren, insbesondere samma sati und samma samadhi, dann wüsstest Du auch so, wovon die Rede ist. Das ist aber wohl nicht der Fall. Und da könntest Du auch mit einer Erklärung nichts anfangen.
Was Du suchst, ist jemand, der Anderen Zirkuskunststückchen vorführt, erklärt und beibringt. Viel Glück bei Deiner Suche. Ich fürchte nur, Du suchst am falschen Ort. Buddha war kein Jahrmarktsgaukler, wie Du zu glauben scheinst.
Ralf54:
{v}buddha hat diese kraft in anwendung und auswirkung beschrieben.{/v}
z.B im Indriyabhavana Sutta (M.152) des Palikanon ...
{v}er riet nur ausdrücklich davon ab sie öffendlich zu machen mit der begründung das sie die uneingeweihten verwirren könnte und den neid erzeugt. {/v}
Hier sollte man etwas differenzieren. Wie Du in eben dem angegebenen Sutta nachlesen kannst, lehrte Buddha diese Kraft, von der auch Rinzai spricht (ariya-iddhi) öffentlich. Der so Belehrte ist hier sogar Schüler eines brahmanischen Guru, nicht sein eigener. Die sog. 'übernatürlichen' Kräfte (iddi-vidha oder iddhi-patihariya, vgl. z.B. Akankheyya Sutta M.6) sind hingegen die erste Stufe der 6 'höheren Kräfte' (abbhinna). Buddha lehnte ihr Praktizieren und insbesondere ihre Zurschaustellung ab - als "ungehörig, unbekömmlich, unerquicklich". Vgl. Kevatta Sutta (D.11).
{v}buddha hielt seine arahats für garanten das seine lehren nie aussterben werden. {/v}
Buddha wusste sehr wohl, dass "seine Lehren" - also der Dharma, wie er ihn in den Sutren formuliert und gelehrt hat - wie alles Geschaffene das Merkmal der Vergänglichkeit trägt und zwangsläufig dem Untergang, dem "Aussterben" geweiht ist. Der formlose Dharma hingegen bedarf keiner "Garanten" - auch Naturgesetze wirken, ohne dass sie jemand beschreibt und lehrt.
'Buddhas Lehre' ist das Geschenk der drei Juwelen oder Zufluchtsobjekte - darunter auch der Ariya Sangha. Das sind freilich nicht nur die Arhats. Dazu gehört jeder, der die ersten drei der zehn Fesseln (samyojana) überwunden hat: die falsche Sicht eines Ich (sakkaya ditthi), skeptischen Zweifel (vicikiccha) und Anhaften an Regeln und Ritualen (silabbata paramasa). Also jeder, der ein 'Stromeingetretener' (sotapanna) ist. Korrektes Üben von Zazen ist zunächst einmal nichts anderes als 'in den Strom eintreten'. Darüber hinaus ist es die unmittelbare Übertragung von Buddhas Erwachen und unmittelbare Übertragung des Dharma - Buddhas Lehre jenseits von Worten und Schriften.
{v}warum werden im zazen diese ahrahats nicht mehr nach buddhas vorbild und vertreter seiner lehre geehrt??{/v}
Im Zazen wird nichts und niemand 'geehrt' - nicht in dem Sinne, dass es etwas Ehrendes und etwas zu Ehrendes gäbe. Nur offene Weite, nichts Heiliges. Aber vermutlich meinst Du "im Zen". Dieser Eindruck von Dir ist nicht richtig. Wir Zen-Leute tun nur manchmal so bilderstürmerisch - als Mittel gegen Schwärmerei, Pfaffengehabe und heiliges Getue. ;)
Die 'Ehrung' besteht in der Verdienstübertragung (eko) der Rezitation (fugin). Dies geschieht im Soto-Zen in Form einer allgemeinen Verdienstübertragung an die drei Juwelen (zu denen natürlich auch die Arhats oder jap. Rakan / chin. Lohan gehören):
{i}ji ho san shi i shi fu
shison busa mokosa
moko hoja horomi
zehn Richtungen, drei Zeiten, alle Buddhas
alle Ehrwürdigen, Bodhisattvas, Mahasattvas
große transzendente Weisheit{/i}
... oder aber in Form einer speziellen Verdienstübertragung, wenn die Rezitation speziell für die Arhats gehalten wird (ogu fugin):
{k}"Bescheiden bitten wir um eure Erleuchtung und mitfühlende Erwiderung.
Nachdem wir das Sutra vom Herzen der Großen Vollkommenen Weisheit rezitiert haben, übertragen wir das dadurch erzeugte Verdienst den ewigen drei Schätzen in den zehn Richtungen, den zahllosen Weisen im Ozean der Buddhaschaft, den sechzehn großen Arhats und allen Wesen, die der Klasse der Würdigen angehören.
Wofür wir beten ist, dass ihr eure drei Arten des Wissens und sechs übernatürlichen Kräfte gebraucht, um das Zeitalter des Dharma-Endes in das Zeitalter des wahren Dharma zu wandeln; nutzt eure fünf Kräfte und acht Befreiungen, um Lebewesen zum Unerschaffenen zu führen; dreht beständig die zwei Räder des Klosters und verhindert für immer, dass die drei Übel das Land befallen."{/k}
Mit "alle Ehrwürdigen" im ersten eko und der "Klasse der Würdigen" im zweiten ist ariya sangha gemeint.
{k}was ist denn nun mit rinzais beschreibungen ??weiß jemand wie diese möglichkeiten erreicht werden können?{/k}
Ja. Suche Dir einen qualifizierten Lehrer und folge seinen Ratschlägen.
{k}und hat dann immer außer mystik nichts als erklärung vorzuweisen{/k}
So lange Du noch Erklärungen vorzuweisen hast, hast du nicht verstanden ;).
Ralf54:
{k}Wenn dem so wäre, dann müßte der Beobachter in der Lage sein, das Beobachtete zu verändern,{/k}
Also ich weiss nicht, wie das anderen Beobachtern geht. Ich kann das schon. Beispielsweise habe ich gerade eben vor mir eine volle Teeschale beobachtet. Mein Geist war der Ansicht, ein Schluck Tee wäre jetzt angebracht - und siehe da, die Schale ist jetzt nur noch halbvoll und ich habe den Geschmack von Tee im Mund.
{k}so wie im Film "Matrix" der kleine buddhistische Mönch, der mit Geisteskraft den Löffel vebogen hat.{/k}
Ja, ich war auch ganz stolz darauf, als ich es das erste Mal geschafft habe, Fahrrad zu fahren, ohne die Hände zu benutzen. Kinder haben an so etwas Spass. Wenn ich Löffel verbiegen will, benutze ich meine Geisteskraft dazu, meine Hände einzusetzen. Ist die einfachste, naheliegendste Methode. Wer sich die Hose mit der Kneifzange anzieht, macht sich nur lächerlich.
{k}Hab noch nie etwas derartiges in echt gesehen, auch wenn es Legenden über irgendwelche Mönche gibt, die es angeblich können.{/k}
Durch ernsthafte Übung können (nicht müssen) sich ungewöhnliche Kräfte entwickeln; der Begriff dafür ist 'siddhi'. Sie sind gewissermaßen ein Abfallprodukt der Übung und insofern uninteressant. Uninteressant ist damit natürlich auch die Frage, ob es so etwas wie 'siddhi' tatsächlich gibt oder nicht.
{v}"Die wahren übernatürlichen Kräfte sind die des Erwachten, und nur ein Erwachter besitzt sie: sehen, ohne durch Farbe und Form getäuscht zu werden, hören ohne durch Klänge getäuscht zu werden, riechen ohne durch Gerüche getäuscht zu werden, schmecken ohne durch Geschmack getäuscht zu werden, berühren ohne durch Berührung getäuscht zu werden und denken ohne durch das Gedachte getäuscht zu werden."{/v}
(Stammt nicht von mir, sondern von Rinzai.)
{v}{i}"Ohne Wunder zu bemühen
Lässt er tote Bäume blühen"{/i}{/v}
- lautet der letzte Vers von Kuoan Shiyuans 'Der Ochse und sein Hirte'
{k}Doch der wahrnehmende Geist hat nicht die Kraft dazu, die wahrgenommene Materie zu beeinflussen.{/k}
Sind denn wahrnehmender und handelnder Geist getrennt? Sind Geist und Materie getrennt? Wo ist Deine Materie und wo ist Dein Geist?
Die 'Beeinflussung' des Wahrgenommenen durch den Wahrnehmenden bis hin zur Aufhebung der künstlichen Trennung von Wahrnehmendem und Wahrnehmung ist genau das, was in den sog. 'Zen-Künsten' geübt wird. Bis zu dem Punkt, wo aus 'Beeinflussen' absichtsloser Wandel wird und alles seine natürliche Gestalt annimmt, seine Ver-formung verliert und zur wahren Form zurückfindet.
Du solltest es einmal versuchen - es muss kein Ikebana, keine Kalligraphie oder sonst etwas Exotisches sein. Ich z.B. übe mich im Töpfern. Was ich da über das 'Beeinflussen' lerne, wirkt sich auf meine Interaktion mit allem, was ich wahrnehme, aus.
{k}Was nicht heißt, daß man es sich einbilden kann, aber damit verarscht man nur sich selbst oder verarscht einen die Illusion? ;){/k}
'Selbstverarschung' ist die Sicht, der Beobachter sei NICHT das Beobachtete. Verarschung durch die Illusion ist die Sicht, das Beobachte sei NICHT der Beobachter. Macht irgendwie keinen Unterschied ...
Ralf54:
Vorab - ich kenne das Buch nicht. Mit Dantian ist zwar idR die bekannte Stelle im Unterbauch gemeint, es gibt jedoch drei Dantian - einen oberen, einen mittleren und einen unteren.
Dabei kenne ich dann auch noch zwei unterschiedliche Systeme. Im einen verhält es sich so:
Der untere Dantian entspricht dem Punkt Huiyin, etwa in der Mitte des Perinäums. Der mittlere Dantian ist der Punkt Qihai, 1,5 cun (ca. 5 cm) unterhalb des Bauchnabels, Shenque. Wenn du die Hand auf den Unterbauch legst mit der Mitte der Daumenwurzel auf dem Nabel, befindet sich Qihai direkt unter Laogong, dem Punkt in der Mitte des Handtellers. Der obere Dantian entspricht Yintang, dem Punkt zwischen den Augenbrauen (Zirbeldrüse oder 'drittes Auge').
In dem anderen System ist der untere Dantian der Punkt Qihai, der mittlere ist Juque, was dem Solarplexus entspricht. Der obere ist wieder Yintang. Wenn von Dantian oder Tanden die Rede ist, kann also durchaus auch der Solarplexus damit gemeint sein.
'Hara' bedeutet allerdings wörtlich einfach Bauch - damit ist klar, was gemeint ist - nämlich immer Qihai.
Ralf54:
Hallo Lars,
ich wohne seit ein paar Monaten in Monzingen und prüfe derzeit die Möglichkeit, im Raum Bad Sobernheim oder Kirn eine Sitzgruppe aufzubauen. Bei Interesse kannst Du mich gerne anschreiben - dann wären wir schon zu zweit ;). Mail-Adresse findest Du in meinem Nutzerprofil.
Ich gehöre als Schüler von GenKi Ellen Österle einer Soto-Gemeinschaft an (vgl. www.altbaeckersmuehle.de); die Sitzgruppe soll aber (wie bei uns üblich) für Alle offen sein, die gemeinsam Zazen üben wollen. Gleich ob Soto, Rinzai, Sanbo Kyodan, Thich Nath Hanh, christliches Zen oder welche Tradition bzw. Nicht-Tradition auch immer.
Ralf54:
Du brauchst einen Block Holz von der japanischen Zypresse (Chamaecyparis obtusa, jap. hinoki) oder vom Kampferbaum (Cinnamomum camphora, jap. kusunoki). Dann eine Werkbank, zwei, drei gute und ausreichend lange Sägen (siehe z.B. http://www.feinewerkzeuge.de/japsaege.htm) , einen ausreichend langen Schlangenbohrer (s. http://www.feinewerkzeuge.de/bohr2.htm) und ein paar Bildhauereisen (z.B. in der Art: http://www.feinewerkzeuge.de/japcarv.htm). Dann machst Du alles, was nicht nach Mokugyo aussieht, zu kleinen Holzspänen.
Ralf54:
Ingen gründete den Manpuku-ji mit Unterstützung Tokugawa Ietsunas 1661, also 25 Jahre vor Hakuins Geburt. Der Manpuku-ji gehörte nicht zum Gozan-System (war also eine Art Rinka-Tempel); damit war die Linie faktisch unabhängig. Noch bis 1740 wurden die Äbte dort (insgesamt 13) ausschließlich von Chinesen gestellt; noch bis 1786 gab es immer wieder chinesische Äbte.
Mit Ryochu Nyoryu (17931868), dem 33. Abt des Manpuku-ji, wurde dann ein Dharmanachfolger von Takuju Kosen (1760-1833) berufen - damit hatte Hakuins Linie den Tempel 'erobert' (und hält ihn noch heute). Trotzdem wurde der chinesische 'Stil' der Zeremonien, der Mahlzeiten, der Sutrarezitaionen usw. beibehalten - auch das nenbutsu und diverse aus China eingeführte esoterische (mikkyo) Rituale. Trotzdem gibt es einen gemeinsamen Rat für Rinzai- und Ôbaku-Zen, man fühlt sich zusammengehörig.
Die Bevorzugung des Obaku-Zen (das Japan ganz erhebliche kulturelle Impulse lieferte) durch das Tokugawa-Shogunat war sicher neben dem degenerierten Zustand des Rinzai-Zen, das die Berufung und Förderung Ingens erst nahegelegt hatte, mit der Auslöser für Hakuins Reformen. Ingens Berufung war der Versuch einer Reform 'von oben' bzw. von außen, Hakuin reformierte das Rinzai-Zen von innen. Ôbaku war 'modernes' Zen aus China, dem Zentrum der Zivilisation - Hakuins Zen war 'reaktionäre' Rückbesinnung auf die Wurzeln (und trotzdem etwas Neues).
So ganz singulär war Hakuin freilich nicht, er hatte (sicherlich weniger wirksame) Vorläufer wie Isshi (1608-1646), Takuan Soho (1573-1645) und Bankei Yotaku (1622-1693). Die Notwendigkeit für Reformen wurde also auch von Anderen empfunden - der Import des Ôbaku-Zen war nur ein Aspekt dieses Prozesses.
Auch Sôtô hatte in dieser Zeit Reformen nötig - und fand fähige Reformer wie Gesshu Soko (1618-1696), Manzan Dohaku (1636-1714) und Menzan Zuiho (1683-1769).
Ralf54:
In Korea sah der Verschmelzungsprozess etwas anders aus als in China. Während der Koryô-Periode (918-1392) mit dem breitesten Spektrum an buddhistischen Schulen existierte zunächst das System der ogyo kusan, der 'fünf Schulen der Doktrin und neun Bergschulen'. Mit den 'Bergschulen' sind Sôn-Schulen (kor. für Chan / Zen) gemeint eigentlich waren es eher unterschiedliche Linien; die meisten (7 von ihnen) gingen auf Mazu (über Baizhang und Huangbo auch 'Urgroßvater' von Linji / Rinzai) als gemeinsamen Dharmavorfahren zurück.
Später wurden die 'neun Bergschulen' als eine einzige (Sôn-)Schule gezählt und die Ch'ônt'ae, der koreanische Ableger der chinesischen Tientai-Schule (jap. Tendai) als weitere Sôn-Schule (!) das sind dann die genannten 'fünf doktrinären und zwei Meditations-Schulen' (ogyo yangjong).
Allmählich reduzierten sich die 'fünf doktrinären und zwei Meditations-Schulen' auf nur noch zwei - Kyo und Sôn - die dann auch noch miteinander verschmolzen. Mit dem Beginn des 17. Jahrhunderts haben wir dann das 'moderne' koreanische Sôn, das sich durch diesen Assimilierungsprozess gebildet hatte.
Was die eigenartige "Mantra"-Praxis angeht - das erinnert in der Tat an die chinesische huatou-Methode, wie sie vor allem von Chan-Meister Xuyun überliefert wurde. Dabei wird die Konzentration auf das huatou freilich nicht durch Hilfsmittel gestützt.
Ralf54:
Herr Ficicchia macht mit viel Engagement eine sehr lesenswerte Homepage (eigentlich zwei, es gibt noch eine Baha'i-kritische Seite von ihm). Speziell Zen ist allerdings nicht sein Anliegen, sondern das sog. 'Navayana', ein abendländischer 'Neobuddhismus'. Sein Lexikon ist eine nützliche Hilfe für Leute, die auf die von Fachleuten erstellten Lexika wie den 'Notz' oder Keowns Lexikon nicht zurückgreifen können, es ist allerdings alles andere als fehlerfrei und sicher nicht geeignet, ohnehin schon zweifelhafte Argumentationen zu stützen.
Eine solche Aussage etwa zur Obaku-shu: "In der Frage der Realisierung des Erleuchtungszustandes (satori) nimmt sie eine Mittelstellung zwischen Rinzai (plötzliche Erleuchtung) und Sôtô (stufenweise Erleuchtung) ein" z.B. zeugt von einem grundlegenden Missverständnis von Soto-Zen speziell sowie von grundlegenden Lehren des Zen insgesamt. Alle auf den 6. Patriarchen Huineng / Daikan Enô zurückgehenden Chan-, Zen- , Son- und Thien-Schulen (und das heisst praktisch alle aktuell noch existierenden) lehren das dunjiao / tongyô ('Lehre der Unmittelbarkeit', oft fälschlich mit 'Lehre der plötzlichen Erleuchtung' übersetzt) gemäß dem Liuzu tanjing / Rokuso dangyô (Plattform-Sutra des 6. Patriarchen). Wer behauptet, im Sôtô ginge es um "stufenweise Erleuchtung", zeigt nur, dass er entweder Dogen nicht gelesen oder ihn aber zumindest nicht verstanden hat; dass er nicht weiss, was die Praxis des shikantaza eigentlich ist und was butsugyô ist. Die zitierte Aussage widerspricht sowohl dem Selbstverständnis der Soto-shu (und n.b. der Obaku-shu) als auch den Schriften dieser Schulen (von der Praxis hier einmal ganz zu schweigen). Sie beruht offensichtlich auf blanker Unkenntnis der durch Daosheng (um 360-434) begründeten und durch Huineng in die Chan-Schule eingebrachten dunjiao-Doktrin und Methode.
Was das Rezitieren von 'namu amida butsu' angeht, also das nianfo / nenbutsu, so mag das mit der Mantra-Praxis verwandt sein; lohnt nicht darüber zu streiten. Meiner Ansicht nach ist es wenn man schon partout Verwandtschaften sehen will - allerdings dann schon eher mit dem im Theravada (unter anderem) praktizierten buddhanussati verwandt. Jedenfalls ist es keine Zen- oder Chan-Praxis, sondern eine Praxis der Jingtu-Schule (und anderer Schulen des reinen Landes). Die Jingtu-Schule und die Chan-Schule verschmolzen im China der Ming-Zeit, nachdem die Linji-Linie und die Caodong-Linie des Chan als Rinzai-shu und Soto-shu in Japan bereits Fuss gefasst hatten. So entstand in China das 'Chan-jing Yi-zhi', die 'vereinte Praxis von Chan und Reines Land', die dann im 17. Jahrhundert auch in Japan (und in Vietnam) Eingang fand. In der Verschmelzung fanden also Praktiken zweier Schulen Eingang. Das macht aus nianfo / nenbutsu immer noch keine Zen-Praxis; sie wird auch nicht mit der Praxis des zuochan / zazen vermischt. Zazen und nenbutsu werden allenfalls gemeinsam in einer Übungshalle praktiziert (DESwegen 'vereinte Praxis') vorausgesetzt, das nenbutsu wird auf der zweiten oder dritten Stufe (guanxian nianfo oder shixiang nianfo) ausgeübt. Konkret: das 'Rezitieren' ist nicht hörbar, sondern ein rein geistiger Vorgang.
Dharani und Mantras werden auch im Rinzai-Zen oder im Soto-Zen rezitiert (das Daihi Shin Darani und das Herzsutra mit dem darin enthaltenen Mantra sind die am häufigsten benutzten Rezitationstexte) allerdings beim fugin, nicht beim zazen.
Übrigens um noch einmal auf den Lexikon-Eintrag zurückzukommen heisst die Obaku-shu nicht so, weil sie "auf der Tradition des chin. Chan-Meisters Huang-po Hsi-yün (jap. Ôbaku Kiun; gest. 850) beruht", sondern weil der Übermittler Yinyuan / Ingen bevor er nach Japan kam in China Abt im Kloster auf dem Huangbo / Ôbaku war. Dass Huangbo Xiyun / Ôbaku, der seinen Namen nach diesem Berg erhielt, wo er ebenfalls Abt (und Lehrer von Linji / Rinzai) war, zur Traditionslinie Yinyuan / Ingens gehörte, ist zwar richtig. Nur liegt dazwischen eine Entwicklung von rund 800 Jahren und eine Übernahme von Praktiken des populären Amida-Buddhismus.
Ralf54:
Lieber Andreas Dae Kyong,
es freut mich sehr, dass Deine Praxis mittlerweile so weit gediehen ist, dass Du schon die Praxis Anderer beurteilen kannst. Wenn Du Dich weiter darin übst, wird noch ein großer Lehrer aus Dir werden.
Ralf54:
Hallo Hanako,
{k}1. Was bedeutet "Zen des toten Holzes", "Zen des lebendigen Leichnams" ?{/k}
Der Ausdruck 'Zen des toten Holzes' (eigentlich 'totes Holz [und] kalte Asche', kumu shihui) geht auf Juefan Huihong (1071-1128) zurück, einen Meister der Linji-Schule (jap. Rinzai-shu). Er hinterließ ein umfangreiches Werk, darunter das Linjian Lu, eine Sammlung von Lehren und Aussprüchen früherer Zenmeister. In dem Kapitel über Bodhidharma kritisiert er, dass dessen neun Jahre währendes Sitzen vor einer Wand in Shaolin mit der indischen Dhyana-Praxis gleichgesetzt wird. Diese Praxis der Versenkung bezeichnet er als 'totes Holz und kalte Asche'. Das genaue Zitat der Stelle findest Du im Butsudo-Kapitel von Dogens Shobogenzo. Dogen hatte auf Empfehlung seines Meisters Tiantong Rujing (Tendo Nyojo) das Linjian Lu studiert. So ist auch die Passage in Dogens Fukan Zazen Gi (Koroku-Fassung) zu verstehen:
{k}"Fest sitzend, denke Nicht-Denken. Wie denkst du Nicht-Denken? Undenkend. Dies ist die Kunst des Zazen. {f}Zazen ist nicht die Übung von Dhyana{/f}."{/k}
Zur Dhyana-Übung, im Theravada als die Praxis der Jhana (pali Jhana = sanskrit Dhyana) bekannt, vergleiche als ersten Hinweis http://wissenglobal.de/Jh%C3%A2na.html sowie (ausführlich, leider nur auf Englisch) http://www.palikanon.com/english/the_jhanas/jhanas00.htm
{k}2. Was bedeutet "an der Leere anhaften" ?{/k}
Für das gewöhnliche Bewusstsein (bonpu-no-joshiki) ist Form Form. Wird in einem 'Durchbruch' realisiert, dass Form Leere ist, so besteht die Gefahr des Anhaftens an dieser Leere und damit des Stillstands der Übung. Gemäß der Lehre Dongshan Liangjies (Tozan Ryokais), des Gründers der Caodong-Schule (chinesischer Vorläufer des japanischen Soto-Zen) ist dies lediglich der erste von fünf 'Rängen' (go-i). Hakuin schreibt in seinem Kommentar zu den go-i über diesen ersten Rang:
{k}"Wenn der wahrhaft Praktizierende [...] plötzlich zu diesem Rang durchbricht 'verschwindet der leere Himmel und der eiserne Berg zerbröckelt'. 'Oben gibt es nicht einen Dachziegel, seinen Kopf zu schirmen; unten keinen Zentimeter Boden, darauf zu stehen.' Die wahnhaften Begierden sind nicht-existent, Erleuchtung ist nicht-existent, Samsara ist nicht-existent, Nirvana ist nicht-existent. Dies ist der Zustand völlig leerer Fülle, ohne Klang und ohne Duft, wie ein bodenloser klarer Teich. Es ist, als wäre jedes Wölkchen vom gewaltigen Himmel gewischt.
Nur zu oft, in der Annahme, dass sein Erlangen dieses Ranges das Ziel der Großen Angelegenheit und sein Verständnis des Buddha-Weges damit vollständig ist, klammert sich der Schüler bis zum Tod daran und will ihn nicht loslassen. Dies wird 'Zen des stehenden Wassers' genannt, solch ein Mann wird 'ein böser Geist, der die Leiche im Sarg bewacht' genannt. Auch wenn er in diesem Zustand dreißig oder vierzig Jahre versunken bleibt, wird er niemals aus der Höhle der Selbstgefälligkeit heraus und von den minderwertigen Früchten der Pratyeka-Buddhaschaft los kommen. Daher wird gesagt: 'Er, dessen Tun nicht diesen Rang verlässt, versinkt in einem Meer von Gift.' Er ist der Mann, den Buddha den 'Narren, der seine Verwirklichung im Rang des Wirklichen erhält' nannte."{/k}
Ich nenne es: "Vor der Erleuchtung Wasser holen und Holz hacken. Nach der Erleuchtung Holz holen und Wasser hacken." Leider wird Zen nur zu oft mit solchen Narrheiten verwechselt.
{k}3. Wie kommt man aus 1) und 2) raus ?{/k}
Erst einmal musst Du lernen, hinein zu kommen. Die Dhyana-Übung ist nützlich zur Entwicklung von Konzentrationskraft (joriki); Zazen ist nicht Dhyana und doch nicht verschieden davon. Studiere, was Dogen im Shobogenzo Butsudo dazu zu sagen hat.
{k}einsam sitze ich in tiefer nacht
bearbeite das tote holz der versenkung
die leblose asche schürend lässt sich
das feuer nicht wiedererwecken
da! es klingt die glocke vom turm
ihr einzig klarer klang
erfüllt den winterhimmel
(Hanshan Deqing){/k}
Um wiederum an der Leere nicht anzuhaften, musst Du sie zunächst realisieren - ohne den ersten Rang wirst du den zweiten nicht erlangen. Und dann - hüte Dich vor der "Annahme, dass Dein Erlangen dieses Ranges das Ziel der Großen Angelegenheit und Dein Verständnis des Buddha-Weges damit vollständig ist".
Höre nicht auf Schwätzer, die den Erleuchtetn spielen und ihre Ahnungslosigkeit mit schönen, 'zennigen' Sprüchen übertünchen. Suche Dir einen fähigen Lehrer, mit dem Du Deine Erfahrungen besprechen kannst und der Dich vor Irrtümern und Fehleinschätzungen bewahrt.
Ralf54:
Aber Du Wirrkopf respektierst andere Menschen? Schon mal dran gedacht, dass das Brett, das Du siehst, womöglich an Deine eigene Stirn genagelt ist?
Den 'Wirrkopf' und das 'Brett vorm Kopf' nur mal so von gestern abend so aus Deinen Postings herausgegriffen, um "wirklich" respektvollen Umgang mit Anderen zu demonstrieren .... Nun ja, das ist wohl Ausweis Deiner Praxis und sagt damit auch schon alles Notwendige darüber aus.
Ralf54:
Also Leute, jetzt hört doch mal auf , über das Shinjinmei und den Begriff 'Liebe' zu schwadronieren. Das ist nur eine bescheuerte Übersetzung, sonst nichts.
Die erste Hälfte des zweiten Doppelverses des Shinjinmei lautet:
但莫憎愛
(dan mo zeng ai)
但 dan bedeutet 'nur, lediglich' und 莫 mo 'nein, nicht, gibt nicht'. Beides gemeinsam in diesem Zusammenhang (auf den vorangehenden Vers bezogen) 'nur nicht'. Danach kommt 憎 zeng, was im normalen Sprachgebrauch 'hassen, verabscheuen, ablehnen' bedeutet. 愛 ai wiederum heisst nicht 'lieben' sondern 'begehren, verlangen, ersehnen'. Beides zusammen - 憎愛 zeng ai steht in buddhistischem Kontext für die aus Unwissen (avidya) entstehenden Antriebe, die wiederum zum Anhaften (upadana) führen. Anders ausgedrückt für die ursprünglichen 'Befleckungen' (skrt. klesha, chin. fannao, jap. bonnô). In westlichen Sprachen werden diese Antriebe gewöhnlich mit 'Gier' und 'Hass' übersetzt. Die ursprünglichen Sanskritausdrücke sind 'trsna' und 'lobha'. Nun ist 'Gier' zwar keine besonders gute Übersetzung von 'trsna'; 'Begehren' (und damit auch das chinesische 愛 ai) trifft es besser. Aber es ist immer noch zutreffender als 'Liebe'.
Also: 'nur nicht ablehnen oder begehren'. Hat mit Liebe nur sehr entfernt etwas zu tun.
Ralf54:
Hallo,
ich möchte Dich ermutigen, es trotzdem noch einmal 'richtig' zu versuchen. Die Übung, auf die Du Dich beim Zen konzentrierst, {f}ist{/f} das Sitzen. Lass es Dir am besten zeigen - wenn keine Sitzgruppe in Deiner Nähe ist, kannst Du auch zu einem/r Yogalehrer/in gehen. Glaub mir, es lohnt sich. Das mit den Rückenschmerzen gibt sich, die kommen in erster Linie von einer falschen Sitzhaltung. Wenn Du 'richtig' sitzt, also mit aufgerichtetem Oberkörper und geradem Rücken, brauchst Du keine Lehne - die stört dann nur.
Ralf54:
Hallo,
Unstet hat völlig recht, keinesfalls das Knie "hängenlassen". Nur ergänzend noch einen Vorschlag - ich habe das gleiche Problem mit dem halben Lotos und lege ein Gewicht (kleiner Beutel, mit Bleikügelchen gefüllt) auf das Knie, das damit zum Boden kommt. Das geht ganz gut.
Soche Gewichte gibts in Sportgeschäften oder z.B. bei Bausinger (Online-shop für Yogaartikel, Sandsäckchen). Kann man aber auch ganz einfach selbst machen.
Mit dem Gewicht natürlich nicht übertreiben - das soll nur eine {f}leichte{/f} Unterstützung sein. Also kein Kilo, eher ein halbes Pfund. Wenn das nicht reicht, lieber ein Kissen unterlegen.
Ralf54:
Hallo Chris,
auf das von dir erwähnte Buch ist hier immer wieder hingewiesen. Erst küzlich waren Zitate aus diesem Buch hier Anlass einer hitzigen Debatte.
Der eigentliche Anlass meiner Antwort aber ist der: da viele hier das Buch nicht kennen, sollte klargestellt werden, dass bei 'Suzuki' nicht von Shunryu Suzuki, sondern von Daisetzu Teitaro Suzuki die Rede ist.
auch an Dich herzliche Grüße. Ich werd mich wohl wieder verdrücken - hier geht's ja mittlerweile wirklich gruselig zu. Nun ja, wer's mag ...
Gasshô,
SoGen
P.S.: Ich hab mal in Dein Profil geschaut - Du bist mittlerweile verheiratet? Nachträglich meinen herzlichen Glückwunsch; es hat mich damals sehr bewegt, wie Du über Deinen Lebensgefährten geschrieben hast.