gestern hat eine "Neue" in unserem zendo dem Lehrer die Frage gestellt, was er denn selbst so für positive Effekte vom zazen hätte.
Er hat sich ganz geschickt aus der Affaire gezogen. Die meiner Meinung nach richtige Antwort kam dann aber erst beim Abschied: "auf diese Frage gibt es keine Antwort". Vielleicht muss es jeder selbst erfahren, dass man die Antwort selbst weiß, aber mit Worten niemand mitteilen.
Ich habe mich gefragt, wie würde ich darauf antworten. Wohl eher taktisch unklug mit obiger Antwort.
So ein paar Gründe warum man es nicht sagen kann:
- wenn Wünsche wahr werden, haben sie manchmal unerwünschte Auswirkungen
Selbsterkenntniss - ja bitte
aber auch um den Preis, dass man klar erkennt, die derzeitge Partnerschaft ist nicht wirklich ehrlich und aufrichtig?.
- sieh es als Geschenke an. Um Geschenke sollte man nicht betteln...
- man bekommt nur das, auf das man gerade nicht gezielt hinarbeitet
- jeder bekommt etwas anderes geschenkt
- ich würde mich persönlich scheuen, da es aus eigener Erfahrung einen ziemlich tiefgreifenden Effekt auf alle möglichen Bereiche der Persönlichkeit haben kann. Auf einen, der das Vorher nicht kennt, würde eine ehrliche Schilderung aufschneiderisch wirken.
- wenn derjenige es als wahr annimmt, würde er versuchen, bestimmte Aspekte davon auch zu erreichen und damit sich zusätzliche Schwierigkeiten in den Weg legen.
Ich meine, es ist wirklich schwierig für einen Durchschnittsbürger zu verstehen, dass man eine Anstrengung auf sich nehmen, viel Zeit "investieren" soll, ohne Streben nach einem Ziel, ohne Erwartung eines bestimmten Ergebnisses, ohne kalkulierbaren Gewinn?
eben mushotoku....
sicher lässt sich eine akute depressive Phase nur schlecht mit Meditation therapieren. Einerseits wird jemand in so einer Lage sich nur schwer überwinden können, täglich zu sitzen, da "ja sowieso alles keinen Sinn hat". Andrerseits verleitet so eine Zielorientierung dazu, das zazen als Mittel zum Zweck und nicht als wertfrei zu erleben, womit der angestrebte Effekt eher nicht erreichbar ist = das Gefühl der Wertlosigkeit und Ausweglosigkeit steigert sich dann eher noch.
Bei schweren Depressionen kommt noch dazu, dass -falls es wirklich Erfolg haben sollte, eine zeitweilig erhöhte Suizidgefahr möglich wäre. Die meisten Suizide passieren erst dann, wenn der Betroffene wieder die Energei hat, es auch "durchzuziehen", nicht auf dem Teifpunkt der Depression.
Die meisten scheinen erst zum Zen zu kommen, wenn sie solche tiefgehenden Erfahrungen gemacht haben. Weil sie von vor herein eine entsprechende Persönlichkeitsstruktur hatten? Weil sie durch die Erfahrung entsprechend verändert wurde? Weil sie jetzt auf anderen Wegen nach der Lösung suchen? Wer weiss...
Aber es scheint dahingehend zu wirken, die sonst häufig immer wieder auftretenden depressiven Phasen zu verhindern oder zu mildern. Vielleicht durch das Gefühl, einen Fixpunkt zu haben, an den man jederzeit zurückgehen kann. Vielleicht auch durch die Rückwirkungen der Körperhaltung und Einstellung beim zazan auf die Psyche.
Ich denke aber es wäre nicht sinnvoll, zen wie autogendes Training o.ä. als "Methode" anzubieten und zu lehren. Am Anfang muss sich wohl erder selbst auf die Suche machen....
A.