Hallo,
wie kann ich mir folgendes klar machen : auf der einen Seite gibt es Sprüche wie "Du hast in deinem Bauch einen blinden Buddha. Mach ihn sehend !" (Harada Roshi) und auf der anderen Seite ist alles Illusion ... "Nichts, was nicht auch im Tiefschlaf erfahren werden kann, ist wahr." (Ramana Maharshi). Wie passt Buddha und Illusion zusammen ? Ist dann nicht auch der Zenmeister, der mich ein Stück des Weges begleitet, nur eine Illusion ? Ist dann Buddhas Lehre und der Dharma nur eine Illusion ? Wie kann man aus diesem Durcheinander rauskommen ?
Danke für Eure Gedanken :-)
Was ist das alles eigentlich?
Was sind diese Farben, diese Geräusche, diese Empfindungen, diese Gedanken?
Ich kann keine Antwort darauf finden, so sehr ich mich bemühe, zu ergründen, was das alles eigentlich ist. Ich glaube zu wissen, dass es alles ist, was es gibt, ich kann aber nicht sagen, was es ist. Doch dieses nicht-Wissen ist kein harmloses nicht-Wissen, sondern es macht mir sogar Angst. Wenn ich zu ergründen versuche, was das alles eigentlich ist, dann fühle ich mich, als ob ich gleich in einen bodenlosen Abgrund falle und ich schrecke vor dieser Betrachtungsweise zurück. Woher kommt dieses namenlose Grauen, das diese Erforschungen in mir erzeugen?
Vielleicht ist es nur eine instinktive Urangst, die alle Lebewesen vor dem Unbekannten haben. Warum haben wir Angst im Dunkeln? Warum haben wir Angst vor einem wilden Tier? Warum haben wir Angst vor dem Tod? Alles Unbekannte macht uns Angst.
Wenn ich also versuche nachzubohren, was das eigentlich ist, was ich sehe, höre, fühle, denke, dann habe ich vielleicht einfach nur Angst aufgrund meiner absoluten Unfähigkeit, mich auf eine beruhigende Erkenntnis zurückzuziehen. Wenn ich eine Kaffeetasse sehe, dann denke ich "ach ja, eine harmlose Kaffeetasse". Ganz anders, wenn ich irgendwo in absoluter Dunkelheit aufwachen würde, ohne zu wissen, wo ich bin. Diese Vorstellung erzeugt in mir ein ähnliches Unbehagen, wie die Frage, was das alles eigentlich ist.
Warum stelle ich mir die Frage überhaupt? Ist es nicht die größte Verblendung überhaupt, sich solche Fragen zu stellen? Es fällt mir schwer, Farben zu sehen, ohne dabei den Eindruck zu hinterfragen. Wie schön wäre es doch, einfach nur die Farben zu sehen? Was bin ich nur für eine bemitleidenswerte Kreatur, dass ich mich mit solchen Fragen quäle? Was für eine sinnlose Verschwendung von Leben? Alle Erkenntnisse sind eh nur Einbildung, warum sollte ich also solche Fragen stellen?
Was meint ihr dazu?
Hi,
hier wird im letzten Thread gewarnt vor einem Gespenst, das wohl nur Eingewiehte kennen.
Bitte nehmt zu Kenntnis, daß hier Anfänger wie ich mitlesen. Und die verstehen absolut nicht, wovon ihr hier faselt, bekommen aber mit, daß in Zen-Kresien wohl bei weitem nicht alles so toll ist wie immer wieder behauptet. Sprich: man kann böse reinfallen, jemandem auf den leim gehen etc. ...
Nun, das läßt mich zweifeln, mich ernsthaft einer Gruppe und einem Lehrer anzuschließen. das meine ich sehr ernsthaft! Nur in mir ist Buddha, die Buddha-Natur. Niemand kann sie mir nahebringen, wenn nicht ich mir selbst!
Das lese ich aus den letzten Postings. Und nun zu all den "alten Hasen":
Was soll das? Denkt ihr an Anfänger? Sind sie euch egal? Oder redet ihr mal mit offenen Karten über diese Mißstände, die zwar angedeutet, aber nur von Eingeweihten verstanden werden?
Schladt
Er ist gegangen! Und ich bin traurig. Ein glaubhaft religiöser Politiker, von denen es leider nicht viele gibt!
()
Schladt
Hallo,
verzeiht wenn mein Beitrag nicht hier hin gehören sollte, aber ich versuche es dennoch, weil es mich seit gestern permanent beschäftigt.
Ich habe gestern den Film "Die Geisha" gesehen. Entgegen der vielen Kritiken, die ich gelesen habe, fand ich den Film sehr gut! Aber das ist nicht das Thema.
Vielmehr wollte ich mal wissen, ob es irgendeinen Zusammenhang mit dieser Kunst der Geishas und dem Zen in Japan gab. Die Geishas leben ja einerseits als "begehrenswerte Schauspielerinnen" mit ihrer Rolle, die zeitlich begrenzt ist, durchaus die vergänglichkeit wider. Auf der anderen Seite heizen sie mittels ihrer "Kunst" Begehren und Anhaften an Anmut und Schönheit an.
Sind "Geisha" und "Zen" wirklich zwei völlig verschiedene Welten? Immerhin tauchen diese Geishas auch bei der berühmten Teezeremonie auf, die ja durchaus lebendiges zen sein kann.
Bin mal gespannt, was es an Antworten gibt! ;-)
Anita
Liebe Forumsmitglieder,
ich komme aus dem Rhein-Main-Gebiet und suche einen Zen-Lehrer/Meister. Kennt jemand ein Dojo wo man mit einem Meister (Rinzai oder Soto) regelmäßig sitzen kann? Ich habe schon von der Zenvereinigung gehört, jedoch sitzt der Meister (Tenbreul) in Berlin und da ist mir der Kontakt zu oberflächlich. Was soll ich mit einem Meister der 600 Km entfernt ist, ich denke nicht, dass er mich aus dieser Distanz unterrichten könnte. Da ich eine gute Anleitung haben möchte ist es wohl unabdinglich regelmäßig mit dem Lehrer zu sitzen. Mir ist es wichtig einen nahen Bezug zum Meister zu haben, weshalb ich auch glaube, dass die Rinzai-Schule (Dokusan) für mich besser geeignet wäre als die Soto-Schule.
Mit freundlichen Grüßen
Sunray
Hallo ihr,
bin ja komplett neu sowohl hier, als auch in der intensiveren Auseinandersetzung mit dem Buddhismus. D.h. ich bin dabei, mir ein möglichst vollständiges, gegenüberstellendes Bild von einzelnen buddhistischen Zweigen/Richtungen zu machen - allerdings noch auf der ganzheitlich-überblicksartig-orientierenden Ebene (bin eher rechtshirniger Typ), d.h. mit zu sehr ins Detail gehenden Fakten voller unerläuterter Fachbegriffe bin ich noch überfordert.
Was ich dennoch gerne von euch wüsste (halt in Anfänger-tauglichen Worten erklärt): Was war eure jeweilige persönliche Motivation, euch gerade für den Zen-Buddhismus, und nicht etwa für Theravada, zu entscheiden?
Herzlichen Dank im voraus
micia
Warum machen wir ZaZen?
Es kam gerade die Frage nach der Anfangsmotivation auf. Aber was ist die Motivation, weiterzumachen?
Wie sieht das bei euch aus?
Ist es für euch völlig klar, daß ihr euer Leben lang Zazen machen werdet, oder entscheidet sich das immer wieder neu?
Also warum machen wir Zazen?
Gruß, Nina
Hi,
nachdem man mir das unlängst hier in einem Thread nahegelegt hat, habe ich nun im Internet gestöbert nach einem Anfänger-Sesshin. Dabei bin ich über das Shoboji gestoßen, in Dinkelscherben unter Leitung von Dorin Genpo Osho (hoffe, das stimmt alles so!).
Nun meine Frage an die Erfahrenen unter Euch:
Für mich sollen die 2 1/2 Tage "Sesshin für Anfänger und Suchende" ein erster Überblick in einer Gruppe und vor allem mit Lehrer sein. Ist es sinnvoll, sich so einen Eindruck zu verschaffen?
Kennst jemand den Tempel und den Lehrer und kann was dazu sagen?
Kann jemand andere Veranstaltungen für Anfänger empfehlen?
Ich möchte eine solche Veranstaltung besuchen, bevor ich mich für eine Gruppe entscheide.
Tja, was meint ihr und was sagt ihr? ;-)
Anke
Hallo,
im Zen dreht sich alles um Erleuchtung, mehr oder weniger. Es heisst "nur ein Erleuchteter kann einen Erleuchteten erkennen". Gibt es übrigens dazu einen konkretes Zitat/Beleg ? Das klingt so nach Club of Enlightment ...
Zu meiner eigentlich Frage: woran machst Du fest, dass XY erleuchtet ist ? Das wurde von einigen Leuten hier im Forum schon so dargestellt ... Herr/Frau XY ist ganz bestimmt erleuchtet. Woran machst Du das fest ?
Bin gespannt auf Deine Antwort.
Hanako
Hi
Ich habe vor kurzem eine Interpretation gehört, wie man die Kirscenblütenzeit in Japan oder wo auch immer ein Buddhist intrepretieren würde, ich weiß zwar leider nicht mehr den Wortlaut, jedoch meinte die Person, das wenn man die Kirschenblüte sieht, nur das Ende der Blüte gibt..
Ich würde es anders sehen, und zwar ich erfreu emich das sie jetzt Blüt, aber ich bin mir bewusst das sie eben auch wieder abblüht, jedoch ist das hier und jetzt das wichtigere..
Liege ich da falsch?
Danke im Voraus!
()
Matt
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Sodann Ehrwürden Baizhang:
Immer wenn er wieder einmal an der Versammlung der Mönche teilnahm, War da auch ein alter Mann. Er folgte stets der Menge der Mönche und hörte der Lehrrede des Meisters zu. Wenn sich alle zurückzogen, Zog sich der alte Mann ebenfalls zurück. Ganz unerwartet aber zog er sich eines Tages nicht zurück.
Sogleich fragte ihn der Meister: "Der du da vor mir stehst, gib Antwort, wer das ist!" Da sagte der alte Mann: "Ja, gewiß! Ein Herr So-und-so, allerdings kein Mensch! Zur Zeit des längst vergangenen Buddha Kashyapa hat er auf diesem Berg gelebt. Weil ihn ein Mönchsschüler gefragt hat: 'Ein Mensch, der völlig nach den Vorschriften lebt, fällt der noch der Kausalität anheim oder nicht?', und der Herr So-und-so zur Antwort gesagt hat: 'Er fällt nicht der Kausalität anheim!', ist er für fünfhundert Leben in den Leib eines wilden Fuchses hinabgesunken. Jetzt aber bittet er Ehrwürden, an seiner Stelle ein Wendewort zu sprechen: Streift Ihr ihm den wilden Fuchs ab!"
Und dann fragte er: "Ein Mensch von großer Verwirklichung, fällt der noch der Kausalität anheim oder nicht?" Der Meister sagte: "Er unterschlägt die Kausalität nicht!" Der alte Mann erfuhr bei diesen Worten große Erleuchtung. Er verbeugte sich in Verehrung und sagte: "Der Herr So-und-so streift nunmehr in eigener Person den Leib des wilden Fuchses ab. Er wohnt auf der Rückseite des Berges und nimmt sich die Freiheit, sich an Ehrwürden zu wenden: Bitte willfahrt einem verstorbenen Mönch und führt für ihn die Begräbnis-Vorschriften aus!"
Der Meister veranlaßte den zuständigen Mönch, laut und deutlich mit dem Holzhammer allen Mönchen mitzuteilen, daß sie nach dem Essen einem verstorbenen Mönch das letzte Geleit geben sollten. Da fingen alle an zu reden und zu diskutieren: "Von uns allen ist jedermann gesund. In der Nirvana-Halle liegt ebenfalls niemand krank danieder. Aus welchem Grund also eine derartige Aufforderung?" Nach dem Essen ergab es sich, daß der Meister sämtliche Mönche aus dem Kloster führte. Als er auf der Rückseite des Berges am Fuße eines Felsens angekommen war, holte er mit einem Stock einen toten wilden Fuchs aus dem Laub hervor. Dann befolgte er die Bitte des alten Mannes und bestattete den Fuchs mittels Feuer.
Als der Meister abends in der Versammlungshalle angekommen war, legte er die Hintergründe dar. Sogleich fragte ihn Huangbo: "Der Fehler des Mannes aus der Vorzeit bestand darin, daß er nur ein Wendewort zur Antwort gegeben hat; deshalb ist er für fünfhundert Leben in den Leib eines wilden Fuchses hinabgesunken. Wenn aber nun die Wendeworte nicht beidemal falsch gewesen wären, was wäre dann aus ihm geworden?"
Der Meister sagte: "Tritt näher heran, ich werde es ihm sagen." Auf der Stelle trat Huangbo nahe heran und gab dem Meister einen Schlag mit der flachen Hand. Der Meister klatschte in die Hände, lachte und sagte: "Ich wollte gerade sagen, daß der Bart des Fremden rot ist, doch außerdem gibt es hier noch einen Fremden mit rotem Bart."
Wumen sagt dazu:
"Er fällt nicht der Kausalität anheim":
Warum ist er dann in einen wilden Fuchs herabgesunken?
"Er unterschlägt die Kausalität nicht":
Warum hat er dann den wilden Fuchs abgestreift?
Wenn du in dieser Sache
Auch nur mit einem Auge ins Schwarze triffst,
Dann weißt du auf der Stelle,
Daß der frühere Baizhang nichts Geringeres erlangt hat
Als fünfhundert vergnügliche Leben.
Der Lobgesang lautet:
"Nicht anheimfallen", / "nicht unterschlagen":
Zweie ausgewählt / für den einen Wettkampf!
"Nicht unterschlagen", / "nicht anheimfallen":
Tausend Fehler, / zehntausend Fehler!
------------------{/k}
Fall 2 des Wumen Guan / Mumonkan; Übersetzung des chinesischen Originaltextes von Dietrich Roloff. Der Fall taucht auch im Congronglu (Shoyoroku) auf, dort als Fall 8.
Die zwei 'Protagonisten' des Koan sind zwei der bedeutendsten Figuren des klassischen Zen. Baizhang Huaihai (jap. Hyakujo Ekai, 749-814) war Schüler Mazu Daoyis und Verfasser der "Goldenen Regel", der ersten zen-spezifischen Mönchsregel (Qinggui, jap. Shingi). Er führte mit dieser Regel die körperliche Arbeit als einen festen Bestandteil des (zen-)monastischen Lebens ein (der Spruch "Ein Tag ohne Arbeit ist ein Tag ohne Essen" stammt von ihm, nicht von Lenin ;-) ). Seine Lehren sind vor allem im Tun-wu ju-tao yao-men-lung überliefert, übersetzt von John Blofeld und auf deutsch unter dem Namen "Der Weg zur blitzartigen Erleuchtung von Hui Hai" in Raoul von Muralts zweitem Band der "Meditations-Sutras des Mahayana-Buddhismus" veröffentlicht. Huangbo Xiyun (jap. Obaku Kiun, ?-850) ist neben Guishan Lingyou (Isan Reiyu), dem Begründer der Igyo-Schule, sein bedeutendster Schüler und seinerseits Begründer der Schule, die den Namen seines wichtigsten Nachfolgers, Linji Yixuan (Rinzai Gigen) trägt. Seine unter den Titeln "Huangbo Chuanxin Fayao" und "Huangnie Duanji Chanshi Wanling Lu" aufgezeichneten Lehren sind unter dem Titel "Die Lehre des Huang Po vom Universalbewußtsein" und "Dialoge des Huang Po mit seinen Schülern" ebenfalls bei Muralt zu finden.
Zu den Namen: in der klassischen Zeit trugen Äbte in der Regel den Namen ihres Klosters; mit dem 'früheren Baizhang' in Wumens Kommentar ist also der Fuchsgeist gemeint, der zu Zeiten Kashyapas (gemeint ist Shakyamunis Vorgänger, nicht sein Schüler Mahakashyapa, der erste Patriarch) Abt auf dem selben Berg war und daher den selben Namen trug. Dass der namenlose So-und-so im Kommentar ebenfalls Baizhang genannt wird, ist natürlich kein Zufall. Die Namensgleichheit von Ort und Lehrer ist übrigens auch gelegentlich Motiv eines Koan; speziell bei Baizhang z.B. im Fall 26 des Biyanlu (Hekiganroku) oder bei Zhaozhou (der mit mit dem "Mu") im Fall 9 derselben Sammlung. Zum Thema 'Fuchs' ist zu sagen, dass Füchse in der chinesischen Volksmythologie eine besondere Rolle spielen. Sie sind häufig mit erheblichen magischen Kräften ausgestattete Verkörperungen unheilstiftender Geister. Mit dem 'rotbärtigen Fremden' wird natürlich auf Bodhidharma angespielt.
Auch wenn die Personen des Koan zur Linie der Rinzai-Schule gehören, ist es doch auch im Soto-Zen von herausgehobener Bedeutung. Dogen widmet ihm äußerst ungewöhnlich zwei Kapitel des Shobogenzo, in denen er das Koan auf unterschiedlichen Ebenen behandelt. In Shobogenzo Jinshin Inga (Tiefer Glaube an die Kausalität) betont er die Notwendigkeit, ohne Wenn und Aber am Prinzip der Kausalität festzuhalten und verwirft streng jegliche Abweichung von diesem Prinzip als unbuddhistisch. "Die da glauben, dass erleuchtete Wesen jenseits der Folgen der Kausalität stünden, leugnen absichtlich das Gesetz der Kausalität und werden zweifellos in die drei üblen Welten fallen. Die da auf der anderen Seite Vertrauen in das Gesetz der Kausalität haben, erkennen, dass kein Mensch jenseits von dessen Folgen steht; folgerichtig erlangen sie Befreiung von allem gegenwärtigen Leiden. ... Selbst wenn jemand kein anderes schlechtes Karma erzeugt als nur durch die Verneinung der Kausalität, wird das allein unschätzbares Leiden zur Folge haben. ... Aus Dankbarkeit für das Mitgefühl der Buddhas und Patriarchen sollten Übende mit einem buddhasuchenden Geist schnell das Prinzip von Ursache und Wirkung klären."
'Jinshin Inga' hat nach meiner Auffassung in erster Linie pädagogische Intention; es verweigert sich jeder Diskussion, ob Befreiung auch eine Befreiung von karmischen Bedingungen ist. "Es ist unabdingbar, dass Übende das Kausalitätsprinzip zuerst klären, sonst werden sie für falsche Ansichten anfällig bleiben, ihre Übung wird sich verringern und schließlich werden sie überhaupt nichts Gutes mehr tun können." Man kann hier feststellen, dass Dogen entgegen manchen verkürzten Auffassungen - nicht einfach jeden Zusammenhang zwischen Kausalität und Befreiung leugnet. Allerdings gibt es keine irgendwie geartete Beziehung von irgendetwas als einer Ursache zur Befreiung als Wirkung. 'Erkenntnis' und Verständnis der Kausalität IST Befreiung. Erkenntnis und Verständnis der Kausalität / Befreiung wird nicht erlangt durch ein Tun, sondern durch 'Jinshin'. Mit 'Tiefer Glaube' ist Jinshin in der Übersetzung Nishiyama/Ecksteins sehr unvollkommen wiedergegeben. Die Bedeutung geht in Richtung 'tiefer Verankerung im Geist'. 'Jinshin' ist das Klären des Prinzips von Ursache und Wirkung 'Klären' im Sinne von Freilegen des tief im Geist verankerten Kausalitätsprinzips durch die Übung.
So wird vielleicht andeutungsweise verständlich, warum Dogen in Shobogenzo Daishugyo dieses Koan explizit 'Daishugyo', ' Die große Übung des Weges' nennt. Auch daraus ein Zitat: "Nur wenige suchen ernsthaft das Buddha-Dharma. Um die Bedeutung dieses Koans zu verstehen, ist es notwendig, einen klaren Geist zu haben. Wenn unser Studium oberflächlich ist, werden wir es niemals erfassen. Es ist wichtig zu erkennen, daß wir nicht wiedergeboren werden, aufgrund einer falschen Antwort, und uns auch eine richtige Antwort nicht von der Wiedergeburt befreit. Was mit dem alten Mann nach seiner Befreiung von dem Körper eines Fuchses geschah, wird nicht erwähnt. Doch gerade dort ist eine Perle zu finden. Denke nicht wie diejenigen, die das Buddha-Dharma niemals gesehen oder gehört haben und die sagen: 'Durch die Täuschung wird man als Fuchs wiedergeboren, und der Körper des Fuchses kann befreit werden. Wenn man vom Körper des Fuchses befreit ist, kehrt man in den Ozean der ursprünglichen Erleuchtung zurück.' Das ist eine Theorie der Ungläubigen und nicht das Buddha-Dharma. Dem Buddha-Dharma gemäß besitzt der Fuchs die Erleuchtung angeboren. Wenn du die Große Erleuchtung hast, wird sich der Fuchs niemals von dir trennen; wenn du ihn jedoch wegwirfst, wirst du seine Erleuchtung niemals erleben. Dann hat der Fuchs keine Beziehung zum Buddha-Dharma er ist nur ein einfacher Fuchs. Im wahren Buddhismus ist das nicht möglich. ... Die Aussage des alten Hyakujo: 'Nein, es hört auf!' band ihn an die Wiedergeburt als Fuchs. 'Ja, es hört niemals auf', befreite ihn. Trotzdem existieren Wiedergeburt und Befreiung zusammen; sie sind das Prinzip von Ursache und Wirkung."
Im Shobogenzo Zuimonki fragt Koun Ejo Dogen nach einem der vielen Wendeworte (wato) dieses Koan: "Was bedeutet das: Dem Gesetz von Ursache und Wirkung gegenüber nicht blind sein?" (diese Formulierung beruht auf einer anderen Übersetzung des oben mit "er unterschlägt die Kausalität nicht" wiedergegebenen Satzes). Dogen antwortet "Ursache und Wirkung sind offensichtlich und treten gleichzeitig auf". Er fährt fort, dies am Koan von Nansens Katze näher zu erläutern, deswegen möchte ich hier nicht näher darauf eingehen und es bei diesem Fingerzeig belassen.
Das Kapitel 'Daishugyo' ist sehr viel tiefer als Jinshin Inga, es erörtet das Koan in allen seinen Aspekten. Es entzieht sich daher auch einer Analyse ,da es dort um das geht, was Wumen in seinem Kommentar "mit einem Auge ins Schwarze treffen" nennt. In gleiche Richtung zielt der "eine Wettkampf" im Lobgesang natürlich sind "nicht unterschlagen" und "nicht anheimfallen" einseitige, extreme Ansichten, sind daher "tausend Fehler, zehntausend Fehler". Will man sich annähern, könnte man vielleicht sagen, der alte Hyakujo beging einen 'falschen' Fehler, der gegenwärtige einen 'richtigen' (heilsamen) Fehler. Huangbo nennt trotzdem die Antwort des alten Hyakujo ein 'Wendewort', und doch ist es falsch, genau wie die Antwort des gegenwärtigen Hyakujo. Werden beide falsche Antworten erst durch ihr Zusammentreffen zu Wendeworten? Und was, so fragt ja auch Huangbo, wenn es keine falschen Wendeworte gegeben hätte, sondern richtige?
Blanker Spott, natürlich - für den Versuch, Huangbo an der Nase herumzuführen, hat sich Hyakujo redlich eine Ohrfeige verdient.
Gasshô,
SoGen
Was heult ihr um unsui? Er sitzt nicht schmollend in der Ecke, sondern lachend! Ist das hier ein Zen-Forum oder ein Kindergarten?
kopfschüttelnd,
Fabian
Hallo Klara,
ich erlaube mir, Deine Frage {k}'Wird man durch Zazen ein besserer Mensch?{/k} für dieses Mal zu ignorieren und dafür auf Deine Aussage über Sawaki Kodo ({k}'war scheinbar doch nicht alles so, wie es eben bei einem Zen-Meister sein sollte'{/k}) einzugehen. Also ein etwas anderes Thema - daher auch ein eigener Thread.
Wir können uns natürlich angesichts solcher 'Dharma-Darlegungen', aus denen ich zwei Auschnitte zitiert habe, die Frage stellen "Wer war Sawaki Kodo"? Aber das wäre eine rein historische Frage - die sich natürlich auch nicht anhand von zwei Zitaten beantworten lässt. Die eigentlich interessante Frage (jedenfalls für einen Zen-Übenden) hatte ich in diesem Thread schon angedeutet: was ist ein erwachter Meister? Um eines ganz unzweideutig klarzustellen: ich persönlich habe nicht den geringsten Zweifel daran, dass Sawaki Kodo ein erwachter Meister war.
Die wichtigste Aufgabe eines erwachten Meisters ist es, das Erwachen zu übertragen. Dies hat Kodo zweifellos in großem Umfang getan, er hat stark 'gewirkt'. Wie ein solches Wirken wiederum konkret geschieht - nun, da gibt es deutlich unterschiedliche Färbungen. Ein wenig davon ist in dem derzeitigen Thread über Shunryu Suzuki zum Ausdruck gekommen. Man kann da von dem 'Stallgeruch' sprechen, den eine bestimmte Linie hat. Kodos Linie wurde in Europa vor allem über Taisen Deshimaru weitergeführt. Ich müsste lügen, würde ich behaupten, dass mir dieser spezielle 'Stallgeruch' sonderlich liegt. Aber das sagt nichts über die Qualität aus, mit der in dieser Linie Zen gelehrt wird. Das sagt nur über meinen eigenen Weg etwas aus.
Das Deshimaru-Zen mit seiner oft prononciert anti-intellektuellen Haltung verdeutlicht {f}in seinen extremen Auswüchsen{/f} in meiner Sicht ein Problem, das in Kodos Zen angelegt war. Die Zen-Übung ist im buddhistischen Verständnis Zufluchtnahme zu den 'drei Juwelen'. Zum Lehrer, der Lehre und zur Gemeinschaft. Wo das persönliche Studium der Lehre abgelehnt wird, führt dies zwangsläufig als Kompensation zu einer sehr starken Betonung der Rolle des Lehrers. Auch die Gemeinschaft erhält dadurch einen besonderen Charakter; sie ist sehr stark auf die Person des Lehrers ausgerichtet. Sind Lehrer und Dharma in Einklang (d.h. wenn der Lehrer perfekt ist), dann ist das kein Problem. Schwächen des Lehrers hingegen können unter Umständen fatale Folgen haben. Es fehlt das Korrektiv kritischer Überprüfung anhand des eigenen Studiums der Überlieferung, das unabhängige Nachvollziehen und die Möglichkeit, den Lehrer aufgrund des eigenen Studiums kritisch Hinterfragen zu können.
Das - das disziplinierte, soldatische und 'rücksichtslose' Zen, das nicht hinterfragt, ist {f}ein{/f} extremer Aspekt des Sawaki-Kodo-Zen. Aber es ist bei weitem nicht der ganze Sawaki Kodo (und es ist {f}natürlich{/f} auch nicht der ganze Deshimaru). Nicht für jedes Missverständnis eines Schülers ist der Lehrer verantwortlich.
Auf Kodo geht z.B. auch die Linie Gudo Wafu Nishijimas (des großartigen Dogen-Übersetzers) zurück - und da ist für mich so gar nichts von falsch verstandenem Anti-Intellektualismus zu spüren. Das ist wieder eine andere Facette des erwachten Meisters Kodo, die da überliefert wird. Auch in meine Linie ist ein wenig von Kodos Zen eingeflossen, auch wenn es da mW keine 'offizielle' Verbindung durch eine Dharma-Übertragung gegeben hat. Kodo war ein sehr wichtiger Reformer und viele haben von ihm gelernt, ohne offiziell seine Schüler geworden zu sein. Ohne ihn wäre heute das Soto-Zen nicht so, wie es ist.
Auch in meiner Linie gab es Reformatoren - große Namen wie Gesshu Soko und Manzan Dohaku. Aber es gab auch Lehrer, von denen ich außer ihren Namen nichts weiss. Giun Koshu und Hozan Koei lebten auch während der Zeit des japanischen Militarismus. Ich weiss nicht, ob sie anders dachten als Kodo oder ob sie Nationalisten und Militaristen waren. Das ist gar nicht so unwahrscheinlich - in dem von mir kürzlich zitierten Reuebekenntnis ist - sicher berechtigt - von der Schuld der gesamten Soto-Schule die Rede, nicht von Einzelfällen. Die Ausnahmen und Einzelfälle - das waren ganz im Gegenteil die, die sich den Zumutungen einer verbrecherischen Regierung verweigerten. Aber - trotz aller Verirrungen ist der Dharma auf uns gekommen. Und dafür bin ich dankbar, und natürlich bin ich auch allen dankbar, die ihn durch die Zeiten getragen haben. Auch Sawaki Kodo bin ich zutiefst dankbar dafür.
Wir dürfen uns nur von dieser Dankbarkeit nicht blind und besoffen machen lassen - sie darf uns nicht den Blick verstellen, zu selektiver Wahrnehmung verführen. Wir müssen {f}genau{/f} hinsehen, dürfen nichts {f}über{/f}sehen. Hier kommen wir wieder zur Frage zurück {k}was ist ein erwachter Meister?{/k}
Ich kann Dir diese Frage nicht beantworten, niemand außer Dir selbst kann das. Ich kann Dir nur sagen - es ist nicht das Bild von ihm, das Du im Herzen mit Dir herumträgst. So wenig wie das Bild, das Du auf dem Altar an Deinem Meditationsplatz aufstellst oder das Du verärgert und beschämt auf den Müll wirfst, weil Du auf ihm ein paar häßliche Flecken entdeckst. Sawaki Kodo ist nicht das makellose Idol, das so viele als Ballast mit sich herumschleppen und so gerne herumzeigen. Aber er ist auch nicht der chauvinistische Militarist, der Meister bei dem "doch nicht alles so ist, wie es eben bei einem Zen-Meister sein sollte". Er ist all dieses {f}auch{/f} - aber auch sehr viel mehr. Wir begehen einen großen Fehler, wenn wir den erwachten Meister auf unser Bild von ihm reduzieren - sei es ein schönes oder ein häßliches Bild. Es ist eben nur ein Bild - und das Bild eines Baumes ist nun einmal kein lebendiger Baum, der wächst, der im Frühjahr Blätter treibt, um sie im Herbst wieder abzuwerfen. Und das gilt nicht nur Bäume und Meister ...
Noch eine weitere Anmerkung zu dem alten Thread. Manchmal und bei manchen Menschen kann man eine Erkenntnis auslösen, wenn man auf die häßlichen Flecken auf dem Bild zeigt und auf sie aufmerksam macht. Manche verschließen dann die Augen, manche werfen es angewidert weg. Und manche lassen es einfach los, sehen es als das, was es ist, und machen sich auf die Suche nach etwas besserem - einem Meister aus Fleisch und Blut, der den Meister in ihnen selbst erwecken kann.
Gasshô,
SoGen
Wird man durch Zazen ein besserer Mensch ? Ich habe diese Diskusion verfolgt über Kodo Sawaki. Obwohl er ja sehr berühmt gewesen sein soll, war scheinbar doch nicht alles so, wie es eben bei einem Zen-Meister sein sollte ! Gibt es da einen Zusammenhang mit einer relativen und einer absoluten Ebene ? Habe davon schon etwas gelesen. Ich weis aber nicht, ob ich das auch wirklich verstanden habe. Wer kann mir etwas darüber schreiben ?
Vielen Dank Klara
Ich lese überall in der Zen-Literatur, man sollte das Hier und Jetzt wahrnehmen, im Hier und jetzt leben und an nichts anhängen, denn das schafft dukkha. Verstehe ich ja rein intellektuell ja auch. Aber:
Beim Sitzen den Atem zu beobachten, das bringt Momente ohne ICH, im Hier und Jetzt, ohne Anhängen, ohne dukkha. Doch stehe ich auf, schon kommen sie wieder, die 1000 Gedanken an Vergangenheit und Zukunft, an Gut und Schlecht, Schön und Häßlich, und immer MEIN MEIN MEIN und ICH ICH ICH!
Wie geht das denn? Das Sitzen kommt mir manchmal wie eine Flucht vor der Realität vor, und ich sage mir dann: Ist alles nur ein Wunsch, das klappt doch eh nicht. Retreats, ZaZen, Sesshins, alles nur Realitätsflucht.
Und dann hänge ich doch schon wieder an etwas: nämlich dem Wunsch, an nichts zu hängen, im Hier und Jetzt bewußt zu sein.
LG
Anke
Hallo
ich bim neu hier, und hoffe richtig zu sein, wenn ich anfängerfragen zum zen habe?
mittlerweile habe ich mich einige zeit mit zen beschäftigt. besonders gefallen haben mir bücher von shunryo suzukis "Zengeist-Anfängergeist" und anderson "Warmes Lächeln vom Kalten Berg".
gibt es eigentlich buddh. gruppen aus deren linie hier in deutschland? ich wohne nahe frankfurt und würde gern dort eine gruppe aufsuchen.
danke schon mal,
kevin
Hallo,
diesen Satz z.B. hört man immer wieder. Er wird dann oft so interpretiert, "dass man sich überhaupt nicht anstrengen muss - denn man ist ja schon Buddha."
Kennt Ihr noch andere populäre Missverständnisse aus Zenkreisen ? Und was auch interessant ist : könnt Ihr diese auch auf-/erklären ?
Bin sehr gespannt :-)
Der Author hat wohl ziemlich guten Stoff geraucht!
http://www.kaikracht.de/zen/
Viele grüße und einen guten Rutsch !
El
Guten Tag,
ich suche Zen-Gruppen oder Vergleichbares in Regensburg - meine Internet-Recherchen diesbezüglich waren bisher leider ergebnislos. Vielleicht kann mir ja hier jemand weiterhelfen.
Grüße,
BS