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Tai:
Zitat Hexe: "Braucht es nicht - so lange wir be-wusste Täter sind!"
Hallo an alle,
ich glaube, diesbezüglich machen wir es uns auf zen.de gerne mal ein bisschen "zu" einfach.
Natürlich ist alles okay, so, wie es ist. Und natürlich ist Handeln genauso 'leer' bzw. 'natürlich' wie "Nichttun" (um mal bei Unsuis Ausdruck zu bleiben).
Das Nichteingreifen, aus welchem ganzheitliches Gewahrsein erwächst, ist aber etwas völlig anderes als 'bewusste Tat'. Wie ich es verstehe, ist Nichttun im Zen eine Haltung, die wenig damit zu tun hat, ob man gerade handelt oder bewegungslos verharrt. Nichttun bedeutet, keine Illusion aufkommen zu lassen - wobei mit Illusion jede Art von Vorstellung gemeint ist.
"Nichts ist anstrengender (als dies)", wie Unsui schreibt. Dem kann ich mir nur anschließen.
ich finde auch, dass Dae Kyongs Threat eine Ermutigung zum regelmäßigen Sitzen ist. Wenn einem etwas wichtig ist und man es trotzdem - aus welchen Gründen auch immer - nicht so häufig tut, wie man es sich eigentlich wünschen würde, ist "ein wenig ein schlechtes Gewissen" doch okay und angemessen.
Tai:
Nennen wir dieses Floß* doch einfach "Tai's Zenphilosophie".
im Sinne von Buddhas Metapher: "Meine Lehre ist einem Floß vergleichbar. Hast du das jenseitige Ufer erreicht, sollte sie aufgegeben werden."
(Muskelkaterfrei und ich wäre sogar ausgeruht, wenn wir nicht einen befreundeten burmesischen Mönch und eine Freundin aus Holland zu Besuch hätten, weil meine Freundin einen dreitägigen Infotisch inklusive Podiumsdiskussion etc. organisiert hat.) Wie sieht's bei dir aus? Gut erholt im Urlaub? Was macht dein Zen-Meister im Haus?
Tai:
Zen-"Philosophie" ist für mich ein Widerspruch in sich.
Zur Erläuterung (einmal mehr) Meister Huang Po: "Den Geist für begriffliches Denken zu benutzen, bedeutet, sich von der Substanz abwenden, um sich an Formen zu binden. Der ewig seiende Buddha hat aber keine Gestalt und ist kein Gegenstand der Bindung."
Dem Dank kann ich mich nur anschließen und einen schönen Tag euch allen!
Hab ich mal eine (Hinayana-)Lehrrede des Buddha zu gelesen vor langer Zeit. Da ging es um die Frage, was das größere Problem sei, die bloße Absicht, ein Wesen zu töten oder das Wesen tatsächlich allerdings unbeabsichtigt zu töten. Buddhas 'Kontrahent', der Schüler eines anderen berühmten Lehrers jener Zeit war der Meinung, das tatsächliche Töten sei das schlimmere Vergehen. Buddha dagegen vertrat die Ansicht, dass die Absicht das eigentliche Problem sei und führte, so weit ich mich erinnere, folgendes Beispiel an:
Wenn ich auf einem Ochsenkarren von A. nach B. fahre und dabei unbeabsichtigter Weise einen Wurm überfahre, habe ich noch nicht gegen die Gebote des achtfachen Pfades verstoßen. Wenn ich dagegen plane, meinen Nachbarn umzubringen, verstoße ich gegen diese Gebote - selbst wenn ich da facto nicht dazu komme, die Tat tatsächlich auszuführen.
Tai:
Da du fragst ... ich persönlich bin morgens nach dem Aufstehen i.d.R. leider zu nichts zu gebrauchen (außer vielleicht zum Kaffeetrinken - wenn überhaupt). Wenn ich versuche, morgens zu sitzen, läuft's tendenziell eher auf Schlafen im Lotus hinnaus. Ich stehe auch selten vor sieben auf. Dafür sitze ich besonders gerne abends noch.
als sechs Arten des Staubes werden im Buddhismus die sechs Arten von Sinnesobjekten bezeichnet; also sichtbare Formen, Geräusche, Gerüche, Geschmäcker, Tastungen und Gedanken. Diese entsprechen den sechs Sinnesobjekten, wobei der denkende Geist eben auch als Sinnesorgan verstanden und zwischen Gedanke und Gefühl prinzipiell nicht unterschieden wird.
In der Berührung der sechs Sinnesorgane mit den sechs Sinnesobjekten entstehen die sechs Arten von (Sinnes-)Bewusstsein, also Sehbewusstsein, Hörbewusstsein usw.
Insgesamt werden die sechs Sinnesorgane, sechs Arten von Staub und sechs Arten von Sinnesbewusstsein auch als die Achtzehn bezeichnet. Bezüglich des Leidens spricht man dann auch von den Achtzehn in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und kommt so auf 54. Da nicht nur negative Sinneserlebnisse Leiden bewirken können, sondern auch positive, verdoppelt man diese Zahl noch einmal und kommt damit auf 108. Daher haben die langen buddhistischen Perlenketten 108 Perlen und in einigen Ländern (in Korea auch in Zentempeln) werden traditionell 108 Niederwerfungen vollzogen.
Das ganzheitliche Erwachen, um das es im Shinjinmei und generell im Zen geht, ist natürlich mit solchen dualitären Vorstellungen nicht vereinbar. Wenn es hier heißt "keinen Widerwillen hegen", setzt dies natürlich voraus, dass man ebensowenig "begehrendes Anhaften" an die Sinnesobjekte hegen sollte - dies nur der Vollständigkeit halber.
Tai:
Unter den Schülern des koreanischen Zen-Meisters Mang Gong forderte einer seine Dharma-Freunde auf: "Verkünde mir dir Lehre (des Buddha) ohne zu reden, ohne zu Schweigen, ohne etwas zu tun und ohne nichts zu tun!"
Der erste stieß einen Lauten Schrei aus.
Der Zweite klatschte mit der Hand auf den Boden.
Der Dritte tat, als habe er die Aufforderung seines Freundes nicht gehört.
Zen-Meister Hae Am kommentierte: "Eine zerbrochene Schale kann nicht in ihren ursprünglichen Zustand zurück."
Mir geht's super. Ich hab mir ein paar Tage frei genommen und war mit meinem Zelt unterwegs (Wandern und Klettern :). Ich hoffe, dir geht's auch gut. Was macht die family?
Reiner und ich haben hier heute einen freundlichen, respektvollen Meinungsaustausch gepflegt, das ist doch schon mal was - auch wenn wir nicht ganz derselben Meinung sind.
So wie ich Reiners Sicht der Dinge verstehe, kann ich auch nachvollziehen, dass er meine Antworten auf seine 3 Fragen als unsachliche Ausflüchte empfinden musste. Dass du dies anders siehst, freut mich sehr. Ich seh's halt so:
Tai:
Zitat Reiner: "beim voodoo ist es übrigens nicht meine definition sondern eine allgemein gültige.
wieso schreibst du das es meine sei? hast du eine andere?"
Nein, wozu auch? Ich finde diese Definition ja okay so. Als deine habe ich sie bezeichnet, weil du sie hier angeführt (und nicht als Zitat von jemand anderem gekennzeichnet) hast.
Dass die Sitzhaltung nur für Anfänger benötigt wird, stimmt wohl, da man im Zen von Augenblick zu Augenblick ja immer wieder ganz neu anfängt. (Zen-Geist = Anfängergeist)
"1.- und was ist dann erreicht?"
Du selbst bist die Antwort, wer sonst? Jede Antwort von außen (z.B. von mir) wird dir niemals das eigene Erleben ersetzen können.
2.- was ist damit anzufangen?
Ein sehr pragmatischer Gedanke. Noch pragmatischer wäre es, zu erkennen, was für ein geistiges Gefängnis doch dieser zwanghafte Anspruch auf Nützlichkeit ist. Du bist einfach da, ohne damit unbedingt etwas bestimmtes anfangen zu müssen.
3.- wozu dieser aufwand?
Der eigentliche Aufwand ist ja wohl eher das Hervorbringen von Vorstellungen der Existenz beziehungsweise Nichtexistenz. Die oben zitierte Lehre von Huang Po ist da schon eher ein Weg, diesen Aufwand gerade {k}nicht{/k} mehr zu unternehmen.
Interessant, das hätte ich genau umgekehrt ausgedrückt: 'Wer bin ich?' als konsequenter Weg aus der der Ich-bin-Verhaftung.
Huang Po spricht in diesem Zusammenhang von Dharmas, die allesamt von Dingen handeln, die sind oder nicht sind. Und fügt hinzu: "Wenn ihr die Begriffe von Existenz und Nichtexistenz vollkommen vermeidet, werdet ihr den (ursprünglichen) Dharma wahrnehmen."