Auf der schon wiederholt erwähnten Dharamsala-Konferenz 1993 (vgl. http://zen.de/magazin/artikel/ueber_zen%3Fcmd=Anzeigen&id=99516 ) sprach der Dalai Lama auch über Drukpa Kunley, einen berühmten Yogi, der vor etlichen hundert Jahren in Bhutan lebte und mit den Frauen anderer Männer schlief. Laut S.H. tat er dies für das Wohl aller Beteiligten, das sich dann als ‚Langzeiteffekt’ einstellte. Er konnte diesen wohltätigen Effekt auf Grund seiner psychischen Kräfte vorhersehen. Obwohl er heftigen emotionalen Stress verursachte, wandte sich schließlich alles zum Guten.
S.H. erklärte, dass Drukpa Kunley die Spätfolgen seiner Handlungen einschätzen konnte, weil er die nicht-duale Einsicht erlangt hatte, die als "ein Geschmack" bekannt ist. Alle Erfahrungen waren für ihn gleich: er konnte Exkremente und Urin genauso genießen wie das schmackhafteste Essen und den besten Wein. Traditionsgemäß, so S.H., ist das Praktizieren tantrischer Sexualität nur denen gestattet, deren Einsicht der von Drukpa Kunley gleichkommt.
Zeitgenössische Lehrer betreffend, die mit ihren Schülern oder Schülerinnen schlafen, meinte der Dalai Lama lachend: "Wenn du ihnen in den Mund urinierst, werden sie es nicht genießen." Das alleine würde schon ausreichen, ihre Unzulänglichkeit zu beweisen.
Ein etwas traditionelleres Anzeichen für die Eignung zu tantrischen Sexualpraktiken, so der Dalai Lama, seien geistige Kräfte wie z.B. die Fähigkeit, zu fliegen. "Soweit ich weiß," so S.H. abschließend "kann kein einziger Lama heutzutage so etwas." Einige Meditierende, die in Höhlen rund um Dharamsala leben, seien in hohem Grade verwirklicht und möglicherweise zu solchen Dingen fähig, sagte er, aber die zögen es vor, im Zölibat zu leben.
Ich möchte hinzufügen, dass mir auch keine Zen-Roshis bekannt sind, die fliegen oder auf dem Wasser wandeln können. Auf jeden Fall ist es, so glaube ich, bei entsprechenden Angeboten sinnvoll, zunächst einmal einen Urintest zu verlangen.
Freundliche Grüße,
Ralf
"Drücke deine Zunge gegen den vorderen Gaumen und schliesse deine Lippen und Zähne."
Einfach mit der Empfehlung, den Kopf zurückzunehmen, würde man vielleicht zu viele Leute veranlassen, den Kopf in den Nacken zu legen. Das mit dem Kinn ist keine 'klassische' Anweisung, aber sie läuft auf Folgendes hinaus:
"Deine Ohren sollten in einer Linie mit deinen Schultern, deine Nase in einer Linie mit deinem Nabel sein."
Nur haben halt die Wenigsten ein Gefühl dafür, wo sich ihre Ohren in Bezug auf ihre Schultern befinden. Und der Nabel kann auf einem dicken Bauch sitzen (bei Zen-Mönchen eher selten), die Nase kann kurz oder lang (auch bei Japanern eher selten) sein.
Die beiden Zitate sind aus Dogens Fukan Zazen Gi.
Freundliche Grüße,
Ralf