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Ma-Kyô, von Ma/Akuma - Teufel, Dämon; Kyô - Erscheinung. Entspricht in etwa dem Begriff 'Halluzination', wird jedoch speziell auf Phänomene angewandt, die während des oder durch Zazen auftreten. Diese Phänomene sind nicht notwendig 'irreal' im klassischen Sinn, als Makyô werden z.B. auch Siddhi (Wunderkräfte) bezeichnet, etwa (zutreffende) prophetische Visionen oder Phänomene wie Levitation.
Makyô können als Anzeichen aufgefasst werden, dass man 'richtig' übt. Wichtig ist allerdings, dass man ihnen keine Beachtung schenkt; dass man sich durch sie weder abschrecken noch verlocken lässt, sondern einfach unbeirrt weiter übt. Im allgemeinsten Sinne kann man die gesamte Erfahrungswelt (die Welt der objektiven Erscheinung) als Makyô auffassen.
Die Lehre von den Makyô wird ausführlich im Shurangama-Sutra behandelt. Die mE beste Seite im Netz zum Shurangama findest Du hier: http://online.sfsu.edu/~rone/Buddhism/Shurangama/Shurangama.htm
Eine deutsche Übersetzung des Sutra ist mir nicht bekannt, lediglich eine Teilübersetzung in Lu K'uan Yü: "Geheimnisse der chinesischen Meditation" - diese Teilübersetzung enthält allerdings nicht die Behandlung der Makyô, sondern verschiedene Meditationtechniken. Die Makyô werden in Band acht (Volume Eight) behandelt. Es werden insgesamt fünfzig Arten von Makyô klassifiziert, jeweils zehn für jedes der fünf Skandhas.
Ralf54:
Hallo Unsui,
könntest Du bitte die Fundstelle angeben? Ich habe sie im Zusammenhang mit einer Diskussion über die Jhanas gesucht, konnte sie aber nicht finden.
Speziell für Anne, die die letzten Tage zwar nicht viel von sich hören ließ, aber doch an gruppendynamischen Prozessen (oder doch eher an Hahnenkämpfen?) so interessiert ist.
Ralf54:
Hallo Steven,
es gibt keine richtigen und falschen Buddhas. Es gibt unzählige Milliarden von Buddhas, und ein paar Dutzend davon werden gelegentlich als Bild (Honzon) dargestellt. Um welchen es sich dann jeweils handelt, kann man an bestimmten Details erkennen, z.B. an der Handhaltung o.ä.
Der fette Bursche allerdings ist etwas Besonderes. Er gehört eigentlich weniger zum Buddhismus, sondern ist einer der populären sieben Glücksgötter (Shichifukujin) in China und Japan. Er steht für Zufriedenheit und Glück und ist der Schutzpatron von Gastwirten (deswegen sieht man ihn häufig in chinesischen Restaurants), Wahrsagern, Politikern(!) und Kindern.
In Japan heisst er Hotei, in China Putai. Er soll auf eine historische Figur zurückgehen, nämlich auf den Wander- und Bettelmönch Kaishi (?-916). Der konnte alle Sutren auswendig rezitieren, hatte aber sonst keinen sehr heiligen Lebenswandel er galt als faul, verfressen und mit dem Alkoholverbot nahm er es auch nicht so genau. Er besuchte gerne die Kneipen, wo er wahrsagte (was Mönche auch nicht tun sollten) und jeden anschnorrte. Mit dem, was er zusammenbettelte, beschenkte er die Straßenkinder. Deswegen wird er häufig mit Kindern und mit einem großen Sack (wie der Weihnachtsmann) dargestellt. Sein dicker Bauch ist ein Symbol für sein großes Herz ;-). Nach seinem Tode wurde Kaishi als eine Inkarnation von Miroku (sanskrit Maitreya, chinesisch Me Li Fa) verehrt Miroku ist der Buddha der Zukunft; er wird, wie Gautama Shakyamuni vor 2500 Jahren, das Rad der Lehre wieder in Gang setzen, wenn sie in Vergessenheit geraten ist.
{k}Tiefe, ja höchste Erleuchtung und persönliche Entwicklung sind zweierlei und haben meines Erachtens wenig bis gar nicht miteinander zu tun. Beispiele gibt es viele dafür.{/k}
Es ist schade, dass der schon erwähnte Artikel Xiong Shuis beim letzten Servercrash im Nirvana verschwunden ist, der Verweis hilft also an dieser Stelle wenig.
Ich stimme Dir insoweit zu, als es wohl keinen direkten Zusammenhang zwischen persönlicher Entwicklung und sog. Erleuchtungserfahrungen gibt. Selbst das größte Arschloch kann zufällig ein Kensho (einen Blick in die wahre Natur des Selbst) erfahren - eben weil es auch keine kausale Verbindung zwischen Erwachen/Erleuchtung und Übung gibt. Die Übung kann allerdings die 'Anfälligkeit' für solche Erfahrungen erhöhen.
Und doch sagt Ma-tsu (und nicht nur er): eben dieser alltägliche Geist {f}ist{/f} Buddha. Dogen sagt, Zazen {f}ist{/f} Erwachen. Mir scheint, Kensho (gleich, ob eines oder viele) ist allenfalls die halbe Miete. Man könnte sagen, dass da der eigentliche Zen-Weg erst beginnt. Es kommt darauf an, diese Erfahrung in das Sein zu integrieren, bis es da keine Inkongruenz mehr gibt, keine Spur mehr (und schon gar kein 'Gestank') von Erleuchtung. Erst dies würde ich höchste, vollständige Verwirklichung, anuttara samyak sambodhi, nennen - und vielleicht wird hier auch deutlich, warum ich den Begriff 'Verwirklichung' vorziehe. Dann manifestiert sich der achtfache Weg Buddhas ohne Einschränkungen - als Prajna, als Dhyana und auch als Shila.
Das, dieses Integrieren, ist das Reiten das Ochsen, seine Zähmung - oder auch das Arbeiten an Tung-shans 'fünf Graden' (Go-I). So verstehe ich auch Dein Zitat Yamada Roshis. Yasutani Roshi hatte wohl einen fetten Ochsen gefangen (und war sicher ein großartiger Lehrer), aber beim Reiten warf ihn der Ochse wohl gelegentlich noch ab.
Ralf54:
Hi Sandra,
offen gesagt lasse ich mich da nicht gerne verschaukeln. Zen ist das vereinheitlichte Praktizieren von Shila, Prajna und Dhyana (Ethik, Weisheit und Versenkung, um es grob zu übersetzen).
Wenn es bei der Verwirklichung der Shila Defizite gibt, dann stimmt nach meiner bescheidenen Meinung etwas mit dem "sehr hohen Grad der Erleuchtung" nicht. BTW - wie Du sicher gemerkt hast, ziehe ich Begriffe wie 'Verwirklichung' oder 'Erwachen' vor. In der 'Verwirklichung' zeigt sich die Wirklichkeit des Dharma.
Ich mag da irren, aber ich nehme es mir einfach heraus, da meine eigenen Beurteilungsmaßstäbe anzulegen (bessere habe ich nicht) und mich nicht von Zen-Rhetorik und Spitzfindigkeiten beirren zu lassen.
Das von Dir angesprochene 'Charakterproblem' war vielleicht mit ein Anlass dafür, dass Philipp Kapleau seine Schulung abbrach und sich von Sanbo Kyodan trennte. Nur mal so vermutet. Für Aitken, Glassman, Beck u.a. war es wohl kein Problem. Es hängt wohl damit zusammen, wie man mit so etwas umgehen kann - und damit, dass die Qualität eines Zen-Lehrers nicht direkt mit dem Grad seiner Verwirklichung zusammenhängt. Um einiges höher als bei seinen Schülern sollte er allerdings schon sein.
Es gibt hier übrigens einen recht guten Artikel von Xiong Shui zu dem Thema, ich möchte seine Argumente hier nicht im Einzelnen wiederholen.
Ralf54:
Hi Elfe,
das ist ein ganz ganz großes Geheimnis ...
Im Ernst - Soji Enku Roshi ist besser bekannt unter dem Namen Francois-Albert Viallet, von dem es auch zwei Bücher auf Deutsch gibt:
Zen. Weg zum Anderen
ISBN: 3612279793
und
Einladung zum Zen
ISBN: 3530899607
Viallet war mW Schüler Taisen Deshimarus und später von Kosho Uchiyama Roshi, dem Nachfolger Kodo Sawaki Roshis als Abt des Antai-ji.
Jedenfalls hat sich Zensho Kopp in Stil und Inhalt wohl ziemlich weit vom Soto-Zen entfernt; die 'Linie' hat da nach meiner Einschätzung wenig Aussagekraft. Vielleicht 'versteckt' man sie deswegen ein wenig ;-).
Ralf54:
Hallo,
mit "Supervison in Sachen Zen" liegst Du meiner Auffassung nach wirklich falsch. Eines sollte klar sein: dieses Forum kann - auch als Gruppe - keinen Lehrer ersetzen. Selbst wenn Du einem Lehrer von Angesicht zu Angesicht gegenüber stehst, kannst Du Dich noch immer in ihm täuschen. Wie willst Du einen Scharlatan und Sprücheklopfer hier im Forum erkennen? Wie willst Du wissen, ob der Grad der Verwirklichung, den jemand hier für sich in Anspruch nimmt, zu recht in Anspruch genommen wird?
Es heisst, Buddhas erkennen Buddhas - dem Neuling nutzt dies allerdings nichts. Hat er im realen Leben noch die Chance, die Verwirklichung seines Lehrers anhand dessen alltäglichen Handelns zumindest ein Stück weit zu beurteilen, so fehlt ihm diese Möglichkeit bei den Forumsmitgliedern hier.
Aus diesem Grunde wird es von manchen hier (auch von mir) nicht gerne gesehen, wenn jemand seine Aussagen hier mit irgendwelchen persönlichen "Erfahrungen" legitimieren will. Diese Erfahrungen mögen echt oder zusammenphantasiert sein (literarische Mustervorlagen gibt es genug) - überprüfbar auf ihren tatsächlichen Wert und auf ihre Tiefe sind sie letzlich nur von einem Meister in der persönlichen Begegnung.
Hier im Forum gilt das Wort Wu-yes (Mugô, 760-821). Was auch immer man ihn fragte, seine Antwort war: lass Dich nicht täuschen (maku môzô). Soll heissen, der Austausch hier im Forum kann Deiner Praxis förderlich sein, er kann sie aber auch behindern. Also Vorsicht!
Warum dann überhaupt solch ein Forum? Dazu noch ein Zitat, diesmal von I-tuan:
Sprechen ist blasphemisch
Schweigen ist Lüge
Jenseits von Sprechen und Schweigen
gibt es einen Ausweg
Ralf54:
{k}versuchte er seinem Alltag zu entfliehen, in dem er sich einfach hinsetzte und nachdachte, in einer Pose, die er von etablierten "Meistern" seiner Zeit nachahmte ...{/k}
Du bist wirklich voller Vorurteile - solch einen Stuss zu verzapfen, obwohl Du offensichtlich null Ahnung hast, wovon Du überhaupt redest.
Shakyamuni hat jahrelang strengste Askese praktiziert, auf eine Art, die Du wahrscheinlich noch keine zwei Tage aushalten würdest. Lies mal das Mahásíhanáda Sutta ( http://www.palikanon.com/majjhima/m012n.htm ), insbesondere den Abschnitt "über die Zeiten der vierfach geübten Askese", etwa das letzte Drittel des Sutra. Dann wird Dir vielleicht der Unterschied zwischen einem ernsthaften Wahrheitssucher und einem dumm daherschwafelnden Sesselfurzer etwas deutlicher.
Wenn man einen "kritischen Standpunkt zum Sachverhalt beleuchten" will, sollte man sich besser erst einmal über den Sachverhalt kundig machen.
Ralf54:
geistaffe erklettert
die verzweigten äste der begierden
gedankenpferd durchstreift
das land der sechs sinne
Was ist es mit dem Mönch?
Ein Haus mit sechs Fenstern, ein Affenkäfig?
Oder ist das Haus eingestürzt, die Wände zu Staub zerfallen, der Affe entlaufen und in leerer Weite verhungert?
Wo ist Mönch, wo ist Affe? Wer sollte da jemanden kennen?
Ralf54:
Hallo Peter,
eine generelle Aussage, ob Soto-Klöster für Europäer eher geeignet sind als andere, kann man wohl kaum treffen - das ist eher eine individuelle Angelegenheit, was einem persönlich eher liegt.
Japanische Zen-Buddhisten fahren mW nicht nach Indien, um sich dort schulen zu lassen - es handelt sich idR um Pilgerfahrten.
Eine Liste der Soto-Klöster, die Ausländer zulassen, findest Du hier: http://www.sotozen-net.or.jp/kokusai/list.htm
Du findest dort alle notwendigen Angaben - Kontaktadressen, Anreisebeschreibung, erforderliche Sprachkenntnisse usw.
'Aufnehmen' heisst übrigens in der Regel, dass Du (sofern Du nicht ordiniert bist) nicht im Kloster selbst wohnst, sondern Dir in der Nähe des Klosters eine Unterkunft suchst; jedenfalls, wenn ein längerer Aufenthalt geplant ist. Für Kurzaufenthalte (eins, zwei Nächte) haben zumindest die großen Klöster Gästehäuser.
Ralf54:
Hallo mipooh,
die von mir genannten Unterbrechungen sind Unterbrechen der formellen Übertragung. Die Übertragung des Geistes bedarf keiner Form ;-).
Die Form brauchen nur gelegentlich manche Schüler - diese Form dient dann der Vertrauenserweckung (und kann daher auch missbraucht werden). Einzig aus diesem Grund macht es Sinn, die Form zu prüfen.
Ist das Vertrauen da, brauchst Du auch keine Form.
Ralf54:
kurzer Hinweis: nicht Ordination (tokudo) mit Dharma-Übertragung (shiho) verwechseln. Erst shiho ist die Anerkennung durch den Lehrer als Erbe und gleichrangiger Meister.
Ralf54:
Hallo mipooh,
nach meinen Informationen hat Deshimaru kein shiho (Dharma-Übertragung) von Kodo Sawaki erhalten; Sawaki starb, bevor die Zeremonie durchgeführt werden konnte.
Ludger Tenryu Tenbreul hat wiederum kein shiho von dem 1982 verstorbenen Deshimaru erhalten (keiner von Deshimarus europäischen Schülern hat das). Tenbreul hat allerdings 1986 shiho von seinem zweiten Lehrer Narita Shuyu erhalten, der seinerseits shiho von Kodo Sawaki erhalten hatte. Tenbreul ist von der japanischen Soto-Zentrale als offizieller Lehrer (m.W. mit dem Titel eines dendokyoshi) anerkannt. Tenbreul gehört also strenggenommen nicht zur Linie Deshimarus (obwohl er im Wesentlichen ihm seine Schulung verdankt), aber zu der Sawakis. Daran ist absolut nichts Düsteres oder Undurchsichtiges.
Zu den Linien insgesamt: vom wissenschaftlichen Standpunkt ist die Linie der Patriarchen (also von Buddha Shakyamuni bis zum 6. Patriarchen Hui-neng) fiktiv und eine 'fromme' Konstruktion späteren Datums. Ab Hui-neng können alle japanischen Linien eine lückenlose und plausible Ahnentafel vorweisen (die Chinesen und auch die Koreaner finden dies weniger interessant). Die Vermutung liegt allerdings nahe, dass alle Linien im Laufe der Geschichte einen oder mehrere Brüche erfahren haben, also geschönt sind. Der Fall Deshimaru ist da nur ein aktuelles Beispiel aus irgendeinem Grunde kam es eben nicht zu einer offiziellen Übertragung mit Brief und Siegel. Schlimmer als solche 'Formfehler' sind dann schon eher offizielle shiho-Urkunden, die nur aus Gefälligkeit ausgestellt wurden (was durchaus immer wieder vorkam).
Wichtiger zumindest für mich als eine mehr oder weniger fiktive Zurückführung der Lehrbeauftragung bis auf Shakyamuni ist, dass der jeweils in Frage kommende Lehrer seinerseits die Anerkennung und Lehrbeauftragung durch einen älteren, möglichst renommierten Dharma-Lehrer erhalten hat; praktisch eine Art Abschlusszeugnis. Da ist es auch durchaus angebracht, im Zweifelsfalle nachzuhaken, ob das Behauptete so auch stimmt.
Ich denke, bis hin zum Dharma-Großvater oder Urgroßvater haben solche Linien schon eine gewisse Aussagekraft vorausgesetzt, man kann mit den Namen etwas anfangen.
Ist Letzteres nicht der Fall, dann bringen solche Informationen auch nicht viel. Im Übrigen kann man jeden Lehrer, der von sich behauptet, shiho empfangen zu haben, um Vorlage des entsprechenden Dokuments bitten. Darauf ist dann der gesamte Stammbaum bis hinauf zu Buddha verzeichnet.
Ralf54:
Also, mipooh - nu mal Butter bei die Fisch. Was sieht in Tenbreuls Linie finster aus und wo verliert sie sich? Welche Schwindeleien (zumindest Ungereimtheiten) fallen Dir da auf?
Ich hoffe doch sehr, Du machst hier nicht nur den Troll.
Ralf54:
Hallo,
gestatte mir eine Vorbemerkung Zen ist zuerst und vor allem eine praktische Übung. Erst durch die Übung erschließt sich Zen, nicht durch das Studium von Büchern. Das soll nicht heißen, solches Studium sei nutzlos aber es ist der unwichtige Teil ;-).
Wenn man sich Zen theoretisch annähern will, ist es für das Verständnis einfacher, wenn man sich zunächst mit buddhistischen Grundlagen beschäftigt. Die Fragen, die Du stellst, sind keine speziellen Zen-Fragen, sondern sie berühren buddhistische Kernausagen.
Ich will einmal versuchen, der Reihe nach vorzugehen.
{k}wenn man sein Ego verliert, man auch glücklicher wird. Wenn man sich nicht an etwas bindet, einfach loslässt und die Welt akzeptiert so wie sie ist.{/k}
Nun, Du kannst Dein Ego gar nicht verlieren, weil Du (nach meiner Auffassung zumindest ;-) ) gar keines hast. Dies ist eine buddhistische Kernlehre anatman. Das heisst, dass Alles (Dich selbst mit inbegriffen) kein eigenes, selbständiges Sein hat; mithin keinen Wesenskern, keine Seele o.ä. . Alles existiert nur im Zusammenhang, durch Bedingungen über Bedingungen ist alles miteinander verbunden. Nichts existiert unabhängig von Bedingungen. Da die Bedingungen sich permanent wandeln, wandelt sich auch alles Bedingte (das seinerseits ja auch als Bedingendes wirkt). Da ist nichts Festes, nichts Unwandelbares.
Das, was Du Ego nennst, ist jetzt, in diesem Augenblick, etwas anderes als das, was es vor einem Augenblick noch war und in einem weiteren Augenblick sein wird. Ego ist also nichts Festes, tatsächlich Existierendes, sondern nur ein leerer Begriff, dem nichts tatsächlich Existierendes entspricht. Ego ist allenfalls ein Prozess. Allerdings gibt es und das ist der Normalzustand des Menschen die irrige Auffassung von der Existenz eines Ego, einer Seele oder wie auch immer man es nennt. Es ist diese irrige Auffassung, diese Unwissenheit, die der Kern aller falschen Ansichten, aller Illusionen ist und die zu Leid führt.
Aus dieser Auffassung heraus entstehen Zu- und Abneigung, Gier und Hass der Wille, Angenehmes festzuhalten, sich einzuverleiben, und Unangenehmes fernzuhalten und zu vernichten. Nur hat das Angenehme so wenig einen beständigen Kern wie das Ich es ist vergänglich und kann nicht festgehalten werden. Genausowenig kann Unangenehmes vernichtet werden es ändert nur seine Form. Dies ist der Kern dessen, was im Buddhismus unter Leiden verstanden wird. Leiden ist der beständige und nie erfüllbare Wunsch, einen bleibenden angenehmen Zustand von Glück zu schaffen - ein stabiles, unveränderliches Ego. Das ist das Festhalten und Anhaften es ist so vergeblich, wie der Versuch, mit bloßer Hand einen Schluck Wasser festhalten zu wollen.
Die Einsicht, dass sich dies alles so verhält, führt zum Loslassen und zur Freiheit von Leid. Wobei die Einsicht keine intellektuelle oder philosophische Einsicht und auch kein religiöser Glaube ist. Diese Einsicht muss eine direkte Erfahrung sein, wenn sie ihre Wirkung entfalten soll. Du kannst Dutzende von Büchern über Orangen lesen und sehr genaue Vorstellungen und tiefes theoretisches Wissen davon haben, wie Orangen aussehen müssen, wie man sie anbaut, züchtet, erntet. Aber so lange Du selbst keine Orange gesehen, gerochen und geschmeckt hast, wirst Du eben nicht wirklich wissen, was eine Orange tatsächlich ist. Es ist diese Art Wissen, um die es im Buddhismus und speziell im Zen geht.
{k}Wir Menschen sind ja nicht ohne Grund so. Das ist unser "Instinkt". So sind wir geschaffen worden. Dieses Verhalten hat ja bestimmte Gründe die uns mehr oder weniger das Überleben in der Gesellschaft ermöglichen.{/k}
Ich denke nicht, dass wir geschaffen worden sind. Wer sollte denn so etwas tun und warum. So, wie wir sind, schaffen wir uns selbst durch Wollen, Denken und Handeln von Augenblick zu Augenblick. Und wenn wir uns dessen bewusst sind, ist dieses Wollen, Denken und Handeln frei frei von den Zwängen unserer Instinkte.
Ichbezogenes oder egoistisches Verhalten stellt aus darwinistischer Sicht einen gewissen evolutionären Vorteil dar vor allem in einer Gesellschaft, in der Alle ichbezogen und egoistisch handeln. Wie es um die Überlebenschancen einer solchen Gesellschaft als Ganzes aussieht, ist eine ganz andere Frage. Altruistisches oder selbstloses Handeln ist ebenfalls für das Überleben von Vorteil vielleicht weniger für das Überleben des Einzelnen, aber dafür für das Überleben der Gesellschaft, der Spezies und (beim derzeitigen Entwicklungsstand der menschlichen Zivilisation nicht ganz unwichtig) der Biosphäre dieses Planeten als Ganzes.
Von Vorteil für das Überleben können beide Arten des Verhaltens sein egoistisches und altruistisches. Welches nun tatsächlich vorteilhafter ist, ist eigentlich nicht der Punkt; jedenfalls nicht im Buddhismus und im Zen. Da geht es darum, welches Verhalten leidhaft und leiderzeugend ist und welches nicht. Überleben allein ist doch etwas wenig
{k}Das kann man im kleinen auch auf Primaten die in Gruppen leben abbilden. Nicht nur auf diese sondern auf alle Rudeltiere. Warum sollte man dieses instinktive Verhalten ablegen?{/k}
Es gibt einen Unterschied zwischen Menschen und Tieren ein Mensch kann erkennen, dass die Antriebe seines Handelns Gier und Hass sind und er kann dies überwinden, indem er seine Unwissenheit überwindet. Dies ist die große Chance, die sich ihm in seiner Existenz als Mensch bietet. Ich weiss nicht, ob Tiere mit ihrem instinktiven Verhalten glücklich sind das ist wiederum eine sehr menschliche Kategorie. Aber wenn ein Mensch das Dasein als leidhaft empfindet (auch dies natürlich eine menschliche Kategorie), dann sollte er vielleicht an seinem instinktiven Verhalten etwas ändern und sich stattdessen bewusst verhalten. Wenn er andererseits mit seinem instinktiven Verhalten glücklich ist, wird er wohl kaum etwas daran ändern wollen. Dann macht es auch keinen Sinn, sich mit Buddhismus und Zen zu beschäftigen.
{k}Warum kann man nicht im Einklang damit leben? Und die eigentliche Frage ist, wenn wir doch unser Ego ablegen sollen, werden wir dann nicht zu Willenlosen?{/k}
Nun, die meisten Menschen leben im Einklang mit ihren Instinkten. Wenn sie bis zum Herzinfarkt dem Geld hinterherrennen, faul vorm Fernseher auf der Couch liegen, sich Übergewicht anfressen, sich mit Alkohol oder anderen Drogen betäuben, wenn sie als Politiker, Beamte, Militärs, Vorgesetzte Andere ihre Macht spüren lassen usw. usf. Auf die unangenehmeren Aspekte des Lebens im Einklang mit den Instinkten wie Kriminalität, Krieg usw. möchte ich gar nicht erst eingehen.
Wenn wir die falsche Ansicht von der Existenz eines Ego ablegen, dann werden wir nicht zu Willenlosen. Der Wille ist dann allerdings kein Instrument von Gier und Hass mehr, er ist nicht auf den vermeintlichen Vorteil eines vermeintlichen Ego gerichtet, sondern er ist darauf gerichtet, alle Wesen zu befreien.
Ma-Kyô, von Ma/Akuma - Teufel, Dämon; Kyô - Erscheinung. Entspricht in etwa dem Begriff 'Halluzination', wird jedoch speziell auf Phänomene angewandt, die während des oder durch Zazen auftreten. Diese Phänomene sind nicht notwendig 'irreal' im klassischen Sinn, als Makyô werden z.B. auch Siddhi (Wunderkräfte) bezeichnet, etwa (zutreffende) prophetische Visionen oder Phänomene wie Levitation.
Makyô können als Anzeichen aufgefasst werden, dass man 'richtig' übt. Wichtig ist allerdings, dass man ihnen keine Beachtung schenkt; dass man sich durch sie weder abschrecken noch verlocken lässt, sondern einfach unbeirrt weiter übt. Im allgemeinsten Sinne kann man die gesamte Erfahrungswelt (die Welt der objektiven Erscheinung) als Makyô auffassen.
Die Lehre von den Makyô wird ausführlich im Shurangama-Sutra behandelt. Die mE beste Seite im Netz zum Shurangama findest Du hier:
http://online.sfsu.edu/~rone/Buddhism/Shurangama/Shurangama.htm
Eine deutsche Übersetzung des Sutra ist mir nicht bekannt, lediglich eine Teilübersetzung in Lu K'uan Yü: "Geheimnisse der chinesischen Meditation" - diese Teilübersetzung enthält allerdings nicht die Behandlung der Makyô, sondern verschiedene Meditationtechniken. Die Makyô werden in Band acht (Volume Eight) behandelt. Es werden insgesamt fünfzig Arten von Makyô klassifiziert, jeweils zehn für jedes der fünf Skandhas.
Gasshô,
() Ralf