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Gelöschter Benutzer:
Jetzt kommentiere ich mich mal selber, weil es irgendwie nirgendwo hinpasst aber andererseits schon hier hergehört. Selbstkommentieren ist bei der derzeitigen Gemütslage wohl das Beste ;-)
Habe ich beim Surfen gefunden und in Teilen auch schon mal gepostet. Also sorry für die Wiederholung und dafür, dass keine der nächsten Zeilen von mir kommen sondern schlicht gesammelt sind. Man möge mir die eventuelle Copyright-Verletzung verzeihen. Beides Texte von der koreanischen Kwanumzen-Schule.
Los geht's:
SECHSTES TOR - Seung Sahns "Asche auf den Buddha"
Ein Mann kam Zigarette rauchend ins Zen Zentrum, blies der Buddhastatue Rauch ins Gesicht und ließ die Asche in den Schoß des Buddha fallen. Der Abt kam herein, sah den Mann und sagte: "Bist Du verrückt? Warum lässt Du Deine Asche auf den Buddha fallen?" Der Mann antwortete: "Alles ist Buddha. Warum nicht?" Der Abt konnte nicht antworten und ging weg.
1. "Buddha ist alles." Was bedeutet das?
2. Warum ließ der Mann Asche auf den Buddha fallen?
3. Wenn du der Abt gewesen wärest, wie hättest du den Geist diese Mannes in Ordnung bringen können?
KOMMENTAR: Wie triffst du den Buddha? Wohin lässt du deine Asche fallen? Das ist alles sehr klar. Deine rechte Aufgabe liegt stets direkt vor dir. BEACHTE: Es gibt einen wichtigen Faktor in diesem Fall, der offensichtlich in den abgedruckten Versionen nicht ausdrücklich einbezogen wurde. Zen-Meister Seung Sahn hat seinen Schülern immer gesagt, dass der Mann mit der Zigarette auch sehr stark ist und er dich schlagen wird, wenn er deine Antwort auf seine Handlungen nicht billigt.
Das ist ein berühmtes Kongan.
Sogar viele ältere Schüler verstehen dieses Kongan nicht. Aber wenn du immer einfach ganz direkt weitermachst - weiß nicht - es unablässig versuchst, dann ist es möglich, dieses Tor zu durchschreiten.
Der Zigarettenmann in diesem Kongan denkt: "Ich habe schon Erleuchtung. Ich bin bereits Buddha oder Dharma, oder der wahre Weg." Er hält an seiner Idee sehr fest, dass er universale Substanz erreicht hat, dass er die Freiheit von Leben und Tod erlangt hat. Kein Leben, kein Tod - diesen Punkt hat er erreicht. Aber er hat immer noch ein Problem, weil er diesen einen Punkt festhält; er haftet an der Leerheit. Wie ein berühmter Lehrer einst sagte: "Jedes für sich, jedes Ding ist vollständig; jedes für sich, hat es jedes Ding." Dies hier ist zum Beispiel ein Stock. Die Substanz von diesem Stock und deine Substanz - haben sie die gleiche Substanz?
Wenn du denkst, dann sind dein Geist und mein Geist verschieden. Wenn du alles Denken abschneidest, dann sind dein Geist und mein Geist gleich.
Wenn du diesen Nicht-wissenden-Geist 100% bewahrst, du immer einfach ganz zielstrebig weitermachst - weiß nicht - dann sind dein Weiß-Nicht-Geist, mein Weiß-Nicht-Geist und der Weiß-Nicht-Geist von allen der gleich Weiß-Nicht-Geist. Genau dieser Weiß-Nicht-Geist hat bereits alles Denken abgeschnitten. Aufzuhören zu denken ist nicht Denken. Nicht Denken ist leerer Geist.
Der leere Geist ist vor dem Denken. Dein Geist vor dem Denken ist deine Substanz; mein Geist vor dem Denken ist meine Substanz - so ist die Substanz von allen die gleiche Substanz.
Wenn du den Nicht-Wissenden-Geist 100% bewahrst, dann bist du schon das Universum und das Universum bist du. Du und alles sind eins. Das ist es, was wir den ursprünglichen Punkt nennen. Also ist der Name des ursprünglichen Punkts Nicht-Wissen. Wir sagen, dass der ursprüngliche Punkt Geist ist, oder Buddha, oder Gott, oder Natur, oder Substanz, oder das Absolute, oder Energie, oder Heiligkeit, oder Bewusstasein. Aber der wahre ursprüngliche Punkt hat keinen Namen, keine Form. Es gibt keine Rede, keine Worte, weil der ursprüngliche Punkt vor dem Denken ist. Bewahre diesen Nicht-Wissenden-Geist einfach 100% und dann sind du und alles andere bereist eins.
Wenn du also Weiß-Nicht bewahrst, sind dann dieser Stock und du gleich oder verschieden? Verstehst du diesen Punkt?
Wenn du an diesem Punkt fest hälst, dann gibt es kein Du, kein Ich, kein Geist, kein Buddha, dann gibt es überhaupt nichts. Dann denkst du: "Ohhhh, Ich bin schon erleuchtet!" Du kannst zum Tempel kommen, ein Zigarette rauchen und auf den Buddha aschen - kein Problem. Aber du verstehst deine richtige Situation, deine angemessenene Handlung und deine richtige Beziehung von Augenblick zu Augenblick nicht. Zen-Geist ist Alltagsgeist. Dieser Mann hat nur Freiheit von Leben und Tod erlangt. Er versteht seine richtige Aufgabe nicht. Ein weiterer Schritt ist notwendig.
Wenn er auf den Budhha ascht, was kannst du dann tun?
Yan-shou:
Das Phrasen-Nachbeten ist bei Zen-Leuten genauso beliebt, wie in jeder anderen Szene. Ich schätze, daß 9 von 10 Leuten, die mir was vom Nicht-Denken erzählen wollen, nicht wissen, wovon sie eigentlich reden.
Bereits in der klassischen Zen-Literatur finden wir Ermahnungen von Meistern, die davor warnen, das Nicht-Denken als Vorwand zu nutzen, um als geistlose Hammel durch das Leben zu trotten. Es ist natürlich bequem, eine Diskussion mit der Wendung Wer zerdenkt hier die Wirklichkeit? abzuwürgen.
Trotzdem bleibt es dabei, daß wir sehr viele Entscheidungen mit Hilfe unseres denkenden Verstandes treffen, treffen müssen und sollten. Er muß ja nicht der einzige Ratgeber sein, aber wenn er nicht gut funktioniert, dann sieht´s insgesamt sehr schlecht aus.
Seit wann wird Nicht-Denken als Technik bzw. Prinzip im Zen eingesetzt?
Wie einige von Euch bestimmt wissen, wurde von den Chan-Meistern aller Zeiten (besonders aber von den frühen) doch sehr intensiv und ausgiebig nachgedacht. Meister Yong-jia (665-713) trat sogar für eine logische Verfahrensweise zur Erlangung der Erleuchtung ein. Auch Niu-tou Fa-yong (594-657) war ein großartiger Denker (siehe seine Darlegungen zum Prajnaparamita Sutra). Insbesondere die frühen Chan-Meister legten auf intellektuelles Wissen und philosophisches Verständnis großen Wert.
Später wandte man sich im Chan dann direkteren Methoden der Schulung und des Verstehens zu, denn (ca. 100 Jahre nach Fa-yong) war man zur Auffassung gelangt, daß ein Sprung ins Äußerste notwendig sei und pure philosophische Spekulation nicht ausreicht. Der Meister Ma-zu gilt als Begründer der unkonventionellen und antilogischen Chan-Schulung.
Meiner Meinung nach ist das Nicht-Denken-Konzept im Chan in erster Linie ein Resultat dieser frühen Entwicklung. Als man sah, daß die bis zur Erschöpfung getriebene logische Deduktion eher in Konfusion als in Klarheit endete, mußte man neue Wege beschreiten. Man befreite sich aus den Fängen der hemmungslosen metaphysischen Spekulation.
Trotzdem blieb das Denken immer ein wichtiger Bestandteil auch des Lebens der Meister. Wie hätten sie ihre Vorträge halten, ihre Schriften verfassen, das Leben in den Schulen leiten können, wenn nicht mit Hilfe des denkenden Verstandes?
Worauf kann sich das Nicht-Denken praktisch überhaupt beziehen?
Man kann es als Gegenentwurf zur westlichen Überbewertung von Ratio und Logik begreifen und einsetzen. Diese Überbewertung leugnet das Mysterium des Lebens, entwertet es gleichzeitig durch seinen unrealistischen Anspruch, alles be- und ausrechnen zu können. Verdrängung durch Rationalisierung ist ein psychisches Problem der westlichen Welt, die ihre Götter ent-thront hat, nun jedoch kein adäquates Mittel zum Umgang mit der Unendlichkeit besitzt, sondern alles wissenschaftlich erkennen will (aber nicht kann). Was nutzt schon die wissenschaftliche Erkenntnis, daß der Tod ein Absterben von Zellen ist. Wem hilft das?
Gegen diese Kälte eines (eigentlich irrationalen) Rationalismus, gegen die Entwertung des Unbekannten und gegen die Leugnung des Wunders kann man Nicht-Denken praktisch einsetzen, um einen intuitiven, intimen Kontakt mit der Wirklichkeit zu kultivieren.
Und auf der anderen Seite: Immer danach streben, das Denken zu schulen. Es schärfen, klären. Den Umgang mit der Sprache auf hohem Niveau üben. Reflektieren. Wer das versäumt, wird seine Persönlichkeit beschränken und sein Leben deformieren. Meine Meinung.
digne:
Warum hat man so viele Bäume gefällt um in dicken Büchern
mühsam Unsagbares zu umschreiben ?
Um mich an einer schwierigen Stelle zu ermutigen?
Ich muß gehen wo niemand vor mir war...
aber es ist schön zu erkennen, dass jemand ähnliches b e dachte wie ich und über ähnliches stolperte.
meint
digne
Denken und Nichtdenken liegen vielleicht dichter zusammen als wir "denken". Die scheinbare Dualität von Denken und Nichtdenken liegt - so mein Gedanke ;-) - in ihrem Wesen (SEIN).
In diesen Bereich oder eher in diese Offenheit zu weisen, die meiner Meinung nach eher mit NICHTDENKEN gemeint ist, ist in der Tat mit Worten nur indirekt möglich und meistens führen diese Worte, wahrscheinlich so auch meine, unser Gegenüber in die falsche Richtung.
Sie oder Er bedenkt ja nun das Gesagte und kann nicht erfahren, dass Denken und Nichtdenken im oben gemeinten Sinne stets in dieser Fuge des Moments - dem eigentlich Gemeinten - zusammenfallen.
In dieser Zweideutigkeit stehen wir nunmal und können sie im Prinzip nur schmunzelnd ausstehen. Der eine versucht es mit vielen Worten, der andere mit wenigen vielleicht wirren Worten und manch einer schweigt.
HelmutLange:
Hallo mipooh
Vieleicht liegt der Fehler in der Auffassung von Nichtdenken. Im Zen heisst das nicht "nicht denken" sondern genau das Gegenteil. Es ist nicht grübeln oder vor sich hin spekulieren gemeint, sondern differenzierendes Denken. Sonst wäre ein Koan sinnlos. Ein Koan ist nur so zu lösen das alle Dinge, Vorstellungen oder Glaube in dem Koan ausdifferenziert werden bis man den Koan nicht mehr beachten kann weil man er geworden ist. Das eigene Sein wegzudifferenzieren ist unmöglich und das bringt das Einssein mit allem ohne seine Individualität (Ego??) zu verlieren aber sie vollkommen zu ignorieren wenn sie nicht gebraucht wird.
Mein Nichtdenken geht sogar soweit das ich es auch tue wenn ich schreibe oder rede. Ich lese auch ohne Denken, denn wenn ich dabei denke höre ich nicht mehr zu und ich kann nicht frei reagieren. Auch meine Texte überarbeite ich so.
Denken tu ich nur wenn ich keine Menschen in meiner Nähe habe die mit mir Kontakt wollen, denn die haben meine volle Achtsamkeit verdient.
Das hat auch für Tiere Gültigkeit, wenn eines Kontakt mit mir aufnimmt hat es meine Achtsamkeit, also mein Nichtdenken.
Dieses Nichtdenken umschreibe ich mit Beobachter.
Denn es ist etwas da das nicht zu beschreiben ist weil ich es bin, der Beobachter der nur beobachtet. Die Person ist dann nicht existent aber nicht ohne Existents. Die Interaktion der Körperlichen Wesen hört nicht auf ist aber vollkommen der Ego-kontrolle entzogen. Das Ego ist nicht da weil der Beobachter nur beobachtet.
Wenn die Person wieder in Aktion tritt ist auch das Ego da aber eben auch der Beobachter, das ist für mich der Beweis das das Ego nicht existiert und da der Beobachter keine nach aussen gerichtete Aktionen verursachen kann ist auch er nicht real schon garnicht beweisbar für ein mögliches Gegenüber.
Was diese "merkwürdigen" Antworten angeht bin ich auch schon des öffteren frustriert gewesen. Heute sehe ich sie als Äusserungen die so wie sie sind aus Wahrhaftigkeit da stehen. Es gibt bei mir eben nicht mehr den Zweifel des Unverstehens.
Aber ich versuche, durch Zweifel, heraus zu bekommen ob die Antwort verstanden wurde die gegeben ist. Wenn das jemanden beleidigt kann er nur beleidigt sein wollen was mich nichts angeht.
liebe Grüsse
Helmut
newplayer:
Hallo carnz,
falls Du es noch nicht gelesen hast, kann ich Dir folgendes Buch empfehlen:
"Einfach Zen" von Charlotte "Joko" Beck.
Für mich, das erste Buch zu Zen, war es richtungsweisend !
Einfachheit, fließendes Leben, NICHTS Besonderes.
Herzlich
newplayer
Dhamma/Dharma: Dhamma (Pali) bzw. Dharma (Sanskrit) bedeutet wörtlich »das Tragende«. Gemeint ist die Lehre des Buddha, die Wahrheit und Gesetzmäßigkeit, die der Buddha erkannt, angewandt und gelehrt hat.
 dhamma
eig. das Tragende', Vertrag' (dhar tragen), Brauch; Gesetz, Naturgesetz (Lehre des Buddha), Recht (jus), Pflicht, Wahrheit, Gerechtigkeit, Rechtschaffenheit; Eigenschaft, Ding, Denkobjekt, Daseinserscheinung. In allen diesen Bedeutungen kommt das Wort in den buddhistischen Texten vor.
Der Dhamma als das von dem Buddha erkannte und verkündete Gesetz ist zusammengefasst in den sog. 4 Edlen Wahrheiten. Er bildet eines der 3 Kleinode und eine der 10 Betrachtungen.
>Wenn wir die falsche Ansicht von der Existenz
>eines Ego ablegen, dann werden wir nicht zu
>Willenlosen. Der Wille ist dann allerdings kein
>Instrument von Gier und Hass mehr, er ist nicht >auf den vermeintlichen Vorteil eines
>vermeintlichen Ego gerichtet, sondern er ist
>darauf gerichtet, alle Wesen zu befreien.
Das bereitet mir aber immer noch Kopfzerbrechen. Wie trifft man dann Entscheidungen?
Aus der Sicht der meisten ist die Welt eines Kloputzers nicht gerade spaßig. Was soll er jetzt machen? Soll er sich mit seiner Lage "abfinden". Also das Leiden akzeptieren, oder soll er etwas dagegen unternehmen?
Wenn wir jetzt davon ausgehen, dass er als Kloputzer glücklich ist, wird er natürlich nichts dagegen unternehmen. Und genau da Frage ich mich doch ob wir dann nicht zum Spielball der Gesellschaft werden. Ich meine im Idealfall wäre es uns ja egal, weil wir eben auch so glücklich sind. Aber ein vorankommen gibt es dann nicht. Wenn alle das praktizieren, würde die Menschheit stillstehen.
HelmutLange:
Hallo almluz
Den Zen Weg kann man weder gehen noch kann man nicht auf ihm gehen.
Die Zen Techniken führen dazu bewusst zu erkennen das dass nicht geht.
Buddhanatur kann man nicht erkennen weil sie nur sein kann.
Was ist um Gottes Willen ist:Dharma? Würdest Du mir bitte eindeutig und absolut klar verständlich sagen was dieses Wort bedeutet.
Bitte bitte keine Andeutungen oder Vieldeutigkeiten. Eiskalt logisch!!!
liebe Grüsse
Helmut
nach ein paar Tagen ohne Internetzugang, gabs wieder viel zu lesen.
Hier fragst du nach seriosität von Meistern und vor ein paar Tagen schriebst du zu deiner Frau und dir:
>>Ich bin als Christ geboren und aufgewachsen, sie aber als Buddhistin.
Ich gehöre, seit ich vor 25 Jahren ausgetreten bin, keiner Gruppe an, mag aber Hinduismus, wegen der Vielfalt der Götter und Buddhismus wegen seiner Nüchternheit.<<
Du scheinst auf der Suche zu sein, nach einer für dich passenden Religion oder Weltanschauung.
Zen ist ausschließlich, du kannst den Zen Weg gehen, in Zen leben oder du tust es nicht. Wenn du dich für dein Zenleben entscheidest, dann wird die Frage nach einer wissenschaftlichen Untersuchung unbedeutend.
Wenn du einen Meister wählst, suche einen von dem du etwas lernen kannst, irgendwann spürst du, ob dein Meister seriös ist oder nicht.
Buddah hat nur einen Dharmanachfolger gewählt. Spätere Patriarchen haben teilweise mehrere Nachfolger gehabt. Und die waren unterschiedlicher Ansicht, was Äußerlichkeiten angeht. Willst du dich dadurch davon abhalten lassen, deine Buddah Natur zu erkennen?
Schreiben kann man viel, mipooh, aber es gibt nur einen Dharma.
Sei herzlich gegrüßt
almaluz
Ralf54:
Hallo,
gestatte mir eine Vorbemerkung Zen ist zuerst und vor allem eine praktische Übung. Erst durch die Übung erschließt sich Zen, nicht durch das Studium von Büchern. Das soll nicht heißen, solches Studium sei nutzlos aber es ist der unwichtige Teil ;-).
Wenn man sich Zen theoretisch annähern will, ist es für das Verständnis einfacher, wenn man sich zunächst mit buddhistischen Grundlagen beschäftigt. Die Fragen, die Du stellst, sind keine speziellen Zen-Fragen, sondern sie berühren buddhistische Kernausagen.
Ich will einmal versuchen, der Reihe nach vorzugehen.
{k}wenn man sein Ego verliert, man auch glücklicher wird. Wenn man sich nicht an etwas bindet, einfach loslässt und die Welt akzeptiert so wie sie ist.{/k}
Nun, Du kannst Dein Ego gar nicht verlieren, weil Du (nach meiner Auffassung zumindest ;-) ) gar keines hast. Dies ist eine buddhistische Kernlehre anatman. Das heisst, dass Alles (Dich selbst mit inbegriffen) kein eigenes, selbständiges Sein hat; mithin keinen Wesenskern, keine Seele o.ä. . Alles existiert nur im Zusammenhang, durch Bedingungen über Bedingungen ist alles miteinander verbunden. Nichts existiert unabhängig von Bedingungen. Da die Bedingungen sich permanent wandeln, wandelt sich auch alles Bedingte (das seinerseits ja auch als Bedingendes wirkt). Da ist nichts Festes, nichts Unwandelbares.
Das, was Du Ego nennst, ist jetzt, in diesem Augenblick, etwas anderes als das, was es vor einem Augenblick noch war und in einem weiteren Augenblick sein wird. Ego ist also nichts Festes, tatsächlich Existierendes, sondern nur ein leerer Begriff, dem nichts tatsächlich Existierendes entspricht. Ego ist allenfalls ein Prozess. Allerdings gibt es und das ist der Normalzustand des Menschen die irrige Auffassung von der Existenz eines Ego, einer Seele oder wie auch immer man es nennt. Es ist diese irrige Auffassung, diese Unwissenheit, die der Kern aller falschen Ansichten, aller Illusionen ist und die zu Leid führt.
Aus dieser Auffassung heraus entstehen Zu- und Abneigung, Gier und Hass der Wille, Angenehmes festzuhalten, sich einzuverleiben, und Unangenehmes fernzuhalten und zu vernichten. Nur hat das Angenehme so wenig einen beständigen Kern wie das Ich es ist vergänglich und kann nicht festgehalten werden. Genausowenig kann Unangenehmes vernichtet werden es ändert nur seine Form. Dies ist der Kern dessen, was im Buddhismus unter Leiden verstanden wird. Leiden ist der beständige und nie erfüllbare Wunsch, einen bleibenden angenehmen Zustand von Glück zu schaffen - ein stabiles, unveränderliches Ego. Das ist das Festhalten und Anhaften es ist so vergeblich, wie der Versuch, mit bloßer Hand einen Schluck Wasser festhalten zu wollen.
Die Einsicht, dass sich dies alles so verhält, führt zum Loslassen und zur Freiheit von Leid. Wobei die Einsicht keine intellektuelle oder philosophische Einsicht und auch kein religiöser Glaube ist. Diese Einsicht muss eine direkte Erfahrung sein, wenn sie ihre Wirkung entfalten soll. Du kannst Dutzende von Büchern über Orangen lesen und sehr genaue Vorstellungen und tiefes theoretisches Wissen davon haben, wie Orangen aussehen müssen, wie man sie anbaut, züchtet, erntet. Aber so lange Du selbst keine Orange gesehen, gerochen und geschmeckt hast, wirst Du eben nicht wirklich wissen, was eine Orange tatsächlich ist. Es ist diese Art Wissen, um die es im Buddhismus und speziell im Zen geht.
{k}Wir Menschen sind ja nicht ohne Grund so. Das ist unser "Instinkt". So sind wir geschaffen worden. Dieses Verhalten hat ja bestimmte Gründe die uns mehr oder weniger das Überleben in der Gesellschaft ermöglichen.{/k}
Ich denke nicht, dass wir geschaffen worden sind. Wer sollte denn so etwas tun und warum. So, wie wir sind, schaffen wir uns selbst durch Wollen, Denken und Handeln von Augenblick zu Augenblick. Und wenn wir uns dessen bewusst sind, ist dieses Wollen, Denken und Handeln frei frei von den Zwängen unserer Instinkte.
Ichbezogenes oder egoistisches Verhalten stellt aus darwinistischer Sicht einen gewissen evolutionären Vorteil dar vor allem in einer Gesellschaft, in der Alle ichbezogen und egoistisch handeln. Wie es um die Überlebenschancen einer solchen Gesellschaft als Ganzes aussieht, ist eine ganz andere Frage. Altruistisches oder selbstloses Handeln ist ebenfalls für das Überleben von Vorteil vielleicht weniger für das Überleben des Einzelnen, aber dafür für das Überleben der Gesellschaft, der Spezies und (beim derzeitigen Entwicklungsstand der menschlichen Zivilisation nicht ganz unwichtig) der Biosphäre dieses Planeten als Ganzes.
Von Vorteil für das Überleben können beide Arten des Verhaltens sein egoistisches und altruistisches. Welches nun tatsächlich vorteilhafter ist, ist eigentlich nicht der Punkt; jedenfalls nicht im Buddhismus und im Zen. Da geht es darum, welches Verhalten leidhaft und leiderzeugend ist und welches nicht. Überleben allein ist doch etwas wenig
{k}Das kann man im kleinen auch auf Primaten die in Gruppen leben abbilden. Nicht nur auf diese sondern auf alle Rudeltiere. Warum sollte man dieses instinktive Verhalten ablegen?{/k}
Es gibt einen Unterschied zwischen Menschen und Tieren ein Mensch kann erkennen, dass die Antriebe seines Handelns Gier und Hass sind und er kann dies überwinden, indem er seine Unwissenheit überwindet. Dies ist die große Chance, die sich ihm in seiner Existenz als Mensch bietet. Ich weiss nicht, ob Tiere mit ihrem instinktiven Verhalten glücklich sind das ist wiederum eine sehr menschliche Kategorie. Aber wenn ein Mensch das Dasein als leidhaft empfindet (auch dies natürlich eine menschliche Kategorie), dann sollte er vielleicht an seinem instinktiven Verhalten etwas ändern und sich stattdessen bewusst verhalten. Wenn er andererseits mit seinem instinktiven Verhalten glücklich ist, wird er wohl kaum etwas daran ändern wollen. Dann macht es auch keinen Sinn, sich mit Buddhismus und Zen zu beschäftigen.
{k}Warum kann man nicht im Einklang damit leben? Und die eigentliche Frage ist, wenn wir doch unser Ego ablegen sollen, werden wir dann nicht zu Willenlosen?{/k}
Nun, die meisten Menschen leben im Einklang mit ihren Instinkten. Wenn sie bis zum Herzinfarkt dem Geld hinterherrennen, faul vorm Fernseher auf der Couch liegen, sich Übergewicht anfressen, sich mit Alkohol oder anderen Drogen betäuben, wenn sie als Politiker, Beamte, Militärs, Vorgesetzte Andere ihre Macht spüren lassen usw. usf. Auf die unangenehmeren Aspekte des Lebens im Einklang mit den Instinkten wie Kriminalität, Krieg usw. möchte ich gar nicht erst eingehen.
Wenn wir die falsche Ansicht von der Existenz eines Ego ablegen, dann werden wir nicht zu Willenlosen. Der Wille ist dann allerdings kein Instrument von Gier und Hass mehr, er ist nicht auf den vermeintlichen Vorteil eines vermeintlichen Ego gerichtet, sondern er ist darauf gerichtet, alle Wesen zu befreien.
PeterMeyer:
die meistens wenn nicht alle menschen wollen nicht nur überleben sondern auch ein haus. ist man hungrig will man essen. ist man satt will man ein haus. das will ich auch. bist du etwa da wo du gerade bist, weil du überleben willst oder willst du doch vielleicht mehr. dieses mehr halte ich nicht für falsch, wenn es soetwas wie falsch überhaupt gibt. ein haus ist dazu da bewohnt zu werden.
es kann natürlich auch neid zwischen den bewohnern geben, was zu totschlag und leid führen kann.
da kann zen helfen. man betrachtet die bewohner nicht als leck im universum sondern als familienmitglieder mit denen man zusammenleben kann und durch gegenseitige hilfe ein viel größeres haus bauen kann und leckeres essen herstellen kann usw..
HelmutLange:
Hallo carnz
Ich kann alles brühren und ich werde von allem berührt.
Ich halte nichts fest und ich (lasse mich)werde nicht festgehalten.
Der Witz daran ist das alles halten WOLLEN das Ego starkt und erst ermöglicht. Dieses Ego ist dafür da das wir unser individuelles Überleben sichern. Das falsche Ego will erheblich mehr als nur Überleben es will es besser haben als ein neidvoll betrachtes anderes Ego. Da beginnt der Mensch. Er will kein Nest er will ein Haus u.s.w.
Die Zenaufzeichnungen wollen nur Wegweiser sein um Dir bewusst zu machen was Du wirklich für Dich brauchst und Dir klar machen das es sich lohnt dieses als Besitz zu haben aber sie sagen Dir gleichzeitig das sich alles immer ändert und das es sich darum nicht einen Augenblick lohnt an irgendetwas das Du besitzt zu hängen denn das bringt Dir das Unheil der Versklavung. Es geht nicht um Loslassen sondern um nicht festhalten.
liebe Grüsse
Helmut
Du und ich sind wir gleich oder verschieden?
;-)
Gernot