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Ralf54:
{k}Kakerlaken sind doch nuetzliche Viecher die fressen doch nur denn dreck weg denn wir Menschen hinterlassen!{/k}
Hallo Jamady,
da nicht so recht erkennbar ist, ob das ironisch gemeint war, eine Klarstellung von mir. Speziell die deutsche Schabe (sie heisst tatsächlich so, blatella germanica) ist einer der unangenehmeren Hausgenossen. Nicht nur wegen ihrer außerordentlichen Fruchtbarkeit und weil sie schwierig zu bekämpfen ist. Abgesehen davon, dass ihre Ausscheidungen Allergien verursachen können, sind sie auch potentielle Überträger von Krankheiten, wobei Milzbrand, Salmonellosen und Tuberkulose lediglich die unangenehmsten sind. Darüber hinaus sind sie auch Zwischenwirte von Fadenwürmern.
Die instinktive Abneigung vieler Menschen gegen diese Tierchen ist möglicherweise durch einen evolutionären Ausleseprozess entstanden. Wie auch immer - diese Abneigung ist durchaus sinnvoll.
Ralf54:
{k}... wie man Kakerlaken los wird, ohne sie zu töten ...{/k}
Liebe Almaluz
- vergiss es. Kakerlaken sind nicht umsonst eine evolutionär äußerst erfolgreiche Spezies. Du hast drei Möglichkeiten. Du kannst mit ihnen zusammenleben, Du kannst sie töten (lassen) oder ihnen die Wohnung abtreten.
Kakerlaken sind ein hygienisches und daher auf Dauer auch gesundheitliches Problem. Von Möglichkeit Nummer eins rate ich daher ab. Ich persönlich habe schon seit einigen Jahren nicht einmal eine Stechmücke erschlagen (und hier am Rhein gibt es eine Menge davon), würde aber trotzdem zu Lösung zwei greifen. Lösung drei hieße lediglich, das Problem jemand anderem zu überlassen.
Ich würde einen Kammerjäger engagieren - so wie sich die tibetischen Buddhisten von muslimischen Schlachtern mit Fleisch versorgen lassen ;-) und ihm dankbar das Verdienst etlicher Rezitationen widmen.
mein Beileid zum ethischen Dilemma und herzliche Grüße,
() SoGen
Ralf54:
{k}es gibt Menschen, die sehen nur Worte...{/k}
... ja, ja, möglicherweise, Unsui. Und es gibt Menschen, die sehen anscheinend mit den Augen anderer Menschen.
Bei Dir selbst ist das mit dem Sehen der Worte selbstverständlich anders. Ist es das, was Du uns mit friedvollem Herzen sagen möchtest?
Wer wäre so schwachsinnig, einen Finger mit dem Mond zu verwechseln? Das ist doch Blödsinn - allenfalls mag es Menschen geben, die den Finger für den Mond nehmen; sich mit einem Fingerzeig zufrieden geben, statt ihm zu folgen. Menschen, die sich auf einem Floß wohnlich einrichten, statt damit zum anderen Ufer überzusetzen.
Aber zu beurteilen, ob jemand solch ein Mensch ist, steht nur jemandem zu, der ihn, seine Bemühungen und seine Anhaftungen, genau kennt. Etwa seinem Lehrer, sofern er einen hat - jedenfalls nicht einem Diskussionspartner in einem Internet-Forum.
Da Du dich schon so gut mit Fingern und dem Mond auskennst, hier noch ein Fingerzeig von Meister Fa-yen Wen-I (aus dem Jingde Chuandeng Lu / Keitoku Dentoroku):
Ein Mönch fragte: "Was den Finger angeht, so frage ich nicht nach ihm. Aber was ist der Mond?" Der Meister sprach: "Wo ist der Finger, nach dem du nicht fragst?" Also sprach der Mönch: "Was den Mond angeht, so frage ich nicht nach ihm. Aber was ist mit dem Finger?" Der Meister sprach:"Der Mond!" Der Mönch forderte ihn heraus: "Ich fragte nach dem Finger, warum antwortest du 'der Mond'?" Der Meister antwortete: "Weil du nach dem Finger fragtest."
Ralf54:
{k}Wenn die Unterscheidung zwischen Ritual und Nichtritual aufgegeben wird, gleichzeitig aber die Ausübung der Rituale beibehalten wird, dann sehe ich darin eher einen Rückschritt. Der Mensch sollte sich schon bewusst sein was er tut.{/k}
Wie könnte jemand ein Ritual ausüben, ohne zwischen Ritual und Nicht-Ritual zu unterscheiden? Die Unterscheidung liegt nicht in dem, was Du 'Ritual' nennst und natürlich auch nicht in jenem, von dem Du glaubst, er übe Rituale aus. Die Unterscheidung liegt einzig und allein in Deinem urteilenden, außen-davorstehenden Geist, und daher glaubst Du, von Rück- und Fortschritten reden zu müssen. Wer ist sich da {f}wirklich{/f} dessen bewusst, was er tut?
Aber auch das ist es noch nicht:
"Der Wind, die Fahne,
der Geist bewegt sich":
Ein und dieselbe Anklage
ist den dreien zugestellt!
Sie wissen nur
den Mund zu öffnen,
Und merken nicht,
wie ihre Worte ins Leere fallen!
(Mumonkan, Fall 29)
In diesem Sinne bekenne auch ich mich schuldig.
()
Und - mit Verlaub - ob Du die 'Zen-Organisationen', von denen Du sprichst, so gut kennst, dass Du Dir ein Urteil darüber bilden konntest, welcher Wert tatsächlich dort auf 'gewisse' Rituale gelegt wird, erlaube ich mir, zu bezweifeln.
Nun, nichts ist allein schon deswegen nutzlos, weil manche Leute es nicht zu nutzen verstehen. Wobei für einen wahren Schüler Zhuang Zis Nutzlosigkeit ja eher eine Empfehlung ist ... ;-)
Wer sich die Zeit damit vertreibt, die Dinge fein säuberlich nach 'nützlich' und 'nutzlos' zu trennen, der wird dabei nie zu einem Ende - geschweige denn zu etwas Anderem kommen.
{k}danach wieder abzulegen{/k}
Nicht das, was der eifrige Nützlich-und-nutzlos-Sortierer für 'Rituale' hält, wird abgelegt - sondern die Unterscheidung zwischen Ritual und Nicht-Ritual.
{k}Aber viele mögen es halt{/k}
Ja, es soll Menschen geben, die {k}mögen{/k} bestimmte Dinge und von anderen Dingen sind sie {k}kein Freund{/k}.
Dreissig Speichen treffen die Nabe /
Die Leere dazwischen macht das Rad.
Lehm formt der Töpfer zu Gefäßen /
Die Leere darinnen macht das Gefäß.
Fenster und Türen bricht man in Mauern /
Die Leere damitten macht die Behausung.
Das Sichtbare bildet die Form eines Werkes.
Das Nicht-Sichtbare macht seinen Wert aus.
(Lao Zi, Dao De Jing XI)
Ralf54:
Hallo Fabian,
Hanshan ('kalter Berg' oder 'kalter Gipfel') ist der Name eines Zen-Klosters in der Nähe von Suzhou. Der Name ging auf zumindest 2 Personen über. Der - jedenfalls im Westen - bekanntere der beiden war ein Zen-Eremit und Dichter der T'ang-Zeit, über dessen Biographie nicht allzuviel bekannt ist - außer, dass er irgendwann zwischen 630 und 830 u.Z. gelebt hat. Seine Gedichte wurden häufig in westliche Sprachen übersetzt, auch ins Deutsche.
Dieser Hanshan ist auch ein 'klassisches' Motiv der Zen-Tuschmalerei (Zenga). Er wird oft zusammen mit seinem Freund Shih-te dargestellt. Die beiden gelten als Prototyp des 'verrückten' Erleuchteten, aber auch als Verkörperungen der Bodhisattvas Manjusri (Monshu) und Samantabhadra (Fugen). In Japan heißen sie Kanzan und Jittoku.
Ralf54:
Hallo Fabian,
das Shobogenzo ist eine Sammlung von 'Zen-Essays'.
Es gibt zwei deutsche Übersetzungen des Shobogenzo. Dazu ist zu sagen, dass selbst für Japaner das Shobogenzo nicht ohne weiteres verständlich ist (sprachlich! - den Inhalt mal ganz beiseite gelassen ...). Das geht uns nicht anders, wenn wir einen deutschen Text aus dem 13. Jahrhundert lesen; etwa Meister Eckarts Deutsche Predigten. Bei beiden Übersetzungen wurde also zunächst einmal eine moderne japanische Fassung erstellt.
Kôsen Nishiyama Rôshi übersetzte dann die von ihm erstellte Fassung ins Englische, die englische Übersetzung wiederum wurde von Guido Keller ins Deutsche übertragen. Die ersten beiden Bände dieser vierbändigen Übersetzung erschienen im Theseus-Verlag (sie sind, glaube ich, mittlerweile vergriffen); Band 3 und 4 als book on demand im Angkor-Verlag. Das Kapitel 'Gyôji' aus dieser Übersetzung kann man hier online lesen: http://members.tripod.com/~hotei/
Die zweite Übersetzung beruht auf der modernen japanischen Fassung von Gudo Wafu Nishijima Rôshi; sie wurde von Ritsunen Gabriele Linnebach in Zusammenarbeit mit Nishijima Rôshi aus dem Japanischen ins Deutsche übertragen und erschien in zwei Bänden im Kristkeitz-Verlag. Das Kapitel 'Keisei Sanshiki' kann man hier als Leseprobe finden: http://www.shobogenzo.de/downloads.html
Als Einstieg in das Denken Dogens würde ich empfehlen, sich zunächst mit dem Shobogenzo Zuimonki zu beschäftigen. Es wurde von Shohaku Okamura ins Englische und daraus von Barbara Knab ins Deutsche übersetzt und ist ebenfalls bei Kristkeitz erschienen.
Generell ist zum Shobogenzo aus meiner Sicht zu sagen, dass ernsthafte Zazen-Praxis eine sehr viel wichtigere Voraussetzung für das Verständnis der Texte ist, als eine mehr oder weniger gut gelungene Übersetzung. Wer wach ist, sieht hinterm Gebüsch ein Horn hervorschauen und erkennt sogleich, dass sich dort ein Ochse verbirgt ;-) ...
Das Shobogenzo ist kein Buch, das man liest und dann als erledigt beiseite legen kann. Das Verständnis des Shobogenzo entwickelt und vertieft sich über Jahre und Jahrzehnte mit der Entwicklung und Vertiefung der Übung. Es ist zwar kein 'Anfängerbuch' - aber letzlich ist es egal, wann man mit ihm beginnt. 'Fertig' wird man ihm mit ihm ohnehin nie.
Ralf54:
Hallo Uwe,
'kostenlos' sind solche Einrichtungen nur für Leute, die anstatt zu bezahlen ihre Arbeitskraft zur Verfügung stellen. Darüber solltest Du Dir im Klaren sein.
Mit dem 'Zenkloster' in der Eifel meinst Du wahrscheinlich die Zenklausen http://www.zenklausen.de/
Es handelt sich dabei allerdings um kein Kloster, sondern um eine klosterähnliche Ansammlung von Ferienwohnungen - also ein Unternehmen in der Sparte 'spiritueller Tourismus'. Das ist durchaus nicht abwertend gemeint, ich halte das für eine gute Idee. Du kannst ja mal Kontakt aufnehmen, vielleicht suchen Judith und Adelheid noch einen Mitarbeiter.
Im Daihizan Fumonji in Eisenbuch http://www.eisenbuch.de/
gibt es eine Hausgemeinschaft. Wenn man sich dort bewirbt, muss man zunächst eine dreimonatige Probezeit ohne Bezahlung ableisten. Danach darf man ggf. für weitere sechs Monate bleiben und erhält ein kleines Taschengeld (z.Z. 50 Euro/Monat) und wird auch krankenversichert. Es gibt ein freies Wochenende im Monat und einen Jahresurlaub von 28 Tagen. Weitere Verlängerungen sind möglich.
Es gibt noch weitere buddhistische Einrichtungen mit festen Hausgemeinschaften, z.B. das deutsche Intersein-Zentrum Haus Maitreya in Hohenau (Tradition Thich Nhat Hanh). Am besten, Du kaufst Dir die neueste 'Buddhismus Aktuell', suchst Dir dort die Adressen verschiedener Einrichtungen aus und schreibst sie mal an.
Ralf54:
Hallo Hannes,
wie soll sich ein Anfänger dem Zen nähern? Wie lernt man Zen am besten kennen?
Sitzen, sitzen und sitzen. Ansonsten kann ein wenig Studium nicht schaden, wobei ich persönlich es für sinnvoller halte, sich zunächst mit den Grundlagen von Buddhas Lehre zu beschäftigen, als mit spezieller 'Zen-Literatur'. Wenn man ein wenig Erfahrung mit Zazen gesammelt hat und auch die theoretischen Grundlagen kennengelernt hat, macht das schon eher Sinn. Dann fällt es auch leichter, gute Zen-Literatur von Schrott zu unterscheiden.
Das mit den 'Richtungen' ist weniger wichtig. Gesessen wird bei allen. Auf eine bestimmte Richtung legst Du Dich eigentlich erst fest, wenn Du nach eingehender Prüfung 'Deinen' Lehrer gefunden hast und ihn um Annahme als Schüler bittest. Es ist also durchaus sinnvoll, in einer Gruppe zu sitzen und sich trotzdem ein wenig umzuschauen. Bei Gruppen, die davon abraten, wäre ich eher zurückhaltend ...
- auch zur Vertiefung immer wieder zu lesen, nicht nur zum Einstieg ;-).
Dogen und Keizan sind die Gründer des japanischen Soto-Zen. Lesenswert sind IMHO auch die Anleitungen von Tsung-tse (dessen Zazen-Anleitung von Dogen überarbeitet wurde)
und von Han-shan, zwei chinesischen Autoren - ebenfalls auf zensplitter zu finden.
Auf jeden Fall aber ist es empfehlenswert, beim Sitzen gelegentlich von jemandem korrigiert zu werden. Du siehst Dich nämlich selbst nicht sitzen und daher können sich Haltungsfehler verfestigen, die später schwierig zu überwinden sind. Das subjektive Empfinden kann beim Sitzen sehr trügerisch sein. Solche Haltungsfehler führen dann z.B. zu Rückenschmerzen bei längerem Sitzen o.ä. Schon aus diesem Grund ist das Sitzen in einer Gruppe oder zumindest gelegentliche Teilnahme an einem Sesshin sehr empfehlenswert.
Wie wichtig das Sitzen ist? Nun, ohne Sitzen kein Zen. Du kannst sämtliche Bücher, die 'sight' gestern empfohlen hat auswendig lernen - aber so lange Du nicht sitzt, hast Du trotzdem keine Ahnung von Zen. Das ist generell das Problem mit sog. Zen-Literatur. Sie ersetzt das das Sitzen nicht - und die bessere Literatur (damit meine ich vor allem die Klassiker) ist ohne die Erfahrung des Sitzens erst gar nicht verständlich.
Wie oft sitzen? Täglich. Besser nur 15 Minuten täglich als einmal in der Woche zwei Stunden.
Ich persönlich sitze täglich 40 Minuten. Zusammen mit Rezitationen und Niederwerfungen kommt da in etwa eine Stunde zusammen. Für Kinhin (Gehmeditation) fehlt mir zuhause der Platz. Am Wochenende oder an sonstigen arbeitsfreien Tagen sitze ich gelegentlich auch zweimal, wenn mir danach ist.
Aber nimm das jetzt nicht zum Anlass, Dich unter Druck zu setzen. Ich habe nicht mit 40 Minuten angefangen ... Geh's langsam an. Ehrgeiz ist da nicht am Platz.
Ralf54:
Hallo,
wenn ich etwas geschwätziger sein darf als Xiong Shui: Saijojo - die große vollkommene Übung - ist die Vollendung von Zen. Was macht z.B. ein Schüler Rinzais und Hakuins, wenn er sein Koan-Studium abgeschlossen hat? Nix mehr zu tun, Langeweile? Nein - er widmet sich der {f}Aus{/f}übung von Saijojo.
Im Zen nennen wir es gewöhnlich 'Shikantaza'. Es gibt viele Möglichkeiten, sich der 'großen perfekten Übung' zu nähern. Im Rinzai oder bei Sanbo Kyodan ist es in der Regel Koan-Praxis. Bei Soto ist es häufig die Achtsamkeit auf den Atem, anapanasati. Der Lehrer wählt die für den Schüler jeweils geeignete Übung aus (und der Schüler - hoffentlich - den für ihn geeigneten Lehrer).
Manchmal macht es Sinn, zwischen '{f}Ein{/f}üben' und '{f}Aus{/f}üben' der 'großen vollkommenen Übung' zu unterscheiden - wenn es etwa um Henzan, das Studium bei einem Meister, geht. Im Dokusan, wenn die Übung besprochen wird. In der Übung selbst gibt es keinen Unterschied, keine Stufen, keinen Fortschritt, kein Erreichen und Vollenden. Meine Übung ist die Übung meines Lehrers, ist die Übung der Buddhas und Patriarchen - ist Shikantaza.
Ralf54:
Hallo Christian,
bitte entschuldige die etwas unwirschen Worte in meinem Kommentar auf zenforum.de. Da Du nicht auf Wolfgangs Kommentar geantwortet hattest (wahrscheinlich war er Dir gar nicht aufgefallen), hatte ich geglaubt, es wäre so eine Art Aprilscherz ;-).
Vielleicht stellst Du in einem weiteren Kommentar in eins, zwei Sätzen klar, dass es sich um eine Nachempfindung handelt und ich ich schreib dann auch noch was Versöhnliches dazu. OK?
Herzliche Grüße,
So-Gen
P.S.: Bei aller Kritik - gerne gelesen hab ich ihn, den 'neu entdeckten' Tao-hsin ;-).
Ralf54:
Hallo Christian,
die Schreibfehler bedürfen keiner Entschuldigung, aber ansonsten bin ich Deinen Empfehlungen nicht so ganz gefolgt. Deine Angaben in der Einleitung über den Text sind äußerst spärlich (wann und wo gefunden, wo wurde das Original publiziert usw.). Sowohl von als auch über Tao-hsin (580-651) ist Einiges bekannt so unbekannt, wie von Dir dargestellt, ist er durchaus nicht. Eine Neuentdeckung eines ihm zugeschriebenen Textes wäre eine kleine Sensation. Ich habe davon allerdings nichts gehört und bei einer kurzen Suche im Internet auch nichts darüber gefunden. Einiges in Deiner Einleitung kommt mir daher etwas unverständlich vor.
In den "Aufzeichnungen der Meister und Schüler des Lankavatara" (Lengqie shizi ji) des Jingjue (683-750) - der ältesten Quelle zu Tao-hsin - wird ein ihm zugeschriebener Text entweder zitiert oder auch nur genau beschrieben (die Forschung ist sich da nicht ganz einig). Natürlich wird von ihm auch in der "Aufzeichnung von der Weitergabe der Leuchte" (dem Jingde Chuandenglu von 1004) berichtet. Seine Lehren wurden in einer eigenen Schrift, den "Fünf Toren des Tao-hsin" als Kompendium zusammengefasst. Eine englische Übersetzung der Lehren Tao-hsins gibt es seit über 20 Jahren:
David W. Chappell
"The Teachings of the Fourth Ch'an Patriarch Tao hsin (580-651)"
in "Early Ch'an in China and Tibet",
ed. by W. Lai and L.R Lancaster,
Berkeley: Berkeley Buddhist Studies Series,
Asian Humanities Press , 1983
Ich kenne diese Veröffentlichung nicht, werde mich aber um eine Fotokopie bei der Bibliothek meines Vertrauens bemühen. Identisch mit "Deinem" Text ist sie wohl nicht.
Der von Dir als Übersetzung wiedergegebene Text kommt mir ebenfalls etwas merkwürdig vor. Dieser Typus Literatur (Yulu, "überlieferte Sprüche" der Zen-Meister) ist mW deutlich jünger; wie man einen solchen Text ernsthaft in das 7. Jahrhundert datieren kann, verstehe ich nicht. Ein Beispiel für die unter Tao-hsins Namen überlieferten Lehren findet man (leider nur auf Englisch) z.B. hier: http://hjem.get2net.dk/civet-cat/zen-writings/daoxin.htm
Irgendwie spricht das doch eine ganz andere Sprache
Auch formal und stilistisch fehlt mir irgendwie der Variantenreichtum, der etwa die Yulus von Lin-chi oder Yün-men auszeichnet. Bist Du sicher, dass es sich nicht um ein Produkt des sagen wir 21. Jahrhunderts handelt?
Ralf54:
Hallo Nina,
im Sutra des 6. Patriarchen Hui-neng heisst es:
{k}"Die Lehre, die ich darlege, ist nicht getrennt vom eigenen, ursprünglichen Wesen. Wenn eine Lehre vom ursprünglichen Wesen getrennt dargelegt wird, dann ist es eine formale Lehre. So eine Lehrweise lässt einen das eigene ursprüngliche Wesen aus den Augen verlieren. Man muss wissen, dass alle Zehntausend Erscheinungen das Wirken des eigenen Wesens sind. Das ist die wahre Lehre der Gleichheit von Sila, Dhyana und Prajna.
Stets das eigene ursprüngliche Wesen schauen (es natürlich manifestieren) bedeutet, dass das eigene Wesen an sich Buddha ist.
Der Geistgrund ohne Irrtümer ist Sila des eigenen Wesens (die Sila, mit dem das eigene Wesen von Anfang an ausgestattet ist). Der Geistgrund ohne Torheit ist Prajna des eigenen Wesens. Der Geistgrund ohne Wirrnis ist Dhyana des eigenen Wesens."{/k}
Zen ist nichts Anderes als die direkte Manifestation dieses Geistgrundes. Es ist keine formale Praxis zur Kultivierung und Transformation des Geistes, zur Auflösung der klesha, sondern die 'formlose dreifache Disziplin' (muso sangaku) von Shila, Prajna und Dhyana. Der Patriarch Dogen nennt dies Butsugyo, die Praxis des Buddha. Zen ist also kein Werkzeug, kein Mittel um etwas zu erlangen, kein Trainingsprogramm sondern Ausdruck unserer eigenen wahren Natur und die ist von Anbeginn an unbefleckt.
Butsugyo, die Praxis oder das Tun des Buddha, ist in seiner Essenz Zazen. {k}"Das Sitzen selbst ist das Tun des Buddha ... Es ist genau die wahre Gestalt des Selbst. Darüber hinaus gibt es nichts, was als Buddha-Dharma zu suchen wäre"{/k} sagt Dogen.
Ralf54:
Grundsätzliche Zustimmung zu dem, was mipooh hier schreibt. Vermeide es, um Verständnis für Deinen Weg zu werben oder gar zu missionieren. Zieh Dein Ding durch und mach kein großes Aufheben davon. Dann werden es auch die Anderen nicht tun.
Wenn man Dich fragt, warum Du Dir "diesen Schwachsinn" antust, ist es am besten, einfach mit einem Lächeln zu antworten. Wer so fragt, ist wohl kaum ernsthaft an einer Antwort interessiert ...
Wenn es etwas mehr sein muss, dann sollte die Antwort "weil es mir gut tut" ausreichen. jedenfalls für jemanden, dem an Dir liegt. Und auf das Urteil der Anderen brauchst Du nun wirklich keinen Wert legen ;-).
Ralf54:
Hallo Roland,
nach chinesischer und japanischer Tradition nehmen Mahayana-Buddhisten bei der Ordination die Bodhisattva-Gelübde nach dem Brahmajala-Sutra (Fan-wang-jing) auf sich. Das 9. der 10 großen Bodhisattva-Gelübde (über Ärger und Groll) lautet:
"Ein Schüler des Erwachten soll keinen Ärger hegen und auch nicht Andere ermutigen, ärgerlich zu sein. Er sollte keine Ursachen, Bedingungen, Methoden oder das Karma des Ärgers erzeugen. Als Schüler des Erwachten sollte er mitfühlend und respektvoll sein und damit allen fühlenden Wesen helfen, die guten Wurzeln des Nicht-Widerstreitens zu entwickeln. Wenn er dagegen fühlende Wesen oder gar transformierte Wesen [z.B. Gottheiten und Geister] mit barschen Worten verletzt und beschimpft; sie mit seinen Fäusten oder Füßen misshandelt oder sie mit einem Messer oder einem Knüppel angreift, oder wenn er Groll hegt, selbst wenn das Opfer seine Fehler bekennt und demütig mit sanfter, beschwichtigender Stimme Vergebung sucht, dann begeht der Schüler eine Verfehlung, die den Ausschluss aus der Sangha verdient."
Für den Orden 'Intersein' hat Thich Nath Hanh die vierzehn Übungswege der Achtsamkeit entwickelt. Dabei wird der 6. Übungsweg wie folgt formuliert:
"Im Bewußtsein des Leides, das durch Haß und Ärger entsteht, sind wir entschlossen, die Energie des aufsteigenden Ärgers achtsam wahrzunehmen, um seine in den Tiefen unseres Bewußtseins liegenden Samen zu erkennen und zu verwandeln. Wenn Ärger in uns aufkommt, wollen wir nichts tun oder sagen, sondern achtsames Atmen und achtsames Gehen praktizieren und ihn annehmen, ihn mit unserer Achtsamkeit umarmen und tief in ihn hineinschauen. Wir wollen lernen, diejenigen, die wir für die Verursacher unseres Ärgers halten, mit mitfühlenden Augen zu sehen."
Zorn und Wut entspringen aus Hass und Angst, aus der grundlegenden Täuschung über die wahre Natur des Selbst. Sich der Wut hinzugeben, heisst sich einem Geistesgift auszuliefern. Mit der selben Bemühung, mit der wir körperlich wirksame Gifte vermeiden sollten, sollten wir auch geistig wirksame Gifte meiden.
Wenn ich Wut empfinde, dann versuche ich nach Möglichkeit, zunächst Abstand (geistigen und räumlichen) zum Objekt meiner Wut zu gewinnen. Das heisst, ich weiche zunächst aus so lange die Gefahr besteht, dass ich die Kontrolle über meine Wut verliere, dass sie zur 'blinden' Wut wird.
Bevor ich mich erneut der Konfrontation mit meinem 'Opfer' aussetze, versuche ich, diese Wut zu verarbeiten. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich solche Gefühle durch Zazen auflösen. Hinterher kommt ich mir selbst (mein albernes, eitles, ach so wichtiges Ego) oft lächerlich vor, dass ich so aus der Fassung geraten konnte, mich selbst so wichtig nehmen konnte. Im Zazen erfahre ich, dass da nichts ist nichts, auf das man wütend sein könnte und nichts, das Wut hegen könnte.
Es kommt (glücklicherweise selten) auch vor, dass mich die Wut so aufrührt und aufregt, dass mir Zazen nicht möglich ist. Dann übe ich Metta-Meditation. D.h. ich kultiviere zunächst Mitgefühl und liebendes Wohlwollen mit mir selbst. Da ist durchaus auch Bedauern und Selbstmitleid wegen erlittener Verletzungen mit enthalten man sollte es allerdings als solches auch wahrnehmen. So verstehe ich das, was Thich Nath Hanh als "das achtsame Umarmen des Ärgers" bezeichnet. Dann allerdings weite ich dieses Mitgefühl und Wohlwollen allmählich aus schließlich auch auf das Objekt meiner Wut. Das hilft eigentlich immer. ;-)
Ralf54:
Hallo Bleckoda,
okay, anscheinend 'hängst' Du da an Doppelvers 36. Die ersten vier Zeichen: Xi nian guai zhen. Japanisch wird idR zur Verdeutlichung 'zhen' nicht einfach mit 'shin' übersetzt, sondern ausführlicher mit 'shin ni somuku'. Also 'Kenen wa shin ni somuku'.
Xinian / Kenen besteht also aus den Kanji (Schriftzeichen) für xi / kei (das 'i' in 'kei' fällt in der Zusammensetzung fort) und nian / nen. Das erste bedeutet (ver-)binden, befestigen, anketten, vereinigen, befestigen. Das zweite Denken, Erinnern, Wünschen evt. auch Aufmerksamkeit oder Studium. Kenen würde ich mit 'anhaftendes Denken' übersetzen. Das folgende Zeichen guai / kai bedeutet 'zu etwas im Gegensatz stehen', evt. auch rebellieren. zhen / shin schließlich steht für Wahrheit, Tatsächlichkeit oder Realität, evt. bedeutet es auch 'echt'. Ich mache daraus:
'Anhaftendes Denken widerspricht der Wirklichkeit'
Gehen wir zur zweiten Hälfte des Doppelverses: 'hunshen buhao' / japanisch 'konchin [wa] fukou [nari]'. 'hun' ist Dunkelheit, Abenddämmerung, Zwielicht. 'shen' bedeutet (ver-)sinken, abgleiten, untergehen. 'bu' kann schlecht, häßlich oder plump bedeuten, ist aber idR ein negatives Präfix (un-, nicht-). 'hao' schließlich bedeutet gut, hervorragend, gefällig - 'buhao' also das Gegenteil davon. Ich übersetze:
'übel versinkt es im Dunkel'
Der Doppelvers drückt nach meiner Auffassung das Irregehen (im Dunkel Versinken) des anhaftenden Denkens aus; mit 'buhao' klingt als Nebenbedeutung das Leiderzeugende des Anhaftens an.
Freundliche Grüße und Gasshô,
() So-Gen
P.S.: Benutzt Du Deshimarus Übersetzung? Die kenne ich nicht ...
Ralf54:
Hallo,
'kenhen' und 'konshin' kann ich in dem Text nicht lokalisieren, möglicherweise benutzt Du ein anderes Romaji-System als ich. Es wäre hilfreich, wenn Du den Vers angeben würdest, also in welchen der 73 Doppelverse à 2 x 4 Schriftzeichen diese Begriffe auftauchen.
In der Koroku-Fassung von Dogens Fukan Zazen Gi gibt es eine vielzitierte Passage, die in leicht abgewandelter Form auch in Dogens Shobo Genzo Zazen Gi und im Bendo Ho auftaucht (was es -nebenbei bemerkt- erlaubt, die Tenpuku-Fassung, in der die Stelle fehlt, als ältere Fassung zu
datieren):
"Unbeweglich sitzend [gotsugotsu chi], denke Nicht-Denken [fu shiryo tei].
Wie denkst du Nicht-Denken? Undenkend [hi shiryo]. Das ist das Wesen der
Kunst des Zazen."
Den Ursprung von Dogens 'hishiryo' finden wir im Zazen Shin. Einleitend erzählt Dogen dort ein Koan aus dem Ching-te ch'uan teng lu (dem Bericht von der Weitergabe der Leuchte, Keitoku dentoroku):
"Einst, als der Großmeister Hung-tao von Yüeh-shan saß, fragte ihn ein Mönch: 'Was sitzt Du so unbeweglich?'
Der Meister antwortete: 'Ich denke Nicht-Denken'.
Der Mönch fragte: 'Wie denkst Du Nicht-Denken?'
Der Meister antwortete: 'Undenkend.'"
Hung-tao ist der postume Titel von Yüeh-shan Wei-yen (Yakusan Igen, 751-834), Schüler Shih-t'ous und damit einer der Ahnen der Caodong / Soto - Schule. Yüeh-shans 'hishiryo' (Feisiliang) findet sich in der Tat bereits bei Sengcan im Xin Xin Ming, in den Doppelversen 59 und 60:
Feisiliang chu / shiqing nan ce
zhenru fajie / wuta wuzi
(Hishiryô no sho / shikijô hakari gatashi
Shinnyo hokkai wa / ta naku, ji nashi)
Die Stelle ist ausgesprochen schwierig, und ich bin natürlich kein Profi. Ich würde sie jedenfalls so übersetzen:
"Der Ort nicht-denkender Erkenntnis ist mit unterscheidendem Geist unmöglich zu ermessen.
Im Dharma-Reich absoluter Soheit ist nicht Anderes, nicht Selbst."
Der Dogen-Spezialist Carl Bielefeldt versucht 'Feisiliang' / 'hishiryo' mit Hui-Nengs 'wu-nien', Nicht-Gedanke, zu identifizieren und beruft sich dabei auf Bodhiruci. Im Zusammenhang damit verweist Bielefeldt auf zwei weitere Stellen:
1. Im Ehei Koroku (einer Sammlung von Dogens Lehren, der auch das Koroku Fukan Zazen Gi entstammt) erklärt Dogen, dass 'hishiryo' weder der gewöhnliche Geist (ushin) noch der Nicht-Geist (mushin) ist.
2. Im Shobo genzo sanjushichi hon bodai bunpo wird 'hishiryo' gleichgesetzt mit der klassischen buddhistischen Tugend 'Rechtes Denken' (sho shiyui, samyak-samkalpa). Nun, wer Dogen etwas kennt, wird dies mit Vorsicht aufnehmen. Und tatsächlich definiert Dogen wiederum 'Rechtes Denken' als 'Sitzen bis das Zafu zerbricht'.
Jedenfalls scheint 'hishiryo' in Dogens Denken jenseits von ushin und mushin zu liegen, beides zu umfassen und zu transzendieren.
Es ist allerdings nicht immer hilfreich, Begriffe in Dogens Denken in direkten Zusammenhang mit Begriffen in anderen Modellen bringen zu wollen - und es handelt sich idR (wenn nicht immer) um nicht mehr als pädagogische Modelle, die dem Bedürfnis des Schülers nach 'Erklärung' etwas entgegen kommen sollen. So ist Dogens 'ushin' wohl kaum mit Mazus 'alltäglichem Geist' zu identifizieren - wobei es Mazu auch wohl eher darum ging, 'ushin' und 'mushin' gleichzusetzen. Und was Hui-nengs 'wu-nien' angeht, so vergleicht D.T.Suzuki die Auffassungen Hui-nengs und seines Schülers Ho-tse Shen-hui von 'wu-nien' mit der Auffassung Bodhidharmas und des vierten Patriarchen Tao-shin von 'wu-shin' (= jap. mushin) und kommt zu dem Schluss, dass es sich bei 'wu-shin' und 'wu-nien' um "das selbe Subjekt aus unterschiedlichen Blickwinkeln des Verstehens" handelt - was wiederum
eine Gleichsetzung von 'mushin' und 'hishiryo' nahelegen würde. Offensichtlich ist also Dogens 'mushin' nicht Bodhidharmas 'wu-shin'. Alle Klarheiten beseitigt?
Ralf54:
Hallo Alexander,
ich vermute mal, es sind einfach (Qi-)Blockaden, die sich lösen. Wahrscheinlich sind diese 'Zuckungen' von außen gesehen weniger auffällig oder spektakulär, als Du sie subjektiv empfindest. Solche Dinge kommen vor. Ich hatte mal ein paar Wochen, wo meine Hände beim Zazen automatisch und unaufhaltsam nach oben vor die Brust wanderten. Nimm's zur Kenntnis, aber nimm's nicht wichtig. Das legt sich nach einer Weile.
Ich glaube nicht, dass Du etwas falsch machst. Wenn Du Schmerzen dabei hättest, wär's etwas Anderes - aber davon schreibst Du ja nichts.
Hallo Jamady,
da nicht so recht erkennbar ist, ob das ironisch gemeint war, eine Klarstellung von mir. Speziell die deutsche Schabe (sie heisst tatsächlich so, blatella germanica) ist einer der unangenehmeren Hausgenossen. Nicht nur wegen ihrer außerordentlichen Fruchtbarkeit und weil sie schwierig zu bekämpfen ist. Abgesehen davon, dass ihre Ausscheidungen Allergien verursachen können, sind sie auch potentielle Überträger von Krankheiten, wobei Milzbrand, Salmonellosen und Tuberkulose lediglich die unangenehmsten sind. Darüber hinaus sind sie auch Zwischenwirte von Fadenwürmern.
Die instinktive Abneigung vieler Menschen gegen diese Tierchen ist möglicherweise durch einen evolutionären Ausleseprozess entstanden. Wie auch immer - diese Abneigung ist durchaus sinnvoll.
Freundliche Grüße,
SoGen