So lange habe ich mich gequält mit der Tatsache, daß
es so ist, WIE es ist
Und langsam wird mir klar, daß das WIE nicht entscheidend ist.
Sondern, die Hauptsache
es IST
Grüße,
Nina
Das Hirn des Fussballs denkt 100 prozentig real. Das Hirn des Kopfes denkt ueberhaupt nicht real. Schon nach seiner Geburt beginnt die erste grosse Taeuschung: das Gefuehl des Hungers. Der "Hunger" tut so, als waere er "Gott". Und ein Leben lang ist der Kopf jenem "Gott" verfallen. Und ein Leben lang macht der Kopf die verruecktesten Geschichten, um diesen "Hunger" zu stillen.
Was waere, wenn ein Kopf nach seiner Geburt das Gefuehl des Hungers gleich durchschauen wuerde?
Ein Fussball.
Lieben Gruss
allman
So lange habe ich mich gequält mit der Tatsache, daß
es so ist, WIE es ist
Und langsam wird mir klar, daß das WIE nicht entscheidend ist.
Sondern, die Hauptsache
es IST
Grüße,
Nina
es gibt einige bücher, die mit dem titel
"einführung in den zen buddhismus" werben.
wenn es nun eine einführung gibt - wo kriege
ich den haupteil? und wie soll der aussehen?
und was habe ich damit zu tun?
Hallo,
vor einigen Wochen ist mir etwas seltsames in zusammenhang mit ZEN passiert. Und zwar ist meine Psyche eher labiler Art und ich gehe regelmäßig zum Therapeuten (ob es was hilft, sei dahin gestellt). Das spielt vielleicht in der Erzählung noch eine Rolle. Auf jedenfall begann alles, das ich mit der Welt, die mir geboten wird nicht zufrieden war, mit Normvorstellungen, Glück/unglück, Leben und Tot, Wahrnehmung, Sein. Ich boorte also nach und kam mathematisch auf einen für mich interesanten Weg. Je mehr ich mich versenkte in diese Komplizierten Formeln und Gedankenstränge desto mehr entfernte sich mir die wahrnehmbare Realität. Es kam mir vor als ob ich mich mehr und mehr in einem Tunnel verlor. Das beeinträchtigte meine Soziale Integrität in dem Sinne, als das ich jegliche Konversationen/Tätigkeiten nur nebenher machte und es mir immer leichter viel, weiter zu "rechnen". Als ich mich immer mehr hineinsteigerte kam mir irgendeinwann mal die Lösung. DOch je mehr mir diese Lösung bewußt war, desto mehr wurde das tägliche leben abstrus und bald seltsam. Ich konnte mit dem nicht umgehen und drehte mehr und mehr durch. ich glaubte, Strom spüren zu können und glaubte mehr und mehr ich sei eine art "übersinnliches Geschöpf". Ich konnte immer schlechter schlafen , verlor jeglichen Bezug zu meinem Körper, dessen sinne immer mehr nachliesen. Eines Abends nachdem ich etwa 3 Tage nicht mehr geschlafen hatte, glaubte ich, dass mein Tot nah wäre. Ich bekam Angst und versuchte noch zu retten wsa zu retten ist. Ich bat meine Mutter, mit mir spazieren zu gehen um in der Natur eine Ablenkung zu finden (etwas anderes bot mir keine Ablenkung mehr). Nachts um 2 Uhr machte ich mich also mit meiner Mutter auf den Weg und lief in den Wald hinein und ich begeisterte mich für den Wuchs der Bäume, der dunkelheit, dem Spigeln des Mondes in einer Pfütze... Mir gieng es wieder ein bisschen besser, aber immer noch hatte ich die Angst, sterben zu müssen. Wieder zuhause ging meine Mutter schlafen. Als ich in mein Zimmer gieng, fühlte ich eine seltsame die Füße hochscchleichende Taubheit meines Körpers. Eine Urangst packte mich. ich nenne es Urangst, da sie alles, was ich je erlebt hatte in den Schatten stellte. Es dämmerte leicht und ich hatte das gefühl, das ich bei Sonnenaufgang tot sein würde (warum, weiß ich auch nicht). In meiner Angst kamen mir religiöse Phrasen hoch, die ich als kleines Kind gelernt hatte. Ich setzte mich und schrieb auf einBlatt papier die einzigen Wörter, die ich zu diesem Zeitpunkt noch kannte: Gott, jesus, liebe, Freunde...immer wieder im kreis um meinen Daumen, der das Blatt in einer Position hielt. je heller es wurde, des do mehr Energie oder Taubheit spürte ich. Es kroch die Füße hoch, machte sich in meinem Gesicht breit und bald war nur noch der Teil um dsa herz "spürbar". Aber ich schrieb und schrieb. Das Blatt war voll und ich konnte mir kein neues holen. Also sprach ich das wort, das mich erretten sollte immer wieder "jesus" immer wieder, und es wurde bald schneller, je größer mdie taubheit fortschritt bis sich eine art Summton ergab der immer lauter zu werden schien. Es war eine eigenartige Art des Summtons, eine meinen ganzen Körper erschütternde Art. Diesen Summton dachte ich, hielt mich am leben, also sprach ich ihn immer weiter. ES endete in einem verzweiefelten SChrei..Ich hatte das Gefühl, die Zeit bliebe stehn oder ich lebte schneller als die Zeit oder die Wahrnehmung der Zeit würde stehenbleiben. Ich wachte auf.... Alles war wie immer, und doch anders. Die Sonne schien. Ich hatte keine Ängste, kein Verlangen, nichts, was mich am blosen Leben hinderte. Ich setzte mich auf einen Stuhl, trank einen tee und ich und mein Kumpel, der in besagter Nacht bei mir übernachtete, genossen die Sonne. Den ganzen Vormittag tat ich nichts anderes. ICh gieng in den Wald und lebte. Ich hatte keinen Hunger, Durst, körperliche Ausgemergeltheit, Müdigkeit oder etwas in der Art. Ich dachte nicht mehr als es Nötig war. Doch Nachmittags drehte sich dieses Leben und wurde zum zerfall. Es war wie eine Blume die, wunderschön, schnell wieder verwelgte.
Denn: Ich schaute auf dieses Leben und dachte: es kann nicht sein. leben kann nicht so einfach sein. Und auf diesem Zweifel aufbauend verschwand die Rose unter der strahlenden Sonne....
Diese Nachwehen endeten in der Geschlossen Anstalt in der ich 3 Tage verbringen durfte. Diese 3 Tage brachten mich wieder vollständig in die Realität der "Ängste und des Verlangens" zurück und alles erschien mir mehr und mehr wie ein Traum, den man nur leben kann oder ein leben das man nur träumen kann...
Grüße
dunkles Wort
Hi Ihr an den Rechnern,
irgendwie scheint dieses Forum zu einer Plattform für sehr sehr theoretische Fragen geworden zu sein. Ich erinnere mich an so banale Fragen wie nach eingeschlafenen Füßen, doch momentan wird hier in Stöckelschuhen oder Gummistiefel eine imaginäre Treppe herabgegangen, um zu sagen, daß das gute alte Zazen die Welt ins rechte Licht rücken läßt. Wie wäre es mal mit der Frage nach den Zutaten der Räucherstäbchen? Nach der Verarbeitung? Mir ist es hier zu trocken geworden, bessert Euch !
Andreas
"Wenn das leere Stroh gedroschen ist, kann es nicht mehr gefuellt werden."
Ich bin mal in einem Zen-Garten gewesen. Ich konnte hier nicht mehr unterscheiden, was Unkraut ist. In einer Ecke lag ein Haeufchen frisches Stroh, in dem gerade der Zen-Meister gesessen. Ich nahm das Stroh, ging fort und zeigte es ueberall hin, wo ich Leute traf. Und alle sagten: "Na und - leeres Stroh."
Da brachte ich das Stroh wieder zurueck in den Zen-Garten. Der Meister wartete schon. "Du kannst das Stroh nun behalten, es ist kalt geworden", sagte er und setzte sich zum Zazen auf einen Stein.
Besten Gruss
allman
dieser Thread ist die unausweichliche Folge der "Wahrheit" und der "Lüge", die dann auch noch mit "Glauben" und universeller "Gleichheit" verbunden werden; ich finde es erstaunlich, dass sich keiner in diesen Threads der Realität gestellt hat, habe aber auch keinen Hinweis gefunden, dass jemand die Existenz einer solchen bezweifelt.
Frage:
bin ich als Subjekt
(emfindendes und denkendes Wesen)
in der Lage, eine Realität aus
dem sich mir Bekannten
(Empfundenem und Gesehenem)
vorzustellen
und die Existenz einer solchen
zu begreifen?
die Frage wurde so kompliziert, weil ich nichts davon weglassen mag. ich erinnere mich noch lebhaft an die Diskussion um den Hippocampus und das Wesen des Buddhismus/Religion sowie den Zusammenhang zwischen "Wahrnehmung" (nehme ich Wahrheit?) und Verfälschung derselben (belüge ich mich??).
Helmut hat die Wahrheit (Realität) auf das JETZT reduziert (nicht wertend gemeint), allman diskutiert über 2x2 (heisst das nicht 7x4 = schöne Frau??) und wir alle beschäftigen uns mit der Frage, warum wir die gleiche Information unterschiedlich "wahr"nehmen und realisieren (?) ...
Frage 2:
ist eine übergeordnete "Realität" zwingend notwendig, um über diese Themen zu sprechen - oder ist sie wieder nur ein Gedanken-Hilfsmittel, um unsere unterschiedlichen Sichtweisen und Denkansätze in einen gemeinsamen Kosmos fliessen zu lassen, den wir uns einfach wünschen ... (auch die Einsamsten - vor allem freudige Verfechter derselben - sehnen sich offensichtlich nach vielen Gemeinsamkeiten!!!) ... und wenn sie (Realität) nicht da wäre, hätte das Konsequenzen?
neugierig
thorsten
Ihr Lieben,
während eines Gespräches im Zusammenhang mit dem Totensonntag bin ich auf die Idee gekommen, meiner Geschichte Heimkehr noch ein Ende hinzuzufügen. Da einige von Euch, die Geschichte noch nicht kennen, füge ich so noch einmal ganz ein, wer sie kennt, braucht erst ab der Überschrift "Abschied" zu lesen.
Alles Liebe von Sabine
Heimkehr
Als sie mir sagten, daß wie schlecht es ihm gehen und er nicht mehr lange leben würde, machte ich mich sofort auf den Weg, um bei ihm zu sein und seine Hand zu halten. Ich hatte noch eine weite Reise vor mir, packte das Notwendigste und war schon unterwegs.
Als ich im Zug saß mit meinem Kaffee und zur Ruhe gekommen war, da fiel mir auf, daß ich gar nichts Schwarzes eingepackt hatte - nicht daß ich zu meinem Besuch bei ihm etwas Schwarzes hätte anziehen wollen - nein, das auf keinen Fall! Aber irgendwann würde ja auch die Beerdigung sein, und ich hatte nur meine beiden wärmsten Pullover mitgenommen - und die waren weiß, so als ob ich zu meiner Hochzeit fahren würde ...
Irgendwie hat das gleichmäßige Rattern des Zuges für mich immer wieder etwas Meditati-ves. Und so "wußte" ich auch ziemlich bald, daß ich mir keinen Streß mehr machen mußte, daß ich ihn nicht mehr lebend antreffen würde. Mir schwante auch, daß er noch nicht einmal mehr im Krankenhaus sein würde, wenn ich dort ankäme. Also wartete ich auf ihn - worauf? Ja, daß er zu mir kommt und sich zu mir setzen würde.
Und wie kam ich auf diese abstruse Idee? Einem Freund von mir starb sein Sohn. Als er noch nichts davon wußte, hörte er ein Geräusch in der Küche und stand auf um nachzuse-hen, weil er meinte, eins von den Kindern wäre dagewesen. Er sah aber niemanden in der Küche und ging wieder schlafen. Am nächsten Tag erfuhr er, daß der junge Mann, sein Sohn, vier Stunden vorher gestorben war. Als er mir das erzählte, sagte ich zu ihm: es war eins deiner Kinder in der Küche. Dein Sohn war dort, um sich von dir zu verabschieden.
Jahre später gab es den tragischen Unfall von Prinzessin Diana und Dodi. Dodi starb noch um Mitternacht an der Unfallstelle. Und von Diana sagte ein Reporter im Fernsehen, daß die Ärzte um ihr Leben gekämpft haben, aber so gegen vier Uhr morgens "ihr Herz nicht mehr schlagen wollte". Diese Formulierung habe ich nie vergessen! Es waren auch wieder genau die vier Stunden nach seinem Tod, als Diana gestorben ist. War Dodi bei ihr gewesen?
Also wartete ich auf ihn - und er kam. Zwischen Frankfurt und Aschaffenburg saß er auf einmal mir gegenüber auf dem Platz, auf dem ich vorher gesessen hatte. Frankfurt ist ein Sackbahnhof, und die Züge fahren dort rückwärts wieder heraus, so daß ich den Platz auf die andere Seite wechselte, um wieder vorwärts fahren zu können. Der Zug war in Frankfurt pünktlich gegen 16.16 Uhr abgefahren.
Wie geplant bin ich gegen 19.00 Uhr im Krankenhaus angekommen. Nach endlosem Warten sagte man mir, daß er zwischen 12 und 13 Uhr gestorben sei und fragte, ob ich ihn nochmal sehen wollte. Ich wunderte mich schon, daß er noch im Krankenhaus war. Da ich mich gerne von ihm verabschieden wollte, sagte ich ja. Wenig später kam der Arzt zurück, um mir zu eröffnen, daß er nicht mehr im Krankenhaus sei.
Man gab mir noch einmal die Liste der Fremdenzimmer, die ich schonmal bekommen hatte, als ich meinen Schatzi besucht hatte. Die alte Frau, bei der ich das letzte Mal schon über-nachtet hatte, und die ich so sehr mochte, hatte "mein" Bett noch frei und freute sich auf mein Kommen.
Auf dem Weg zu ihr rief ich noch seine Mutter an, um ihr mein Beileid auszudrücken und sie nach der Beerdigung zu fragen. Sie nannte mir den Termin für übermorgen und für den nächsten Tag noch einen Termin zur Einsegnung, wo man sich noch von ihm verabschieden konnte. Ich spürte schon, daß sie mich nicht da haben wollte, und auf einmal fing zu an zu fragen, was wir denn überhaupt für eine Beziehung gehabt hätten und daß das ja alles nichts Richtiges gewesen sein konnte, weil wir ja nicht verheiratet waren und uns wegen der gro-ßen Entfernung nur so selten gesehen hatten usw. Ich war sowas von verdattert, ich wußte überhaupt nicht mehr, was ich dazu sagen sollte.
Die alte Frau tröstete mich, so gut sie konnte. Ich ging dann früh schlafen, frühstückte den nächsten Morgen in Ruhe und glaubte, ich wäre in drei Stunden am Ziel. Am Bahnhof erfuhr ich dann, daß ich mich geirrt hatte, daß ich x-mal umsteigen mußte und fünf Stunden brau-chen würde.
Es war eiskalt, und ich war überhaupt nicht darauf eingerichtet. Es war wieder mild gewor-den, als ich das Haus verlassen hatte, und ich war auf Krankenhaus eingerichtet, nicht auf diese Eiseskälte da draußen. Ich weinte und hatte das Gefühl, meine Tränen würden zu Eis.
Die ganze endlose lange Fahrt über weinte ich und träumte ich vor mich hin. Ich dachte an all die schönen Zeiten, die wir zusammen verbracht hatten, an all das, was wir noch gemein-sam tun wollten, an meine Besuche im Krankenhaus und die Wochen vorher, in denen er so gelitten hatte. Ich dachte an all den Spaß, den wir zusammen hatten und wie sehr ich ihn vermissen würde.
Die Landschaft zog an mir vorbei - es war kalt - und die Fensterscheiben beschlugen. Ab und an mußte ich in einem kahlen Bahnhof auf den Anschlußzug warten. Es war kalt, und langsam fing es an zu schneien.
Gegen Mittag war der Zug rappelvoll mit Schulkindern - es war ja der letzte Schultag vor den Weihnachtsferien. Auf den Bahnsteigen lag der Schnee bald knietief, und die Kids hatten ihren Spaß an Schneeballschlachten auf dem Bahnhof.
Es schneite und schneite. Es wurde einsamer und einsamer. Die Strecke verlief nun noch eingleisig durch den Wald. Kein Haus, keine Straße weit und breit, nur Wald und Schnee, Schnee, Schnee ... Langsam bekam ich Angst. Was wäre, wenn wir hier mitten im Wald in der Einsamkeit in einer Schneewehe stecken bleiben würden?
Aber - wie durch ein Wunder - erreichten wir den nächsten Bahnhof rechtzeitig, bevor mein letzter Zug, den ich nehmen mußte, losfuhr. Losfuhr? Losfahren sollte! Denn dieser Zug war in einer Schneewehe stecken geblieben, und auf dem Bahnhof wartete man auf seine An-kunft. Er kam nicht.
Ich fragte den Stationsvorsteher, was ich denn nun tun könnte, um rechtzeitig am Friedhof zu sein, wie schnell ich denn mit einem Taxi da wäre. Auf die letzte Frage meinte er nur ganz lakonisch, das käme ganz darauf an, ob wir in einer Schneewehe stecken bleiben würden oder nicht. Aber trotz allem bat er mich in sein Büro - daß ich erstmal im Warmen wäre - und telefonierte hinter dem Verbleib des vermißten Zuges hinterher. Vergeblich.
Also wurde ich wieder hinaus komplimentiert und wartete darauf, daß der Zug doch noch käme. Zu spät konnte er ja ruhig sein - dann hätte ich immer noch reichlich Zeit, um zum Friedhof zu laufen. Aber ausfallen durfte er halt nicht, eine Stunde später wäre es zu spät, und ich würde meinen Schatzi nie wieder sehen können. Wenigstens einmal noch wollte ich ihn sehen und Abschied von ihm nehmen - egal, ob seine Mutter dagegen war oder nicht. Ich wollte ihn nochmal sehen.
Fünf Minuten vor der planmäßigen Abfahrt des Zuges hörte ich eine Durchsage, daß ein Zug zu meinem Bestimmungsort eingesetzt würde und er planmäßig abfahren sollte. Wie freute ich mich! Doch nicht allzu lange! Aber zunächst einmal saß ich im Zug, im Warmen, fand in meinem Rucksack noch ein zweites Paar Strümpfe, das ich mir über die ersten noch anzog, und glaubte, es geschafft zu haben. Weit gefehlt! Der Zug fuhr nicht. Er war schon fünf Mi-nuten über die zeit, zehn Minuten, zwanzig Minuten ... und dann kam noch eine Durchsage: wegen einer Weichenstörung unbekannte Verspätung .... Ich war ja so verzweifelt! Und so wütend! Sie hatte es also wirklich geschafft, daß ich ihn nicht mehr sehen würde - nie wie-der! Noch nicht mal mehr Abschied nehmen konnte ich von ihm!
Während ich noch so vor mich hin kochte, setzte der Zug sich langsam in Bewegung. Es hatte nur noch weitere fünf Minuten gedauert ....
Eine halbe Stunde vor dem Termin der Einsegnung kam ich endlich an. Zum Friedhof war es ja nicht weit. Ich stapfte durch den hohen Schnee und kam kaum vorwärts. Bis zu den Knien sank ich immer wieder ein. Es schneite und schneite .... Als ich endlich am Friedhof ankam, war ich voller Schnee, hatte Eis in meinen Haaren.
Trotz allem war ich die erste. Seine Eltern erkannte ich sofort, obwohl ich sie nie vorher ge-sehen hatte. Ich wußte gar nicht, wie ich mich verhalten sollte - Beileid wünschen war klar - aber sonst? Wir kannten uns ja gar nicht. Wollten sie lieber ohne mich sein? Oder gehörte ich dazu? Außer den Eltern waren noch andere Verwandte da, sein Lieblingsneffe und ein älteres Ehepaar - Onkel und Tante vielleicht?
Ich wartete erst einen Augenblick alleine, dann ging ich zu ihnen und erfuhr dort, daß mein Schatzi noch im Stau steckte. Eine Schneewehe versperrte die Autobahn. Der Pastor kam auch extra etwas später, weil er schon darüber informiert worden war.
Endlich kamen sie und brachten den Sarg in einen kleinen Raum neben der eigentlichen Kapelle. Dort sollte die Einsegnung sein und am nächsten Tag die Beerdigung. Der Mensch vom Beerdigungsinstitut vergewisserte sich nochmal, daß der Sarg zu bleiben sollte. Ganz entgeistert blickte ich ihn an und sagte fassungslos und ganz entgeistert, daß ich ihn noch-mal sehen wollte. Und bevor noch seine Mutter etwas sagen konnte, waren die Herren in dem Raum verschwunden.
Nach einer kleinen Weile wurden wir dann herein gebeten. Seine Mutter stürzte sich gleich weinend auf ihren Sohn. Ich sah ihn nur an. Ein unglaublicher Friede ging von ihm aus, der mich bis mitten ins Herz berührte. Er sah kein bißchen mehr krank aus, sein Gesicht war wieder viel voller als zwei Tage vorher, als ich ihn das letzte Mal besucht hatte, es war, als wenn alles, was ihm das Leben schwer gemacht hatte, von ihm abgefallen war. Er war voll-kommen verwandelt, auch nicht so, wie vor seiner Krankheit. Und ich wußte auf einmal, daß das Leben mit dem Tod nicht zuende ist. Ich spürte, daß er da war, wenn auch nicht mehr in seinem Körper.
Ich hatte noch nie vorher einen Toten gesehen. Auf Zeichnungen von Toten waren mir im-mer die merkwürdigen Hände aufgefallen, und auch seine Hände sahen jetzt so aus, es wa-ren nicht mehr die Hände, die ich kannte. Aber sie waren auch nicht so kalt, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich gab ihm noch einen Abschiedskuß auf die Wange.
Was der Pastor sagte, habe ich nicht richtig gehört. Ich sah ihn nur an, meinen Schatzi. Nach allem, was der Arzt mir gesagt hatte, daß ich ihn nicht mehr ansehen sollte, müssen es wah-re Künstler gewesen sein, die ihn so in den Sarg gelegt hatten. Ich bedauerte, daß ich nicht malen konnte, ich hätte das Bild so gerne festgehalten: es war einfach wunderschön, dieses Bild des Friedens und die roten Rosen, die sie ihm mitgegeben hatten. Nichts anderes hätte ich ihm mitgeben wollen.
Als die kleine Feier zuende war, sagte seine Mutter zu mir, sie würde jetzt mit mir zu einer Bekannten von ihr fahren, wo ich ein Zimmer bekommen würde, und dann würde sie mit mir in die Wohnung fahren, daß ich meine Sachen holen könnte, die von mir noch da waren. Ich war platt! Damit hätte ich nie gerechnet.
In der kleinen Pension erhielt ich ein schönes Doppelzimmer für mich alleine. Außer mir wa-ren keine anderen Gäste da. Die Frau nannte mir den Preis für die Übernachtung, und ich nickte, der Preis war in Ordnung. Zu meinem riesengroßen Erstaunen hörte ich auf einmal seine Mutter sagen, sie würde das Zimmer bezahlen. Damit hätte ich ja nie gerechnet!
Seine Wohnung war schon gar nicht mehr seine Wohnung. Seine Mutter hatte schon ordent-lich aufgeräumt, es roch noch nicht mal mehr nach ihm dort.
Der Neffe fand das Bild, daß ich mal gemalt hatte. Es gefiel meinem Schatzi so gut, daß ich es ihm geschenkt hatte, aber das habe ich dann doch wieder mitgenommen. Außerdem ha-be ich noch meine ganzen Briefe und Postkarten gefunden, die ich ihm geschrieben hatte, noch ein paar Fotos von uns beiden - und mehr war ja nicht da. Zu guter Letzt gab seine Mutter mir für die Beerdigung am nächsten Tag noch eine schwarze Jacke von ihm, da ich ja gar nichts Schwarzes eingepackt hatte.
Wieder in meinem Zimmer in der Pension drehte ich erstmal alle Heizungen auf. Es war eis-kalt, und ich bibberte. Ich setzte mich neben die Heizung und las meine ganzen Briefe. Wie oft hatte ich ihm geschrieben ich vermisse dich, ich freue mich, dich bald zu sehen, ich ver-misse dich .... Und wie sehr würde ich ihn jetzt und in alle Ewigkeit vermissen. Ich wußte gar nicht mehr, wie oft ich ihm mal einfach so eine Karte geschrieben hatte - einfach so, nur um ihm zu sagen, wie gern ich ihn habe und wie sehr ich ihn vermisse. Es war so schrecklich, das jetzt alles zu lesen!
Ich bin dann ziemlich früh ins Bett gegangen. Auf meinem Kissen lag ein Bonbon, und auf dem Nachttisch neben jedem Bett lag passend zu Weihnachten ein kleiner Stern mit einem Bibelspruch der Weihnachtszeit. Auf meinem Stern stand: siehe, dein König kommt zu dir. Und genau das war es! Die Verwandlung, die statt gefunden hatte. Er hatte etwas Königli-ches an sich in seinem Frieden, in dem er da lag mit den roten Rosen auf der weißen Decke.
Und da fiel mir auch wieder ein, wie er mal auf mich geschimpft hatte, ich wäre ja so hoch-näsig und eingebildet, ich würde mich aufführen, wie eine Königin, und er wäre nicht mein Diener. Ich hatte aber ja gar nichts gemacht und auch gar nichts verlangt von ihm. Und so antwortete ich ihm damals ganz ruhig und cool: der adäquate Partner für eine Königin wäre ja auch kein Diener sondern ein König.
Und damit war damals die Sache für mich erstmal erledigt. Für ihn damals aber nicht. Für ihn gab es nur herrschen oder beherrscht werden - und beides gefiel ihm nicht - zu Recht, wie ich finde. Meine Ansicht damals war, daß die Partner sich auf derselben Ebene begegnen sollten, am besten jeder dem anderen als König in seinem eigenen Reich - bildlich ausge-drückt.
Und jetzt war er also ein König geworden - mein König? Und nun ging es mir nicht mehr aus dem Kopf: Tochteher Zion, freue dich, jauchze laut, Jerusalem, siehe, dein König, kommt zu dir.
Wie verabredet weckte die gute Frau mich am nächsten Morgen, machte mir Frühstück, gab mir Proviant mit für die Reise, ließ mich mit der Bahn telefonieren, damit ich auch heil wieder nach Hause käme. Da ich ja nun noch Geld übrig hatte, das ich für die Zimmer nicht ge-braucht hatte, mußte ich auch nicht mit leeren Händen am Grab stehen, sondern konnte noch ein paar Blumen im Blumenladen nebenan bestellen. Die Schleife mußte ich wohl mit der Hand beschriften, weil es schon viel zu spät war - aber das war mir auch lieber so.
Als ich alles erledigt hatte, habe ich noch eine runde durch den kleinen Ort gedreht, war an all den Orten, wo wir gemeinsam gewesen waren, bin all die Wege gegangen, die wir ge-meinsam gegangen waren. Die Sonne schien, es war ein wunderbarer Tag, die Luft so klar und alles voller Schnee - einfach wunderschön.
Dann entdeckte ich, daß die Türe der Kapelle zu dem kleinen Raum offenstand. Außer mei-nem Schatzi war niemand da. Ich ging zu ihm hin und genoß es, ein letztes Mal noch bei ihm zu sein. Ich war so traurig und fühlte mich so alleine, weil ich außer ihm ja niemanden hier kannte. Ich hatte das Gefühl, daß er da war und mich in dem Arm nahm und tröstete.
Schon auf der Zugfahrt hatte ich Angst davor, daß ich auf der Beerdigung lachen müßte. Es kam die Zeit, da sie ihn abholten und in die Kapelle brachten, wo es eisig kalt war. Ich ging hinter ihm her und setzte mich ziemlich weit nach hinten. Die Beerdigung selbst war total daneben. Der Pastor wußte nichts von ihm - seine Mutter wollte ja wohl auch nicht, daß man über ihn redete - aber die Predigt war einfach unmöglich, Fazit: mein Schatzi war ein Versa-ger, mit schönen Worten ausgedrückt. Und singen konnte der Pastor auch nicht! Die schö-nen Lieder, die seine Eltern ausgesucht hatten, hat er alle verhunzt. Es war einfach schreck-lich, wenn nicht, ja, wenn nicht ....
Irgendwie hatte ich das Gefühl, mein Schatzi würde lauter Blödsinn machen und mich stän-dig zum Lachen bringen. Er kam immer wieder zu mir, setzte sich neben mich, ging wieder zu jemand anderem und kam zurück. Es war so grauenhaft, weil ich so lachen mußte und ja nun alles machen konnte, nur eins nicht: laut losprusten. Zum Glück war es so saukalt, daß ich mich in "meiner" viel zu großen Jacke verstecken und vor Kälte zittern konnte. Ich dachte nur: was anderes als Blödsinn könnte man ja nun wirklich nicht machen bei dieser fürchterli-chen Predigt von der Bekehrung des Saulus zum Paulus - was das mit meinem Schatzi zu tun haben sollte?! - Es war wirklich total daneben! Also was anderes wäre mir an seiner Stelle wohl auch nicht eingefallen! Und der Pastor redete und redete und redete ....
Aber irgendwann ist halt auch die längste und langweiligste Predigt zuende. Fortsetzung folgte am Grab? Ich hörte schon nicht mehr zu, hielt mich ein wenig im Hintergrund, war ja die Fremde da. Und dann war ich an der Reihe. Zu meinem großen Erstaunen gab es keine kleinen Blumensträußchen dort wie bei uns. Die Blumen, die wir ins Grab geworfen haben, waren keine Beerdigungsblumen - es waren Blumen, wie Blumenkinder sie bei Hochzeiten streuen.
Der Familie, die jetzt vollständig da war, drückte ich nochmal wortlos die Hand. Ich wußte nicht mehr, was ich noch sagen sollte. Vor der Kapelle gab ich ihnen die Jacke zurück, be-dankte mich nochmal und lief dann zum Grab zurück. Ich wollte noch ein Foto machen, be-vor sie das Grab zumachen würden. Irgendwie fühlte ich mich, als wenn ich zu einem Ren-dez-vous gehen würde, das letzte, was ich mit ihm noch hatte ...
Als ich ihn am Tag vorher nochmal gesehen hatte, da hatte ich das Gefühl, es war richtig so, wie es war. Und jetzt sah ich ihn vor mir, wie er da lag und empfand bei dem Gedanken, daß er von nun an in der Erde liegen würde eher ein Gefühl von Geborgenheit als alles andere. Mutter Erde nahm in wieder in sich auf. Von Erde bist du genommen, und zu Erde sollst du wieder werden.
Bald kamen auch die Totengräber, und gemeinsam schaufelten wir das Grab zu. Es war das letzte, was ich für ihn noch tun konnte - und für mich in dem Falle auch. Die Sonne schien, und es war eisig kalt. Durch das Schaufeln wurde mir wenigstens wieder etwas wärmer. Die Erde war feucht gewesen und zum Teil schon wieder gefroren, so daß sie erstmal los ge-hackt werden mußte.
Als das Grab fertig war, holte ich meine Blumen und legte sie selber auf das Grab. Die Zeit reichte noch für ein letztes Foto, und dann mußte ich auch schon wieder zum Bahnhof. So langsam fing es wieder an zu schneien. Die Flocken tanzten, während ich den Friedhof ver-ließ und den alten vertrauten Weg ein letztes Mal zum Bahnhof ging.
Mein Schatzi liebte Filme so sehr, und die Kinder, denen ich die ganze Geschichte erzählt habe, meinten, das Ganze sei filmreif gewesen, man solle doch einen Film daraus machen. Und so verneige ich mich vor dir, mein Schatzi, es war ein Abgang von der Bühne des Le-bens, der Deiner würdig gewesen ist. Alles Liebe von Sabine
Vertreibung
Ich war gesandt, den Menschen das Licht und die Liebe zu bringen - aber sie blieben lieber im Dunkeln und wollten mich davon überzeugen, daß Liebe keine Realität ist.
Ich war gesandt, den Menschen die Freude und das Lachen zu bringen - aber ich war ihnen zu laut, und sie muffelten lieber.
Ich war gesandt, den Menschen Wege aus ihren Krankheiten zu zeigen - aber sie wollten krank bleiben und jammerten lieber.
Ich war gesandt, den Menschen aus einer anderen Welt zu erzählen, der Welt des Lichts und der Liebe - aber sie wollten mich davon überzeugen, daß es diese Welt nicht gebe und daß ich ein unrealistischer Phantast sei.
Ich war Hagazussa, die Hexe, die Zaunreiterin, die, die auf der Grenze lebt, die, die in zwei Welten lebt, der sichtbaren und der unsichtbaren. Ich war Hagazussa, die mit einem Bein in dieser und mit dem anderen in der jenseitigen Realität lebt.
Und dann kamst Du, mein Schatz, der Hexer, der auf der Grenze lebte mit einem Bein in dieser und mit dem anderen in der jenseitigen Realität. Du warfst mir vor, ich sei eine Köni-gin und du wärst nicht mein Diener. Genau das hatte ich aber auch nie verlangt von Dir.
Nun bist Du tot und mit beiden Beinen in der anderen Realität. Du gehst einen Schritt vor. Du bist ein König und stehst nun neben mir, neben Deiner Königin. Und ich? Ich gehe auf Seite. Ich freue mich, daß Du an meiner Seite bist und stehe nun mit beiden Beinen draußen - hier - hier in dieser Wirklichkeit.
Du nimmst meine Hand. Du stehst jenseits der Grenze, und ich stehe diesseits der Grenze. Und so gehen wir Hand in Hand, und Du bist nun meine einzige Verbindung in die jenseitige Welt des Lichts und der Liebe.
Aber so kann ich nicht handeln. Ich weiß, daß ich Deine Hand loslassen muß, daß ich auf eigenen Füßen stehen muß. Ängstlich lasse ich los, nicht wissend, was nun auf mich zu kommt in dieser kalten und mir so fremden Welt. Ich wende mich dir zu. Du wendest Dich mir zu. Ich verbeuge mich vor dir und danke Dir für diesen Tanz. Du verbeugst Dich vor mir und dankst mir für diesen Tanz. Liebevoll verabschieden wir uns voneinander.
Schweren Herzens wende ich mich ab von Dir und wende mich dieser Welt hier zu. Ich gehe einen Schritt weg von Dir und von allem. Nie im Leben habe ich mich verlassener gefühlt als in diesem Augenblick, in dem ich mutterseelenallein in dieser Welt hier stand und keine Ver-bindung mehr zur jenseitigen, zu meiner Heimat, meinem Zuhause, hatte. Habe ich das jetzt gebraucht, um mich einmal so zu fühlen wie all diese Menschen, die nichts von mir wissen wollten? Wie all diese Menschen, die den Kontakt zu dieser anderen Welt, zu ihrer, zu unser aller Heimat, verloren haben?
Aber was geschieht nun? Ich fühle, daß ich Dich und meine Heimat in meinem Rücken habe, daß Ihr hinter mir steht und mich wärmt. Ich weiß auf einmal, daß ich jederzeit zu euch kommen kann, so wie es geschrieben stand: Begegnung findet an der Grenze statt. Ich weiß, daß Ihr mich nie verlaßt und mich immer begleitet. Ich bin nicht allein. Du bist da - und all die anderen auch. Ich fühle Eure Nähe und Wärme, ich fühle mich geborgen in Eurem Licht und Eurer Liebe - und gehe los.
Abschied
Nachdem ich nun so eine Weile gegangen war, stand er auf einmal wieder vor mir - unsicht-bar, aber ich wußte, er war da. Und er sprach zu mir - unhörbar - aber ich konnte es verste-hen. Er bat mich, mit seiner Mutter zu sprechen. ich sollte ihr sagen, sie möchte ihn doch bitte endlich gehen lassen.
Ich überlegte, was ich ihr sagen sollte, überlegte hin und her und kam zu dem Schluß, daß es nicht ging, daß es unmöglich war, mit ihr zu sprechen. Einerseits fand ich es als anma-ßend, ihr etwas von ihrem Sohn zu sagen. Ich vermutete, daß sie sich von mir verhöhnt fühlte, wenn ich sagte, ich hätte mit ihrem Sohn gesprochen, daß sie mich für verrückt erklä-ren würde und ich ihr im Endeffekt nur noch weiteren unnötigen Schmerz zufügen würde. Ihr Sohn war tot, und so war es unmöglich, daß noch irgend jemand mit ihm sprechen könnte. Aber ich hatte mit ihm gesprochen, hatte die ganze Zeit über den Kontakt zu ihm nie verlo-ren. Aber wer würde mir glauben? Nein, es war unmöglich, mit einer Bitte meines Schatzis zu seiner Mutter zu gehen. Nachdem mir dies vollkommen klar war, wandte ich mich an ihn, um es ihm mitzuteilen. Wortlos, aber es kam wohl an.
Wenige Tage später fiel mit ein Buch in die Hände mit dem Titel: Die Seele ins Licht geleiten. Ich wußte bereits, daß man die Seele der Toten gehen lassen muß. Da ich ja die ganze Zeit über Kontakt zu ihm hatte, fürchtete ich schon, daß auch ich damit gemeint war und auch diejenige war, die ihn nicht gehen ließ.
Das Buch bestätigte mir vieles, was ich schon wußte, enthielt auch viel Hilfreiches und am Ende einige Meditationen der Liebe, u.a. um den anderen gehen lassen zu können. Schon während ich dies las, saß auf einmal meine geliebte Oma vor mir. Sie war wesentlich sicht-barer als mein Freund, trug ein rot geblümtes weißes Kleid und war eine junge Frau. Sie äh-nelte den uralten vergilbten Fotos von ihr, auf denen sie als junge Frau abgebildet war, aber jetzt saß sie in Farbe vor mir, ein wenig durchsichtig auch sie, aber ganz real und kein wenig alt und vergilbt. Beim Lesen entschied ich mich, diese Meditation in einer ruhigen Stunde durchzuführen, und meine Oma verschwand auch wieder.
An einem schönen sonnigen Morgen, es war Fronleichnam, empfand ich es als richtigen Augenblick, diese Meditation durchzuführen und tat es auch. Meine Oma war da und saß mir gegenüber. Sie tat nichts, sie war einfach da. Und mein Freund war sofort weg, so als wenn er schon lange darauf gewartet hätte, endlich gehen zu können. Es war alles sehr friedlich und erfüllt von einer unglaublichen Richtigkeit, durch die auch ich selber mich befreit gefühlt hatte. Obwohl ich ihn vermißte, ging es mir gut, weil es sich alles so richtig und in der Ord-nung anfühlte. Noch tagelang kam meine Oma vorbei, so, als wenn sie nach dem Rechten sehen wollte, als wenn sie sich vergewissern wollte, daß alles okay ist mit mir. Sie sagte nie ein Wort, sie war immer nur einfach da und war dann gleich wieder weg. Ich fühlte mich durch das alles sehr getröstet und aufgehoben. Ich sah, daß es gut war.
Ende
Nie vorher in meinem Leben ist es mir so bewußt gewesen, daß es absolut keine Möglichkeit gibt, vor sich selbst und seinen Problemen zu fliehen - ja, selbst der Tod ist keine "Rettung" davor! Nie vorher in meinem Leben war es mir so klar, daß wir uns selbst und unsere Pro-bleme selbst mit ins Grab nehmen! Wohl dem, der es noch im Leben geschafft hat, so viel wie möglich in Ordnung zu bringen oder wenigstens jemanden zu finden, der ihn noch nach dem Tode wahrnimmt und helfen kann, die ungelösten Dinge in Ordnung zu bringen. Wohl dem, der weiß, daß der Tod nicht das Ende ist sondern "nur" ein Übergang in eine andere Daseinsform, einer Daseinsform, die uns zwar mehr Bewußtheit oder Bewußtsein bringt aber uns jeglicher Handlungsmöglichkeiten beraubt. Wohl dem, der auch nach seinem Tode noch die Chance hat, um Verzeihung zu bitten und gehört zu werden!
Es gibt nur eine Botschaft aus dem Jenseits, aus der "anderen" Welt, aus der Welt, die un-ser aller Heimat ist, von der wir alle kommen, und zu der wir alle wieder zurück kehren, und diese Botschaft lautet: Liebe, Liebe und nochmal Liebe, Verzeihen und Wiedergutmachen. Nur wer glaubt, daß mit dem Tode alles zuende ist, kann sich in diesem Leben verantwor-tungslos gemäß dem Motto: "Nach mir die Sintflut!" verhalten, der nicht weiß, daß er mit all seinen Taten und Unterlassungen noch nach seinem Tode konfrontiert wird und dann abso-lut nichts mehr tun kann, um irgend etwas in Ordnung zu bringen.
Die Botschaft aus dem Jenseits lautet immer wieder: "Es gibt nur eine Realität, und das ist die Liebe."
am fenster sammeln sich regentropfen.
ohne feste formen entziehen sie sich bald
meinen blicken.
in der gegenwart der wirklichkeit augesetzt.
aber wer will das schon?
einem zur Last fällt und Lebensunmut verbreitet, was dann?
Von Ziellosigkeit ist mein Alltag bestimmt,
ich gebe auf, was ich nicht haben kann
oder was niemandem nützen würde
Werde innerlich ruhiger und doch....
... immer noch (oder schon wieder) lebensunlustig.
Was ist hier falsch?
Frage ich mich und euch, könnt ihr mir helfen?
Ihr Lieben,
während eines Gespräches im Zusammenhang mit dem Totensonntag bin ich auf die Idee gekommen, meiner Geschichte Heimkehr noch ein Ende hinzuzufügen. Da einige von Euch, die Geschichte noch nicht kennen, füge ich so noch einmal ganz ein, wer sie kennt, braucht erst ab der Überschrift "Abschied" zu lesen.
Alles Liebe von Sabine
Heimkehr
Als sie mir sagten, daß wie schlecht es ihm gehen und er nicht mehr lange leben würde, machte ich mich sofort auf den Weg, um bei ihm zu sein und seine Hand zu halten. Ich hatte noch eine weite Reise vor mir, packte das Notwendigste und war schon unterwegs.
Als ich im Zug saß mit meinem Kaffee und zur Ruhe gekommen war, da fiel mir auf, daß ich gar nichts Schwarzes eingepackt hatte - nicht daß ich zu meinem Besuch bei ihm etwas Schwarzes hätte anziehen wollen - nein, das auf keinen Fall! Aber irgendwann würde ja auch die Beerdigung sein, und ich hatte nur meine beiden wärmsten Pullover mitgenommen - und die waren weiß, so als ob ich zu meiner Hochzeit fahren würde ...
Irgendwie hat das gleichmäßige Rattern des Zuges für mich immer wieder etwas Meditati-ves. Und so "wußte" ich auch ziemlich bald, daß ich mir keinen Streß mehr machen mußte, daß ich ihn nicht mehr lebend antreffen würde. Mir schwante auch, daß er noch nicht einmal mehr im Krankenhaus sein würde, wenn ich dort ankäme. Also wartete ich auf ihn - worauf? Ja, daß er zu mir kommt und sich zu mir setzen würde.
Und wie kam ich auf diese abstruse Idee? Einem Freund von mir starb sein Sohn. Als er noch nichts davon wußte, hörte er ein Geräusch in der Küche und stand auf um nachzuse-hen, weil er meinte, eins von den Kindern wäre dagewesen. Er sah aber niemanden in der Küche und ging wieder schlafen. Am nächsten Tag erfuhr er, daß der junge Mann, sein Sohn, vier Stunden vorher gestorben war. Als er mir das erzählte, sagte ich zu ihm: es war eins deiner Kinder in der Küche. Dein Sohn war dort, um sich von dir zu verabschieden.
Jahre später gab es den tragischen Unfall von Prinzessin Diana und Dodi. Dodi starb noch um Mitternacht an der Unfallstelle. Und von Diana sagte ein Reporter im Fernsehen, daß die Ärzte um ihr Leben gekämpft haben, aber so gegen vier Uhr morgens "ihr Herz nicht mehr schlagen wollte". Diese Formulierung habe ich nie vergessen! Es waren auch wieder genau die vier Stunden nach seinem Tod, als Diana gestorben ist. War Dodi bei ihr gewesen?
Also wartete ich auf ihn - und er kam. Zwischen Frankfurt und Aschaffenburg saß er auf einmal mir gegenüber auf dem Platz, auf dem ich vorher gesessen hatte. Frankfurt ist ein Sackbahnhof, und die Züge fahren dort rückwärts wieder heraus, so daß ich den Platz auf die andere Seite wechselte, um wieder vorwärts fahren zu können. Der Zug war in Frankfurt pünktlich gegen 16.16 Uhr abgefahren.
Wie geplant bin ich gegen 19.00 Uhr im Krankenhaus angekommen. Nach endlosem Warten sagte man mir, daß er zwischen 12 und 13 Uhr gestorben sei und fragte, ob ich ihn nochmal sehen wollte. Ich wunderte mich schon, daß er noch im Krankenhaus war. Da ich mich gerne von ihm verabschieden wollte, sagte ich ja. Wenig später kam der Arzt zurück, um mir zu eröffnen, daß er nicht mehr im Krankenhaus sei.
Man gab mir noch einmal die Liste der Fremdenzimmer, die ich schonmal bekommen hatte, als ich meinen Schatzi besucht hatte. Die alte Frau, bei der ich das letzte Mal schon über-nachtet hatte, und die ich so sehr mochte, hatte "mein" Bett noch frei und freute sich auf mein Kommen.
Auf dem Weg zu ihr rief ich noch seine Mutter an, um ihr mein Beileid auszudrücken und sie nach der Beerdigung zu fragen. Sie nannte mir den Termin für übermorgen und für den nächsten Tag noch einen Termin zur Einsegnung, wo man sich noch von ihm verabschieden konnte. Ich spürte schon, daß sie mich nicht da haben wollte, und auf einmal fing zu an zu fragen, was wir denn überhaupt für eine Beziehung gehabt hätten und daß das ja alles nichts Richtiges gewesen sein konnte, weil wir ja nicht verheiratet waren und uns wegen der gro-ßen Entfernung nur so selten gesehen hatten usw. Ich war sowas von verdattert, ich wußte überhaupt nicht mehr, was ich dazu sagen sollte.
Die alte Frau tröstete mich, so gut sie konnte. Ich ging dann früh schlafen, frühstückte den nächsten Morgen in Ruhe und glaubte, ich wäre in drei Stunden am Ziel. Am Bahnhof erfuhr ich dann, daß ich mich geirrt hatte, daß ich x-mal umsteigen mußte und fünf Stunden brau-chen würde.
Es war eiskalt, und ich war überhaupt nicht darauf eingerichtet. Es war wieder mild gewor-den, als ich das Haus verlassen hatte, und ich war auf Krankenhaus eingerichtet, nicht auf diese Eiseskälte da draußen. Ich weinte und hatte das Gefühl, meine Tränen würden zu Eis.
Die ganze endlose lange Fahrt über weinte ich und träumte ich vor mich hin. Ich dachte an all die schönen Zeiten, die wir zusammen verbracht hatten, an all das, was wir noch gemein-sam tun wollten, an meine Besuche im Krankenhaus und die Wochen vorher, in denen er so gelitten hatte. Ich dachte an all den Spaß, den wir zusammen hatten und wie sehr ich ihn vermissen würde.
Die Landschaft zog an mir vorbei - es war kalt - und die Fensterscheiben beschlugen. Ab und an mußte ich in einem kahlen Bahnhof auf den Anschlußzug warten. Es war kalt, und langsam fing es an zu schneien.
Gegen Mittag war der Zug rappelvoll mit Schulkindern - es war ja der letzte Schultag vor den Weihnachtsferien. Auf den Bahnsteigen lag der Schnee bald knietief, und die Kids hatten ihren Spaß an Schneeballschlachten auf dem Bahnhof.
Es schneite und schneite. Es wurde einsamer und einsamer. Die Strecke verlief nun noch eingleisig durch den Wald. Kein Haus, keine Straße weit und breit, nur Wald und Schnee, Schnee, Schnee ... Langsam bekam ich Angst. Was wäre, wenn wir hier mitten im Wald in der Einsamkeit in einer Schneewehe stecken bleiben würden?
Aber - wie durch ein Wunder - erreichten wir den nächsten Bahnhof rechtzeitig, bevor mein letzter Zug, den ich nehmen mußte, losfuhr. Losfuhr? Losfahren sollte! Denn dieser Zug war in einer Schneewehe stecken geblieben, und auf dem Bahnhof wartete man auf seine An-kunft. Er kam nicht.
Ich fragte den Stationsvorsteher, was ich denn nun tun könnte, um rechtzeitig am Friedhof zu sein, wie schnell ich denn mit einem Taxi da wäre. Auf die letzte Frage meinte er nur ganz lakonisch, das käme ganz darauf an, ob wir in einer Schneewehe stecken bleiben würden oder nicht. Aber trotz allem bat er mich in sein Büro - daß ich erstmal im Warmen wäre - und telefonierte hinter dem Verbleib des vermißten Zuges hinterher. Vergeblich.
Also wurde ich wieder hinaus komplimentiert und wartete darauf, daß der Zug doch noch käme. Zu spät konnte er ja ruhig sein - dann hätte ich immer noch reichlich Zeit, um zum Friedhof zu laufen. Aber ausfallen durfte er halt nicht, eine Stunde später wäre es zu spät, und ich würde meinen Schatzi nie wieder sehen können. Wenigstens einmal noch wollte ich ihn sehen und Abschied von ihm nehmen - egal, ob seine Mutter dagegen war oder nicht. Ich wollte ihn nochmal sehen.
Fünf Minuten vor der planmäßigen Abfahrt des Zuges hörte ich eine Durchsage, daß ein Zug zu meinem Bestimmungsort eingesetzt würde und er planmäßig abfahren sollte. Wie freute ich mich! Doch nicht allzu lange! Aber zunächst einmal saß ich im Zug, im Warmen, fand in meinem Rucksack noch ein zweites Paar Strümpfe, das ich mir über die ersten noch anzog, und glaubte, es geschafft zu haben. Weit gefehlt! Der Zug fuhr nicht. Er war schon fünf Mi-nuten über die zeit, zehn Minuten, zwanzig Minuten ... und dann kam noch eine Durchsage: wegen einer Weichenstörung unbekannte Verspätung .... Ich war ja so verzweifelt! Und so wütend! Sie hatte es also wirklich geschafft, daß ich ihn nicht mehr sehen würde - nie wie-der! Noch nicht mal mehr Abschied nehmen konnte ich von ihm!
Während ich noch so vor mich hin kochte, setzte der Zug sich langsam in Bewegung. Es hatte nur noch weitere fünf Minuten gedauert ....
Eine halbe Stunde vor dem Termin der Einsegnung kam ich endlich an. Zum Friedhof war es ja nicht weit. Ich stapfte durch den hohen Schnee und kam kaum vorwärts. Bis zu den Knien sank ich immer wieder ein. Es schneite und schneite .... Als ich endlich am Friedhof ankam, war ich voller Schnee, hatte Eis in meinen Haaren.
Trotz allem war ich die erste. Seine Eltern erkannte ich sofort, obwohl ich sie nie vorher ge-sehen hatte. Ich wußte gar nicht, wie ich mich verhalten sollte - Beileid wünschen war klar - aber sonst? Wir kannten uns ja gar nicht. Wollten sie lieber ohne mich sein? Oder gehörte ich dazu? Außer den Eltern waren noch andere Verwandte da, sein Lieblingsneffe und ein älteres Ehepaar - Onkel und Tante vielleicht?
Ich wartete erst einen Augenblick alleine, dann ging ich zu ihnen und erfuhr dort, daß mein Schatzi noch im Stau steckte. Eine Schneewehe versperrte die Autobahn. Der Pastor kam auch extra etwas später, weil er schon darüber informiert worden war.
Endlich kamen sie und brachten den Sarg in einen kleinen Raum neben der eigentlichen Kapelle. Dort sollte die Einsegnung sein und am nächsten Tag die Beerdigung. Der Mensch vom Beerdigungsinstitut vergewisserte sich nochmal, daß der Sarg zu bleiben sollte. Ganz entgeistert blickte ich ihn an und sagte fassungslos und ganz entgeistert, daß ich ihn noch-mal sehen wollte. Und bevor noch seine Mutter etwas sagen konnte, waren die Herren in dem Raum verschwunden.
Nach einer kleinen Weile wurden wir dann herein gebeten. Seine Mutter stürzte sich gleich weinend auf ihren Sohn. Ich sah ihn nur an. Ein unglaublicher Friede ging von ihm aus, der mich bis mitten ins Herz berührte. Er sah kein bißchen mehr krank aus, sein Gesicht war wieder viel voller als zwei Tage vorher, als ich ihn das letzte Mal besucht hatte, es war, als wenn alles, was ihm das Leben schwer gemacht hatte, von ihm abgefallen war. Er war voll-kommen verwandelt, auch nicht so, wie vor seiner Krankheit. Und ich wußte auf einmal, daß das Leben mit dem Tod nicht zuende ist. Ich spürte, daß er da war, wenn auch nicht mehr in seinem Körper.
Ich hatte noch nie vorher einen Toten gesehen. Auf Zeichnungen von Toten waren mir im-mer die merkwürdigen Hände aufgefallen, und auch seine Hände sahen jetzt so aus, es wa-ren nicht mehr die Hände, die ich kannte. Aber sie waren auch nicht so kalt, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich gab ihm noch einen Abschiedskuß auf die Wange.
Was der Pastor sagte, habe ich nicht richtig gehört. Ich sah ihn nur an, meinen Schatzi. Nach allem, was der Arzt mir gesagt hatte, daß ich ihn nicht mehr ansehen sollte, müssen es wah-re Künstler gewesen sein, die ihn so in den Sarg gelegt hatten. Ich bedauerte, daß ich nicht malen konnte, ich hätte das Bild so gerne festgehalten: es war einfach wunderschön, dieses Bild des Friedens und die roten Rosen, die sie ihm mitgegeben hatten. Nichts anderes hätte ich ihm mitgeben wollen.
Als die kleine Feier zuende war, sagte seine Mutter zu mir, sie würde jetzt mit mir zu einer Bekannten von ihr fahren, wo ich ein Zimmer bekommen würde, und dann würde sie mit mir in die Wohnung fahren, daß ich meine Sachen holen könnte, die von mir noch da waren. Ich war platt! Damit hätte ich nie gerechnet.
In der kleinen Pension erhielt ich ein schönes Doppelzimmer für mich alleine. Außer mir wa-ren keine anderen Gäste da. Die Frau nannte mir den Preis für die Übernachtung, und ich nickte, der Preis war in Ordnung. Zu meinem riesengroßen Erstaunen hörte ich auf einmal seine Mutter sagen, sie würde das Zimmer bezahlen. Damit hätte ich ja nie gerechnet!
Seine Wohnung war schon gar nicht mehr seine Wohnung. Seine Mutter hatte schon ordent-lich aufgeräumt, es roch noch nicht mal mehr nach ihm dort.
Der Neffe fand das Bild, daß ich mal gemalt hatte. Es gefiel meinem Schatzi so gut, daß ich es ihm geschenkt hatte, aber das habe ich dann doch wieder mitgenommen. Außerdem ha-be ich noch meine ganzen Briefe und Postkarten gefunden, die ich ihm geschrieben hatte, noch ein paar Fotos von uns beiden - und mehr war ja nicht da. Zu guter Letzt gab seine Mutter mir für die Beerdigung am nächsten Tag noch eine schwarze Jacke von ihm, da ich ja gar nichts Schwarzes eingepackt hatte.
Wieder in meinem Zimmer in der Pension drehte ich erstmal alle Heizungen auf. Es war eis-kalt, und ich bibberte. Ich setzte mich neben die Heizung und las meine ganzen Briefe. Wie oft hatte ich ihm geschrieben ich vermisse dich, ich freue mich, dich bald zu sehen, ich ver-misse dich .... Und wie sehr würde ich ihn jetzt und in alle Ewigkeit vermissen. Ich wußte gar nicht mehr, wie oft ich ihm mal einfach so eine Karte geschrieben hatte - einfach so, nur um ihm zu sagen, wie gern ich ihn habe und wie sehr ich ihn vermisse. Es war so schrecklich, das jetzt alles zu lesen!
Ich bin dann ziemlich früh ins Bett gegangen. Auf meinem Kissen lag ein Bonbon, und auf dem Nachttisch neben jedem Bett lag passend zu Weihnachten ein kleiner Stern mit einem Bibelspruch der Weihnachtszeit. Auf meinem Stern stand: siehe, dein König kommt zu dir. Und genau das war es! Die Verwandlung, die statt gefunden hatte. Er hatte etwas Königli-ches an sich in seinem Frieden, in dem er da lag mit den roten Rosen auf der weißen Decke.
Und da fiel mir auch wieder ein, wie er mal auf mich geschimpft hatte, ich wäre ja so hoch-näsig und eingebildet, ich würde mich aufführen, wie eine Königin, und er wäre nicht mein Diener. Ich hatte aber ja gar nichts gemacht und auch gar nichts verlangt von ihm. Und so antwortete ich ihm damals ganz ruhig und cool: der adäquate Partner für eine Königin wäre ja auch kein Diener sondern ein König.
Und damit war damals die Sache für mich erstmal erledigt. Für ihn damals aber nicht. Für ihn gab es nur herrschen oder beherrscht werden - und beides gefiel ihm nicht - zu Recht, wie ich finde. Meine Ansicht damals war, daß die Partner sich auf derselben Ebene begegnen sollten, am besten jeder dem anderen als König in seinem eigenen Reich - bildlich ausge-drückt.
Und jetzt war er also ein König geworden - mein König? Und nun ging es mir nicht mehr aus dem Kopf: Tochteher Zion, freue dich, jauchze laut, Jerusalem, siehe, dein König, kommt zu dir.
Wie verabredet weckte die gute Frau mich am nächsten Morgen, machte mir Frühstück, gab mir Proviant mit für die Reise, ließ mich mit der Bahn telefonieren, damit ich auch heil wieder nach Hause käme. Da ich ja nun noch Geld übrig hatte, das ich für die Zimmer nicht ge-braucht hatte, mußte ich auch nicht mit leeren Händen am Grab stehen, sondern konnte noch ein paar Blumen im Blumenladen nebenan bestellen. Die Schleife mußte ich wohl mit der Hand beschriften, weil es schon viel zu spät war - aber das war mir auch lieber so.
Als ich alles erledigt hatte, habe ich noch eine runde durch den kleinen Ort gedreht, war an all den Orten, wo wir gemeinsam gewesen waren, bin all die Wege gegangen, die wir ge-meinsam gegangen waren. Die Sonne schien, es war ein wunderbarer Tag, die Luft so klar und alles voller Schnee - einfach wunderschön.
Dann entdeckte ich, daß die Türe der Kapelle zu dem kleinen Raum offenstand. Außer mei-nem Schatzi war niemand da. Ich ging zu ihm hin und genoß es, ein letztes Mal noch bei ihm zu sein. Ich war so traurig und fühlte mich so alleine, weil ich außer ihm ja niemanden hier kannte. Ich hatte das Gefühl, daß er da war und mich in dem Arm nahm und tröstete.
Schon auf der Zugfahrt hatte ich Angst davor, daß ich auf der Beerdigung lachen müßte. Es kam die Zeit, da sie ihn abholten und in die Kapelle brachten, wo es eisig kalt war. Ich ging hinter ihm her und setzte mich ziemlich weit nach hinten. Die Beerdigung selbst war total daneben. Der Pastor wußte nichts von ihm - seine Mutter wollte ja wohl auch nicht, daß man über ihn redete - aber die Predigt war einfach unmöglich, Fazit: mein Schatzi war ein Versa-ger, mit schönen Worten ausgedrückt. Und singen konnte der Pastor auch nicht! Die schö-nen Lieder, die seine Eltern ausgesucht hatten, hat er alle verhunzt. Es war einfach schreck-lich, wenn nicht, ja, wenn nicht ....
Irgendwie hatte ich das Gefühl, mein Schatzi würde lauter Blödsinn machen und mich stän-dig zum Lachen bringen. Er kam immer wieder zu mir, setzte sich neben mich, ging wieder zu jemand anderem und kam zurück. Es war so grauenhaft, weil ich so lachen mußte und ja nun alles machen konnte, nur eins nicht: laut losprusten. Zum Glück war es so saukalt, daß ich mich in "meiner" viel zu großen Jacke verstecken und vor Kälte zittern konnte. Ich dachte nur: was anderes als Blödsinn könnte man ja nun wirklich nicht machen bei dieser fürchterli-chen Predigt von der Bekehrung des Saulus zum Paulus - was das mit meinem Schatzi zu tun haben sollte?! - Es war wirklich total daneben! Also was anderes wäre mir an seiner Stelle wohl auch nicht eingefallen! Und der Pastor redete und redete und redete ....
Aber irgendwann ist halt auch die längste und langweiligste Predigt zuende. Fortsetzung folgte am Grab? Ich hörte schon nicht mehr zu, hielt mich ein wenig im Hintergrund, war ja die Fremde da. Und dann war ich an der Reihe. Zu meinem großen Erstaunen gab es keine kleinen Blumensträußchen dort wie bei uns. Die Blumen, die wir ins Grab geworfen haben, waren keine Beerdigungsblumen - es waren Blumen, wie Blumenkinder sie bei Hochzeiten streuen.
Der Familie, die jetzt vollständig da war, drückte ich nochmal wortlos die Hand. Ich wußte nicht mehr, was ich noch sagen sollte. Vor der Kapelle gab ich ihnen die Jacke zurück, be-dankte mich nochmal und lief dann zum Grab zurück. Ich wollte noch ein Foto machen, be-vor sie das Grab zumachen würden. Irgendwie fühlte ich mich, als wenn ich zu einem Ren-dez-vous gehen würde, das letzte, was ich mit ihm noch hatte ...
Als ich ihn am Tag vorher nochmal gesehen hatte, da hatte ich das Gefühl, es war richtig so, wie es war. Und jetzt sah ich ihn vor mir, wie er da lag und empfand bei dem Gedanken, daß er von nun an in der Erde liegen würde eher ein Gefühl von Geborgenheit als alles andere. Mutter Erde nahm in wieder in sich auf. Von Erde bist du genommen, und zu Erde sollst du wieder werden.
Bald kamen auch die Totengräber, und gemeinsam schaufelten wir das Grab zu. Es war das letzte, was ich für ihn noch tun konnte - und für mich in dem Falle auch. Die Sonne schien, und es war eisig kalt. Durch das Schaufeln wurde mir wenigstens wieder etwas wärmer. Die Erde war feucht gewesen und zum Teil schon wieder gefroren, so daß sie erstmal los ge-hackt werden mußte.
Als das Grab fertig war, holte ich meine Blumen und legte sie selber auf das Grab. Die Zeit reichte noch für ein letztes Foto, und dann mußte ich auch schon wieder zum Bahnhof. So langsam fing es wieder an zu schneien. Die Flocken tanzten, während ich den Friedhof ver-ließ und den alten vertrauten Weg ein letztes Mal zum Bahnhof ging.
Mein Schatzi liebte Filme so sehr, und die Kinder, denen ich die ganze Geschichte erzählt habe, meinten, das Ganze sei filmreif gewesen, man solle doch einen Film daraus machen. Und so verneige ich mich vor dir, mein Schatzi, es war ein Abgang von der Bühne des Le-bens, der Deiner würdig gewesen ist. Alles Liebe von Sabine
Vertreibung
Ich war gesandt, den Menschen das Licht und die Liebe zu bringen - aber sie blieben lieber im Dunkeln und wollten mich davon überzeugen, daß Liebe keine Realität ist.
Ich war gesandt, den Menschen die Freude und das Lachen zu bringen - aber ich war ihnen zu laut, und sie muffelten lieber.
Ich war gesandt, den Menschen Wege aus ihren Krankheiten zu zeigen - aber sie wollten krank bleiben und jammerten lieber.
Ich war gesandt, den Menschen aus einer anderen Welt zu erzählen, der Welt des Lichts und der Liebe - aber sie wollten mich davon überzeugen, daß es diese Welt nicht gebe und daß ich ein unrealistischer Phantast sei.
Ich war Hagazussa, die Hexe, die Zaunreiterin, die, die auf der Grenze lebt, die, die in zwei Welten lebt, der sichtbaren und der unsichtbaren. Ich war Hagazussa, die mit einem Bein in dieser und mit dem anderen in der jenseitigen Realität lebt.
Und dann kamst Du, mein Schatz, der Hexer, der auf der Grenze lebte mit einem Bein in dieser und mit dem anderen in der jenseitigen Realität. Du warfst mir vor, ich sei eine Köni-gin und du wärst nicht mein Diener. Genau das hatte ich aber auch nie verlangt von Dir.
Nun bist Du tot und mit beiden Beinen in der anderen Realität. Du gehst einen Schritt vor. Du bist ein König und stehst nun neben mir, neben Deiner Königin. Und ich? Ich gehe auf Seite. Ich freue mich, daß Du an meiner Seite bist und stehe nun mit beiden Beinen draußen - hier - hier in dieser Wirklichkeit.
Du nimmst meine Hand. Du stehst jenseits der Grenze, und ich stehe diesseits der Grenze. Und so gehen wir Hand in Hand, und Du bist nun meine einzige Verbindung in die jenseitige Welt des Lichts und der Liebe.
Aber so kann ich nicht handeln. Ich weiß, daß ich Deine Hand loslassen muß, daß ich auf eigenen Füßen stehen muß. Ängstlich lasse ich los, nicht wissend, was nun auf mich zu kommt in dieser kalten und mir so fremden Welt. Ich wende mich dir zu. Du wendest Dich mir zu. Ich verbeuge mich vor dir und danke Dir für diesen Tanz. Du verbeugst Dich vor mir und dankst mir für diesen Tanz. Liebevoll verabschieden wir uns voneinander.
Schweren Herzens wende ich mich ab von Dir und wende mich dieser Welt hier zu. Ich gehe einen Schritt weg von Dir und von allem. Nie im Leben habe ich mich verlassener gefühlt als in diesem Augenblick, in dem ich mutterseelenallein in dieser Welt hier stand und keine Ver-bindung mehr zur jenseitigen, zu meiner Heimat, meinem Zuhause, hatte. Habe ich das jetzt gebraucht, um mich einmal so zu fühlen wie all diese Menschen, die nichts von mir wissen wollten? Wie all diese Menschen, die den Kontakt zu dieser anderen Welt, zu ihrer, zu unser aller Heimat, verloren haben?
Aber was geschieht nun? Ich fühle, daß ich Dich und meine Heimat in meinem Rücken habe, daß Ihr hinter mir steht und mich wärmt. Ich weiß auf einmal, daß ich jederzeit zu euch kommen kann, so wie es geschrieben stand: Begegnung findet an der Grenze statt. Ich weiß, daß Ihr mich nie verlaßt und mich immer begleitet. Ich bin nicht allein. Du bist da - und all die anderen auch. Ich fühle Eure Nähe und Wärme, ich fühle mich geborgen in Eurem Licht und Eurer Liebe - und gehe los.
Abschied
Nachdem ich nun so eine Weile gegangen war, stand er auf einmal wieder vor mir - unsicht-bar, aber ich wußte, er war da. Und er sprach zu mir - unhörbar - aber ich konnte es verste-hen. Er bat mich, mit seiner Mutter zu sprechen. ich sollte ihr sagen, sie möchte ihn doch bitte endlich gehen lassen.
Ich überlegte, was ich ihr sagen sollte, überlegte hin und her und kam zu dem Schluß, daß es nicht ging, daß es unmöglich war, mit ihr zu sprechen. Einerseits fand ich es als anma-ßend, ihr etwas von ihrem Sohn zu sagen. Ich vermutete, daß sie sich von mir verhöhnt fühlte, wenn ich sagte, ich hätte mit ihrem Sohn gesprochen, daß sie mich für verrückt erklä-ren würde und ich ihr im Endeffekt nur noch weiteren unnötigen Schmerz zufügen würde. Ihr Sohn war tot, und so war es unmöglich, daß noch irgend jemand mit ihm sprechen könnte. Aber ich hatte mit ihm gesprochen, hatte die ganze Zeit über den Kontakt zu ihm nie verlo-ren. Aber wer würde mir glauben? Nein, es war unmöglich, mit einer Bitte meines Schatzis zu seiner Mutter zu gehen. Nachdem mir dies vollkommen klar war, wandte ich mich an ihn, um es ihm mitzuteilen. Wortlos, aber es kam wohl an.
Wenige Tage später fiel mit ein Buch in die Hände mit dem Titel: Die Seele ins Licht geleiten. Ich wußte bereits, daß man die Seele der Toten gehen lassen muß. Da ich ja die ganze Zeit über Kontakt zu ihm hatte, fürchtete ich schon, daß auch ich damit gemeint war und auch diejenige war, die ihn nicht gehen ließ.
Das Buch bestätigte mir vieles, was ich schon wußte, enthielt auch viel Hilfreiches und am Ende einige Meditationen der Liebe, u.a. um den anderen gehen lassen zu können. Schon während ich dies las, saß auf einmal meine geliebte Oma vor mir. Sie war wesentlich sicht-barer als mein Freund, trug ein rot geblümtes weißes Kleid und war eine junge Frau. Sie äh-nelte den uralten vergilbten Fotos von ihr, auf denen sie als junge Frau abgebildet war, aber jetzt saß sie in Farbe vor mir, ein wenig durchsichtig auch sie, aber ganz real und kein wenig alt und vergilbt. Beim Lesen entschied ich mich, diese Meditation in einer ruhigen Stunde durchzuführen, und meine Oma verschwand auch wieder.
An einem schönen sonnigen Morgen, es war Fronleichnam, empfand ich es als richtigen Augenblick, diese Meditation durchzuführen und tat es auch. Meine Oma war da und saß mir gegenüber. Sie tat nichts, sie war einfach da. Und mein Freund war sofort weg, so als wenn er schon lange darauf gewartet hätte, endlich gehen zu können. Es war alles sehr friedlich und erfüllt von einer unglaublichen Richtigkeit, durch die auch ich selber mich befreit gefühlt hatte. Obwohl ich ihn vermißte, ging es mir gut, weil es sich alles so richtig und in der Ord-nung anfühlte. Noch tagelang kam meine Oma vorbei, so, als wenn sie nach dem Rechten sehen wollte, als wenn sie sich vergewissern wollte, daß alles okay ist mit mir. Sie sagte nie ein Wort, sie war immer nur einfach da und war dann gleich wieder weg. Ich fühlte mich durch das alles sehr getröstet und aufgehoben. Ich sah, daß es gut war.
Ende
Nie vorher in meinem Leben ist es mir so bewußt gewesen, daß es absolut keine Möglichkeit gibt, vor sich selbst und seinen Problemen zu fliehen - ja, selbst der Tod ist keine "Rettung" davor! Nie vorher in meinem Leben war es mir so klar, daß wir uns selbst und unsere Pro-bleme selbst mit ins Grab nehmen! Wohl dem, der es noch im Leben geschafft hat, so viel wie möglich in Ordnung zu bringen oder wenigstens jemanden zu finden, der ihn noch nach dem Tode wahrnimmt und helfen kann, die ungelösten Dinge in Ordnung zu bringen. Wohl dem, der weiß, daß der Tod nicht das Ende ist sondern "nur" ein Übergang in eine andere Daseinsform, einer Daseinsform, die uns zwar mehr Bewußtheit oder Bewußtsein bringt aber uns jeglicher Handlungsmöglichkeiten beraubt. Wohl dem, der auch nach seinem Tode noch die Chance hat, um Verzeihung zu bitten und gehört zu werden!
Es gibt nur eine Botschaft aus dem Jenseits, aus der "anderen" Welt, aus der Welt, die un-ser aller Heimat ist, von der wir alle kommen, und zu der wir alle wieder zurück kehren, und diese Botschaft lautet: Liebe, Liebe und nochmal Liebe, Verzeihen und Wiedergutmachen. Nur wer glaubt, daß mit dem Tode alles zuende ist, kann sich in diesem Leben verantwor-tungslos gemäß dem Motto: "Nach mir die Sintflut!" verhalten, der nicht weiß, daß er mit all seinen Taten und Unterlassungen noch nach seinem Tode konfrontiert wird und dann abso-lut nichts mehr tun kann, um irgend etwas in Ordnung zu bringen.
Die Botschaft aus dem Jenseits lautet immer wieder: "Es gibt nur eine Realität, und das ist die Liebe."
ist, wenn ich behaupte, ich sage die Wahrheit!
... folgt aus dem interessanten Thread "Wahrheit" ...
und Lüge ist, wenn ich behaupte, ich lüge!!
also ist Wahrheit, wenn ich sage "ich lüge nicht"!
???
oder glaube ichdas nur ... fg
Wenn ich mir auch sonst nichts gönne, aber eine
Reise nach Sri Lanka musste drin sein. 8000 Kilometer von Deutschland entfernt ist es als
ein anderer spiritueller Stall zu betrachten.
Dem Buddhismus sei dank kommem mir die Leute
dort noch weit kindlicher vor als hier. Meine
Seele streckte mal ganz kurz die Fühlerchen aus
um sie gleich wieder einzuziehen, denn Stacheldraht, Maschinenpistolen, Dreck und Armut
sprechen für mich die Sprache der Wirklichkeit
und nicht etwa die goldenen Märchenbücher oder
Touristenvideos, seien sie nun religiös durchtränkt oder auch nicht. Nun, wie dem auch
sei, die Menschen leben ihren Glauben. Ich sah
auch einige buddhistische Mönche auf den Strassen
rumlaufen. Einer lief die ganze Zeit mit einer
Sonnenschutzplatte in der Hand rum und schützte
seine Glatze damit gegen die Sonne, die aber
schon sehr tief stand und daher schon recht schwach war. Und welches Bild gibt dieser ach
so selbstbewußte Gläubige vor dem unparteiischen Allbewußtsein des Universums ab ? Ob der wohl
noch über sein eigenes Dao lachen könnte ?
Das meiste ZEN habe ich immer noch von meinen kleineren primatischen Verwandten gelernt, die morgens auf dem Balkongeländer die aus den Zimmern geklauten Früchte frühstückten. Sie sind definitiv spirituell fortgeschrittene, gewiß leben sie auf der Bewußtseinsstufe des nicht-Denkens. Was sie dem universellen Bewußtsein demonstrieren ist ihr eigener gepflegter Wanst, ihr geiles glattes Fell, ihre stolzen Reißzähnchen anstatt humanoider
Geistesverirrungen.
Auf der sechszehnstündigen Busfahrt nach Paris vergaß ich alles, auch das Zen. Wenn es gegen Fünf dunkel wird, der Vordermann die Rückenlehne zurücklegt, der Knabe neben mir sich gegen mich lehnt, alles angespannt ist an Muskeln, dann bleibt nur das Ich. Das kleine bescheidene Ich.
Vor Nachahmen wird gewarnt ;o) Und Zen ist das auch nicht. Mußt ich loswerden :o)
Fiel mir nur ein, als es um das Anstarren einer Kerzenflamme ging. Folgendes wird Hung-jen, dem Fünften Patriarchen zugeschrieben:
"Wenn ihr im Sitzen übt, sitzt mit geradem Rücken auf einer ebenen Fläche, macht Körper und Geist weit auf, und starrt am entfernten Horizont auf das eine Zeichen [oder den einzelnen Querstrich des Zeichens für 'Eins']. Ihr werdet unwillkürlich Fortschritte machen. Neulinge, die [noch] in der Menge objektiver Hilfen gefangen sind, starren das eine Zeichen im Geiste an. Wenn man nach der Verwirklichung im Sitzen übt, hat man den Eindruck, als ob man sich auf einem einsamen riesigen Berg inmitten eines weiten Feldes befindet. Ihr sitzt auf bloßem Grund auf der Spitze des Berges und starrt in die Ferne in allen vier Richtungen. Sie ist grenzenlos. Wenn ihr im Sitzen übt, macht Körper und Geist weit auf, um die Welt zu füllen und im Buddha-Reich zu weilen. Der reine Dharma-Körper ist grenzenlos. Der Eindruck ist ebenso." (aus den "Aufzeichnungen der Meister und Schüler des Lanka")
Hallo,
ich habe erst vor Kurzem angefangen zu meditieren, und es interessiert mich, wie das bei euch "damals" war: habt ihr euch einfach hingesetzt - allein, in einer Gruppe? - Habt ihr in eine Kerzenflamme gesehen, mit Mantras, Sutras oder Meditations-CDs geübt? Hattet ihr eine Uhr daneben liegen oder "wusstet" ihr, wann es "genug" war?
Fragen über Fragen - und dabei bin ich noch gar nicht beim Zen ;-)
Herzlichen Gruß, Linda
Hi Ihr an der Tastatur,
bei der Lektüre des Märchen "Sterntaler", in dem das kleine Mädchen sein Brot mit einem Alten teilt, die Kleidung bedürftigen Kindern schenkt und schließlich reich von den Sternen beschenkt wird, mußte ich an den geraubten Mond Ryokans denken, der seine Kleidung dem Räuber gibt und traurig darüber ist, daß er ihm den wundervollen Mond nicht schenken kann. Auch wenn es sehr an den Haaren herbeigezogen ist, gleichen sich diese Geschichten sehr. Das Mädchen gab alles auf wie der Mönch und wurde durch Nachthimmel reichlich belohnt. Na ja, denkt, wie Ihr wollt.
herzlichst
Andreas
Mir scheint, das gesamte Leben dreht sich nur um den Tod.
Der eine will nicht einsam sterben, darum ist er immer unter Leuten.
Der andere will nicht aus der Welt scheiden, ohne etwas hinterlassen zu haben, darum arbeitet er ununterbrochen.
Und ich will nur einmal wieder gesund sein, bevor ich sterbe.
Überhaupt wollen die Menschen nicht sterben. Oder wollen Sie nicht SO sterben?
Nur wenige gibt es, die sterben wollen. Aber selbst die "wollen ja nicht wirklich sterben. Sie wollen nur nicht leben. Das ist etwas anderes." (Frederike Frei in "Unsterblich")
Was wollt ihr im Leben erreichen, bevor ihr sterbt?