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newplayer:
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Es ist, wie fast immer hier, der Tanz ums goldene Kalb.
Hat mich denn keiner verstanden; vielmehr hat denn keiner dieses Buch "Das Buch vom meditativen Leben" gelesen und verstanden ? Ich hatte gehofft, darüber zu reden und und einen persönlichen Erkenntnisgewinn zu erreichen.
In einem früheren Beitrag hatte ich geschrieben, daß ich KEINER Autorität hörig bin. Das heißt, daß die Person Trungpa für mich von keinerlei Interesse ist !
Vielmehr die Idee, diese Bescheibung des Werdens zum "Krieger" und dessen Ausstrahlung auf seine Umwelt ist für mich ausschlaggebend.
Ich höre fast nur Beurteilungen, Verurteilungen usw. - ist das Zen ?
Muß ich die Wirkungen und Aussagen eines Autors, eines Künstlers, eines Wissenschaftlers, eines Buddhisten immer an seinen Taten und seinem Lebensumständen messen ?
Muß ich den "Feind" an seinen Ansprüchen messen ?
Oder kann ich für mich das Brauchbare, das Notwendige, das Sinnvolle nutzen ?
Ich weiß, das eigene Ego abzubauen, ist nicht einfach. Auch für mich nicht !
Doch es ist ein zentraler Punkt und ihr werdet mir meine momentane "Erregung" nachsehen.
Aber es ist wie im täglichen Leben: Konfrontation, Unverständnis, Unachtsamkeit, "Nachplappern" irgendwelcher "Erkenntnisse" - alles allzumenschlich !
Dieses Forum ist aus meiner Sicht nur eines von vielen. Also auch für mich sehr lehrreich.
Danke
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Ralf54:
Hallo Newplayer,
ich kenne das Buch zwar nicht, aber ich zweifle nicht daran, dass es gut geschrieben und lehrreich zu lesen ist. Gute Bücher schreiben ist anscheinend nicht schwer - es gibt sie zu Tausenden. Woran es mangelt, das sind nicht gute Bücher. Woran es fehlt, das sind Menschen, die den wahren Dharma verwirklichen und unverfälscht übermitteln.
Wenn wir einen Roman empfehlen, dürfte die Persönlichkeit des Autors keine besonders wichtige Rolle spielen. Bei einem Buch, das ein spiritueller Wegweiser sein soll, ist das ein bisschen anders. Da sollte man sich schon fragen, an welchen Ort einen dieser Wegweiser führen will und wie vertrauenswürdig der Führer ist.
Wenn wir Menschen (sie mögen tot sein oder noch am Leben) als Lehrer annehmen oder empfehlen, haben wir Grund, uns diese sehr genau anzusehen. Sicher, wir haben kaum eine Handhabe, um zu beurteilen, ob sie tatsächlich erleuchtet sind oder nicht; ob sie uns wirklich etwas lehren können oder nur an der Nase herumführen. Trotzdem sind wir nicht ganz ohne Kriterien.
Diese Kriterien finden wir in der Überlieferung; und genau das macht den Wert der Überlieferung aus. Ein wichtiges Kriterium ist die Ethik. Ins ethische gewendet, sagt das Gesetz des Karma aus: [ethisch] korrektes Handeln (kushaladharma) hat heilsame Folgen. D.h. die Korrektheit des Handelns lässt sich anhand seiner Auswirkungen beurteilen - insofern ist die buddhistische Ethik eine utilitaristische. Als eine Faustregel für korrektes, heilsames Handeln gibt es in Buddhas Lehre die fünf Sila (jap. Kai). Die dritte Kai z.B. fordert zu verantwortungsvollem Verhalten in sexuellen Beziehungen auf. Die fünfte zum Verzicht auf berauschende Substanzen.
Wie gesagt, wenn ich mir einen Lehrer ansehe, kann ich nicht feststellen, ob er erleuchtet ist - was auch immer das sein mag. Aber ich kann sehen, ob sein Handeln heilsame Auswirkungen hat; zumindest jedoch, ob es im Sinne der Kai korrekt ist. Übrigens lehrt uns Dogen, dass die Kai das wahre Gesicht, die eigentliche Sprache der Erleuchtung sind ...
"An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen", heisst es in einer anderen religiösen Überlieferung. Chögyam Trungpas Baum hat sicher etliche schmackhafte und nahrhafte Früchte hervorgebracht - aber auch einige ungenießbare und sogar giftige. Insofern könnte C.T. stellvertretend für den tantrischen Weg überhaupt stehen - einen nicht ungefährlichen Weg. Eine Warnung bzw. eine Mahnung zu Vorsicht schien mir da angebracht.
Danke für die Hinweise.
Ich kannte diese Tatsachen (!?) nicht. Sind mir ehrlich gesagt auch egal. Mir kommt es auf den Inhalt diese Buches an. Da Du sehr belesen scheinst, hast Du es sicher auch gelesen.
Über die "Schwelle" des intellektuellen Wissens bin ich hoffentlich hinweg - dieses Buch von Trungpa wird mir jedoch auf den Weg der spirituellen Erfahrung helfen. Das Sein eines "Kriegers" und der Umgang mit Allem.
Und nichts weiter wollte ich Anderen empfehlen.
Ralf54:
Chögyam Trungpa war sicher ein beeindruckender und charismatischer spiritueller Lehrer. Leider ist sein Bild durch (durchaus glaubwürdige) Berichte von alkoholischen Exzessen und sexuellen Übergriffen deutlich getrübt.
Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: das disqualifiziert ihn zumindest nicht als Autor. Allerdings sollte man einen Lehrer durchaus auch daran messen, wie er persönlich mit den Kai / Sila umgeht. Trungpa schlief mit etlichen seiner Schülerinnen - ein Psychotherapeut, der so mit seinen Patientinnen umgeht, verliert immerhin (zu Recht) seine Zulassung und riskiert eine Freiheitsstrafe. Ob es gerechtfertigt ist, gleiche Ansprüche an einen spirituellen Lehrer zu stellen, mag jeder für sich entscheiden.
Sehr bedenklich (und leider kaum zu vermeiden) ist es, wenn solche ethischen 'Defizite' dann beispielgebend weitergegeben werden. Trungpas 'Vize' und Nachfolger als Leiter der Vajradhatu-Sangha nach Trungpas Tod 1987 (Özel Tendzin) folgte dem Beispiel seines Lehrers auf seine Art - er schlief auch mit Schülern. Dass er HIV-positiv war, störte ihn dabei nicht weiter. Auch nicht Trungpa, dem er dies bereits 1985 gebeichtet hatte - der empfahl ihm, vor dem sexuellem Verkehr ein Mantra aufzusagen, das würde schon reichen ...
Der Skandal kochte erst 1989 hoch, als zumindest einer seiner Sexualpartner und dessen Freundin bereits infiziert waren - da hatte wohl das Mantra versagt. Dass die daraus resultierenden Skandale ein schiefes Licht auf den Buddhismus insgesamt warfen, sei nur am Rande erwähnt. Soviel zu karmischen Folgen unheilsamen Verhaltens.
Das alles hält meine Begeisterung für Chögyam Trungpa sehr in Grenzen.
"Always let people know when things are wrong. Put it in the newspapers if you must do so."
(Der Dalai Lama 1993 anlässlich einer Diskussion über sexuelles Fehlverhalten buddhistischer Lehrer)
Aus aktuellem Anlass ein weiterer Buchtip über einen anderen 'spirituellen Meister' (leider nur auf Englisch):
Russell Miller
Bare-faced Messiah
The true story of L. Ron Hubbard
Michael Joseph, Penguin Books Ltd, London 1987
ISBN 0718127641
von "Wirken (gewollt und zielgerichtet)" war eigentlich nicht die Rede - im Gegenteil habe ich ja versucht, ein solches Mißverständnis aus der Verwendung ungeeigneter personaler Begriffe (Schöpfer, Bildner) auszuräumen, die nur zur Verdeutlichung von Parallelen benutzt wurden. Nun, 'Motor' ist dagegen doch eher etwas mechanisches - da sehe ich per se nichts Gewolltes oder Zielgerichtes (Gesteuertes) impliziert.
Wenn etwas in der Richtung, dann käme vielleicht Schopenhauers 'blinder' (und eben nicht zielgerichter) Wille dem Dao nahe - aber das ist schon eine recht bemühte Parallele. "Quelle von Möglichkeiten" ist mir ein wenig zu schwach - mit einem kleinen Schrittchen mehr wird daraus ein mir eher zusagendes 'sich erfüllendes Potential'. Wobei bei aller 'Blindheit' kein aleatorisches (rein zufälliges) 'Wirken' vorliegt, sondern ein gesetzmäßiges und sogar zyklisches - jedenfalls, wenn man das I Ching ernst nimmt. Ob ich selbst das tue, lasse ich im Moment mal außen vor ;-)
Und da (beim Zyklischen) endet auch die Parallele zum Sepher Jesirah; die Qabbalah ist linear-eschatologisch. Und bei der Gesetzmäßigkeit endet die Parallele zu Schopenhauers Wille - die Gesetzmäßigkeit liegt bei Schopenhauer lediglich in der nach dem vierfachen Satz vom Grunde funktionierenden Erkenntnisfähigkeit des Menschen. Die Scheidung von immanent und transzendent ist eine abendländische Spezialität ...
Ralf54:
Hallo P'eng Lai,
Dao oder Tao zu personalisieren ('Schöpfer' oder 'Bildner') wäre sicherlich abwegig, so weit ging auch Wilhelm nicht. Den Ausdruck 'Bildner' hatte ich aus dem Sepher Jesirah übernommen, wo er nach meiner Ansicht auch schon nicht mehr personal zu verstehen ist. Der kulturelle Hintergrund (eine theistische Stammesreligion) ist im Judentum natürlich ein völlig anderer als im alten China, was die Verwendung eines solch missverständlichen Begriffs als historisch bedingt erklärt.
'Motor des Werdens' passt etwas mehr zu meiner persönlichen Interpretation von Dao als dem dynamischen Wandlungsprinzip, das den Dingen innewohnt (nicht hinter ihnen steht). Möglicherweise sehe ich den Begriff - ähnlich wie Wilhelm aus christlicher Perspektive - zu sehr vom buddhistischen Standpunkt her.
Freundliche Grüße,
Ralf
Ralf54:
Wenn auch Helmut ein Schüler von Janosch Roshi wäre, könnte er jetzt wohl seufzend Folgendes zitieren: "Es gibt ja so viele Säue und so wenig Perlen."
Worauf die passende Antwort wäre: "Beim Salat schmeckt am besten das Herz und bei der Ente der Arsch."
Ralf54:
"Gnostizismus, eine der Religionsmischung im römischen Reich entspringende religiöse Bewegung, die sich des jungen Christentums zu bemächtigen und es zu einer hellenistisch-orientalischen Mysterienreligion umzubilden suchte. Die Bewegung erlangte etwa um 135 n. Chr. ihren Höhepunkt. Die Gnostiker, konventikelartike Gruppen, um Führer von sehr verschiedener geistiger Höhe geschart, erstrebten eine Gnosis, ein höheres, nur den Eingeweihten zugängliches Verständnis der göttlichen Dinge. Unter Verwendung sowohl christlicher Gedanken wie uralter orientalischer Mythologien und philosophischer Begriffe schufen die Gnostiker spekulative Systeme, mit denen sie die Rätsel des Daseins zu lösen suchten. Die Erlösung von Sünde und Verdammnis war bei ihnen in ein großes kosmisches Geschehen hineinverwoben, das letzte Glied einer ganzen Kette von Vorgängen, die im Pleroma ['in der Fülle der Gottheit'] spielten, d.h. zwischen dem Urvater und den zahlreichen Untergöttern (Äonen). Ein gefallener Äon, der Demiurgos (Weltbaumeister), der meist mit dem Judengott Jehovah gleichgesetzt wurde, soll die irdische Welt aus der Materie geschaffen haben. In sie wurden nach gnostischer Lehre Bestandteile der oberen, der Lichtwelt hineingebannt, nämlich in bestimmte Menschen, die "Pneumatiker" (Geistesmenschen), die daher die Sehnsucht nach Erlösung empfinden. Die Erlösung ist schon im Gange; einer der Äonen, der Christus, ist herabgekommen, hat die "Gnosis", die wahre Erkenntnis der überirdischen Welt und der Heilsveranstaltung, geoffenbart und den Pneumatikern, nicht aber den "Psychikern" (den bloß seelischen Menschen ohne Geist), die Erlösung gebracht. Diese Grundgedanken konnten in großer Mannigfaltigkeit durchgeführt werden. Man kann einen syrischen (semitische Mythologien verwendenden), einen hellenistischen (platonisierenden) und einen dem Hauptstamm des Christentums näherstehenden Gnostizismus unterscheiden; zum ersten gehören Cerinthus, Saturninus, die Ophiten, zum zweiten Basilides und Valentinus, zu dritten Marcion, Bardesanes und die schon greisenhafte Gnosis der Pistis Sophia."
Soweit 'Der Grosse Brockhaus' zum Thema. Andeutungsweise von mir noch hinzugefügt, dass sich der Gnostizismus nahezu aller damals populären Religionen sowie der neuplatonischen Modephilosophie (Jamblichos, Plotin, Hypatia) bediente. Manche gnostische (insbesondre die o.g. syrischen) Strömungen standen dem Manichäismus (einer streng dualistischen Religion iranischen Ursprungs) deutlich näher als dem Christentum, andere (vor allem die Marcioniten) wiederum können durchaus als frühe christliche Sekte angesehen werden. Auch die (später als häretisch verurteilte) Reinkarnationslehre des Kirchenvaters Origenes geht wohl auf gnostische Quellen zurück.
Generell sollte deutlich geworden sein, dass eine Parallele zum Buddhismus allenfalls in einer pessimistischen Grundauffasung der Welt besteht (die erste edle Wahrheit vom Leiden / Welt als Schöpfung eines teuflischen Demiurgos). Die Reinkarnationslehre hat eher Parallelen im Hinduismus als in Buddhas Lehre. Auch ein Bezug zur christlichen Mystik - sofern man darunter die Mystik eines Johannes vom Kreuz, einer Theresa von Avila oder der deutschen Mystik des Hochmittelalters (Eckhart, Tauler, Seuse) versteht - ist nicht feststellbar. 'Mysterienreligion' hat nichts mit Mystik zu tun, sondern mit Einweihungen in geheime Offenbarungen (Mysterien). Auch dies ein Erbe älterer Religionen vorwiegend kleinasiatischen und thrakischen Ursprungs (u.a. Kybele-Kult, Orphiker). Die tantrischen Initiationsreligionen Indiens und Tibets (Vajrayana) bilden zwar eine religionsgeschichtlich interessante Parallele, die sich aber nicht in den Inhalten wiederspiegelt.
Ralf54:
Hallo Noa,
Du hast wahrscheinlich nicht mitbekommen, dass wir Ende letzten Jahres eine Diskussion über Ralf Halfmanns Artikel hatten. Zunächst im Forum 'Rund um Zen':
"Kritik an Zen" Start 27.11.2002
und dann im Artikelforum
"Kritische Stellungnahme zu : ..." Start 02.12.2002 und
"Kritik aus sich selbst heraus?" Start 10.12.2002
Vielleicht magst Du oder sonst jemand die ollen Kamellen noch mal lesen.
In erster Linie aber möchte ich auf den zweiten Teil Deines Postings eingehen:
>>Mir wäre es am liebsten man könnte zusammen ohne jeden Ballast (Zeremonien, Sutren, Kusen, Statuen, Bilder) einfach intensiv ein paar Tage praktizieren. Gibt es das überhaupt ? Ohne Beeinflussung, ohne Hierarchie, ohne Absolutsheitsanspruch, ohne Meister ....??? Oder bleibt einem da nur noch das alleine Sitzen ?<<
... und dazu einfach ein paar Fragen stellen. Warum empfindest Du Zeremonien, Sutren, Kusen, Statuen, Bilder als Ballast? Gedacht sind sie als förderliche Mittel. Gut, nicht jeder empfindet das so. Aber dass sie jemand als ausgesprochen hinderlich (als Ballast) empfindet, verstehe ich nicht so recht. Warum sollte eine Buddhastatue hinderlicher sein als z.B. der Heizkörper in der Nähe meines 'Sitz'platzes zu Hause? Warum das Kusen hinderlicher als das Geschrei der Kinder auf dem Spielplatz vor meinem Haus? Noch etwas provokativer gefragt: wer haftet da an Äußerlichkeiten? - Wobei ich persönlich diese Dinge gar nicht so 'äußerlich' auffasse, aber das tut nichts zur Sache ... :-)
Beeinflussung, Hierarchie, Absolutheitsanspruch - das ist allerdings schon etwas ernster.
Beeinflussung halte ich für etwas Kontraproduktives, etwas dem Geist von Zen völlig Widersprechendes. Ein gewisser sozialer Anpassungsdruck ist allerdings in einer Gemeinschaft von Zenübenden so wenig vermeidbar wie in einem Kanninchenzüchterverein - und wenn es nur darum geht, z.B. während des Kinhin nicht zu rauchen ;-). Da hat der Einzelne selbst die Verantwortung, bei aller sozialverträglichen Einordnung seine geistige und intellektuelle Autonomie zu wahren. Massive Beeinflussungs- oder Indoktrinationsversuche sollten allerdings Anlass sein, sich von einer solchen Gemeinschaft zurückzuziehen.
Eine funktionale 'Hierarchie' ist in praktischer Hinsicht bis zu einem gewissen Grade notwendig, wenn eine Gemeinschaft oder auch nur ein Sesshin 'funktionieren' soll; aber ich glaube, Du sprichst da von einer spirituellen Hierarchie. Man sollte beides nicht verwechseln. Es gibt in einer Gruppe Zen-Übender vielleicht(!!) Unterschiede bezüglich spiritueller Reife - aber der Glaube, daraus eine Hierarchie ableiten zu können, spricht eigentlich eher für Unreife.
Absolutheitsanspruch - den hat ein Meister in der Tat, und zwar denen gegenüber, die ihn um Annahme als Schüler gebeten haben und deren Bitte er erfüllt hat. Dies ist ein wesentlicher Bestandteil der Zenunterweisung und der Absolutheitsanspruch gilt dann auch (nur) im Rahmen dieser Zenunterweisung. Die Unterwerfung unter diesen Anspruch hat nicht nur freiwillig zu erfolgen, sie wird in der Regel gar nicht so ohne weiteres angenommen. Wenn jemand dazu gedrängt wird, ist dies ein äußerst bedenkliches Anzeichen. Und - wenn der Meister nicht 'Dein' Meister ist, dann sitzt Du auch ohne Meister. Dann ist der 'Meister' für Dich eben nur ein Mitübender und sollte Dich nicht weiter mit Absolutheitsansprüchen irritieren ;-). Dass Du allerdings bei einem 'gastgebenden' Meister wenigstens einmal zum Dokusan gehst und Dich vorstellst, ist eine Sache der Höflichkeit.
Vielleicht lässt Du Dir aus dieser Perspektive noch einmal durch den Kopf gehen, was Dich an Deiner Gemeinschaft eigentlich so stört. Eine Möglichkeit, gemeinsam zu sitzen, die Dir vielleicht zusagen könnte, findest Du übrigens vielleicht hier: www.zenklausen.de/
Ich kenne die Zenklausen zwar selbst nicht, aber ein Freund mit ähnlichen Vorbehalten wie Du hat sie mir empfohlen.
Ralf54:
Hallo Peter,
wenn Du Satori als etwas Positives (das "erstrebenswert" lassen wir vorerst mal beiseite ...) siehst – was macht es dann dazu? Satori ist eine höchste, unverfälschte (unverblendete) Sicht, höchste Erkenntnis. Sagt man. Und andererseits doch auch wieder nicht, weil es Sicht ohne Seher und ohne Gesehenes ist, Erkenntnis ohne Objekt der Erkenntnis, weil es jede Erkenntnis und Nicht-Erkenntnis transzendiert.
Wenn die 'Erleuchtung' nur ein "Trugschluss" ist, dann ist sie nur ein WEITERER Trugschluss und eben keine Erleuchtung – so etwas soll sogar recht häufig vorkommen .... Möglicherweise gibt es keine Erleuchtung (je nachdem, was man darunter versteht ...) und nur Trugschluss hinter Trugschluss hinter Trugschluss. Verwechseln wir Satori nicht mit Erkenntnis von 'Wahrheit'. Es gibt eine Wahrheit vor der Erleuchtung und eine Wahrheit nach der Erleuchtung. Sie widersprechen sich nicht, schließen sich nicht gegenseitig aus – sie stimmen sogar möglicherweise überein. Die WAHRHEIT an sich gibt es nicht – Wahrheit ist immer etwas Subjektives, nichts Objektives. Da Satori Subjektivität und Objektivität transzendiert, beinhaltet es auch beides – und damit natürlich auch subjektive Wahrheiten. Anders hätte Shakymuni Buddha nicht lehren können, könnte selbst ein Zen-Meister nicht lehren.
Wenn es nicht um Wahrheit geht, um Erkenntnis, worum dann? Es geht darum, 'Dukha' zu beenden. 'Dukha' ist das beherrschende Merkmal des 'nicht-erleuchteten' Seins; das, wonach es sich 'anfühlt', wie wir es subjektiv empfinden. Meist wird es (etwas einseitig, wenn auch in der Summe zutreffend) mit 'Leid' übersetzt. Mittels des von Shakyamuni gelehrten achtfachen Pfades, dessen Konzentrat und direktester Ausdruck die Praxis des Zazen ist, gilt es, die Ursachen von 'Dukha' zu sehen und zu überwinden. Das könnte man dann Befreiung, Erwachen, Erleuchtung, Satori oder wie auch immer nennen. Es ist unerheblich, ob es da um Wahres oder Nichtwahres geht (das sind nur leere Worte, manchmal nützliche Kategorien ohne echten Gehalt) – entscheidend ist das Überwinden von 'Dukha'.
Was das Erstreben angeht – vergiß es, das klappt nicht. Gerade das Erstreben ist Ausdruck von Gier, einer der Ursachen von Dukha. Mit 'Erstreben' gehst Du irgendwann in die falsche Richtung. Gehe den achtfachen Pfad, ohne damit etwas erlangen zu wollen. Es gibt nichts zu erlangen (das mit der Überwindung von 'Dukha' ist nur ein Köder ;-) ). Wäre ich Dein Zen-Lehrer, hätte ich statt dieses Vortrags einfach gesagt: Halt’s Maul und sitz! 'Halt’s Maul' heisst, den Geist nicht mit unnützen Fragen (nach Satori oder was auch immer) zu beschäftigen. Wenn Du praktizierst, um Satori zu erlangen, kannst Du es genauso gut bleiben lassen. Natürlich hat jeder, der praktiziert, aus genau diesem Grund angefangen, zu praktizieren ... ;-). Aber auch ich möchte natürlich niemandem den Mut nehmen – mach Dir einfach nicht so viele Gedanken. Wenn Du praktizierst, merkst Du recht bald, dass das Praktizieren seinen Wert in sich selbst trägt, auch wenn es kein Mittel zu irgend einem Ziel ist.
Noch Eines. 'Bewusstseinsverändernde Drogen' sind genau das und nicht mehr. Drogen, die dieses Bewusstsein, das es uns ermöglicht, zu praktizieren, verändern und uns damit dieser großen Chance zumindest zeitweise berauben. In der Regel dadurch, dass sie vorübergehend einen psychotischen Zustand erzeugen. Man kann da sicher bei entsprechender Risikofreudigkeit ein paar lustige und interessante Erfahrungen machen. Erleuchtung erfährt man mit LSD z.B. allerdings genauso wenig wie mit Pils und Doornkaat. Bestenfalls einen Trugschluss der oben geschilderten Art.
Es ist durchaus nicht ausgeschlossen, dass auch durch intensives Zazen Halluzinationen auftreten – im Zen nennt man sie Makyo. Sie müssen als das durchschaut werden, was sie sind – Trugbilder eines verblendeten Geistes. Dabei Hilfestellung zu geben, ist die Aufgabe eines Lehrers – spätestens in einem solchen Stadium ist ein Lehrer unverzichtbar, oder der Sucher verfängt sich in Täuschungen.
Ralf54:
Hi Andreas,
in China und auch in Japan werden neben diversen Buddhas und Bodhisattvas auch die 16 großen Arhats verehrt. Das waren direkte Schüler Shakyamunis, die Erleuchtung fanden. In China heissen Sie 'Lohan', in Japan 'Rakan'.
Im Zen besonders beliebt ist ist der Arhat Cudapanthaka (jap. Shurihandoku). Er war nicht nur kein Intellektueller, sondern nahezu schwachsinnig. Vielleicht auch komplett schwachsinnig, wer weiss das schon so genau nach 2500 Jahren .... Er fand Erleuchtung, weil er einfach übte und sich keine Fragen über das Wie, Warum und Wozu stellte. Seine Übung bestand darin, dass er sich um die Sandalen seiner gelehrten Mitmönche kümmerte.
Keine 'anspruchsvolle' Arbeit, aber 'richtig' gemacht. Das einfache ist eben auch einfacher richtig zu machen.
Hab Erbarmen mit den Intellellen und ihrem harmlosen Vergnügen ... ;-)
allman:
Hallo Ralf,
"Als er seinen Körper als etwas nutzlos Gewordenes zerbrach und wegwarf, zeigte dieser Meister seinen Schülern, dass für einen Erwachten das Sterben nichts Anderes ist als das endgültige Abwerfen der letzten Fessel..."
Ich bin nicht der Meinung, dass der Koerper egal welchen Alters und welchen Leidens eine Fessel ist. Man kann doch seinen "Mantel" in letzter Minute ganz sanft und ehrwuerdig ablegen. Denn hat er uns denn nicht, wenn manchmal auch unter grossem Leiden, eine ganz wundervolle Welt gezeigt und vorgefuehrt?
Es sind immer die "Koenige", die einen wahrhaft koeniglichen Abgang waehlen. Ich lass mich davon nicht beeindrucken. Aber immerhin
macht mich der Meister Thich Quang Duc schmunzelnd.
allman
Chrisi4:
Übrigens, Sekida muss ja nicht Recht haben. ;-)
Ich kann allerdings sein Argument auch nicht von der Hand weisen. Beim Zazen kann ich jedenfalls keinen Unterschied feststellen. Aber vielleicht bin ich dafür noch nicht sensibel genug.
hier das entsprechende Zitat aus "Zen-Training" (1. Auflage 1993, S. 42):
"KEKKA FUZA ist für die meisten Menschen, die mit dem Üben beginnen, eine ziemlich schwierige Haltung. Aber es handelt sich dabei um eine vollständig ausgewogene, harmonische Haltung, und sie führt am ehesten zu fruchtbarem Oben.
Eine weniger schwierige Haltung ist HANKA FUZA, die "halbe Lotus-Haltung". Hier liegt der rechte Fuß unter dem linken Oberschenkel, und der linke Fuß liegt auf dem rechten Oberschenkel (auch hier kann die Verschränkung umgekehrt sein). Die Hände hält man wie beim vollen Lotus-Sitz. HANKA FUZA ist eine asymmetrische Sitzhaltung und verleitet dazu, die Wirbelsäule schief zu halten, weil man zum Ausgleich eine Schulter höher hält. Man kann das mit Hilfe eines Spiegels oder einer anderen Person korrigieren, aber man sollte wissen, daß diese Haltung zuweilen von grundsätzlichen Haltungsschäden herrührt, vor allem von leichten Verkrümmungen des Oberkörpers. Wir können diese Haltung nicht besonders empfehlen. Genausogut kann man die Kante des einen Fußes auf das Schienbein des anderen legen. Dann kommt die Haltung der in Abb. 3 gezeigten [= abgewandelte burmesische Haltung] ziemlich nahe und kann empfohlen werden. "
Es ist, wie fast immer hier, der Tanz ums goldene Kalb.
Hat mich denn keiner verstanden; vielmehr hat denn keiner dieses Buch "Das Buch vom meditativen Leben" gelesen und verstanden ? Ich hatte gehofft, darüber zu reden und und einen persönlichen Erkenntnisgewinn zu erreichen.
In einem früheren Beitrag hatte ich geschrieben, daß ich KEINER Autorität hörig bin. Das heißt, daß die Person Trungpa für mich von keinerlei Interesse ist !
Vielmehr die Idee, diese Bescheibung des Werdens zum "Krieger" und dessen Ausstrahlung auf seine Umwelt ist für mich ausschlaggebend.
Ich höre fast nur Beurteilungen, Verurteilungen usw. - ist das Zen ?
Muß ich die Wirkungen und Aussagen eines Autors, eines Künstlers, eines Wissenschaftlers, eines Buddhisten immer an seinen Taten und seinem Lebensumständen messen ?
Muß ich den "Feind" an seinen Ansprüchen messen ?
Oder kann ich für mich das Brauchbare, das Notwendige, das Sinnvolle nutzen ?
Ich weiß, das eigene Ego abzubauen, ist nicht einfach. Auch für mich nicht !
Doch es ist ein zentraler Punkt und ihr werdet mir meine momentane "Erregung" nachsehen.
Aber es ist wie im täglichen Leben: Konfrontation, Unverständnis, Unachtsamkeit, "Nachplappern" irgendwelcher "Erkenntnisse" - alles allzumenschlich !
Dieses Forum ist aus meiner Sicht nur eines von vielen. Also auch für mich sehr lehrreich.
Danke
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