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danke für deine Antwort. Gestatte eine kurze Nachfrage (falls du das auch weißt): Zen-Mönche dürfen ja verheiratet sein (stimmt doch, oder?), gilt das auch für Nonnen?
Ralf54:
Hallo Anita,
in Japan gibt es für Frauen und Männer getrennte Klöster. Das älteste japanische Zen-Kloster für Frauen ist das Ho'o-Ji, das von Keizan Zenji um 1300 gegründet wurde.
Ralf54:
Hallo kina,
nicht jeder Zen-Übende hält das, was Seung Sahn alles geredet oder geschrieben hat, für das Evangelium. Trotzdem versuche ich mal, auf Deine Fragen einzugehen.
{k}Aber ist es nicht das Universum das diese Polarität hat oder provoziert?{/k}
Hier machst Du zwei Schritte auf einmal. 'Hat' das Universum Polarität oder 'provoziert' es bei Dir eine polare Wahrnehmung? Bei einigem Nachdenken sollte auffallen, dass sich über die Natur des Universums nicht das geringste aussagen lässt - ob es nun 'polar' oder nicht-polar oder sonst irgend etwas ist. Du kannst lediglich etwas über Deine Wahrnehmung aussagen. Du kannst nicht einmal zweifelsfrei eine Aussage darüber treffen, ob diese, Deine spezielle Wahrnehmung so wie sie ist durch etwas 'provoziert' ist. Das ist lediglich eine (allerdings naheliegende) Annahme.
{k}Namen geben Menschen, die Form ist durch die Eigenschaft gegeben.{/k}
Inwiefern ist Form durch Eigenschaft gegeben? Ist nicht Form selbst auch eine Eigenschaft? Dann wäre weiter zu fragen: was ist eine Eigenschaft? Ist 'Eigenschaft' etwas, das einem bestimmten beobachteten Ding zukommt, oder der Beobachtung zukommt oder ist 'Eigenschaft' lediglich etwas, mit dem wir eine Beobachtung mit anderen Beobachtungen in Beziehung setzen?
Nehmen wir z.B. die Eigenschaft 'grün'. Wenn wir von etwas sagen, es sei grün, dann bedeutet dies etwas ausführlicher formuliert, dass dieses Etwas bei uns eine bestimmte Empfindung auslöst. Naturwissenschaftlich gibt es da ein Modell - dieses Etwas erzeugt oder reflektiert Energie einer bestimmten Wellenlänge, die unsere optischen Sinnesorgane so stimuliert, dass sie in unserem Gehirn einen definierten Reiz erzeugen. Dieser Reiz lässt sich so oder ähnlich auch erzeugen, wenn wir das Etwas durch ein anderes Etwas austauschen. Da, wo die erzeugten Reize ausreichend ähnlich sind, fassen wir diese verschiedenen 'Etwas' zu einer Gruppe zusammen, der wir die Eigenschaft 'grün' zuschreiben. Eigenschaften sind nur Namen, mit dem wir bestimmte Beobachtungen, die wir machen, zueinander in Beziehung setzen.
Das oben genannte 'naturwissenschaftliche Modell' ist auch nichts andres, als dass wir bestimmte Beobachtungen mit Namen bezeichnen und gemäß unserer Erfahrung zueinander in Beziehung setzen. Wir treffen damit Aussagen über unsere subjektiven Beobachtungen - wir interpretieren sie und können sie mit Hilfe solcher Modelle bis zu einem gewissen Grad sogar vorhersagen. Aber das sind eben nur Aussagen über unsere subjektiven Beobachtungen, unsere Empfindungen dabei. Wir wissen daher vielleicht, {f}wie{/f} wir empfinden - aber nie, {f}was{/f} wir empfinden.
{k}Deine Defintion von Beschaffenheit, ist undurchsichtig und sagt nichts aus{/k}
Eben weil über 'Beschaffenheit' letztendlich keine gültige Aussage getroffen werden kann. Wenn Seung Sahn allerdings sagt, Alles habe dieselbe Beschaffenheit, dann stellt sich die Frage, woher er das wissen will. Die Kategorie 'Beschaffenheit' ist auf 'Alles', auf das Ungetrennte, Nicht-Geschiedene, gar nicht anwendbar, weil 'Beschaffenheit' nur Sinn macht in Bezug auf Anderes, gleich oder anders beschaffenes. Da flunkert der ehrwürdige Meister ganz gewaltig ...
{k}Son-Sa sagt: (Wenn man sich selbst nicht versteht, dann versteht man die Wahrheit nicht)
Das setzt vorraus das eine Wahrheit gibt, aber irgendwie gibt es die nicht.
Mal davon abgesehen was Wahrheit ist.{/k}
'Wahrheit' ist eine Übereinkunft - ist das, über dessen Gültigkeit möglichst umfassende Einigkeit besteht. Im Buddhismus nennt man dies 'konventionelle Wahrheit'. Es gibt allerdings auch eine 'absolute Wahrheit' - die jedoch den Nachteil hat, dass sie nicht formuliert, nicht ausgesprochen, ja nicht einmal gedacht werden kann. Auch nicht 'verstanden', davon abgesehen - auch hier würde ich Seung Sahn bei allem Respekt nicht zustimmen. Man kann sie allerdings erfahren, und der Weg zu dieser Erfahrung führt über die Erfahrung des Selbst und dessen, was dieses Selbst eigentlich ist.
Das wiederum lässt sich nicht mit Worten übermitteln und nicht diskutieren. Da bietet Zen nur eines an: Hinsetzen und erfahren, {f}was ist{/f} - nicht, was Du wahrnimmst, empfindest, erwartest, glaubst und denkst. Genauer: das, was Du wahrnimmst, empfindest, erwartest, glaubst und denkst so zu erfahren, wie es tatsächlich ist. Bedingt und ohne Substanz. Leer.
Koan-Shin:
Sicherlich kann man nicht sagen, daß eine buddhistische Form "spiritueller" ist als eine andere. Wenn ich etwas suche in den verschiedenen buddhistischen Schulen, dann natürlich keine Grenzen
sondern Gemeinsamkeiten. So tief kenne ich mich mit
den verschiedenen Stilen des tibetischen Buddhismus
leider nicht aus, als daß ich da eine Aussage darüber treffen könnte zwecks Gemeinsamkeiten/Unterschiede. Weiß nur soviel, daß sie sich in ihrer Form wohl nicht so sehr unterscheiden. Ich muß einfach sagen, daß mich Zen und tibetischer Buddhismus gleichermaßen faszinieren. Zen hat die Besonderheit, einfach zu sein, sprich, nicht viel "Drumherum" einfach nur
(Za)Zen. Der tibetische Buddhismus wiederum ist viel. ein wenig mehr "bunt", wenn ich das so ausdrücken darf. Sicherlich auch, weil einige alte Riten aus dem tibetischen Bön-Kult oder Schamanismus mit übernommen wurden. Viel. liegt es auch ein wenig an der Hochlage von Tibet, mit seinen Bergen, der einfachen Lebensweise der Menschen dort, die tief mit ihrem Glauben verwurzelt sind. Dies alles verbindet sich zu einem "ganzheitlichen" Bild, wenn ich das mal so ausdrücken darf. So ist es sicherlich auch die Kultur, die Bilder, die faszinieren. Und ich gebe zu, daß ich mich von visuellen Dingen leiten lasse. Deswegen verkenne ich keineswegs, was "hinter" diesen Bildern steckt. Habe schon Texte vom Dalai Lama, auch von Meister Dogen gelesen.
Beides hat mich sehr berührt. So bin ich nun mal:
Das eine möge das andere nicht ausschließen...
Naja, wie so oft, wie in diesem Fall, ist ein Internet-Forum leider zu kurz, um diese Thematik in ihrer ganzen Tiefe zu erfassen....
Ralf54:
Hallo,
hmm ... was verstehst Du denn unter "Spiritualität" in diesem Zusammenhang? Inwiefern ist tibetischer Buddhismus "spiritueller" als z.B. Zen oder Theravada oder was macht seine besondere Spiritualität Deiner ansicht nach aus? Ich verstehe nicht so ganz, was Du damit sagen willst.
Davon abgesehen - {f}den{/f} tibetischen Buddhismus gibt es ja genau so wenig wie {f}den{/f} japanischen Buddhismus. Da hat Zen vielleicht mehr mit der Nyingmapa-Schule (bzw. Dzogchen-Praxis) zu tun als diese mit den Gelugpa und die wiederum weniger mit den Kagyue als die Kagyue mit Shingon ...
Also anders herum gefragt, um von den Allgemeinplätzen etwas weg zu kommen: was siehst Du für eine Gemeinsamkeit bei den verschiedenen tibetischen Schulen, was also ist für Dich "tibetischer Buddhismus" im Unterschied zu den Traditionen anderer Kulturen. Und was empfindest Du da als besonders "spirituell"?
Ralf54:
Hallo Sundro,
Du hast natürlich recht, die Knie sollten aufliegen. Wenn dies durch die Höhe des Zafu nicht zu regulieren geht, sollte man irgend etwas unter das (oder die) Knie legen.
wobei man in diesem Link im ersten Bild "Meditationsstellung: Halber Lotus"
sehr schön sieht wie man's nicht machen soll.
Da ist das Knie nicht auf dem Boden.
Das kommt wenn das Zafu (Kissen) zu niedrig ist. Nach meiner Erfahrung sind die meisten käuflich zu erwerbenden Zafus zu niedrig für den Lotus bzw. halben Lotussitz.
Ich habe mein Zafu in Schönböken bei der Zen-Vereinigung gekauft. Müßte man mal fragen ob die auch versenden.Die Adresse ist www.zen-boutique.de
Ralf54:
Hallo,
Shakyamuni lehrte den mittleren Weg. Mal von allen philosophischen Spekulationen abgesehen bedeutet 'mittlerer Weg' zunächst einmal ganz einfach eine Mitte zu finden zwischen Askese und Genußsucht. Zazen als zentrale Praxis des mittleren Weges ist also keine Selbstkasteiung und Quälerei, aber eben auch kein gemütliches Genießen.
Zur korrekten Übung gehört die Entfaltung von 'virya' (oder japanisch 'shojin'). Es bedeutet in etwa Eifer, Energie, Hingabe. Dogen sagt sehr drastisch, man müsse Zazen üben wie jemand, dessen Kopf in Flammen steht, dieses Feuer zu löschen wünscht. Aber es gibt auch das Prinzip des Nicht-Verletzens und das gilt für Dich (bzw. Deine Kniegelenke) genauso wie für alle Wesen ...
Es gilt also, die Mitte zu finden. Diese Mitte ist für jeden (auf Grund unterschiedlicher körperlicher Voraussetzungen) zunächst einmal irgendwo anders, daher gibt es da keine allgemeingültigen Ratschläge. Bei anhaltenden(!) Schmerzen in den Kniegelenken jedenfalls hat man offensichtlich die Mitte überschritten. Wenn man sich damit zufrieden gibt, den Rest seines Lebens im Burmesensitz Zazen zu machen, dann macht man (vorausgesetzt, es liegt keine körperliche Behinderung vor) aus Bequemlichkeit nicht ausreichend Gebrauch von den Fähigkeiten seines Körpers, entwickelt sie nicht. Auf neudeutsch heisst das 'suboptimale Performanz' ... ;-).
Meine Empfehlung ist es also, ständig am Lotossitz zu arbeiten - und dabei achtsam und geduldig mit dem eigenen Körper umzugehen. Ich selbst sitze derzeit maximal eine halbe Stunde am Tag im halben Lotos und ich werde eines Tages im vollen Lotos sitzen - vorausgesetzt, ich lebe lange genug ;-). Da mir eine halbe Stunde zu wenig ist, übe ich den Halblotos beim Lesen oder Fernsehen und sitze ansonsten im sog. Burmesensitz. Als ich mit Zazen angefangen habe, konnte ich noch nicht einmal das ... Also - Geduld und Hartnäckigkeit gehören dazu und wenn es ein bißchen kneift auch. Die Bemühung ist wichtig, nicht das Ergebnis ;-).
Ralf54:
Hier wäre Unsuis penetrantes "nun lass auch das noch los ..." mal wirklich am Platze gewesen.
Wenn man längere Zeit Zazen übt, dann ist es nicht ungewöhnlich, dass man gelegentlich Zustände erfährt, die sich von dem, was man 'gewöhnlichen Geisteszustand' nennt, fundamental zu unterscheiden scheinen. Solche Zustände sind keine Besonderheit der Zen-Übung. Sie wurden von Mystikern aller Zeiten und Kulturen immer wieder erfahren und beschrieben. Es gibt die unterschiedlichsten Methoden, sie hervorzurufen - Meditation, Askese, Trance, Drogen usw. usf. Zazen ist allerdings {f}keine{/f} Methode, solche Zustände zu provozieren. Sie lassen sich lediglich nicht vermeiden - und sie sollen auch nicht vermieden werden. Sie sollen allerdings auch nicht angestrebt werden.
Jedenfalls ist es für den Zen-Übenden von Vorteil, einen erfahrenen Lehrer zu haben (und/oder der 'Gelehrtenfraktion' anzugehören ...). Dies hilft dabei, solche Erfahrungen - "wilde Zuckungen des Geistes", wie sie Dogen nennt - nicht fehlzudeuten.
{k}Bei deiner Übung des Dhyana steigt in deinem Geiste ein erleuchtender, zentraler Ort oder Punkt der Ruhe und Stabilität auf und du nimmst diesen Ort oder Punkt der Ruhe als dauernde Wohnstatt. Wenn er im Körper seinen Wohnsitz hat, so kann es nichts anderes sein als die Seh-, Hör-, Riech-, Schmeck-, Tast- und Denkwahrnehmungen. Wenn sie die wahre Essenz wären, so gäbe es nirgendwo mehr etwas Falsches. Aber ist dieses wahr? Angenommen, du hättest etwas Seltsames gesehen, aber während vieler Jahre dächtest du nicht mehr daran, und dann nach langer Zeit sähest du wieder dieses Seltsame, und dieses brächte dir alles, was du gesehen hast, wieder in Erinnerung. Hat nun innerhalb dieser Essenz der Stabilität dein denkender Geist, der sich, stets bedingt durch seine Beeinflussungen, in Aktivität befindet, irgendeine Empfindung davon?
Ananda, wisse, daß diese Art von begrenzter Ruhe weder wirklich noch wahr ist. Es gleicht dies der Strömung eines tiefen Flusses, der, wenn du auf ihn blickst, ruhig und bewegungslos zu sein scheint, der aber in Wirklichkeit stetig und ununterbrochen vorwärtsfließt. Wenn dies seine Quelle nicht in den falschen Sinnesbegriffen(*) hat, wieso kommt es, daß es alle gewöhnlichen Täuschungen empfängt? Wenn es deinen Sinnesorganen, die ihre Quelle in der reinen Geistessenz haben, die aber durch Nichtwissen differenziert worden sind, nicht möglich wäre, in ihre ursprüngliche Reinheit und Einheit in die Geistessenz zurückzukehren, wie könnten dann diese gewöhnlichen Täuschungen jemals verschwinden?
Da nun durch deine Dhyanaübungen deine Sinnesorgane ihre individuellen Unterschiede verlieren, da sie tief in die reine Geistessenz eintauchen, so verlieren ebenfalls durch dieses Untertauchen diese gewöhnlichen Täuschungen ihre Existenz. In deinem jetzigen Zustand der Erringung sind diese gewöhnlichen Täuschungen sehr durchsichtig und undeutlich geworden, sie sind aber noch nicht vollkommen entwurzelt, und so wird der Geist in einem solchen Zustand sich noch in einem bestimmten Abhängigkeitsverhältnis zu den Sinnesorganen befinden, und so gibt es Zeiten der Einsicht und Ruhe. Aber dieser Zustand teilweiser Ruhe ist nicht der vollkommene Erleuchtungszustand, denn in letzterem ist jegliche Abhängigkeit von den Sinnen beendet, und hiermit sind alle Differenzierungen und Unterscheidungen, die auf Sinnesbegriffen aufgebaut sind, auch zu Ende gekommen().
Bei unserer gewöhnlichen Meditation, z.B. vor unserer Erleuchtung, werden wir oft mit einem klaren, ruhigen Geist in sie eintreten, der Geist befindet sich jedoch noch in einem bedingten Zustand fehlerhafter Begriffe. Diese Abhängigkeit von einem nur teilweisen Besitz der Stille, als vollkommene Erreichung aufgefaßt, ist der fünfte(*) verfeinerte und konzentrierte Gedanke des "Wirrwarrs" des Geistes.
[Surangama-Sutra]{/k}
Anmerkungen:
(*) Hier ist zu beachten, dass in den buddhistischen Schriften zu den im Westen üblichen fünf physischen Sinnen stets das Bewusstsein als sechster Sinn tritt, als Organ geistiger Empfindung und Wahrnehmung (vgl. auch den zweiten Satz des Zitates). Bewusstsein wird also ebenfalls als ein 'Sinnesorgan' verstanden.
() zwangsläufig natürlich auch Differenzierungen wie 'unvollkommen erleuchtet' und 'vollkommen erleuchtet' und erst recht Unterscheidungen wie 'erleuchtet' und 'nicht erleuchtet'. Alles andere ist bestenfalls 'goseki', der 'Gestank der Erleuchtung'.
(*) Das Zitat ist Teil einer längeren Ausführung über die fünf Arten von Sinnesinhalten, die ihrerseits auf falschen Begriffen beruhen und daher als 'Ursachensphären' bezeichnet werden. Der Abschnitt des Sutra untersucht die Grenzen dieser Ursachensphären.
Gelöschter Benutzer:
() SoGen
Ich hab erlebt, durch deinen Beitrag, was der Satz:" Vergangenes ist nicht mehr, zukünftiges ist noch nicht." bedeutet. Ich hoffe das ich "Erfahrungen" in Gegenwart erkennen kann.
Grüsse
Helmut
Gasshô
Ralf54:
Der pudgala ('Person') - eine temporäre Verbindung psychophysischer Faktoren (skandhas), von denen keiner unabhängig für sich bestehen kann. In keinem der skandhas ist ein beständiger unwandelbarer Kern (ein 'atman') zu finden und nach Auflösung der skandhas bleibt auch kein Rest.
Der 'pudgala' ist ein Abstraktum - nur ein Begriff. So wie 'Dutzend' nur ein Begriff für eine Ansammlung von zwölf Elementen ist. Der pudgala scheint eine Erfahrung zu machen, aber er ist nicht mehr als eine Ansammlung von Erfahrungen, ein künstlich hergestellter Zusammenhang (in etwas das, was Kant 'synthetische Einheit der Apperzeption' nennt). Die skandhas sind 'leer' von irgend einem 'Träger' der skandhas. Sie selbst sind sowohl Träger der Erfahrung als auch die Erfahrung selbst.
Im Herzsutra heisst es:
"Es gibt fünf geistig-körperliche Daseinserscheinungen [= skandhas], und diese hat er [Buddha] als von Natur aus leer erachtet. Form [= rupaskandha] ist Leere und Leere ist tatsächlich Form. Leere ist nicht verschieden von Form, Form ist nicht verschieden von Leere. Was Form ist, das ist Leere, was Leere ist, das ist Form. So sind auch Wahrnehmung, Empfindung, Willensimpulse und Bewusstsein [= Samjnaskhandha, Vedanaskandha, Samskaraskandha und Vijnanaskhandha] ebenfalls Leere."
Das 'psychologische' skandha-Modell ist nur ein möglicher Ansatz, die 'Erfahrung ohne Erfahrenden' zu beschreiben. Ein anderer ist der sog. Konditionalnexus, 'gegenseitig bedingtes Entstehen' (pratityasamutpada). Dies ist ein Modell von 12 aufeinander bezogenen Bedingungen. Eine davon ist namarupa (entspricht in etwa den skandha), die wiederum direkte Bedingung der ayatana (Sinnesbereiche) ist. Hier werden wiederum 12 gezählt - die fünf physischen Sinne und das Bewusstsein sowie die jeweiligen zugehörigen Objekte. Die ayatana haben mithin einen subjektiven und einen objektiven Aspekt. Diese Scheidung selbst existiert aber nicht obektiv - sie ist bedingt durch namarupa, das wiederum duch das karmisch konditionierte Bewusstsein bedingt ist usw. usf. - eine erste, nicht-bedingte Bedingung gibt es nicht, der Konditionalnexus ist zyklisch und nicht linear.
Ich bitte um Nachsicht, wenn das alles hier nur anreißen und schon gar nicht erschöpfend erklären kann. Dazu ist ein Forum nicht geeignet. Wenn wirklich Interesse besteht, diesen Fragen philosophisch auf den Grund zu gehen, kann ich auf Wunsch geeignete Literatur empfehlen. Vorsorglich möchte ich allerdings anmerken, dass sich diese Literatur auch nur durch Verbindung mit einer geeigneten Praxis richtig erschließt.
Ralf54:
Hallo Patrick,
wenn Du das Gefühl hast, zu schielen, dann sitzt Du möglicherweise etwas zu nahe an der Wand. D.h. die fixierst mehr oder weniger bewusst etwas (z.B. die Wand) relativ nahe vor Deiner Nasenspitze. Das nennt man Schielen ;-).
Der Blick (nicht der Kopf!) soll beim Sitzen ca. 45 Grad gesenkt sein. Konkret heisst das, dass Du in Richtung eines Punktes schaust, der auf dem Boden so weit vom Zafu entfernt ist wie Dein Kopf in der Höhe vom Zafu entfernt ist. Du musst das nicht mit dem Metermaß ausmessen ;-), aber es kann am Anfang nützlich sein, so einen Bezugspunkt auf dem Boden zu markieren (z.B. mit einer Münze). Dieser Punkt wird normalerweise nicht fixiert, sondern man schaut in seine Richtung durch ihn hindurch. Der Blick ist also ins Unendliche gerichtet, was automatisch geschieht, wenn man die Augenmuskulatur entspannt.
Wenn Du bemerkst, dass Deine Augen schielen (die Augenmuskulatur 'arbeitet'), dann fixiere kurz Deinen Bezugspunkt und schau dann wieder durch ihn hindurch. Lass Dich nicht durch 'Doppelbilder' irritieren oder dadurch, dass Du manchmal nur noch mit einem Auge zu sehen scheinst. Nimm Deine Sinnesempfindungen wie Deine Gedanken einfach wahr und schenke ihnen weiter keine Beachtung, sie sind unwichtig.
Vom Sitzen mit geschlossenen Augen ist beim Zazen abzuraten. Zum Einen begünstigt es das schläfrig werden - man döst dann einfach vor sich hin. Oder es erscheinen Bilder - nicht notwendig 'Visionen', vielleicht auch nur geometrische Muster - die ablenkend wirken. Bei Visualisationen, mit denen tibetische Buddhisten viel arbeiten, sind geschlossene Augen nützlich. Beim Zazen nicht.
Eingeschlafene Beine sind für den Anfang normal; das legt sich allmählich mit der Zeit. Hier ist lediglich Vorsicht anzuraten, wenn allgemein Probleme mit Durchblutungsstörungen bestehen (z.B. Neigung zu Thrombosen). Dann sollte man besser auf einem Hocker sitzen. Eine Korrektur der Sitzhaltung durch einen Lehrer ist immer hilfreich - man sollte sie auf jeden Fall in Anspruch nehmen, wenn Schmerzen (z.B. in den Kniegelenken) auftreten.
Übrigens erscheint mir ein fester Monatsbeitrag von 30 Euro auf Anhieb etwas übertrieben - jedenfalls für einen Anfänger, der noch in der Überprüfungsphase ist (soll heißen: Du prüfst die Gemeinschaft, nicht sie Dich). Andererseits ist der Unterhalt eines Dojo auch nicht gerade billig. Da wären für mich zwei Fragen zu klären: 1. Was geschieht mit dem Geld und ist die Verwendung für die Mitglieder überprüfbar (letzteres ist z.B. bei Vereinen der Fall)?
2. gibt es Nachlass für Schüler, Arbeitslose usw.? Meiner Meinung sollten in einer Gemeinschaft die etwas Betuchteren durch ihre Beiträge weniger Bemittelten die Teilnahme am gemeinsamen Praktizieren ermöglichen.
Ralf54:
Samâdhi im ursprünglichen Sinne ist Konzentration bis hin zur Verschmelzung von Subjekt und Objekt in Eins. Im Cúlavedalla Sutta (M.44) heisst es z.B.: "Die Einspitzigkeit des Geistes (citass' ekaggatta), Bruder Visakho, ist Samâdhi." Es werden verschiedene Stufen der Intensität unterschieden, von der 'vorbereitenden' (parikamma) über die 'angrenzende' (upacara) hin zur 'erlangenden Konzentration'. Diese 'erlangende Konzentration' (apanna samâdhi) wiederum ist die 'Rechte Konzentration', das 'samyak samâdhi' als achter Aspekt des edlen achtfachen Pfades. Hier werden vier Versenkungsstufen (dhyana) unterschieden, in denen nacheinander Sinneswahrnehmung, diskursives Denken, freudige Ekstase und schließlich jegliche Empfindung stufenweise überwunden werden. Kennzeichen dieser vier 'körperlichen Versenkungen' ist ein waches, absolut luzides Bewusstsein. Es sind dann noch vier weitere unkörperliche Vertiefungen möglich - der Eintritt in die Sphäre grenzenlosen (leeren) Raumes, des grenzenlosen Bewusstseins, des Nichts und schließlich die Sphäre von 'weder-Wahrnehmung-noch-Nicht-Wahrnehmung'.
'Samyak samâdhi' wird anhand von Meditationsobjekten (beser: Konzentrationsobjekten) trainiert, die traditionell in vierzig Klassen unterteilt werden. Samyak samâdhi für sich alleine führt nicht zur Befreiung (die dhyana für sich alleine werden vielmehr als Sackgase angesehen); samyak samâdhi ist lediglich eine der Bedingungen für die Entwicklung von Einsicht (vipashyana), da durch die dhyana die geistigen 'Hinderungen' (nivarana) überwunden werden. Das ist das hinayanische Verständnis von samâdhi, wie es in den Sutren des Palikanon und im Abhidharma gelehrt wird.
Lieber, verehrter Joshin - Dogen schreibt in Bendowa nicht über dieses 'samyak samâdhi' und auch nicht über samâdhi allgemein ({k}"Dogen schreibt dort über Samadhi..."{/k}), sondern über 'jijuyû zanmai', {k}"der Samadhi, in dem sich das Selbst [des ganzen Universums] empfängt und erfährt"{/k}. Jijuyû (wörtl 'empfangen und erfahren') bezeichnet die Erfahrungs- und Wahrnehmungssphäre vollständig erwachter Wesen (Buddhas), die auschließlich diesen zugänglich ist. 'Jijuyû' bzw. jijuyû shin ist die Bezeichnung für den sambhogakaya (den transzendenten, ewigen 'Genußkörper') Buddhas, und zwar für den ausschließlich auf sich selbst bezogenen nicht-dualistischen Aspekt des sambhogakaya (der auf andere Wesen bezogene, dualistische, heisst 'tajuyû shin'). 'Jijuyu zanmai' ist das Aufgehen in und die Einung mit diesem sambhogakaya, ist Ein- und Annehmen seiner Form, Eintritt in die Erfahrungs- und Wahrnehmungssphäre Buddhas und Verschmelzung mit ihr. Ist mit anderen Worten: butsugyo - das 'Tun Buddhas'.
Ich bitte um Nachsicht, wenn Vorstehendes nur für jene einigermaßen verständlich ist, die sich ein wenig auch theoretisch mit dem Dharma und speziell mit der mahayanischen trikaya-Lehre beschäftigt haben. Sicher kann man über den Wert solchen Studiums geteilter Meinung sein. Jedenfalls hilft es mE ein wenig dabei, Dogen besser zu verstehen.
{k}"Nur durch Klären der Zeichen, die von den Buddhas hinterlassen wurden, können wir Einblick in die Abdrücke unseres eigenen Weges gewinnen. Wenn wir sie erkannt und verstanden haben, sollten wir den Zeichen, die von den Buddhas hinterlassen wurden, mit unserem ganzen Körper und Geist folgen. Das ist das buddhistische Dharma."
(Dogen, Shobogenzo Yuibutsu Yobutsu){/k}
{k}Jeder Buddha und jeder Tathagata hat die wunderbare Fähigkeit, die höchste und vollkommene Erleuchtung zu erreichen; sie übertragen diese Erleuchtung unaufhörlich von einem auf den anderen. Diese Fähigkeit übersteigt menschliches Vermögen und Erkennen und ist nicht daran gebunden - es ist Jijuyû Samâdhi, die richtige Methode und gebräuchliche Übertragung von Buddha zu Buddha.
Um dieses Samâdhi zu erlangen, mußt du das wahre Tor des Zazen betreten - die beste Methode, die Erleuchtung zu offenbaren. Es ist in jedem vorhanden, aber ohne Übung kann es sich nicht offenbaren; erst wenn das Samâdhi verwirklicht ist, kannst du es wahrnehmen. Eins oder viele, horizontal oder vertikal, können es nicht begrenzen oder beschreiben. Sprich davon, und es hat bereits deinen Mund gefüllt; laß es gehen, und es füllt deine Hände. Die Buddhas existieren im Jijuyû Samâdhi ohne irgendeine Bindung; die Lebewesen existieren ebenfalls darin, jedoch ohne zu erkennen, wie ihr Bewußtsein und ihre Wahrnehmung wirken. Durch dieses Samâdhi können wir die wahre Wirklichkeit und die vollständige Harmonie erlangen, du mußt nur aufhören zu unterscheiden.
Dogen Kigen, Bendowa
{/k}
Wenn man unter 'Trance' das versteht, was z.B. in diesem Wikipedia-Artikel beschrieben wird: http://www.biologie.de/biowiki/Trance dann erkenne ich da nichts wieder, was mit der Praxis des Zen, so wie ich sie gelernt habe, in Zusammenhang steht. Aber man kann sich natürlich auch andere Definitionen von Trance und auch Definitionen von Zen-Praxis basteln bis es irgendwie passt. Warum nicht, sind schließlich keine gesetzlich geschützten Labels.
Zen-Praxis ist Zen-Praxis. Um zu erfahren, was das wirklich ist, muss man sich in dieser Praxis üben - und zwar unter Anleitung und mit Hilfe eines authentischen Zen-Lehrers. Es mit anderen Begriffen wie 'Trance' usw. erklären zu wollen, bringt nicht wirklich weiter.
Ralf54:
Hallo Bernd,
ich kenne das Phänomen. Es hat hat bei mir nach ein paar Wochen von selbst wieder aufgehört.
Ich vermute, dass ein Anpassungsprozess des Körpers an die Sitzhaltung die Ursache ist. Es werden durch die Einhaltung der (hoffentlich) korrekten Haltung Muskeln aufgebaut und trainiert, die im normalen Alltagsgebrauch verkümmert waren. Der Prozess ist natürlich subtiler als z.B. bei einem Training auf einer Hantelbank, aber der Effekt ist derselbe - man kommt ins Schwitzen. Gelegentlich konnte ich auch ein ganz feines 'Beben' oder Zittern der Muskeln spüren (war vielleicht auch Einbildung).
Wem das zu prosaisch klingt - es könnte natürlich auch sein, dass sich durch das stille Sitzen Qi-Blockaden auflösen und das nun freier zirkulierende Qi überschüssige aufgestaute Energie (yang) in Form von Wärme (yin) abgibt ... Auch gut möglich, dass elco recht hat. Whatever. Es ist egal.
So lange das Phänomen auftritt - zieh Dir nach dem Sitzen einfach etwas über, dass Du nicht zu schnell auskühlst und Dich womöglich erkältest. Mehr ist nicht zu veranlassen.
danke für deine Antwort. Gestatte eine kurze Nachfrage (falls du das auch weißt): Zen-Mönche dürfen ja verheiratet sein (stimmt doch, oder?), gilt das auch für Nonnen?
LG
Anita