Ich bin vor ein paar Monaten nach etlichen Umwegen zu Zen gekommen und bemühe mich seitdem, auf meinem neu erworbenen Meditationskissen zu sitzen, wie ich es auf diversen Internetseiten gelesen habe. Das klappt mal gut und mal nicht so gut, aber aller Anfang ist schwer. Was mir dabei neben den eingeschlafenen und völlig tauben Beinen am meisten zu schaffen macht, ist die Tatsache, dass ich zu schielen beginne, wenn ich "meinen Blick entspanne" und auf die Wand ins Leere starre. Nach der Meditation dauert es immer geraume Zeit, bis ich wieder klar sehen kann. Nicht nur, dass ich Angst habe, mir einen Sehfehler anzutrainieren: es nervt einfach. Wäre es ein Fehler, die Augen beim Sitzen geschlossen zu halten? Was wäre anders?
Das mag für manch einen banal erscheinen, aber für mich als Anfänger ist das nicht so ganz einfach...
Gruß,
Patrick
wenn Du das Gefühl hast, zu schielen, dann sitzt Du möglicherweise etwas zu nahe an der Wand. D.h. die fixierst mehr oder weniger bewusst etwas (z.B. die Wand) relativ nahe vor Deiner Nasenspitze. Das nennt man Schielen ;-).
Der Blick (nicht der Kopf!) soll beim Sitzen ca. 45 Grad gesenkt sein. Konkret heisst das, dass Du in Richtung eines Punktes schaust, der auf dem Boden so weit vom Zafu entfernt ist wie Dein Kopf in der Höhe vom Zafu entfernt ist. Du musst das nicht mit dem Metermaß ausmessen ;-), aber es kann am Anfang nützlich sein, so einen Bezugspunkt auf dem Boden zu markieren (z.B. mit einer Münze). Dieser Punkt wird normalerweise nicht fixiert, sondern man schaut in seine Richtung durch ihn hindurch. Der Blick ist also ins Unendliche gerichtet, was automatisch geschieht, wenn man die Augenmuskulatur entspannt.
Wenn Du bemerkst, dass Deine Augen schielen (die Augenmuskulatur 'arbeitet'), dann fixiere kurz Deinen Bezugspunkt und schau dann wieder durch ihn hindurch. Lass Dich nicht durch 'Doppelbilder' irritieren oder dadurch, dass Du manchmal nur noch mit einem Auge zu sehen scheinst. Nimm Deine Sinnesempfindungen wie Deine Gedanken einfach wahr und schenke ihnen weiter keine Beachtung, sie sind unwichtig.
Vom Sitzen mit geschlossenen Augen ist beim Zazen abzuraten. Zum Einen begünstigt es das schläfrig werden - man döst dann einfach vor sich hin. Oder es erscheinen Bilder - nicht notwendig 'Visionen', vielleicht auch nur geometrische Muster - die ablenkend wirken. Bei Visualisationen, mit denen tibetische Buddhisten viel arbeiten, sind geschlossene Augen nützlich. Beim Zazen nicht.
Eingeschlafene Beine sind für den Anfang normal; das legt sich allmählich mit der Zeit. Hier ist lediglich Vorsicht anzuraten, wenn allgemein Probleme mit Durchblutungsstörungen bestehen (z.B. Neigung zu Thrombosen). Dann sollte man besser auf einem Hocker sitzen. Eine Korrektur der Sitzhaltung durch einen Lehrer ist immer hilfreich - man sollte sie auf jeden Fall in Anspruch nehmen, wenn Schmerzen (z.B. in den Kniegelenken) auftreten.
Übrigens erscheint mir ein fester Monatsbeitrag von 30 Euro auf Anhieb etwas übertrieben - jedenfalls für einen Anfänger, der noch in der Überprüfungsphase ist (soll heißen: Du prüfst die Gemeinschaft, nicht sie Dich). Andererseits ist der Unterhalt eines Dojo auch nicht gerade billig. Da wären für mich zwei Fragen zu klären: 1. Was geschieht mit dem Geld und ist die Verwendung für die Mitglieder überprüfbar (letzteres ist z.B. bei Vereinen der Fall)?
2. gibt es Nachlass für Schüler, Arbeitslose usw.? Meiner Meinung sollten in einer Gemeinschaft die etwas Betuchteren durch ihre Beiträge weniger Bemittelten die Teilnahme am gemeinsamen Praktizieren ermöglichen.
Gasshô,
SoGen