Profil
Bibliothekar an der Universität Innsbruck, inzwischen in Pension. Engagement im Zen seit Anfang der 70er Jahre, Arbeit mit Lehrern und Meistern verschiedener Richtungen, zunehmend aber Hinwendung zur 'formlosen Form' des ursprünglichen Ch'an, ohne konfessionelles Etikett.
danke für deine hilfreichen Hinweise - ich gebe zu, dass meine Überlegungen auch noch nicht ausgereift waren. Vorwiegend begann ich an der Übersetzung "Leben ist Leiden" zu zweifeln - sie hat eigentlich einen solch negativen Unterton, dass die depressiv veranlagte Person möglicherweise sofort zum Fenster rausspringen würde, um es salopp zu sagen. Sich zu sagen, "Leben ist Leiden" ist ein schönes Beispiel einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung - sehe ich die Dinge so, werden sie für mich auch so. "Es gibt eine Realität, aber viele Wirklichkeiten", hieß es im Psychiatrie-Unterricht, und jeder schafft sich bekanntermaßen seine eigene Wirklichkeit...
Die englische Übersetzung von dukkha mit "dis-ease" habe ich an anderer Stelle wiedergefunden - offenbar steht sie so zusammen mit anderen möglichen Begriffen auch im "Pali-English Dictionary". Möglich ist auch: "Nicht-Ganz-Sein" (nicht mehr/noch nicht; in die Richtung hatte ich oben mit "Zerrissenheit" gedacht). Es impliziert, dass wir es im Leben immer nur mit Teilen des Ganzen zu tun haben - das Leben als Prozess. Also soweit das "Update" ;-) über die Vier Wahrheiten:
1. Die Wahrheit, dass das Leben, alles, was wir wahrnehmen, dukkha, "Nicht-Ganz-Sein", nur ein Teil des Ganzen ist.
2. Die Wahrheit, wie es zu dukkha kommt.
3. Die Wahrheit über die Aufhebung von dukkha (die Wahrheit über das "(Wieder-)Ganz-Werden").
4. Die Wahrheit, wie die Aufhebung von dukkha zu bewerkstelligen sei - der achtfache Pfad.
Gruß,
Ken