Vor einer Weile habe ich als "Zen-Frischling" begonnen zu sitzen und meine Atmung zu beobachten. In letzter Zeit bin mehr und mehr dazu übergangen, nach einer kurzen "Phase des bewußten Atmens" das Nicht-Denken zu probieren. Mir gelingt es mittlerweile recht gut, die "Wellen des Geistes", ohne mich gestört zu fühlen, verebben und wieder anschwellen zu lassen. Soviel zu meiner Zazen-Praxis.
Vermutlich sollte ich bald in Betracht ziehen, in einer Zen-Gruppe zu sitzen. Hier liegt mein Problem: Ich habe Anleitungen zum Umgang mit Koan gelesen, selbst ein paar mal eines in mein Sitzen eingebaut und den Eindruck gewonnen, daß dieser Weg besser zu meinem Temperament paßt.
Anscheinend ist der Eigengebrauch der Sprüche jedoch problematisch. Ein passendes Koan sollte von einem Meister für seinen Schüler ausgewählt werden. Was tut man aber, wenn keine Zen-Gruppe verfügbar ist, die auf diesem Wege praktiziert? Wie handhabt Ihr das Koan, vorausgesetzt, Ihr lümmelt Euch nicht nur im Nicht-Denken herum?
Bin auf Eure Anregungen gespannt (auch solche, die mir bedeuten, daß ich gründlich auf dem Holzweg bin). ;)
Zum Vertiefen fehlen mir sicherlich die medizinischen und psychologischen Kenntnisse. Ich kann hier aus meiner eigenen "Entwöhnungserfahrung" vom Nikotin sprechen, bzw. meine gerade einmal halbjährige Meditationspraxis und meine ebenso kurze Beschäftigung mit dem Buddhismus überhaupt heranziehen.
Mir fällt auf, daß dein Ansatz (ob bewußt oder unbewußt weiß ich nicht) sehr stark Dinge außerhalb des Individuums projeziert. Gegner, Probleme, Dämonen und Widerspenstigkeiten werden, wie du sagst, nach allen Regeln der "buddhistischen Kriegskunst" angegangen. Meine erster Gedanke einer von Zen inspirierten Suchttherapie war jedoch, den Zustand der Dualität des Indiviuums mit dem Problem aufzuheben. Alles, was ich bisher an Zen-Büchern gelesen habe (DT Suzuki, Dogens Shobogenzo Bd.1, der kleine Suzuki, TN Hanh) sprach unablässig zu mir von der Aufhebung der Dualität (ich habe übrigens bei Carr den leisen Verdacht, daß er etwas in der Art tut). Wie hast du diesen Aspekt in deine Strategie einfließen lassen?
Dein Ansatz erscheint mir vielmehr physisch ausgelegt und eher von asiatischer Kampfkunst, die sich ihrereits bestimmter geistiger Methoden des Zen bedient, inspiriert zu sein, als von der Zen-Praxis, wie oben genannte Autoren sie beschreiben. Daher steht bei deinem Ansatz auch der Überwindungsgedanke so sehr im Vordergrund.
Ich glaube, jemand in diesem Thread hat es bereits geschrieben: Wer das regelmäßige Sitzen ohne Profit betreibt, dem erscheint diese Herangehensweise im Widerspruch zum Kern des Zen stehen.
Grüße