Beim Lesen des ersten Beispiels des Bi-yän-lu stellt sich mir die Frage, ob es möglich ist, das Zen in die abendländische Kultur zu integrieren oder umgekehrt, daß das Zen Elemente des Christentums in sich aufnimmt ähnlich wie im alten China? Das theoretisch zu erörtern mag ein wenig müßig sein, da es erstens anders kommt und zweitens als "man" denkt ;)
Andreas
vor lauter 'Meditation für Manager' habe ich beinahe Deine Antwort(en) übersehen :-).
Du hast sicherlich recht damit, dass es in einer Lehrer/Schüler-Beziehung darauf ankommt, dass 'die Chemie stimmt'. Dies vorausgesetzt, kann man ggf. wohl schon gewisse 'Schönheitsfehler' in Kauf nehmen - sei es mangelnde Kontrolle über den Hormonhaushalt, sei es ein Hang zur Flasche oder zu dummen Sprüchen.
Problematisch wird es, wenn wir in unserem Lehrer nicht jemanden sehen, der uns nur ein Stückchen auf dem Wege voraus ist, sondern ihm die Qualität eines über Kritik erhabenen Erleuchteten zumessen (und uns dann die hirnrissigsten Begründungen für sein merkwürdiges Verhalten ausdenken). Wenn wir aus dem Bild ein Vor-Bild machen.
Die tadellosen Erleuchteten mag es sicherlich auch geben, jedoch dürften sie recht selten sein. Ich vermute, dass sie darüberhinaus auch äußerst unauffällig sind und nicht herumreisen, um öffentliche Vorträge zu halten ...
Wenn ich mich also als Schüler auf einen Lehrer einlasse, muss ich zwei Dinge auseinanderhalten: das, was mein Lehrer ist und tut - und das, was ich selbst auf ihn projiziere.
Dazu noch ein ketzerischer Gedanke: ist Zen nicht der direkte Weg und ist es nicht der direkte Weg, in sich selbst zu suchen, statt einen Meister oder Guru als Projektionsfläche zu gebrauchen?
Freundliche Grüße,
Ralf