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mipoohji:
...und wenn sie nicht gestorben sind...
Was würdest Du tun, wenn Du nichts mehr zu erwarten hättest? Aber keine Sorge, es wird nicht vorkommen.
mipoohji:
Hmmm, ich bin mir jetzt nicht sicher, ob wir dasselbe meinen...
Ich sprach ja davon, dass man sich ausschliesslich an "seine Technik" halten kann und dadurch ins Jetzt kommt. Wenn Du jetzt sagst, "je mehr Technik, desto mehr ist man raus...", dann ist scheinbar Dein Technik-Begriff anders als meiner. Denn ich plädiere ja für eine Technik zur Zeit und irgendein "mehr" existiert für mich da nicht.
Nochmal, wenn ich Technik sage, dann meine ich entweder "einfach sitzen" oder "Atem verfolgen" oder "Kinhin" oder "Samu", aber nicht einfach sitzen und Atem verfolgen (obwohl man dabei möglicherweise sitzt), was für mich bedeuten würde, mal das eine mal das andere zu beachten.
Und je mehr man beachtet um so eher beachtet man Dinge um die es gerade gar nicht gehen sollte, landet im Herumspekulieren und auch wenn das alles im selben Moment stattfindet ist man nicht da wo man von Jetzt sprechen würde.
Konzentration auf das Jetzt... da muss ich mal drüber nachdenken... in meinem Verständnis gibt es sowas nicht, da das Jetzt fliessend ist. Deshalb wendet man ja eine Technik an mit der man die Konzentration fixieren kann (den Affen anbinden) um in den Fluß des Jetzt zu kommen.
Am Jetzt selber ist kein Fixpunkt, nichts woran man die Konzentration heften könnte.
Mag sein, dass man nach einigem Üben diesen Vorgang soweit verinnerlicht hat/automatisiert, dass man über die konkrete Technik nicht nachdenken muss, sondern sie anwendet, so wie man im Auto nicht mehr über Gänge und Kupplung nachdenkt sondern sie einfach benutzt.
Und dann erscheint es natürlich so, als sei man einfach im Jetzt konzentriert.
Dazu trägt auch bei, dass in der Wahrnehmung des fliessenden Jetzt (Meditation im eigentlichen Sinne) selbst die Technik aus dem Bewusstsein gerät, obwohl sie noch (mechanisch gesehen) ausgeübt wird. Man starrt also nicht ständig auf ein "den Affen anbinden" sondern da der angebunden ist, tanzt der nicht mehr auf der Nase herum... spielt vorübergehend keine Rolle mehr.
unsui0:
...ja so ähnlich sehe ich das auch...je mehr Technik, desto mehr ist man raus aus der Konzentration auf das "JETZT"...Achtsamkeit bedeutet für mich das Offensichtliche zu erkennen...
mipoohji:
Rausfinden kann auch dieselbe Ebene haben wie "chick". Ich erzählte noch kürzlich wieder, wie lange es gedauert hat, bis mir klar wurde, was eine Meditationstechnik ausmacht. Bis dahin wollte ich immer rausfinden wie´s denn nun funktioniert und hatte dazu enorm viele gute Ideen... nur keine Meditation.
Und obwohl man mir genau gesagt hatte, wie ich das denn nun zu tun hätte, ließ sich meinereiner nicht dazu bewegen, der einfachen Anwendung zu folgen.
Irgendwann habe ich es schliesslich doch kapiert. Beim "einfach nur sitzen" muss man einfach nur sitzen (was für viele enorm schwierig ist und was ja auch nicht die einzige Variante ist).
Beim "Verfolgen" des Atems muss man einfach nur dem Atem folgen.
Beim Kinhin muss man einfach nur gehen und beim Samu einfach nur seine Aufgabe erledigen.
Nichts suchen, nichts entdecken, alles offenbart sich ganz von allein. Und die Gegenwart entsteht auch ganz von allein.
Bei der Übung gilt, bemerkst Du dass Du raus bist, geh wieder rein... sonst nichts. Du musst nun nicht rausfinden warum Du raus warst, sonst bist Du nämlich gleich wieder raus.
Du musst nicht einmal bedauern, dass Du "es nicht fertiggebracht hast" im Jetzt zu bleiben, denn auch das bringt Dich nur wieder raus. Alles bringt Dich da raus und nur die von Dir gewählte/angewandte Technik bringt Dich da rein...
Es entwickelt sich währenddessen durchaus ein gewisses Wissen auch darum, wie was wann passiert. Das liegt einfach daran, dass wir Menschen schon auch eine Affinität zu unserer Intelligenz haben ;)
Nur tun muss man dazu (im Gegensatz zur Schule) nichts...
mipoohji:
Sowas wird´s sicher auch geben, vielleicht sogar reichlich. Aber es gibt auch ganz einfache Dinge:
Ich bestelle mir in einer Pizzeria eine Pizza und erwarte, dass diese in einer bestimmten Qualität geliefert wird und zum vereinbarten Preis. Der Lieferant wiederum erwartet, dass ich die auch bezahle.
Bis zur Erfüllung sind das zunächst Erwartungen.
Übrigens Erwartungen enthalten durchaus erworbene Kenntnisse. Problematisch kann es werden (wird es auch), wenn die Kenntnisse unangemessen auf Menschen übertragen werden, von denen sie nicht erworben wurden. Auch hier ein Beispiel. Mir wurde das Christentum zunächst von lieben Menschen mit viel Zuneigung und Verantwortungsgefühl nahegebracht und heute muss ich damit leben, dass es eine ziemlich verlogene Gemeinschaft gibt, die sich christlich in ihren Parteinamen schreibt, aber überhaupt nichts mit dem Christentum zu tun hat, wie ich es kennengelernt hatte.
Auch hier eine Erwartung, die jedoch leider enttäuscht werden muss.
Oder man hatte mir solange eingeredet, der Mensch sei vernunftbegabt, bis ich das glaubte und erwartete. Gerade diese Erwartung wurde dann so oft enttäuscht, dass ich so manches Mal denjenigen die Pest an den Hals wünsche, die mir eine solche falsche Vorstellung verschafft haben und so eine Erwartung in mir erzeugt haben (die auch wiederum in 99,9% aller Fälle zu Enttäuschungen führt).
Erwartung hat prinzipiell zwei Ziele, Erfüllung und Enttäuschung. Beides ist möglich.
Bringt ja nix wenn wir sie deshalb nicht mehr Erwartungen nennen würden. Und dass sie oft nicht großartig bewusst sind, das liegt an mehreren Faktoren. Manche wurden erzeugt zu einer Zeit als wir noch gar nicht stark differenziert haben (frühkindlich zB), andere während wir uns in ideologisch geprägten Gruppen bewegten, wo sie sich fast bedenkenlos etablieren durften.
Dass Erwartungen nicht unbedingt unproblematisch sind dürfte nicht von der Hand zu weisen sein. Dass jemand ohne sie auskäme wird es wohl nicht geben. (Nicht jeder der behauptet er erwarte nichts tut das tatsächlich nicht...) Kennen wir unsere Erwartungen wenig sind Enttäuschungen heftiger, kennen wir sie, können wir uns zumindest als mitverantwortlich erkennen.
Dass Erwartungen grundsäützlich verhängnisvoll seien unterschreibe ich nicht. Ich werde öfter erfüllt als enttäuscht, habe aber auch etliche Erwartungen bereits korrigiert.
mipoohji:
Erwartungen sind nicht dazu da, zu etwas gut zu sein, sie werden nicht aus einem reinen Zweckdenken geboren sondern setzen sich aus Erfahrungen zusammen. Entweder aus Erfahrungen, die man mit einem konkreten Menschen gemacht hat und folgerichtig ein bestimmtes Verhalten unter ähnlichen Bedingungen erwarten darf. Oder auch aus eigenen Erfahrungen, die dazu führen bestimmte Verhaltensweisen anderen vorzuziehen und zB seine erwünschten Mitmenschen danach aussucht, dass die mehr Vorzüge haben als Nachteile.
So gesehen erfüllen Erwartungen auch einen Zweck, nämlich den, sich frei entscheiden zu können.
Meist sind sie einfach da, ohne dass man sich ihrer großartig bewusst wäre oder sie gar formulieren würde.
mipoohji:
Kommt drauf an wo bzw von wem.
Ich erwarte grundsätzlich von Menschen, die mich interessieren "sehr viel"... zumindest sagen das manchmal andere...
Und deshalb bewege ich mich üblicherweise gern in Kreisen, in denen Menschen zumindest den Eindruck erwecken, dass sie ebenso viel vom Leben (und dann auch von mir) erwarten.
In meiner Kleingartenanlage wiederum erwarte ich fast gar nichts und kann damit leben, dass etliche von den "Kollegen" bei Vereinstreffen alkoholisiert dummschwafeln. Würde ich in einem Freundeskreis keineswegs unkommentiert lassen...
mipoohji:
Stimmt, "immer" so ganz allein dort geschrieben, war etwas einseitig betrachtet. Ich hätte "immer wieder" schreiben sollen oder "überwiegend".
Ob nun das Potential egal welcher Beiträge tatsächlich als gleich groß zu bewerten ist, das ist schon eine interessante Fragestellung. Sollte ich mich etwa erinnert fühlen statt genervt...? Weil mein Genervtsein mich dann doch dazu führt, mir darüber klarzusein, was ich da eigentlich bevorzuge? Der Gedanke hat was... wenn ich ihn weiterdenke, kommen mir jedoch auch Zweifel... denn würde das nicht bedeuten, dass ich mir besser täglich die Tagesschau ansehen sollte um mir immer wieder klarzuwerden, dass ich nicht korrupt sein möchte, dass ich friedlich bin und dass ich ungern lüge?
Ein wenig kommt mir die Idee, dass ich das eigentlich zur Genüge weiss....
Tai:
Ein Mönch fragte Meister Unmom: "Was ist Buddha?"
Unmon erwiderte: "Kanshiketsu (=trockene Scheiße auf einem Stock)."
(Mumonkan, 21. Fall)
Unmons 'Kanshiketsu' auf die Frage nach Buddha und dass im Sutra vom 'unsagbaren Glanz des Tathagata' gesprochen wird, sind beides nur Finger, die auf denselben Mond zeigen.
mipoohji:
Für ihr Sein ganz sicher nicht, aber wer käme denn auch auf eine solche Idee?
Für das Verständnis in einem Gespräch ist es jedoch sinnvoll, sich verständlich auszudrücken.
Und genau um das was Du schriebst ging es mir als ich den Thread begann. Diskussionen um Alles oder Nichts können sehr sinnlos sein, Lebenspraxis eher nicht.
mipoohji:
Mein Abendessen war auch unsagbar... hätte ich das jetzt aus Gründen der Seriosität besser nicht erwähnt?
Ich halte das für eine Marotte, Dinge nicht zu benennen weil sie auch mißverstanden werden könnten. Die Sparsamkeit von Meistern wird hoffentlich nicht als Geiz ausgelegt...
Ich wollte ja gar nicht wirklich eine Erklärung, die Aufforderung dazu war rein rhetorisch. Ich weiss ja wovon die Rede ist...
Wie sollte ein Mensch wählen, der sich bereits entschieden hat, ganz und gar zu sein? Und doch wird er den Unterschied zwischen Glanz und Scheiße durchaus kennen können... jedenfalls wenn er hinreichend gebildet ist ;) .
Daran ändert auch der Glanz nichts. Oder würdest Du ernsthaft in Erwägung ziehen Fäkalien zu frühstücken, nur weil in irgendeiner Ideologie nicht unterschieden werden soll zwischen Brötchen und Scheiße? Sicher nicht... bis zum Verlust des Unterscheidungsvermögens wenigstens...
(meine Frau erzählte heute von ihrer Arbeit im Pflegeheim, da war einer der nicht unterscheiden konnte...)
mipoohji:
Das erinnert mich an die Geschichte des Mannes, der auf die Buddhafigur spuckte (wohl um einen dabeistehenden Abt zu provozieren), und an den Abt, der ihm dazu sagte, dass er ruhig spucken dürfe, er es jedoch vorzöge sich zu verneigen.
Was man an Herrlichkeit verherrlichen müsste und wozu man das dringende Bedürfnis haben sollte, sie ebensogut als Scheiße zu bezeichnen, das müsste mir dann doch mal jemand näher erklären.
Tai:
Da ist in der Tat nichts zu verherrlichen. Der Glanz des Tathagata könnte ebenso gut auch 'Scheiße des Tathagata' heißen; was hast denn du gedacht?
Wenn du dir Sundros Zitat noch einmal zu Gemüte führst, wirst du sicherlich erkennen, dass es gar nichts geben kann, was nicht dieser Glanz wäre. Du musst jedoch die Augen öffnen und es schauen! Das ist essentiell. Der Bauer kann die Kuh zum Wasser führen, doch trinken muss sie selbst. Lass dich von der Manie des verallgemeinernden Denkens nicht dazu verleiten, diesen Punkt (das tatsächliche, genau-jetztige Schauen/Gewahrsein) für unnötig zu halten!
Und noch am Rande: Zu behaupten, "ich hafte an nichts", ist buchstäblich und im wahrsten Sinne des Wortes ein Haften an etwas.
Was würdest Du tun, wenn Du nichts mehr zu erwarten hättest? Aber keine Sorge, es wird nicht vorkommen.
Gruß
mipooh