Der Shaolin-Tempel ist nicht nur der "Geburtsort" des Shaolinquan (im Westen meist als Kung-Fu bezeichnet), sondern auch des C'han. Ist Shaolin auch heute noch ein Ort, an dem C'han praktiziert wird?
Wie kürzlich bereits angedeutet, machte die Berliner Filiale des Shaolin-Tempels einen etwas merkwürdigen Eindruck auf mich. Ich habe mich etwas umgesehen und fand z. B. folgendes Statement des Schauspielers Jet Li, der 1980 am Originalschauplatz den Film "Shaolin Temple" drehte:
"There were only three monks living at the temple. One was the abbot, one
the gatekeeper, and the last one was the caretaker/cook. As far as we knew, none of them had any particular martial prowess and nobody in the area practiced wushu."
Seitdem ist Shaolin zu einem Investitionsobjekt der Tourismusindustrie geworden und es wurden erhebliche Summen in die Restaurierung des Tempels gesteckt - Geld, das nicht nur über die bekannten Tourneen aufgetrieben wird (ich rede jetzt von den "echten" Shaolin-Shows, nicht von den Truppen, die als Mönche verkleidet zweitklassiges Wushu vorführen). Man kann sich im Gegenteil fragen, ob es dabei nicht eher um die Amortisierung besagter Investitionen geht.
Ein zweiter, privater "Industriezweig" sind die Dutzende von Wushu-Schulen, Restaurants, Läden usw. die sich in der Umgebung des Tempels angesiedelt haben, um von seinem Namen zu profitieren. Es scheint da ein Konflikt zu bestehen, wer berechtigt ist, mit dem Namen "Shaolin" Profit zu machen. Der Tempel unter Abt Shi Yongxin hat offensichtlich dabei die Provinzregierung von Henan auf seiner Seite. Seit August letzten Jahres wird anscheinend in Shaolin und Umgebung kräftig "aufgeräumt" - auf eine sehr "unbuddhistische" Art.
Wen es interessiert, der kann sich (wenn er ein wenig Englisch kann) mal auf http://www.russbo.com/destruction.htm umsehen. Ich selbst möchte ebenfalls zu der auf dieser Seite empfohlenen Vorsicht beim Bewerten der Informationen anraten - bei Nachrichten aus China ist es immer schwierig, zu entscheiden, was Desinformation und was "echt" ist. Eine Verleumdungskampagne gegen Shaolin erscheint mir persönlich allerdings sehr unwahrscheinlich.
Eine Kopie diese Postings habe ich mit Bitte um Stellungnahme an die Pressestelle des Shaolin Tempel Deutschland geschickt.
Zu den Regeln Dogens: wahrscheinlich verwechselst Du da das Shobogenzo mit dem Ehei Shinghi - auch wenn er sich im Shobogenzo recht breit über die Benutzung des Waschraums auslässt... :-)
Du schreibst: "Die Soto-Leute mögen Suzuki deshalb nicht weil er kein Zazen geübt hat sondern nur die theoretische Seite des Zen kennenlernte".
Nun (kleine Ehrenrettung), Suzuki hat Kanna praktiziert. Seine Lehrer waren Soyen Shaku und Imakita Kôsen, Suzuki übte im Engakuji in Kamakura. Unter dem Druck seiner bevorstehenden Abreise nach Amerika, wo er im Auftrag Soyen Shakus Paul Carus bei der Übersetzung des Tao-Te-King unterstützen sollte, gelang ihm 1896, also im Alter von 26 Jahren, die "Lösung" von MU (D.T. Suzuki - A Biography von Irwin Switzer. The Buddhist Society, London 1985). Nicht unbeachtlich...
Ich bin selbst nicht unbedingt ein "Fan" von Suzuki, aber nicht jeder Gelehrte ist nur ein Theoretiker...
Gruss,
Ralf