Ein Esel, der genau in der Mitte zwischen zwei Heuhaufen steht, muss verhungern, da er sich für keinen der beiden entscheiden kann. Soll heissen: wo keine Wertung getroffen werden kann, da Gleichwertigkeit herrscht, kann sich kein Wille äussern.
Das ist Zen, der direkte Weg: nicht den Durst (Trsna) versiegen lassen, sondern das Ich verdursten lassen - du musst dein Leben verlieren, wie die alten C'han-Meister sagten.
"Denke nicht gut und schlecht" sagt Dogen. Nicht werten, nicht unterscheiden ist der Schlüssel.
So wird shikan taza zu shinjin ichinyo, zur Einheit von Körper und Geist. Diese Nicht-Dualität gilt es abzuwerfen: shinjin datsuraku.
Gruss,
Ralf
ich würde sagen der Esel ist ein ESEL.
Seit wann hat Zen was mit Dumheit zu tun?
Gruß
Roland
Ps.
Ich esse wenn ich hunger habe.:-)))
DU sagst: der Esel ist ein ESEL. Dogen würde sagen: wir müssen die Bedeutung von "Esel" und die Bedeutung von "Heuhaufen" genau untersuchen. "Esel" und "Heuhaufen" sind die Verwirklichung des ganzen Tathagata, doch wir sollten nicht sagen, dass "Esel" und "Heuhaufen" der ganze Tathagata sind, weil sie sich klar in allen Himmelsrichtungen zeigen und doch Esel und zwei Heuhaufen bleiben.
Genug über Dogen gespottet.
Du glaubst doch nicht wirklich, der Esel würde verhungern?
Gruß,
Ralf
weiß nicht, wenns ein Esel ist.
Wir Reden soviel derweil kommt einer
und verleibt sich beide heuhaufen ein.
Ob sich soviel gelehrsamkeit lohnt?
Ich weiß es wirklich nicht.
Gruß
Roland
aber nein - es geht doch nicht um Gelehrsamkeit. Es geht um Esel und um das, was sie tun. Natürlich verhungert der Esel nicht; es kommt zu dem, was die Physik hochtrabend einen spontanen Symmetriebruch nennt - und Wolfgang etwas verständlicher 'Wahl-loses Entscheiden' genannt hat. Die Tochter einer Freundin (5 Jahre) hat - ganz ohne Gelehrsamkeit - gesagt: wenn sich der Esel nicht entscheiden kann, muss man ihm einen Tritt geben. Dann läuft er zu irgendeinem Haufen.
Woher kommt der Tritt? Was bricht die Symmetrie, was trifft die Entscheidung? Der Esel jedenfalls nicht. Wenn aber der Esel nicht handelt - ist er dann noch ein Esel oder sieht er nur so aus?
Gruss.
Ralf
Ken
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'Wahl-loses Entscheiden' hat - ähnlich wie 1100 Jahre vorher schon Seng-ts'an - Pierre Bayle als Ausweg gesehen, obwohl er vom Zen nichts wußte - schade um den armen Esel...
Im Einklang mit dem Wesen den Weg bejahen,
leichthin wandern und unbetrübt.
Gebundenes Denken verfälscht die Geistkraft,
versinkt in Verwirrung unheilvoll.
gassHo ()
Wolfgang
der höchste Weg ist gar nicht schwer
um den Esel ist's nicht schade
dorthin kommst du nur zu Fuß
Qui n'entend qu'un parti, n'entend rien
:-)))
Ralf
Hunde knurren
ists wirklich schwer
der Esel ist nun wer
nach diesem Wahn
kräht da noch ein Hahn
Ryokans Tränen sind die meinen.
Gruß Yuan Du
Schön, mal wieder von Dir zu hören.
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und wollte ja nicht reiten auf ihm,
doch wollte wohl auch er irgendwohin.
Selbst um einen Esel ist's nur dann nicht schade
wenn er nur auf dem Papier existiert
(so wie eine zerschnittene Katze ;)
Französisch kann ich leider nicht.
() Wolfgang
Wohin wollte der Esel? Von einem Heuhaufen zu nächsten? Das ist in Ordnung.
Hört der Esel auf, zu fressen, hört er auf, Esel zu sein. Das ist auch in Ordnung. Kein Anlass zum Bedauern.
Sorry wegen dem französischen Zitat. Ich weiss nicht viel über Pierre Bayle, doch dieser Satz von ihm gefällt mir sehr: Wer nur einen Teil versteht, versteht gar nichts.
Gruß,
Ralf
Unverständlich?
Es versteht sich
von selbst!
Versteh´ das
wer will!
Nicht entscheiden ist vermeiden, vollständig heiß, vollständig kalt, dies ist der Ort der weder heiß noch kalt ist.
Aber all dies steht schon geschrieben, seit Anbeginn der Zeit. Also was JETZT?
gruß Yuan Du
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wenigstens im Raum des schweifenden Geistes :)
Der Wasseresel taucht empor
und legt sich rücklings auf das Moor,
Und ordnet künstlich sein Gebein
im Hinblick auf den Mondenschein,
So, daß der Mond ein Ornament
auf seines Bauches Wölbung brennt...
Mit diesem Ornamente naht
er sich der Fingur Wasserstaat
Und wird von diesen, rings beneidet,
mit einem Doktorhut bekleidet.
Als Lehrer liest er nun am Pult,
wie man durch Geist, Licht und Geduld
Verschönern könne, was sonst nicht
in allem dem Geschmack entspricht.
Er stellt zuletzt mit viel Humor
sich selbst als lehrreich Beispiel vor.
"Einst war ich meiner Dummheit Beute," -
So spricht er - "und was bin ich heute?
Ein Kunstwerk der Kulturbegierde,
des Waldes Stolz, des Weihers Zierde!
Seht her, ich bring' euch in Person
das Kunsthandwerk als Religion."
gassHo ()
Wolfgang
:-))))
LOL, Schwimmhäute zwischen den Zehen
Ralf
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und verhungert aufgrund eines irrtums, der arme.
träne vergießt
minako
egal ob der Esel nun verhungert oder nicht. Für mich jedenfalls hast Du den (virtuellen) Blumentopf gewonnen.
Gratuliere,
Ralf
wobei ich ja eigentlich ziemlich sicher bin, dass selbst WENN sich der esel nicht entscheiden könnte zwischen den beiden heuhaufen, er sich einfach umdrehen und das nächste kräutlein am wegesrand zupfen würde. esel sind nämlich gar nicht dumm, sondern machen eben nur gerne genau das, was sie für richtig halten, ohne sich da von jemandem reinreden zu lassen, und werden somit von menschen einfach gerne fehlinterpretiert.
minako, die einmal einen sehr netten esel ("lucky") zum freund hatte.
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Grübeln bis zum Verhungern ist schon etwas übertrieben ...
Trotzdem keine Schande. Selbst Shakyamuni war da recht nahe dran, und wäre Sujata nicht gewesen....
Gruss,
Ralf
Natürlich übertrieb ich reichlich, daß der Esel im Menschen bei dem Anblick zweier Heuhaufen aus mangelnder Entscheidung über A oder B zugrunde geht. Blanker Spott ;o)
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(Es gibt da übrigens noch eine andere Geschichte, wie Zhao Zhou den Tripitaka zumindest halb rezitiert, die läuft allerdings eher auf Wolfgangs Wandern hinaus).
Wumen Huikai schreibt im ersten Kapitel des Wumenguan (Mumonkan) über Mu und shinjin ichinyo:
"Wenn Du dann lange Zeit ganz damit vertraut bist
werden Innen und Außen ganz von selbst in eins zusammenfallen"
Und Dogen (in diesem Thread geht's schließlich um Dogen und sein Zen) sagt über Zhao Zhous / Shojus Mu:
"Die Frage ist nicht, ob Buddha-Natur im Hund existieren kann oder nicht; es geht darum, ob selbst ein Mensch aus Eisen die Wahrheit erfährt."
Gruss,
Ralf
Im Wesentlichen ging es mir um zwei Dinge: darum, was Zen als besonderen Weg charakterisiert, und wie dies die Praxis bestimmt.
Das Erste (das eigentlich nicht weiter diskutiert wurde) habe ich versucht, mit der Formulierung darzustellen: nicht den Durst versiegen lassen, sondern den Durstigen (das Ego) verdursten lassen. Dies ist meine Definition von Zen als dem direkten, dem kürzesten aber auch steilsten Pfad. Der Schlüssel dazu liegt für mich im Nicht-Werten/Nicht-Unterscheiden - in Hui-Nengs und Dogens "denke nicht gut und schlecht". Beim Shikantaza/Nichts-als-Sitzen kommt es mE eben nicht auf das Sitzen oder auf das Beobachten des leeren Geistes an; nicht darauf, was man tut, sondern darauf, was man nicht tut. Das Paradoxe ist, dass man dazu zunächst etwas tun muss: man stellt den Esel genau zwischen die Heuhaufen. Das Ich bringt sich selbst in die Lage, nicht werten, nicht entscheiden, nicht unterscheiden zu können - und entzieht sich dabei seine Grundlage, seine "Nahrung". Das Sitzen stellt sich nur für einen Beobachter als solches dar, für den Sitzenden selbst ist es - wenn es perfekt ist - "shinjin ichinyo", Ich-losigkeit, die Einheit alles Seins.
Dass dies noch nicht alles ist, habe ich versucht, mit dem Hinweis auf "shinjin datsuraku" anzudeuten. So fasse ich das von Wolfgang in die Diskussion eingebrachte "wahl-lose Entscheiden", Zhao Zhous Wandern auf dem höchsten Weg (vgl. Bi-Yän-Lu, Fall 2 - "nur abhold wählerischer Wahl"), auf. Oder, wie ich Roland gegenüber gesagt habe: der "physische" Esel verhungert ja nicht. Zum einen weiss das jedes Kind, zum anderen läuft Buridians Beispiel (zumindest, wie es in der Physik verwendet wird) eben nicht auf das Verhungern, bzw. einen statischen Zustand (ein Zen des toten Holzes) hinaus, sondern auf den "spontanen Symmetriebruch" - das habe ich allerdings zunächst arglistig verschwiegen ;-). Dieser schöne Ausdruck kaschiert eigentlich nur die Ratlosigkeit der Physiker angesichts dessen, dass etwas ohne erkennbare Kausalität geschieht. Anders ausgedrückt: Seng-t'sans "leichthin wandern und unbetrübt" ist frei von karmischer Bedingtheit.
Vielleicht ist nun ein wenig klarer geworden, was mich an Buridians Esel so fasziniert...
Gruss,
Ralf
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da gleichwertigkeit herrscht,kann sich kein wille äussern.
ist es dann nicht so, wenn gleichwertigkeit herrscht
der wille frei ist zu entscheiden, ja eigentlich dazu gezwungen wird.
Gruß
Roland
Du schneidest da ein extrem schwieriges Thema an - das der Willensfreiheit. Das Beispiel mit dem Esel diente Buridian ja ursprünglich gerade zur Erörterung dieser Frage.
Gibt es einen Willen, wenn es keine Motive (keine größeren, näher gelegenen, appetitlicher riechenden Heuhaufen) gibt, auf die er sich richtet? Wenn ja, wenn also der Wille etwas unabhängig von seinen Objekten Bestehendes (also frei) ist, wer ist dann der Träger des Willens?
Der Buddhadharma bestreitet die Existenz einer Instanz, die Träger eines freien Willens sein könnte. Statt dessen kennt er das zwölfgliedrige Modell des Entstehens in gegenseitiger Abhängigkeit (pratitya samutpada). Das, was im Abendland gewöhnlich als "Wille" bezeichnet wird, entspricht in diesem Modell der Beziehung zwischen dem 8. und dem 9. Glied: Trsna (pali Tanha: Durst, Begierde) und Upadana (Ergreifen, Anhaften). Trsna wird häufig als die "Wurzel" von Dukha (Ungenügen, Leiden) bezeichnet, was allerdings eine stark verkürzte und vereinfachte Darstellung ist. Der Grund dafür ist ein praktischer: Befreiung heisst, die Kette abhängigen Entstehens zu durchbrechen; und der Ansatzpunkt dazu ist Trsna/Upadana. Also: loslassen, nicht anhaften bzw. den Durst versiegen lassen (der graduelle Weg) oder ihn seiner Objekte berauben.
Selbst der Wunsch nach Befreiung, nach Erleuchtung, nach Nirvana ist Ergebnis einer (allerdings recht subtilen) Gier - der nach Beendigung des Leidens. Was erklärt, dass wir diesen Wunsch auf unserem Weg aufgeben müssen.
Gruss,
Ralf
wenn da gleiches ist, dann hat ICH die FREIE Wahl.
ICH muß sich entscheiden aber für was? da liegt die Befreiung die einzige Freiheit die wir haben.
Ich glaube da liegt die wahre Befreiung zu tun was einem beliebt, dann aber auch mit den folgen zu leben
und nicht zu jammern ach hätt ich doch dieses od. jenes getan.
Gruß
Roland
Ent-scheiden heisst Gleichheit verwerfen
Minako hatte es schon gesagt:
Wenn es gleich ist, ist es eins
nichts da, das ausgewählt werden könnte
ohne zu unter-scheiden
wenn Gleichheit, "Einfarbigkeit" da ist,
dann ist niemand da, der auswählen könnte
Was Du beschreibst, ist nicht Freiheit, sondern illusionsloses Handeln in Kenntnis der Konsequenzen. Das ist nicht mehr als eine intellektuelle Leistung - es heisst, die Ketten zu sehen, die man trägt. Dabei stehen zu bleiben heisst, nur die erste der vier edlen Wahrheiten zu verstehen. Es kommt nicht darauf an, die Ketten mit Stolz und Würde (oder auch mit Verzweiflung) zu tragen, sondern darauf, sie wegzuwerfen.
Gruss,
Ralf
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