Hallo Zusammen,
ich habe bemerkt, dass ich im Sommer immer weniger Lust zum Meditieren habe und dann auch schlechter konzentriert bin als im Frühling, Herbst und Winter.
Nun ist mir natürlich klar, dass dadurch das Joriki (Konzentrationsfähigkeit)in dieser Zeit abnimmt.
Es fällt mir auch schwer, die Grillfeier am See, die Radtour oder das Beachvolleyball abzulehnen, um mich in einen dunklen Raum zu setzen um mit der ZEN-Gruppe wöchentlich zu meditieren, während draussen die Sonne noch mit 30 Grad einläd.
Zu Hause Meditiere im Sommer auch nicht täglich, sondern nur etwa jeden zweiten Tag.
Daher meine Fragen an Euch:
1. Habt Ihr auch im Sommer weniger Lust auf Meditation?
2. Ist jemand der Meinung, dass man sich dazu zwingen sollte?
3. Ist jemand der Meinung, dass man sich dazu motivieren sollte?
4. Wie kann man sich dazu motivieren?
Danke und Gruß,
Peter.
mit ziemlicher Sicherheit ist Deine fehlende "Lust zum Meditieren" auch die Ursache dafür, dass Du schlechter konzentriert bist; die Unlust stört die Konzentration. Periodisch auftretende Unlust (die nicht unbedingt an die Jahreszeit gebunden sein muss;-)) ist völlig normal, vor Allem bei Menschen, die noch keine 'Absichtsfreiheit' beim Zazen entwickelt haben. Da ensteht häufig das Gefühl, etwas zu verpassen - es gibt so Vieles, was man tun könnte/sollte/müsste, statt faul herumzusitzen und Nabelschau zu betreiben. Es ist natürlich das stets hungrige Ego, das sich da meldet. Seine Absichten, die es mit dem Sitzen verfolgt, werden frustriert und da gibt es dann eben Verlockenderes. Das Ego sieht keine Ergebnisse, keinen Zweck des Sitzens - aber es beginnt zu schwinden, und dies provoziert eine Abwehrreaktion, die sich als 'Unlust' äußert.
Absichtsfreiheit ist vielleicht noch wichtiger als Joriki; zumindest ist es eine wichtige psychologische Voraussetzung dafür, so konstant und regelmäßig zu sitzen, dass sich Joriki entwickeln kann. Ansonsten wird man das Sitzen irgendwann aufgeben, weil es seinen 'Zweck' nicht erfüllt. Oder man macht das Entwickeln von Konzentrationsfähigkeit zu einem Selbstzweck; das ist dann allerdings kein Zazen mehr.
Wie entwickelt man nun Absichtsfreiheit? Gar nicht, man kann sie nur von selbst entstehen lassen. Eine gewisse Selbstdisziplin ist dafür allerdings erforderlich, nämlich regelmäßiges, möglichst tägliches Sitzen. Ich denke, Regelmäßigkeit ist wichtiger als Intensität (die kommt von selbst). Sitze so, wie Du Dir die Zähne putzt. Das lässt Du im Sommer ja auch nicht ausfallen, weil Du Wichtigeres zu tun hast, oder? Und Du denkst nicht nicht ständig darüber nach, welchen Sinn und Zweck das Zähneputzen eigentlich hat.
Auch wenn man einmal überhaupt keine Lust oder (vermeintlich) keine Zeit hat, gilt dasselbe wie beim Zähneputzen - besser nur kurz und oberflächlich als gar nicht. Denke nicht über Dein Sitzen nach; ob es gut oder schlecht ist, lang oder kurz, tief oder oberflächlich. Nimm es an, wie es kommt.
Du fragst Dich, wo die Motivation bleibt. Achte auf Dich selbst, wie Dich das Sitzen verändert - das ist die beste Motivation. Du must nur Geduld mit Dir selbst haben. Wenn Du eine Weile geübt hast, wirst Du die Freude und Ruhe erfahren, die das Sitzen schenkt. Doch sieh dies nicht als Motivation an, als Grund, zu sitzen - wenn Du darüber nachdenkst und darauf wartest, dass es eintritt, wird es nie eintreten. Denk nicht über Dein Sitzen nach, werte es nicht. Sitz einfach.
Freundliche Grüße,
Ralf