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der gute thig-le zeigt dir nicht nur, wo die echten Früchte hängen. In mühevoller Kleinarbeit pflückt er sie für dich, schält und zerkleinert sie und legt sie dir direkt auf die Zunge. Du brauchst sie nur noch runterschlucken. Stattdessen versuchst du, eine Diskussion darüber zu entfachen, ob manch einer die Früchte nicht vielleicht lieber äße, wenn der Griff des Schälmessers rosarot, statt blau wär.
du hast ja schon ein Zitat gefunden, das genau zu dem passt, was du in deinem Beitrag zum Ausdruck bringst. Schon indem du es für dich verstanden und dann für uns beschrieben hast, hat dein Erlebnis eine kreative Form angenommen. Zustande kommt ein solches Erlebnis aber immer nur genau dann, wenn es dir gelingt, dich - wie kurz und unvollständig auch immer - einmal nicht aus der Bindung an Formen zu definieren.
Dir ist vermutlich klar, dass Vorstellungen wie "den Gedanken fortwerfen" oder "einfach sein" als gedankliche Formen ihrem Wesen nach das genaue Gegenteil von dem sind, was sie zu beschreiben versuchen. Denn während du "den Gedanken fortwerfen" denkst, wirfst du das Denken ja gerade nicht fort (ebenso bei "einfach sein").
In diesem Sinn ist "weniger als nichts tun" eben sehr viel mehr als nichts tun.
Die Koans beleuchten viele, auch recht subtile Ebenen des dualistischen Denkens. Koanpraxis kann dir helfen, diese zu durchschauen und dich beim Loslassen tatsächlich aus ihnen zu befreien. Allerdings bedarf es bei der Koan-Schulung erfahrungsgemäß der Begenung mit einem Zen-Meister; erstens, um dir zu zeigen, wie du mit dem Koan arbeitest und zweitens, um immer mal wieder den Unsinn zu zerschlagen, den du dir selbst über das Koan zusammenreimst.
Tai:
Solange das Buch alt oder neu ist, liegt es längst in der Mottenkiste deiner Gedanken. Ein wahrhaft neues Buch ist so neu, dass da nicht der Bruchteil einer Sekunde Zeit für das Entstehen von "alt" oder "neu" ist.
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Tai
Tai:
Zazen im Geiste des Tai ist immer haargenau das, was nur der Tai erfahren kann. Wenn da plötzlich seine Dharmavorfahren auftauchen, ist es eben kein Zazen mehr, sondern Tais Schwelgen in Gedanken.
Tai:
Und Meister Ikkyu zückt die Gebrauchsanweisung. Wozu da überhaupt noch über unser Verständnis sprechen, wo Buddha doch alles schon so treffend ausgedrückt hat? Einfach Zazen ausüben, reicht doch. Fragt sich nur, was Zazen ausüben bedeutet. Was es im Geiste unsuis bedeutet, kann nur der unsui wissen. Was bedeutet es im Geiste Ikkyus?
Tai:
Was ist Zen? = Was ist es, das diese Frage stellt?
"Zen" (jap.) oder "Ch'an" (chin.) bzw. "dhyana" (sanskr.) könnte man in seiner ursprünglichen Wortbedeutung wohl mit "Versenkung" oder "Meditation" übersetzen. Aber wo findet diese Meditation statt, wenn nicht genau da, wo du die Frage nach Zen stellst? Und was kann letztendlich der Inhalt dieser Meditation sein, wenn nicht genau dajenige, das diese Frage stellt?
Wir neigen dazu, es zugunsten tausend und einer Wahrnehmung oder gedanklichen Vorstellung aus den Augen zu verlieren. Nach meinem Verständnis steht Zen letztlich für eine geistige Haltung, die darin besteht, sich immer genau jetzt desjenigen gewahr zu bleiben, das sieht, hört, riecht, schmeckt, fühlt und weiß.
Tai:
"Ich denke, dass ich meinen Tod nicht erleben werde, also wozu weiter darüber nachdenken.
Alle werden es wissen, "er ist tot", nur ich nicht.
Ich bin nur ein Lebender, ein Toter werde ich nie sein.
Selbst meinen letzten Atemzug werde ich als Lebender nehmen. Wenn "ich dann tot bin", bin "ich" nicht da, um es zu reflektieren. Denn der, der reflektiert, identifiziert sich über die Körperfunktionen, dann die sozialen und natürlichen Beziehungen. Diese Voraussetzungen sind bei einem Leichnam nicht gegeben.
Der "Selbstvergessene", als den ich mich auch kenne, mag weiterhin existieren oder auch nicht, was aber meines Erachtens für "mich" unerheblich ist." (Zitat: mipooh 2003)
Auch ich schließe mich diesem Abschiedsgruß mit einem tiefen Gassho vor mipooh und allen, die dies lesen, an.
Tai:
Wenn man überhaupt zischen Zenpraxis/Meditation und Einfach-Draulos-Leben unterscheiden will (was ich aus methodischen Gründen tue), dann will ich auch unterscheiden, worauf ich meine Achtsamkeit während der Meditation auszurichten versuche.
Richte ich meine Aufmerksamkeit auf die einzelnen Phänomene oder auf die Art und Weise, wie ich diese Phänomene gedanklich begreife und einordne (das verstehe ich unter Matrix), dann verbleibe ich in einem Prozess, in welchem quasi unaufhörlich eine bedingte Wahrnehmung oder Erkenntnis auf die nächste folgt.
Richte ich meine Aufmerksamkeit stattdessen auf dasjenige, das all dies sieht, hört, riecht, schmeckt, fühlt und versteht, entsteht nach meiner Erfahrung ein Zustand, den man im Nachhinein durchaus als nicht unterscheidendes Gewahrsein bezeichnen könnte.
Tai:
Weil das nun mal eine bewährte Methode ist, wie Verständigung funktionieren kann. Ich versuche, mich auf deine Sichtweise einzulassen. Aufgrund meiner eigenen Erfahrungen bzw. meines eigenen bisherigen Verständnisses stosse ich dabei naturgemäß mitunter auch auf Dinge, die ich persönlich anders einschätzen würde. Indem ich dies äußere (z.B. in Form einer rhetorischen Frage) und sehe, wie du mit meinen Einwänden umgehst, verstehe ich deinen Ansatz besser.
Ich versuche, das zu verstehen. Deshalb hier zwei Fragen von mir:
1. Weilt damit deine Aufmerksamkeit nicht weiterhin auf der Matrix und ihren Inhalten, also darauf, wie du das von dir Erlebte verstehst, statt auf demjenigen, was da erlebt?
2. Bedienen wir uns dieser Matrix nicht ganz automatisch und geradezu reflexhaft quasi ununterbrochen? Und wäre die Frage dann nicht eher, wie schaffe ich es, mich ihr auch nur für einen Augenblick mal NICHT zu bedienen?
Tai:
Stimmt schon, aber Schweigen sollte vor allem im Kopf stattfinden, sonst gleicht es sehr dem Reden und auch das Reden über Schweigen fällt unter die Kategorie Reden. :)