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Tai:
Oder, um noch mal Meister Huang Po zu zitieren(Niederschrift Kap. 8):
Unser ursprüngliches Buddhawesen ist frei von jeder Gegenständlichkeit. Es ist leer und allgegenwärtig, ist die unbegreifliche Freude grenzenlosen Friedens. Dringe tief in es ein, indem du selbst dazu erwachst. Das, was du in jedem Augenblick vor die hast und bist, ist dieses Buddhawesen in seiner Vollkommenheit; es gibt nichts außer ihm. Selbst wenn du alle zehn Stufen einer Bodhisattva-Entwicklung, eine nach der anderen, durchschreitest sobald du endlich in einem blitzartigen Gedanken die vollkommene Verwirklichung erreichst, wirst du nur das Buddhawesen erfahren, das alle Zeit bei dir war. Auf allen vorherigen Stufen wirst du ihm nichts hinzugefügt haben und die Äonen des Ansammelns und Wirkens werden dir wie unwirkliche Traumhandlungen erscheinen. So sagt der Tathagata (=Buddha): Durch die vollkommene unübertroffene Erleuchtung habe ich wahrlich nichts hinzugewonnen.""
mit deinem Statement rennst du bei mir nur offene Türen ein. Aber trotzdem Danke für deine Bemühung um mein vermeintliches Problem! :)
Wo hätte ich mich je dagegen ausgesprochen, Achtsamkeit auszuüben?
Ich gehe übrigens immer noch davon aus, dass auch du davon überzeugt bist, dass in der Praxis des Genau-Jetzt kein Platz für einen langen Übungsweg vorhanden sein kann. Und dass das gegenstandslose Gewahrsein frei ist von Unterscheidung zwischen "höherwertigen" und niederwertigen Tätigkeiten.
Mein kleiner Tipp an dich: Lass dich nicht täuschen! Von Meistern nicht und auch nicht von dir selbst oder von deinen eigenen Idealen! Den von dir beschriebenen Weg, zu essen, wenn du isst und zu trinken, wenn du trinkst, kann ich nur aus ganzem Herzen teilen. Aber Achtsamkeit bedeutet auch, zu erkennen, wann du beim Essen nicht mehr isst und beim Pinkeln nicht mehr pinkelst. In gewissem Sinne könnte man sogar sagen, dass die Achtsamkeitsübung gerade da erst richtig beginnt.
So sagte ein alter Meister: "Mach dir keine Sorgen darüber, dass ständig Gedanken in dir aufsteigen. Worüber du dir Sorgen machen solltest, ist, dies nicht schnell genug zu bemerken!"
Tai:
Wer sagt denn, dass es niemand erreichen kann?
Wann immer du auch nur einen Bruchteil dieser Unmittelbarkeit zu kosten vermagst, wirst du der glücklichste Mensch auf Erden sein.
Und: Auch nur ein Tausendstel davon genau jetzt unmittelbat zu erleben ist weitaus mehr, als sich der Einbildung hinzugeben, es für immer ERREICHT zu haben.
Tai:
Solange du es von irgendwoher herunterdefinieren musst, unterscheidest du dich natürlich nicht von all den anderen Dichtern und Denkern. Wenn du beim Essen aber wirklich ganz und gar nur äßest ohne im Geist tausend und eine Sache hin und her zu wälzen, wärest du für mich ein Meister, wie ich bislang noch keinen getroffen habe.
Tai:
Es war ja nicht wirklich ein Zitat, mehr eine für mich naheliegende Interpretation des Beitrags, auf den sich Andreas Antwort bezog. Aber es freut mich, dass ihr es auch trotz meines verwurschtelten Aufbaus dann verstanden habt.
Aufgrund meiner persönlichen Lebenserfahrung bin ich mittlerweile übrigens davon überzeugt, dass jenes Nachtragen, von dem deine Zen-Anekdote handelt, auch bei sonst authentischen Zen-Meistern und fortgeschrittenen Zen-Schülern durchaus gar nicht so selten anzutreffen ist. Auch Zen-Meister sind ganz normale Menschen, die wütend, verletzt oder beleidigt sein können, sobald sie den entsprechenden Impulsen und Gedanken Raum lassen. Dass Zen-Meister mit starker Praxis i.d.R. zugleich als eine Art über alle menschlichen Schwächen erhabene Heilige angesehen werden, entspricht mehr den Wünschen und Übertragungen der Schüler als der Realität der Meister.
Die Vorstellung, dass Erleuchtung einmal zu erreichen ist, woraufhin man dann für immer von allem Leiden befreit sei, halte ich für eine Illusion. Die Befreiung, die mit dem begriff Erleuchtung gekennzeichnet ist, findet genau jetzt statt und muss immer wieder genau jetzt stattfinden. Ein Zen-Meister ist einfach jemand, der diese Befreiung in gewissem Maße immer wieder meistert und anderen den Weg dahin aufweisen kann.
Ich unterstelle dir eine Abhängigkeit zu deinem vermeintlichen Meister in einem offenbar so krankhaften Ausmaß, dass du glaubst, Gefühlsarmut vortäuschen zu müssen - womit ich den "beleidigenden Meister" gleich mit als gefühlsarm verunglimpft habe. Das kann man sicher schon als offen aggressiv und in sich selbst extrem beleidigend empfinden. Von dem Hinweis, nicht darauf angewiesen zu sein, mit dir als jemandem mit Comic-Avatar-Nick überhaupt zu diskutieren, mal ganz zu schweigen.
Aber du hast recht: Es liegt ganz an dir, wie und ob du darauf reagierst. Entscheidend ist dabei immer DIE Reaktion, die genau jetzt stattfindet.
Ich kann hier öffentlich zu etwas schweigen oder souverän deeskalierende Statements abgeben, mich dabei aber innerlich über die Sache maßlos aufregen. Andersherum kann ich, was andere möglicher Weise als feindseligen Angriff gegen mich bezeichnen würden und vielleicht sogar so gemeint war, auch als konstruktive Provokation und Mittel zur Praxis am Ego verstehen und nutzen. Ich würde in einem solchen Fall vielleicht gleichfalls provokativ antworten (vielleicht auch nicht), wäre aber mit mir und meinem Gesprächspartner im Reinen dabei.
Ich halte nichts davon, mir, wenn ich verletzt bin, diese Verletztheit ausreden zu wollen. Ich glaube aber, dass die Art meiner Gedanken viel damit zu tun hat, ob ich durch etwas überhaupt verletzt werde und ob diese Verletztheit über lange Zeit aufrecht erhalten wird.
In der Zen-Praxis, in der es im Wesentlichen auch darum geht, begriffliches Denken genau jetzt aufzugeben, lösen sich erfahrungsgemäß auch Gefühle des Verletztseins auf. Wenn z.B. nach dem Zazen ein Gefühl von Verletztsein wieder zum Vorschein kommt, dann sicher meistens deswegen, weil ich schon wieder dabei bin, es durch die entsprechenden Gedanken anzuheizen.
deinen Ansatz kann ich nachvollziehen und auch Johannes' Hinweis auf Entschleunigung. Doch genau deswegen kann ich mit Anweisungen wie der ganz oben zitierten nicht viel anfangen. Wenn es im Grunde darum geht, sein inneres Gleichgewicht zu finden oder sich zu entschleunigen, warum dann nicht gleich genau das sagen?
Die Aufforderung, Hass, Ärger und Egoismus zu eliminieren, hört sich für mich selbst schon ziemlich gewaltätig an; wie etwas, das getrieben ist von einer Absicht, die je nach persönlicher Reife dann auch entsprechend mehr oder weniger egoistisch ausfallen dürfte und für mich so nicht funktionieren kann. Hass, Ärger und Egoismus sind ja nicht bestehende Dinge, die man vernichtet und dann entsteht stattdessen etwas ganz Tolles, Liebenswürdigkeit zum Beispiel.
Hass, Ärger und Egoismus sind auf den Geist bezogene Bewertungen im Sinne von, ich bewerte meine Gefühle (oder Gedanken) als hasserfüllt, ärgerlich oder egoistisch. Die Vorstellung, diese Gefühle auszumerzen und durch liebenswürdige Gefühle zu ersetzen, halte ich für einen einzigen Krampf. Und was dabei herauskommt, ist sicher nicht das ganzheitliche Zulassen des Augenblicksgewahrseins, das ich unter Zen ausüben verstehe.
In der westlichen Welt trifft man heutzutage immer wieder auf Zen-Lehrer, die etwas anbieten, was sich für mich wie christliche Ethik unter Buddhas Robe anhört: Das Schlechte eliminieren und durch Gutes ersetzen. Zen aber lehrt: "Lass gut und schlecht gleichermaßen los, was ist da dein ursprüngliches Gesicht noch bevor deine Eltern dich geboren haben?"
Tai:
"Was zu jeder Zeit durch unsere Augen schaut und aus unseren Ohren hört, ist letztendliche Wahrheit." (aus obigem Interviwe mit Lama Ole Nydahl)
Dies zeigt mir, dass offenbar nicht nur im Zen, sondern auch im Tibetischen Buddhismus die Frage nach absoluter Wahrheit keineswegs absoluten Bullshit, Klugscheißerei oder theoretisches Gefasel nach sich ziehen muss. Richtig verstanden kann sie der Schlüssel zur Lehre des Zen und eine sehr konkrete Praxisanleitung zur Haltung des Geistes bedeuten.
Tai:
Ja, das verstehe ich, Demut ist sicher ein passender Begriff für die entsprechende Grundhaltung.
Meister Huang Po (Lehrer von Meister Lin Dschi/Rinzai) bezieht sich diesbezüglich auf die drei Begriffe Zurückhaltung, Gelassenheit und Weisheit. Er hebt dabei allerdings hervor, dass diese Tugenden nur im Gegensatz zu den drei Giften Gier, Zorn und Verblendung existieren können und zitiert dann Bodhidarma mit den Worten:
Buddha verkündet alle Dharmas, um sicher jede Spur begrifflichen Denkens auszumerzen. Enthielte ich mich aber vollkommen des begrifflichen Denkens, so würden auch alle Dharmas jeden Nutzen und jede Bedeutung verlieren?.
im Rahmen von Zazen halte ich Demut für vollkommen ungeeignet; ebenso ungeeignet wie eine Haltung, die darin bestünde, sich "so" wichtig zu nehmen. Die von dir erwähnte Achtsamkeit im Hier und Jetzt lässt sich nach meiner Erfahrung konstant nur aufrecht erhalten, wenn man radikal damit aufhört, das unmittelbar Gegebene über Begriffe wie z.B. 'Demut' erfassen zu wollen. Eher würde ich sogar davon ausgehen, dass diese Art von begriffliches Denken genau der Staub ist, den man nach S. Suzuki (?) besser nicht so viel aufwirbeln sollte.
Natürlich kannst du eine dem Leben angemessene Haltung mit dem Begriff Demut umreißen. Aber was wirklich angemessen ist, wirst du letztlich immer nur im jeweiligen Moment intuitiv und ganz konkret entscheiden müssen. Und es wird dann keine Rolle spielen, ob man es Demut oder sonstwie nennen könnte.
nach meiner Erfahrung resultieren Kopfschmerzen beim Zazen häufig aus einer zu angespannten geistigen Einstellung. Wir Menschen sind ja nun mal so veranlagt, dass eine Anweisung, je einfacher sie scheint, für uns nur desto schwerer zu befolgen ist. Eine der fatalsten Anweisungen ist diesbezüglich das in manchen Rinzai-Schulen den Anfängern auferlegte Atemzählen. Das Zählen entartet schnell zum Automatismus und die gedankliche Aufmerksamkeit stürzt sich munter auf alles mögliche außerhalb von dem, was hier und jetzt gegeben ist.
Bemerkt der Schüler dies dann irgendwann, versucht er vielleicht, sich noch stärker auf die Anweisung zu konzentrieren. Doch eine solche Fokussierung ist ihrem Charakter nach der Fokussierung eines Gedanken nicht unähnlich. Es ist wie eine Pendelbewegung, die dann zwangsläufig wieder in andere Richtungen ausschlägt. Und je mehr du dich, um der daraus resultierenden Zerstreutheit zu begegnen, dann konzentrierst, desto unruhiger wird der Geist, während dein Körper trotzdem ruhig dasitzen "muss" - eine Diskrepanz, die zu Angespanntheit und Kopfschmerzen führen kann.
Bottom line is: Das Verfolgen des Atems geschieht ja nicht, weil der Atem wichtiger ist als alles andere. Es ist lediglich ein Mittel im Hier-Und-Jetzt-Gewahrsein zu bleiben. Versuchst du das (über die Ausrichtung auf den Atem oder über das Koan oder eine andere Methode), dann bedarf es wirklich deiner ganzen Entschlossenheit und Aufmerksamkeit, nicht immer wieder in die eine oder andere Form von Tagräumerei abzugleiten. Und da passt dann auch der Hinweis, dass ein Praktiziereender hier sein Äußerstes geben sollte. Aber hierbei handelt es sich eben um eine ganz andere Art von "Anstrengung" als die einer angespannten Konzentration.
Tai:
Stimmt. Und dennoch hätte der Meister dann immernoch z.B. sagen können: "Es sind doch deine Augen, die sehen, ist deine Hand, die sich gehoben hat und ist dein Geist, der diese Uhr erlebt. Wie könnte das alles nicht du sein?"
Tai:
Da hast du aber nicht genau hingeschaut. Dass alles "nur" eine Spiegelung der eigenen Verfassung sei, hat unsui gar nicht geschrieben; das "nur" wurde lediglich von dir ins Zitat ("") eingefügt.
Die aus unsuis Auffassung bzw. dem angeführten Mondo resultierende Erkenntnis, dass alles letztlich Teil von dir ist, führt nach meinem Verständnis übrigens auch keineswegs zum Aufgeben von Mitgefühl. Im Gegenteil ...
Tai:
Dem Meister eine zu schmieren, wäre auch nach meinem Verständnis eine adequate Antwort - zumindest solange du darauf verzichtest, deine anschließende Erklärung nachzuschieben. Denn dieser Schlag würde einmal mehr belegen, dass, was der Meister dem Schüler vermitteln will, in vollem Ausmaß auch für ihn selber gilt. Nur er würde dann den Schmerz dieses Geschlagenwerdens erleben (und darin die Erleuchtung des jetzt da Seins erfahren können). Der Schüler dagegen würde nur erleben können, wie es ist, den Meister in diesem Moment zu schlagen (und ebenfalls darin die Erleuchtung des jetzt da Seins erfahren können). Es ist, wie unsui es treffend ausgedrückt hat, für beide jeweils nur im Spiegel der eigenen Verfassung erlebbar. Ob die Uhr nun von dem einen oder anderen auch unabhängig für sich selber existiert (oder auch nicht) ändert daran nichts.
Tai:
Ich sehe das wie unsui und möchte hierzu ein Mondo anführen.
Ein (mir bekannter) Meister sagte zu einem Schüler: "Zeige mir etwas, was nicht du bist!"
Der Schüler zeigte auf die Uhr an der Wand und sagte: "Die Uhr da!"
Der Meister: "Die Uhr ist für dich nur gegeben, weil du sie wahrnimmst oder gedanklich verstehst. Diese Wahrnehmung ist in genau diesem Augenblick deine Wirklichkeit, ist Teil von dir, ist nicht getrennt von dir."
Der Schüler: "Aber die Uhr existiert doch auch ohne mich."
Der Meister: "Auch das ist nur ein Gedanke, der in genau diesem Augenblick deine Wirklichkeit ist. Ob die Uhr unabhängig von dir existiert oder nicht, kannst du, streng genommen, nicht wirklich wissen." (Ende des Mondos)
So, wie ich es verstehe, soll hiermit nicht infrage gestellt werden, dass man im Sinne der sprachlichen Verständigung mit Begriffen wie "ich" oder "nicht ich" operieren kann - was die Beteiligten dieses Mondos ja auch selber tun. Auch geht es sicher nicht darum, prinzipiell zu klären, ob Innen und Außen nun eins oder verschieden seien. Vielmehr zeigt sich in dem Gespräch eine Perspektive auf das, was all deinen Erlebnissen und deinem Gewahrsein zugrunde liegt, eben das, was nur du erleben kannst und gleichzeitig das allgegenwärtige Tor zur Befreiung ist.
Unser ursprüngliches Buddhawesen ist frei von jeder Gegenständlichkeit. Es ist leer und allgegenwärtig, ist die unbegreifliche Freude grenzenlosen Friedens. Dringe tief in es ein, indem du selbst dazu erwachst. Das, was du in jedem Augenblick vor die hast und bist, ist dieses Buddhawesen in seiner Vollkommenheit; es gibt nichts außer ihm. Selbst wenn du alle zehn Stufen einer Bodhisattva-Entwicklung, eine nach der anderen, durchschreitest sobald du endlich in einem blitzartigen Gedanken die vollkommene Verwirklichung erreichst, wirst du nur das Buddhawesen erfahren, das alle Zeit bei dir war. Auf allen vorherigen Stufen wirst du ihm nichts hinzugefügt haben und die Äonen des Ansammelns und Wirkens werden dir wie unwirkliche Traumhandlungen erscheinen. So sagt der Tathagata (=Buddha): Durch die vollkommene unübertroffene Erleuchtung habe ich wahrlich nichts hinzugewonnen.""