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Ralf54:
Lehrer sind ohne Bedeutung - es gibt nichts zu lernen. Wir müssen ver-lernen, so daß die wahre Natur erscheinen kann.
Kann uns jemand dabei helfen? Es könnte so scheinen; doch eigentlich begegnen wir in unseren Lehrern und "Ent-Lehrern" nur uns selbst. Wir hören, sehen, riechen, fühlen und denken nur das, was wir sind - und wir sind nicht mehr als eben dies, was wir hören, sehen, riechen, fühlen und denken. Nichts hinzuzufügen, nichts wegzunehmen. Trotzdem gibt es Wandel. "Unbeständigkeit ist die Buddha-Natur" (Hui-Neng)
Warum starrte Bodhidharma neun Jahre lang die Wand an?
Warum verneige ich mich vor meinem Zabuton? Weil dies der Ort ist, an dem ich meinem "Lehrer" begegne.
Gruss,
Ralf
auf der einen Seite - unverzichtbar - ohne Lehrer kein Zen. Auf der anderen - wer oder was ist Dein Lehrer? Zwei Zitate; eines das ich schon x-mal verwendet habe, vom 'alten Buddha' von Chao-chou; eines dessen Quelle ich nicht mehr weiß:
"Wenn mich ein fünfjähriges Kind im Dharma belehren kann, werde ich das demütig annehmen; und wenn ich einen neunzigjährigen Weisen im Dharma belehren kann, werde ich das demütig tun."
"Im hintersten Gebirge, wo kein Gras und kein Busch mehr wächst, wo nur mehr Eis und Schnee und Steine zu finden sind (BergRetreat :), gibt es auch dort eine Gesetz des Buddha?"
"Ja."
"Und wie lautet das?"
"Daß die kleinen Steine klein sind und die großen groß."
Pilger-Ho:
Wenn ich mich einmischen darf: Aufhören zu denken? Ist das das Ziel? Jetzt bin ich völlig platt, da ich die Gedanken ziehen lasse, weil ihnen nachjagen eh nicht lohnt. Entscheidungen fallen vor Ort. Für das andere sind die Schreibtisch- und Stammtischtäter zuständig ;o)
harrymcmartin:
Ich würde mir jetzt die Fragen stellen:
Was ist es, was etwas finden will.
Was ist es, was hofft.
Was ist es, das NICHTS erreichen will.
Propping:
habe gestern ca. 1 Stunde "gesessen". Und mich danach sehr gut gefühlt - genauer gesagt sehr entspannt und "friedlich". Der Zustand hat einige Stunden gedauert...
Pilger-Ho:
Was bringt mir das Herumsitzen über ca. 40 Minuten? Eine Menge neue Erfahrungen, die ich so nicht wollte und doch freudig registriere. Aber jeder wird anderes berichten, die Ausgangsbedingungen sind vielfältig wie die Menschen. Mir bringt Zen eine Menge Freude wie gesagt.
Pilger-Ho:
Das Haus insgesamt umfaßte mehr als die Tempelhalle und machte den Eindruck eines Treffpunktes auf mich. Der mich in die Halle mit den Buddhas begleitende Chinese kam seiner Aussage nach aus Süddeutschland. Sie haben im Programm einmal in der Woche Belehrungen in Deutsch/Englisch, was doch mehr auf eine doch mehr soziale und kirchliche Einrichtung für Chinesen tippen läßt.
Aber die Hintergründe lassen aufhorchen.
Pilger-Ho:
Ist wohl doch sehr schwierig, etwas in das Internet zu integrieren, was im realen Leben schon sehr argwöhnisch beäugt wird :o)
Lassen wir es dabei.
es ist tatsaechlich eine schwaeche des mediums, dass du stille im internet nicht ausdruecken kannst. im real life ist das nichtssagen auch ein akt der kommunikation. du bist koerperlich anwesend, verzichtest aber auf die von deinem gegenueber erwartete reaktion - verbal oder nonverbal. da dein gegenueber sich aber darueber bewusst ist, dass du weisst, dass er eine reaktion erwartet, muss er/sie davon ausgehen, dass deine stille ein bewusster kommunikationsakt ist. der trick an der stille ist wohl, dass du ihm/ihr ein sehr weites feld an interpretationsmoeglichkeiten laesst.
jedenfalls kannst du nur still sein, indem du
dich nicht anders verhaelst, wenn eine reaktion von dir erwartet wird, als wenn dies nicht der fall ist. im internet ist allerdings nicht klar, ob die aufforderung zu reagieren bei dir angekommen ist, bis du wirklich durch eine e-mail oder aehnliches antwortest. du musst also die stille brechen, um dem/der anderen ueberhaupt mitzuteilen, dass du dich absichtlich einer reaktion verweigerst.
so musst du wohl im internet andere wege als im real life finden, um deine botschaft an den mann/die frau zu bringen.
Layman_Ho:
Entschuldigung - da hat's mir an Achtsamkeit gefehlt - ich war der Meinung, es ginge immer noch um den Berliner Shaolin-Tempel...
Zu Fo-guang-schan hatte ich letzten Dezember eine Anfrage, habe mir dann die websites angeschaut und einen Freund in Japan gefragt, einen Zen-Lehrer, der mit der ostasiatischen Szene recht gut vertraut ist. Ich übersetze aus seiner Antwort, muß aber gleich dazusagen, daß da IMHO persönliche Wertungen darinstecken, die ich nicht verifizieren kann. Aber die Information scheint mir doch zu wichtig, um sie nicht weiterzugeben.
() Wolfgang
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...Sie haben massenhaft Geld. Du erinnerst dich, wie vor einigen Jahren Vizepräsident Gore nachgewiesen wurde, daß er riesige illegale Wahlspenden für die letzte Wahl angenommen hatte? Die buddhistischen Nonnen dahinter waren von dem kalifornischen Tempel, der mit Hsing Yun zusammenhängt. Also damit würde ich vorsichtig sein. Er ist sehr angesehen in Taiwan und hat viel Gutes getan dort. In seinem Fo-kuang-shan ist alles inkludiert - vom Kindergarten bis zu einer Art Hochschule. Als ich aber versuchte, nach einer seiner Ansprachen direkt mit ihm zu reden und sein Verständnis des Ch'an auszuloten, da schien mir hinter der Rhetorik nicht allzuviel zu stecken.
Du erwähnst, daß sein 'Humanistischer Buddhismus' eine Kombination von Ch'an und Reinem Land zu sein scheint. Wie Du weißt, haben in den letzten paar hundert Jahren die meisten 'Ch'an'-Lehren diese zwei Zugänge kombiniert. Das ist für den populären chinesischen Buddhismus eine gute Sache. Ich würde sagen, die relevante Frage ist: Warum möchte er diese Sache in Europa verbreiten? Missioniert er, verkauft er etwas - oder will er etwas einkaufen? Was ist ihre Antwort auf die Anklagen gegen Gore? Warum hat die Gruppe um Hsing Yun versucht, die Politik in den USA zu beeinflussen? Solange Du keine wirklichen Antworten auf diese Fragen hast, wäre ich vorsichtig, ihnen bei einer Expansion in Europa behilflich zu sein.
Pilger-Ho:
Hallo am frühen Montag,
an einem Tag wie heute steht mir nicht der Sinn nach Beharren auf meiner Meinung und ich bin lieber still. Seid nicht böse...
Andreas
das habe ich erst dieser Tage wieder gehört beim Retreat mit Claude AnShin: "Als Erstes machen wir Sitzmeditation. Wenn du meinst, du weißt schon etwas von Sitzmeditation - vergiß es. Auch wenn du schon zwanzig Jahre sitzt - setz' dich auf dein Kissen als totaler Anfänger, ohne irgendetwas zu wissen..."
Der alte Spruch "Beim Zen geht es nicht darum etwas zu lernen, sondern etwas zu verlernen"
hat - cum grano salis - schon seine Berechtigung.
Im Tao-te-king steht:
Wer lernt, mehrt sich täglich.
Wer Tao betreibt, mindert sich täglich.
Zennist:
Bekanntlich gibt es Tausende von Eingängen zum Dharma, und die Stärke des Ch'an/chinesischen Zen lag stets darin, sie zu integrieren zu wissen. Betrachtet man Ch'an (insbesondere das frühe), so wird klar, dass es sich weniger um eine eigene Sekte handelte, sondern um eine Geisteshaltung - um Buddhisten, die versuchten, den Dharma wiederzubeleben, der in der allzu wörtlichen Exegese der Schriften unterzugehen drohte. Die zahlreichen aus Indien übermittelten Sutras blieben vielen Buddhisten unverständlich. Die Ch'an-Meister wußten ihren "Code" zu entschlüsseln - und bedienten sich hierfür eines erfrischend unsektiererischen Ansatzes, der sich frei innerhalb der breitgefächerten buddhistischen Tradition, aber auch in Taoismus und Konfuzianismus bediente. Es war keineswegs ungewöhnlich, dass etwa Tsung-mi sowohl Ch'an-Meister als auch Patriarch (!) der Hua-yen-Schule war. Hsu Yun, der große Ch'an-Meister des 20. Jahrhunderts, befürwortete die Schule des "Reinen Landes", indem er etwa ihr "Nien Fo" (Rezitation des Namen Amitabha Buddhas) als Technik der einsgerichteten Konzentration ausdrücklich begrüßte. Und auch Nan Huai-Chin schöpft in seinem Buch "Working Toward Enlightenment" frei aus Buddhismus, Taoismus und Konfuzianismus, um die Bedeutung wichtiger Sutra-Passagen und Aussagen der alten Meister zu lehren. Nebenbei, es ist ein sehr empfehlenswertes Werk, dass systematisch verschiedene Stationen des Weges durchleuchtet und erklärt, was es mit den jeweiligen Hindernissen auf sich hat (Übersetzung J.C. Cleary; erschienen bei Samuel Weiser).
Ralf54:
Hallo,
ich sehe keine Möglichkeit, Stille ausdrücken - ich bezweifle nicht die Möglichkeit, still zu sein.
Habe generell etwas Probleme mit sog. Zen-Ästethik; über eine Näherung ist wohl nicht hinauszukommen. Stille ist Stille. Stille ist nicht Ausdruck von Stille (ein Widerspruch in sich).
Gruss,
Ralf
Ralf54:
Hallo Andreas,
so weit ich sehe, ist die zunehmende Annäherung von C’han und Ching-t’u-tsung in China nach dem Ende der Sung in Japan zumeist als Degeneration aufgefasst worden, und die meisten Europäer (etwa Dumoulin) sind ihnen später darín gefolgt. Das hat mE auch sehr viel mit der Abnabelung und Emanzipation des Zen vom chinesischen C’han zu tun. Interessant in diesem Zusammenhang ist es, dass es vergleichbare Tendenzen ja auch in Japan gab; nur dass sich hier die „Traditionalisten", die Vertreter einer „reinen Lehre", durchsetzten. Von Personen einmal abgesehen (etwa Hanshan Deqing 1546-1623 in China, Hakuin 1686-1769 in Japan), die in diesen Prozessen eine grosse Rolle spielten, waren wohl auch die sozialen Bedingungen in beiden Kulturen deutlich unterschiedlich (ohne dies jetzt weiter ausführen zu wollen oder zu können).
Ob Visualisierungen oder Mantras (Nien-Fo, Nembutsu) wirklich eine Bereicherung der Praxis darstellen, kann sicher bezweifelt werden - entscheidend für mich ist jedoch, dass die Motivation wohl hauptsächlich das Bemühen um grössere Volkstümlichkeit, um eine breitere Wirkung war.
Der Eklektizismus der Chinesen (oder sollte man nicht eher sagen, ihr immenser Sinn fürs Praktische) zielte wohl darauf ab, jedem Topf den passenden Deckel anzubieten. Der vorgebliche Purismus der Japaner hat dagegen manchmal einen (mir zumindest) unangenehmen Beigeschmack von Sektierertum.
Gruss,
Ralf
Ralf54:
Hallo Markus,
wenn Du glaubst, etwas begriffen zu haben, und diesen Griff nicht sofort wieder lösen kannst, liegst Du schon falsch - denn alles, was Du begreifst, ist ständig in Wandlung. Ein Verständnis hat (wenn überhaupt) nur Wert in dem Augenblick, in dem Du es realisierst. Wenn Du nicht bereit bist, es sofort auf den Müll zu werfen, besitzt es Dich und nicht umgekehrt.
Verständnis kann sich nur auf den Moment beziehen - Du kannst es nicht in die Zukunft und nicht in die Vergangenheit projizieren. Das macht Zen so ungemütlich.
Mitfühlend,
Ralf
Chrisi4:
Stille ist wenn nichts ist. Sobald Du Stille ausdrücken willst ist da schon viel mehr als Stille.
Ich sehe keinen Grund Stille auszudrücken.
Warum willst Du es?
Kann uns jemand dabei helfen? Es könnte so scheinen; doch eigentlich begegnen wir in unseren Lehrern und "Ent-Lehrern" nur uns selbst. Wir hören, sehen, riechen, fühlen und denken nur das, was wir sind - und wir sind nicht mehr als eben dies, was wir hören, sehen, riechen, fühlen und denken. Nichts hinzuzufügen, nichts wegzunehmen. Trotzdem gibt es Wandel. "Unbeständigkeit ist die Buddha-Natur" (Hui-Neng)
Warum starrte Bodhidharma neun Jahre lang die Wand an?
Warum verneige ich mich vor meinem Zabuton? Weil dies der Ort ist, an dem ich meinem "Lehrer" begegne.
Gruss,
Ralf