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HelmutLange:
Alles was ich tue, denke oder fühle läuft in die Einsamkeit. Alles kommt in mir zurück. Nichts bleibt das ich mitnehmen könnte. Jeder Besitz ist verloren, auch wenn ich ihn noch so fest halten möchte, Sand zerrinnt zwischen den Fingern die zu Sand werden und alles ist ein Sand. Allein, immer allein. Alle Schätze und Freuden sind in mir, ich bin allein. Keine Trauer und kein Verlangen, kein Wille, Kein Zweifel. Ich bin allein.
Hallo Roland
Ich danke Dir für diesen Text. Jetzt weiss ich es.
Der Sprung war schon vor 12 Jahren. Wissen können wir nur durch die Erfahrungen eines anderen Menschen.
Teisho von Pat Hawk Roshi zu Fall 10 des Mummonkan
Vorgetragen im Zen-Talk am 21.09.2001 in Leverkusen
Ein Mönch sprach zu Ts'ao-shan: "Ich bin Ch'ing-shui, einsam und mittellos, bitte gib mir einen Almosen "
Tsao-shan antwortete: Ehrwürdiger Shui!" "Ja Meister", antwortete Ch'ing-shui. Ts'ao-shan fuhr fort Du hast bereits drei Glaser des besten chinesischen Weines getrunken und du behauptest weiterhin, deine Lippenseien trocken
Mummon's Kommentar:
Ch'ing-shui verhält sich unterwürfig, aber was ist wirklich sein Anliegen ?
Ts´áo-shan hat genug Einsicht um genau zu erkennen' was Chíng-shui meint
Sage mir,wo und wie hat Ch´íng-shui Wein getrunken ?
Mummon's Vers
Mit der Armut von Fan-tan
und dem Geist von Hsiang-yu,
obwohl er sich selbst kaum erhalten kann,
wagt er es, mit dem Reichtum Anderer zu wetteifern.
-Ts'ao-shan wurde 839 geboren und starb 901 im Alter von 62 Jahren. Er war Schüler des Meister Tung-shan Liang-chieh (807-869)war einer der angesehendsten Soto-Meister, und die Schule wurde nach ihnen beiden benannt.
Wir wissen nichts über das Leben von Ch'ing-shui: Abgeschieden und mittellos Allem und arm; Trotzdem wagt er, sich mit Reichtum zu messen. Was könnte sinnloser sein. Jene die abgeschieden sind, sind bereits einsam. Bestenfalls sind sie sich dessen noch nicht bewußt. Nur die meisten haben eine so große Abneigung gegenüber dem Alleinsein oder der Einsamkeit, dass sie alles unternehmen um dies zu vergessen. Unsere Gesellschaft versorgt uns bereitwillig mit einem reichlichen Maß an Zerstreung,systematischer Zerstreuung, bei Bedarf täglich 24 Stunden.
Trotzdem, hier sind wir, und freiwillig lassen wir 5 Tage alle Zerstreuung fahren. Wir wählen eine innere Einsamkeit, die uns mit einigen Schwierigkeiten konfrontiert. Die erste besteht darin, unsere eigene Sinnlosigkeit (absurdity) wahrzunehmen und zu akzeptieren. Die Qual der Erkenntnis, daß unter dem anscheinend logischen Muster eines mehr oder weniger sinnvollen Lebens sich ein Abgrund aus Irrationalität Verwirrung, Sinnlosigkeit und Chaos offenbart.
Jeder von uns ist abgeschieden, gefangen in Einsamkeit. Wenn wir sterben, sterben wir alleine. Tod ist uns allen gemeinsam Aber wir sterben nicht im gleichen Moment. Wir sterben wie jeder andere - alleine. Dies erinnert uns daran, dass Jeder von uns auch allein leben muss. Nur wenige können dieser Tatsache voll ins Auge sehen und nur wenige fühlen sich hierzu auch verpflichtet.
Es ist ein einzigartiger Aufruf. Wenn du hier bist, dann hast du ihn gehört. Aufgerufen zur Abgeschiedenheit wenn auch nur aus dem Innern. Der Ruf aus unserer unbegreiflichen Leere hat eine soziale und spirituelle Funktion. Hiermit ist nicht einfach ein Rückzug, eine Regression gemeint. Der Ruf ergeht,nicht die Gemeinschaft zu verlassen, sondern sie zu überschreiten: nicht sich aus der Gefolgschaft zu entlassen sondern ihr Aussehen zu verändern, die Illusion einer Gemeinsamkeit in Verschiedenheit.
Der Abgeschiedene verwirklicht einen geheimnisvollen und anscheinend absurden Aufruf zur leeren Einheit einem einfachen Durchdrungensein in sich selbst, das die Einheit mit allem ist, jenseits aller Trennungen Konflikten und Spaltungen. Das ist der Aufruf zum vollständigen Erwachen. Der Abgeschiedene lebt nicht in einer Welt eigener Erfindungen oder Täuschungen, sondern in einer Welt der Leere, der Demut und Einfachheit,Jenseits von Konzepten. Der Abgeschiedene lebt in Einheit. Es ist keine Behauptung, keine Anklage, Vorwurf oder Moralpredigt. Es ist einfach es selbst. Es ist. Deshalb beansprucht oder wünscht es auch keine Aufmerksamkeit, es bleibt überwiegend unsichtbar; so unsichtbar (anonymeous) wie Ch'ing-shui.
Es muß nicht darauf hingewiesen werden, dass der Aufruf zur Abgeschiedenheit gefährlich ist. Das Wesen von Einsamkeit und Abgeschiedenheit ist Qual und nahezu unendliches Wagnis. Der Einsame betritt die mit allen geteilte Einzigkeit. Einsamkeit ist grundlegend und unvermeidlich in der Realität menschlichen Lebens, nicht
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nur etwas, das ein isoliertes Individuum betrifft. Damit ist Abgeschiedenheit die Grundlage eines tiefen, reinen und sanften Mitfühlens.
Die Leere der wahren Abgeschiedenheit ist gekennzeichnet durch große Einfachheit. Diese Einfachheit kann trügerisch sein, verborgen hinter einer offensichtlichen Komplexität, und damit hinter der Widersprüchlichkeit
eines menschlichen Lebens. Sie zeigt sich in großer Offenheit und Aufrichtigkeit, trotz scheinbarer Zurückhaltung eines Menschen, im Schweigen eines Menschen. Hier offenbart sich eine menschliche Anteilnahme auch bei den Menschen, die äußerlich zurückgezogen leben. Man fühlt sich zu einem Leben ohne
Projektionen und Konzepte hingezogen. Man hat sich seiner selbst entledigt. Leise, rein und leer.
Aber die Leere ist auch die Voraussetzung für Fülle. In der Wahrnehmung der unendlich vielen Möglichkeiten zeigt sich die Leere als Verkörperung der vollständigen Fülle, gleichzeitig leer und allumfassend. Die Abgeschiedenheit ist eins, nicht durch die Vorteilhaftigkeit von Trennung, sondern durch die Wirksamkeit innerer spiritueller Einheit. Diese innere Einheit ist gleichzeitig die Einheit von uns allen. Sie ist geheimnisvoll und unbekannt. Auch diejenigen, die in sie eintreten, kennen sie nur vom Nicht-Wissen.
Die Einzelgänger und Unbeladenen haben ihren Weg erst nach vielen Fehlversuchen gefunden. Sie haben viele ungeeignete Pfade beschritten, auch solche, die nicht ihrem Charakter entsprachen. Ihre ursprüngliche Natur scheint voller Widersprüche zu sein. Schließlich sind sie wieder allein. Ihre Lebensphilosophie besteht darin, keine zu haben. Sie sind einsam und mittellos.
Abgeschiedenheit fühlt sich nicht zur Täuschung hingezogen, sondern sie bevorzugt Unverhülltheit und strebt nach einfachen und redlichen Bedingungen. Dies gehört zu unserem Weg der Mittellosigkeit, der auch unsere
Zen-Übung einschließt. Darüber hinaus plagen zunehmend Zweifel, Unsicherheit und unbedeutende Ereignissen, die nicht enden wollen. Man ist ungeeignet für ein Leben ohne Kompromisse. Die mit menschlichen Schwächen verbundenen Grenzen werden sichtbar, wo Mäßigung eine spezielle Form der Armut ist. Manche werden
hierdurch stärker belastet als andere, so dass hieraus köiperliche Beeinträchtigungen (z. B. ein Magengeschwür) und medikamentöse Behandlungen resultieren. Nur für diejenigen, die nichts hierüber wissen, ist das einsame
Leben sorgenfrei.
Neben all dem bereits gesagten über Einsamkeit (Abgeschiedenheit) und Armut sollte nicht vergessen werden, dass diese Menschen glücklich sind: "Du hast bereits drei Gläser des besten chinesischen Weines getrunken und du behauptest weiterhin, deine Lippen seien trocken."
Der Abgeschiedene ist glücklich, weil er einfach ist. Er betrachtet sich selbst nicht als einsam. Es ist keine Auszeichnung, sondern lediglich eine Tatsache. Der Einsame ist manchmal eingeschüchtert und bedrückt. Der springende Punkt ist, die Erscheinungen von allem sind wirklich real. Einsamkeit ist einfach Realität. Man kann ihr nicht entkommen, auch wenn man es wollte. Auch wenn vieles sinnlos erscheint, aus der Anerkennung, dass alles eine Bedeutung hat, resultiert Freiheit und Lebendigkeit.
Das wahre Selbst kommt in der Leere und Einsamkeit zur vollen Reife. Es kann im Gegensatz zu unserem äußeren Selbst nicht in Besitz genommen werden. Man kann es nicht erlangen. Es gehört mir nicht. Es ist kein Ding. Die Selbst-Natur ist immer allein und allumfassend. In ihr begegnet meine Abgeschiedenheit der
Einsamkeit aller Wesen, jenseits aller Grenzen und Beschränkungen.
Sowohl Ch'ing-shui als auch Ts'ao-shan wußten dies. Nun, wo und wie hat Ch'ing-shui den Wein getrunken?
Shakyamuni Buddha trat bei seiner Geburt aus der Seite seiner Mutter hervor, machte jeweils 10 Schritte in die 4
Himmelsrichtungen und sagte: "Über und unter dem Himmel bin ich der alleinige Auserwählte".
Um dich selbst zu erkennen, verwirkliche den Geist des armen Fan-tan, einem Wahrsager, dessen Familie nicht einmal Hirsebrei zum Essen hatte und in einem Handkarren leben mußte. Verwirkliche den Geist von Hsiang-yu,
einem berühmten Schlachtroß aus der chinesischen Geschichte. Auch wenn du dich nicht erhalten kannst, niemand ist so reich wie du.
1.Robert Aitken, The Gateless Barrier (San Francisco: North Point Press, 1990) p.70.
Übersetzung: Alfred Müller, Sibylle Schmidt
Pilger-Ho:
Hallo Spiegelspiegel,
solche Beiträge erinnern mich an den Scherz in meiner Kindheit: Ein Hörspiel für Taube, oder: Ein Stummfilm für Blinde.
Ku kann eben nur umschrieben werden.
Andreas
Hallo Roland
Ich danke Dir für diesen Text. Jetzt weiss ich es.
Der Sprung war schon vor 12 Jahren. Wissen können wir nur durch die Erfahrungen eines anderen Menschen.
dankende Grüsse
Helmut