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orwellg:
Eine Erleuchtungserfahrung ist schon etwas sehr reales, das sich vom reinen Sitzen unterscheidet. Das kleinste Kensho brennt sich einem unvergeßlich in die Erinnerung.
Auch wenn die persönlichen Konsequenzen dieser Erfahrung wieder verblassen mögen, wenn man nicht weiter "praktiziert", die Erinnerung bleibt. Und wenn die Erfahrung/Wesensschau/Kensho/Satori tief genug war, kann man ohnehin nicht mehr anders, als weiterhin den Weg zu gehen.
Das allerdings nur daran zu bemessen, wieviel jemand dann noch "sitzt" gleicht doch in erschreckender Weise den Konzepten der übrigen Religionen und Kirchen mit ihren Dogmen.
orwellg:
Ich würde Zen mit anderen Religionen nicht vergleichen wollen, obwohl sich Zen der Tendenz zur Verkirchlichung auch nicht immer entziehen konnte. Aber die "Selbstreinigungskraft" war im Zen von jeher beachtlich: Es gab in jeder Epoche Meister, die die ursprüngliche Lehre erfolgreich wiederbeleben und darüberhinaus neue Impulse setzen konnten - aber ohne neue Glaubenssätze/Dogmen einzuführen. Eigentlich wurde Zen im Laufe der Zeit sogar immer "weniger", d.h. es konnte sich von immer mehr Ballast befreien.
Ausgewählte Kurzbiographien solcher Meister sind zB im Buch "Verrückte Wolken / Zen-Meister / Zen-Rebellen" von Besserman/Steger nachzulesen.
Die Frage, ob ein konzeptloses Zen weitergegeben werden kann, ist zu bejahen: Voraussetzung für die Übertragung von Meister zu Schüler war und ist ja gerade jenes Verständnis, das über das verstandesmäßige, konzeptionelle Denken hinauszugehen hat - der Wirklichkeit ist nichts hinzuzufügen.
orwellg:
Hier besteht mE ein grundsätzliches Problem, nämlich die Einordnung von Zen in die Reihe der 35 Glaubenssysteme und Religionen, die Wilson im Rahmen seiner Studie untersucht hat.
Viele klassiche Merkmale anderer Religionen fehlen ganz einfach: Im Zen gibt es keine "vorverdaute" Sicht von der Welt, die derjenige, der den Weg beschreitet, übernehmen kann/soll, und die ihm und seiner Gemeinschaft dann aufgrund einer verbesserten Sozialordnung einen evolutionären Vorteil verschaffen würde, was ja die Kernaussage von Wilsons Thesen ist. Ganz im Gegenteil fordert Zen von seinen Wegbeschreitern, daß zunächst jegliche Konzepte von sich und der Welt abzulegen sind (was allerdings für den Volksbuddhismus und Kirchen-Zen nicht unbedingt ebenfalls zutreffend ist).
Diese Studie wirft für Zen daher nicht zwangsläufig die von Dir genannten Fragen auf; vielmehr würde man Äpfel mit Birnen vergleichen.
lg
Auch wenn die persönlichen Konsequenzen dieser Erfahrung wieder verblassen mögen, wenn man nicht weiter "praktiziert", die Erinnerung bleibt. Und wenn die Erfahrung/Wesensschau/Kensho/Satori tief genug war, kann man ohnehin nicht mehr anders, als weiterhin den Weg zu gehen.
Das allerdings nur daran zu bemessen, wieviel jemand dann noch "sitzt" gleicht doch in erschreckender Weise den Konzepten der übrigen Religionen und Kirchen mit ihren Dogmen.