Grüß euch zusammen,
also was mir aufgefallen ist: irgendwie klappt es in diesem Forum nicht so ganz mit der Kommunikation.
Das liegt meiner Einschätzung nach unter allem daran, dass es oft keinen Konsens über die Bedeutung zentraler Begriffe gibt: z.B. Schlagworte wie "Zen", "Erleuchtung", "Geist", "Meditation"...
Das ist zunächst eigentlich nicht verwunderlich: viele viele haben immer wieder darauf hingewiesen, dass das, worauf diese Worte deuten, nicht einfach so durch intellektuelle Anstrengung zu verstehen ist.
Andererseits ist es doch auch so, dass man "es" in allem finden kann - im "Kirschbaum im Garten" genauso wie auf dem Oktoberfest.
Was hier passiert ist ein Kampf um die Definitionsmacht solcher Schlüsselbegriffe, ein ständiger Aushandlungsprozess von Bedeutung.
Oft passiert es dann, dass bestimmte Aspekte überbetont werden oder andere ausgeblendet - die Begriffe werden dadurch einseitig, starr und unflexibel, wir werden ihnen damit nicht gerecht. Das was Allis mit seinen "Konzepten" meint, ist meiner Ansicht nach genau das - Lebenswirklichkeit wird abstrahiert, definiert, kategorisiert, beurteilt, in Text verwandelt. Die Begriffe wehren sich natürlich gegen eine solche Behandlung, und das hält sie auch am Leben. Dadurch entsteht ein Nebel, die Kommunikation wird intransparent - Worte bekommen eine mystische Aura, um die man wie ums Feuer tanzt. Ich will nicht sagen, dass es nicht auch erkenntnisreich sein kann, die Bandbreite an Bedeutungen zu betrachten, die diesen Begriffen zugeschrieben wird. Es zeigt sehr schön das Dilemma der Sprache und des dualistischen Denkens. Zugleich sind es aber auch alles Versuche, sich der Sache von verschiedenen Richtungen anzunähern.
Ich habe ein paar Vorschläge anzubieten, wie wir uns alle vielleicht noch besser verstehen könnten - wer will kann diese gerne erweitern oder kritisieren :
1) Es könnte sinnvoll sein, die Verwendung besagter Schlüsselbegriffe so weit wie möglich zu minimieren, sowie diese nicht zum zentralen Argument zu machen. Also nicht ständig große Worte fallen zu lassen und zu mystifizieren, sondern sich so konkret und einfach wie möglich auszudrücken.
2) Wenn einem die Verwendung von Begriffen wie "Zen" unerlässlich scheint, dann wäre ein relativistische Grundeinstellung sinnvoll und anbetrachts der Forumsrealität angebracht. Das heißt, man weiß um die Vielfalt der möglichen Zugänge und lässt diesen ebenfalls ihren angemessenen (!) Raum.
3) Eine dritte Möglichkeit wäre es, sämtliche Begriffe und Konzepte radikal zu dekonstruieren und zu versuchen, diese gemeinsam zu rekonstruieren. Also eine gemeinsame Basis von Grund auf zu erschaffen. Das würde jedoch auch andere Begriffe umfassen, die zur Alltagssprache gehören, jedoch keineswegs klarer zu fassen sind (z.B. Bewusstsein, Raum, Zeit, Wille usw.).
[4) neti neti - damit verliert das Forum allerdings seinen Sinn.]
Viele Grüße
Michael
ich weiß nicht, ob wir uns ganz verstehen...
Da alles in wechselseitiger Abhängigkeit miteinander verbunden ist, verändert sich die Welt und dieser Körper-und-Geist-Organismus unvermeidlich permanent. Aus Advaita-Perspektive würde man jedoch wohl sagen: dieser Körper-und-Geist-Organismus ist Illusion, und durch die Identifikation damit entsteht die Vorstellung von einem Ich. Das einzige was wirklich IST, ist das Bewusstsein dahinter, aus dem Gedanken, Gefühle, Materie usw. entspringen. Dies wird verschieden bezeichnet, z.B. als "Selbst" (atman), "die Quelle", "reines Bewusstsein" usw. Du hast von dem "einen Geist" geschrieben, und ich denke, du sprichst damit das gleiche an (?).
Es geht also nicht darum, zu versuchen, die Welt nicht zu beeinflussen - sondern zu erkennen, dass das was da Einfluss nimmt und sich verändert letztlich eine unpersönliche Folge von Kausalzusammenhängen ist, während der Beobachter dahinter, das "wahre Selbst" davon völlig unberührt ist. Ramana Maharshi sagte, eine Möglichkeit, die Illusion des Ego temporär zu unterbrechen, sei die Kontrolle des Atems oder sonstige meditative Übungen. Um diese Illusion aber permanent zu beseitigen, müsse jeder Weg letztlich in intensiver "self-enquiry" münden, mit der Frage "Wer bin Ich?". Ich erkenne darin eine Nähe zu bestimmten Koans. Wenn man einmal mit einer gewissen Stabilität im "wahren Selbst" verweilen kann, sei jede Anstrengung ein Hindernis - der Weg ist ab diesem Zeitpunkt durch völlige Anstrengungslosigkeit und Natürlichkeit gekennzeichnet. Vielleicht ist es ja genau das, was im Soto-Zen mit "es gibt nichts zu erreichen" gemeint ist (?).
Jedenfalls denke ich es ist so: "self-enquiry" beginnt mit Hilfe des Ego und hört mit der Vernichtung der Ego-Illusion auf. Ramana spricht in diesem Zusammenhang von "complete surrender".
Und übrigens so-so - auch deine Meinung zum "freien Willen" würde mich sehr interessieren, falls du dazu etwas beitragen willst.
beste Grüße
Michael