Hallo Menschen,
ich bin ein totaler Anfänger im Zen. Ich lese gerade ein Buch von D. T. Suzuki, Titel:"Zazen", und meditiere im bescheidenem Ausmaße. Neulich war ich in einem Dojo und habe eine Einführung in die Zen-Meditation mitgemacht, ich möchte wieder hingehen.
Meine Frage: Leider kriege ich das mit dem konventionellen Meditationssitz einfach nicht hin und meditiere deshalb im Schneidersitz, ist das ausreichend??
Noch was, in diesem Zen-Dojo, in dem ich war, ist es Ritual vor der Meditation mit dem rechten Fuss über die Türschwelle zu gehen und dann im Uhrzeigersinn durch den Raum zu gehen, hin zu seinem Meditationsplatz.
Ist das überall im Zen so?
Ich bin kein Freund von Ritualen und Traditionen, doch offenbar ist das fester Bestandteil von Zen, oder??
Vielen Dank im voraus!
P. S.: Der Zen-Lehrer hat gemeint der Autor D. T. Suzuki wäre für Zen nicht von Bedeutung, da er im Osten vollkommen unbekannt ist und nur im Westen einen Namen hat. Im Grunde hat er von Zen wenig Ahnung.
Haltet ihr das für richtig?
mach Dir wegen dem Lotossitz mal keine Sorgen - von heute auf morgen geht das nicht. Manche (ich z.B.) lernen's nie. Ich sitze im Kniesitz (Seiza) und fühle mich dadurch keineswegs behindert. Halber Lotos (nur ein Fuss auf den Schenkel) ist auch okay und Schneidersitz auch (wenn Dich der Name stört, nenn's Burmesensitz, das klingt professioneller). Viele Europäer sitzen auch mit Bänkchen als Hilfsmittel. Und wenn jemand behindert ist, warum sollte der nicht im Rollstuhl sitzend oder im Liegen Zazen machen ....
Rituale - Zen hat keine "festen Bestandteile". Und Traditionen - irgendwo hat jeder seine eigene. Ich halte auch von beidem nicht viel - sie können den klaren Blick verkleistern. Aber wenn es Deinen Lehrer glücklich macht, tu ihm den Gefallen. Nur nimm's nicht allzu ernst.
Nun zu Suzuki. Sicherlich liegt D.T. Suzukis Hauptverdienst darin, Zen (und, was weniger bekannt ist, auch den Shin-Buddhismus) durch seine Essays und Übersetzungen dem Westen nahegebracht zu haben. Seine Wirkung auf den Westen kann kaum überschätzt werden.
Über seinen Stellenwert in Japan kann man (vielleicht) streiten. Immerhin gründete er während seiner Zeit als Professor der Otani-Universität (1921) die nicht ganz unwichtige Eastern Buddhist Society. Deren Zeitschrift, The Eastern Buddhist, ist noch heute eine der wichtigsten Publikationen im Bereich der Buddhologie. Von Suzukis zahlreichen japanischen Werken will ich hier nur Nihonteki Reisei (1944, 1972 in Englisch unter dem Titel "Japanese Spirituality" erschienen) erwähnen. Dieses Buch wird in Japan mittlerweile als Klassiker eingeschätzt. Vollkommen unbekannt???? Sicherlich nicht.
"Im Grunde hat er von Zen wenig Ahnung" - ich weiss jetzt wirklich nicht, wen Du damit meinst, Suzuki oder Deinen Lehrer.... ;-)
Spass beiseite, wahrscheinlich schätzt Dein Lehrer Suzuki so wenig, weil er ein Gelehrter war - das soll bei Zen-Leuten gelegentlich vorkommen. Vielleicht "schmeckt" ihm auch nicht, dass Suzuki die Arbeit mit Koans dem Shikantaza vorzog und sich gelegentlich etwas abfällig über das Nichts-als-Sitzen äußerte. Vermutlich will er Dich nur davon abhalten, zu intellektuell an Zen heranzugehen. Aber auch darüber (d.h. über den Wert des Studiums) kann man geteilter Meinung sein.
Gruss,
Ralf