Heute Mittag kam, gerade recht zur Adventszeit, meine Lieblingszeitschrift "Das Kuckucksnest", eine Zeitschrift, wo Psychiatrie-Erfahrene ihre Gedichte, Gedanken, Zeichnungen...beitragen können. Die Zeitschrift ist schräg, genial, nachdenklich stimmend,oft extrem treffend, brut, originell und vieles mehr.
Eines der aktuellen Gedichte möcht ich euch nicht vorenthalten, weil ich beim Lesen spontan an euch gedacht habe... ;-)
Erst kürzlich hat man mir gesagt
Ich sei doch jetzt schon recht betagt.
Ob ich schon drüber nachgedacht
Was man mit meinem Soma macht?
Wenn Anima und Spiritus
gemeinsam fassten den Entschluss
Das Soma jetzt allein zu lassen
Und droben d Flügeli go fassen.
Zwar sei das Soma gut im Schuss
Trotzdem die Gallenblase duss.
Und auch vom Organ Prostata
Sei noch so viel wie nichts mehr da.
Im Kopf mache der Tinnitus
In beiden Ohren viel Verdruss
Wobei das allzu schlimm nicht wär
Die Ohren hörten eh nichts mehr...
Ich soll doch exsomatisieren
Ganz einfach nicht mehr existieren
Ins Nirwana dislozieren
Und das Soma hier kremieren.
Ja aber, wenn ich's selber tu
Find ich im Jenseits keine Ruh.
Muss gar nochmals ein Soma fassen-
Das ist nun wirklich nicht zum Spassen.
Drum bring ich mich nicht selber um
Mit zweiundsechzig wär das dumm.
Hab ich schon so lang durchgelitten
Wird jetzt der Docht nicht abgeschnitten.
Ich möcht dann auch nicht dafür büssen
Und resomatisieren müssen.
Drum bliib i no es Ziitli doo
S' Abträte wird no früe gnue choo...
Es Grüessli
Marielle
Ich kann eigentlich Sanpais Aussage nur unterstreichen. Du findest sicher den richtigen Weg, wo du von beiden Seiten das für dich leben und nutzen kannst, was dir auf deinem ganz persönlichen Weg am besten dient.
Vor einer Entweder-Oder Schwelle ähnlicher Art stand ich nach meinem Zeneinführungskurs im September. Ich hatte plötzlich das Gefühl, ich müsse mich für das Eine oder Andere entscheiden, fühlte mich einen Moment auch etwas heimatlos. Da habe ich dann aber mit der Zeit gespürt, dass ich mich da entlasten kann und es nicht um diese Entscheidung geht sondern letztendlich um meinen inneren Weg, wo ich Hilfe aus meinem "Wurzelbereich" schöpfen kann, aber ebenso Neues oder anders Formuliertes fruchtbringend einbeziehen kann.
Die Aussage, die du aus dem Bibel zitierst bezieht sich meiner Meinung nach nicht darauf, dass Jesus verlangt, dass man sich für die eine oder andere Religion oder den einen oder anderen Weg entscheiden soll. Was er sagt ist vielmehr, dass wir unseren Weg mit ganzem Herzen gehen sollen und nicht mit halbem Herzen. Das bezieht sich auf alles, was wir tun und leben. Insofern ist dies keine einschränkende oder ausschliessende Aussage...
Ich grüss dich lieb
Marielle