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Praktiziere in der tibetischen Tradition. Bin hier, um etwas mehr ueber Zen, also eine weitere Mahayana-Tradition herauszubekommen. Wird sicher spannend...
danke fuer deine lange Antwort. Ich bin ganz Deiner Meinung, dass man zumindest die vier edlen Wahrheiten studiert/reflektiert haben muss, um ueberhaupt den Sinn der Praxis zu verstehen.
Aber wie steht es damit im Zen? Werden die vier edlen Wahrheiten gelehrt und reflektiert? Oder ist das bereits zuviel Stoerung fuer das Sitzen?
Ich glaub das ist im wesentlichen meine Frage: Gibt es im Zen irgendeine Art von logischer/analytischer Reflektion oder nicht? Wenn ja, in welchem Ausmass?
Du schreibst, dass der Zen den Akzent auf die Praxis setzt. Das scheint zu beinhalten, dass es ausser der Praxis noch was anderes gibt. Wie steht's damit? Wenn man einen Zen-Moench ueber Zufluchtnahme und Entwicklung von Liebe und Mitgefuehl fragen stellet, hat er dann was auszusagen (ausser 'Mu', natuerlich)? Wie steht's mit der Motivation? Vor der Sitz-Praxis, wird im Zen die Motivation erzeugt, zum Wohle aller Wesen zu handeln?
Tharchin:
In Hass und Anhaftung ertraenkst du die Welt.
Kriege hast du entfesselt in vergangener Zeit.
Im Egoismus versunken ist nur Dunkelheit ausgegangen von dir,
seit anfangsloser Zeit.
Dein Licht ein blosses Potenzial.
Zuflucht hast du versagt, den unendlichen Wesen und dir selbst.
Drei Arten von Leiden, selbsterzeugt, selbstdurchlitten,
seit anfangsloser Zeit.
Und Du Dir eine Zuflucht?
Dear unsui,
Wer seine Krankheit nicht kennt, sucht nicht nach einem Arzt.
Wer seine innere Zerstoertheit nicht kennt, sucht nicht nach Zuflucht.
Obwohl ich zustimme, dass wir selbst praktizieren muessen auf der Basis unserer eigenen Buddhanatur, bin ich doch auch der Meinung, dass wir zunaechst einmal feststellen muessen, auf welcher Stufe wir stehen. Wieviel Zuflucht und Licht koennen wir uns denn sein, mit diesem voellig verrueckten Geist? Zen-Geist, Anfaenger-Geist? Nun, ich als Anfaenger nehme Zuflucht zu Buddha, Dharma und Sangha.
Tharchin:
Sich am Buddha zu messen finde ich vermessen...
Scherz beiseite: Zen ist ja auch ein Teil des Mahayana. Allgemein wird im Mahayana gelehrt, dass der historische Buddha bereits bei seiner Geburt erleuchtet war und die gesamte Lebensgeschichte des historischen Buddha eine Art Spiel war, um verschiedene Dinge zu zeigen. Anders als im Hinayana ist also fuer uns 'Mahayanis' die Geschichte des Buddha nicht direkt bedeutend.
Kurz in den vorbereitenden Leben, in denen der Buddha eben noch nicht erleuchtet war, hat er sehr wohl Buecher verwendet. Jetzt ist nur die Frage, ob wir uns an dem "Spiel" des historischen Buddha 'messen' wollen oder an den Vorstufen. Die Frage ist also, wo wir uns selbst sehen. (Vorsicht: Ego-Falle).
Im Zen geht es ja gerade darum, die Schriften von irgendwelchen Meistern zu nehmen, sondern den Buddhismus zu "entrümpeln" (verzeiht mir diesen Begriff bitte) und sich hauptsächlich auf die Meditation zu beschränken. In welchem Maße die Regeln zu betrachten sind, liegt bei jedem einzelnen, aber wahrscheinlich wird diese Ansicht maßgeblich durch den Meister/der Gruppe gelenkt.
Ich persönlich finde das Zazen, die vier edlen Wahrheiten und zusammen mit letzterem (vierte Wahrheit) den achtfachen Pfad. Die vier Weisheiten sind meiner Meinung nach wichtig, um überhaupt den Sinn des Weges (Buddhismus; Zen-Buddhsmus) und die Gründe für Leid zu erfahren. Letzteres ist zur Selbstaufgabe und zum Eintritt ins Nirvana wohl unumstößlich.
Den achtfachen Pfad finde ich wichtig, um die Achsamkeit und alles andere (rechte Sprache, etc.) nie zu vergessen und als ganzes zu sehen.
Dennoch versperre ich mich nicht anderen Texten (Texte von Buddhis/Meistern, Sutren, etc.), sehe sie aber eher als Hilfe an und nicht als so wichtig, als dass ich sie unbedingt wissen und befolgen muss.
Aber wie gesagt - das sieht jeder anders, weswegen es ja auch verschiedene Wege im Buddhismus gibt. Zen ist einer davon und der - meiner Meinung nach - reinste.
Hannes1957:
Gassho Tharchin,
auf Deine Frage wirst Du sicherlich eine Reihe unterschiedlicher Meinungen zu lesen bekommen.Wenn ich den Anfang damit mache, so ist dass rein zufällig.Bin noch nicht so lange in der Praxis, wie einige andere Stammteilnehmer,aber für mich gilt in diesem zusammenhang die Faustregel: so viel studieren des Buddhismus, wie nötig; so viel Praxis im Zen, wie möglich-optimalerweise ist der gesamte Alltag EIN Übungsfeld.Ich denke, dass man ohne Studium den Buddhismus nicht erfassen kann.Zen setzt nur den Akzent, dass die Praxis die wahre Essenz der Lehre ist.
Wie gesagt: das ist meine Einstellung heute.Ich habe aber gelernt, dass man sie modifizieren muss (oft genug) , weil die Lehre zu komplex ist.
Wenn ich was ueber Zen gelesen habe oder was darueber gehoert habe, dann hatte ich meistens den Eindruck, dass Zen ausschliesslich aus Zazen-Sitzen und aus Koan-Praxis besteht und dass beides unbegriffliche Praktiken sind, also unter Ausschluss des Denkens.
Nun ist Zen aber auch Buddhismus und damit sollten - meiner Meinung nach - auch Themen wie Zufluchtnahme zu den Drei Juwelen, Liebe und Mitgefuehl gegenueber allen Wesen, Leiden in seiner Vielfalt, Wiedergeburt, Karma, Ursache und Wirkung etc. etc. irgendwie Teil des Ganzen sein. Dies scheinen mir aber alles Themen zu sein, die (zumindest anfaenglich) analytisch, also denkerisch bzw. in gedanklicher Reflektion zu meistern sind.
Wie steht es also damit im Zen? Gibt es z.B. Zufluchtnahme? Wenn ja: Wie sieht das im Zen aus? Studiert ein Zen-Praktizierender?
Freue mich schon auf eure Hilfe in diesen (und weiteren) Fragen,
Tharchin
P.S.: Ich selbst gehoere der tibetischen Tradition an (ist vielleicht noch gut zu wissen).
leider habe ich zuerst die msg beantwortet...
Gassho () Hände zusammenfalten: Gruß.
:-)
Hannes