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ehemals-ikkyu:
Verehrter Tai, ich hüte mich tunlichst, Zazen eine Bedeutung zu geben ! Wenn man es ausübt, spricht es für sich selber und alles ist klar. Wenn man ihm eine Bedeutung (Hindeutung) gibt, ist man schon einen Schritt vorbei, weil man die Worte ohne Worte nicht hören kann. Ich weis, hört soch jetzt nach bla bla an. Trotzdem teile "Ich" diese Erfahrung mit all meinen Dharmavorfahren 😊
Tai:
Und Meister Ikkyu zückt die Gebrauchsanweisung. Wozu da überhaupt noch über unser Verständnis sprechen, wo Buddha doch alles schon so treffend ausgedrückt hat? Einfach Zazen ausüben, reicht doch. Fragt sich nur, was Zazen ausüben bedeutet. Was es im Geiste unsuis bedeutet, kann nur der unsui wissen. Was bedeutet es im Geiste Ikkyus?
Tai:
Was ist Zen? = Was ist es, das diese Frage stellt?
"Zen" (jap.) oder "Ch'an" (chin.) bzw. "dhyana" (sanskr.) könnte man in seiner ursprünglichen Wortbedeutung wohl mit "Versenkung" oder "Meditation" übersetzen. Aber wo findet diese Meditation statt, wenn nicht genau da, wo du die Frage nach Zen stellst? Und was kann letztendlich der Inhalt dieser Meditation sein, wenn nicht genau dajenige, das diese Frage stellt?
Wir neigen dazu, es zugunsten tausend und einer Wahrnehmung oder gedanklichen Vorstellung aus den Augen zu verlieren. Nach meinem Verständnis steht Zen letztlich für eine geistige Haltung, die darin besteht, sich immer genau jetzt desjenigen gewahr zu bleiben, das sieht, hört, riecht, schmeckt, fühlt und weiß.
unsui0:
...sei dir da mal nicht so sicher, aber ich meine das Kontinuum in einem anderen Dasein...
...mir ist diese Auskunf wichtig und es ist mir völlig egal, ob du es geschmacklos findest oder nicht...mipooh hat ja wohl nicht selber diese Nachricht verbreitet, daher interessiert es mich schon woher diese Nachricht kommt...
Tai:
"Ich denke, dass ich meinen Tod nicht erleben werde, also wozu weiter darüber nachdenken.
Alle werden es wissen, "er ist tot", nur ich nicht.
Ich bin nur ein Lebender, ein Toter werde ich nie sein.
Selbst meinen letzten Atemzug werde ich als Lebender nehmen. Wenn "ich dann tot bin", bin "ich" nicht da, um es zu reflektieren. Denn der, der reflektiert, identifiziert sich über die Körperfunktionen, dann die sozialen und natürlichen Beziehungen. Diese Voraussetzungen sind bei einem Leichnam nicht gegeben.
Der "Selbstvergessene", als den ich mich auch kenne, mag weiterhin existieren oder auch nicht, was aber meines Erachtens für "mich" unerheblich ist." (Zitat: mipooh 2003)
Auch ich schließe mich diesem Abschiedsgruß mit einem tiefen Gassho vor mipooh und allen, die dies lesen, an.
mipoohji:
Ist mir nur zu verständlich, dass Du Dich gegen eine solche Anweisung aussprichst. Dasselbe empfinde ich dabei auch.
Der Mensch angesichts "seines ursprünglichen Gesichts" benötigt keine Anweisung und keine Verbesserung...
Da stimmt alles einfach und es gibt nichts zu tun...
deinen Ansatz kann ich nachvollziehen und auch Johannes' Hinweis auf Entschleunigung. Doch genau deswegen kann ich mit Anweisungen wie der ganz oben zitierten nicht viel anfangen. Wenn es im Grunde darum geht, sein inneres Gleichgewicht zu finden oder sich zu entschleunigen, warum dann nicht gleich genau das sagen?
Die Aufforderung, Hass, Ärger und Egoismus zu eliminieren, hört sich für mich selbst schon ziemlich gewaltätig an; wie etwas, das getrieben ist von einer Absicht, die je nach persönlicher Reife dann auch entsprechend mehr oder weniger egoistisch ausfallen dürfte und für mich so nicht funktionieren kann. Hass, Ärger und Egoismus sind ja nicht bestehende Dinge, die man vernichtet und dann entsteht stattdessen etwas ganz Tolles, Liebenswürdigkeit zum Beispiel.
Hass, Ärger und Egoismus sind auf den Geist bezogene Bewertungen im Sinne von, ich bewerte meine Gefühle (oder Gedanken) als hasserfüllt, ärgerlich oder egoistisch. Die Vorstellung, diese Gefühle auszumerzen und durch liebenswürdige Gefühle zu ersetzen, halte ich für einen einzigen Krampf. Und was dabei herauskommt, ist sicher nicht das ganzheitliche Zulassen des Augenblicksgewahrseins, das ich unter Zen ausüben verstehe.
In der westlichen Welt trifft man heutzutage immer wieder auf Zen-Lehrer, die etwas anbieten, was sich für mich wie christliche Ethik unter Buddhas Robe anhört: Das Schlechte eliminieren und durch Gutes ersetzen. Zen aber lehrt: "Lass gut und schlecht gleichermaßen los, was ist da dein ursprüngliches Gesicht noch bevor deine Eltern dich geboren haben?"
mipoohji:
Wenn ein Mensch sein inneres Gleichgewicht findet, und er kann es strenggenommen nicht herstellen, dann ergibt sich daraus eine Ausgeglichenheit, in der Haß, Ärger und Egoismus keine Rolle spielen und Liebenswürdigkeit sichtbar wird.
Wenn nun jemand brav seine Übungen macht, könnte er zu glauben beginnen, er hätte all dies "gemacht". Tatsächlich ist er nur "auf den Teppich gekommen"... und selbst das hat er allenfalls begünstigt, nicht gemacht.
Man kann sich hinsetzen und sagen "ich meditiere jetzt". Ob da allerdings eine Meditation entsteht, das bleibt fraglich bis sie einsetzt.
Nun ist es auch noch so, dass bei geübteren Menschen Meditation schonmal eher oder öfter geschieht, weil sie bereits gelernt haben, sie geschehen zu lassen und nicht immer dazwischenzufunken mit irgendwelchen Bewertungen.
Von daher sind sicher beide Varianten (ich meditiere bzw ich mache mich bereit) irgendwo nicht ganz falsch. Da es jedoch nichts zu tun gibt, als allen Unsinn abfallen zu lassen, neige ich eher dazu, mein Handeln als "ich bereite mich vor" zu bezeichnen.
Dabei hilft ein wenig, bereits eine tiefe Erfahrung von "ich bin bereits vollständig" zu haben.