Zu dem Artikel von XiongShui http://www.zen.de/magazin/artikel/ueber_zen%3Fid=68432&cmd=Anzeigen Warum ist es für uns westliche Menschen so schwer, das Wesen des ZEN zu erfassen? habe ich ein paar Gedanken beizusteuern.
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Zitat aus XiongShuis Artikel: In Europa ist man gewohnt, an alles mit dem Verstand heranzugehen, man bildet sich hier zuerst eine Theorie und später versucht man, diese in die Praxis umzusetzen. Zumindest wird hier bei uns immer ein theoretischer Überbau mitgeliefert. In Asien wird zunächst probiert, und dann evtl., falls überhaupt noch erforderlich, eine Theorie gebildet.
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Das Wesen von Zen zu begreifen, wird sicher nicht nur durch die unterschiedliche Herangehensweise des europäischen und asiatischen Kulturkreises erschwert. Obwohl das ein wesentlicher wenn nicht der wesentliche Unterschied überhaupt ist.
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Zitat: Gerade bei einer Sache wie ZEN, der man sich eindeutig und ausschließlich nur durch Erfahrung nähern kann, wird hier im Westen immer wieder versucht, dieses "Rätsel" mit dem Verstand zu knacken.
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Aber ich sehe da noch ein weitergehendes Hindernis: die oftmals fehlende praktische Unterfütterung. Ein Kochrezept zu lesen bedeutet nicht die gleiche sinnliche Erfahrung, wie das Gericht zu ESSEN, eine noch tiefer gehende Erfahrung ist das selber Zubereiten der Speise.
So löst beispielsweise das Betrachten von Fotos eines Zen-Gartens nicht die gleiche Empfindung aus, wie wenn man den Kies selber harkt.
Wo nimmt nun aber der gemeine Mitteleuropäer einen Zen-Garten her?
Aus seinem Alltag. Denn es muß mE nicht unbedingt der Zen-Garten in Japan sein, in unserem Alltag werden wir mit der entsprechenden Achtsamkeit fündig.
Mit der vieltausendfach beschriebene Erleuchtung verhält es sich ähnlich. Eine noch so umfangreiche Beschreibung kann nicht vermitteln, was das eigentlich IST. Worte können die Begleitumstände schildern, eventuell auch noch die Gefühle versuchen zu beschreiben, das praktische ERLEBEN kann nicht vermittelt werden.
Versuche doch mal jeder, nur mit Worten links, rechts, oben, unten zu beschreiben, und zwar so, daß ein anderer, der diese Begriffe nicht aus Erfahrung kennt, sie voll und ganz versteht. Das ist schlichtweg nicht möglich; der Rezipient braucht in jedem Fall die dazugehörige sinnliche Erfahrung.
Allerdings bin ich der Meinung, daß das oberste Ziel nicht das Erwachen sein muß, sondern die Erfahrungen, die ich mache, wenn ich meinen (Zen)Weg gehe unbeirrt im Hier und Jetzt.
Gute Erfahrungen wünscht
oma_lacht
Vor vielen Jahren las ich Erich Fromm Haben oder Sein, und eine Passage, die mich überaus beeindruckt hat, war die, in der Fromm die verschiedenen Weisen, die Natur zu erfassen in drei Gedichten gegenüberstellt: Tennyson, Goethe und Basho Hier ein Link dazu: http://www.muenster.org/uiw/fach/phil/inhalt/fromm1.htm
Hier wird sehr anschaulich das Trennende verdeutlicht; aber auch die verbindenden Ansätze, die Goethe in seinem Gedicht ausdrückt.
Ich meine, daß die Unterschiedlichkeit uns nicht dazu verdammt, niemals einen Zugang zu östlicher Denkart und Empfindungsweise zu finden, sondern daß es durchaus eine Bereicherung sein kann, sozusagen eine kulturelle Ökumene.
(Die Lektüre von Haben oder Sein kann ich sehr empfehlen)