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Ralf54:
Hallo Unstet,
Unzan hat den entscheidenden Grund für Dein Problem schon genannt: Zazen kann 'dünnhäutig' machen. Psychologisch gesehen ist das eigentlich auch recht einleuchtend. Das Sitzen findet in der Regel in einer bewusst reizarm gestalteten Situation statt. Dieser Situation gegenüber öffnest Du Dich, Du nimmst sie mit großer Konzentration und Achtsamkeit wahr und in Dich auf - und das möglichst direkt, also ohne sie dabei verstandesmäßig zu interpretieren und zu filtern.
So etwas erhöht zwangsläufig die Sensibilität (Empfindlichkeit). Sowohl in Bezug auf Sinneswahrnehmung als auch in Bezug auf Eindrücke emotionaler Art. Um es mit dem buddhistischen Skandha-Modell auszudrücken: die Skandhas 'Wollen' und 'unterscheidendes Denken' werden in der Übung zurückgenommen, das Gewicht liegt auf den Skandhas 'Form' (eigentlich 'Körperlichkeit', Materie - dieser Übungsbestandteil bezieht sich vor allem auf die physische Form aufrechten Sitzens), 'Empfindung' und 'Wahrnehmung'. Es geht dabei um die Einsicht in die Leerheit / Bedingtheit aller fünf Skandhas (worauf das Herzsutra deutlich hinweist). In unserem 'Normalzustand' (der eben kein 'normaler', sondern ein leidhafter Zustand ist) sind die Skandhas 'Wollen' und 'unterscheidendes Denken' so dominant, dass eine solche Einsicht in der Regel nicht möglich ist.
Die genannte Sensibilisierung kann zeitweise zu den von Dir beschriebenen Problemen (Gereiztheit, Überempfindlichkeit) führen, wenn gleichzeitig ein gewisses Ungleichgewicht in der Entwicklung der Übung entsteht. Das oben genannte bezieht sich vorwiegend auf den Prajna- und den Dhyana-Aspekt (Weisheit und Versenkung) der Übung. Insgesamt sind nach dem klassischen Modell sechs Aspekte zu entwickeln. Von besonderer Wichtigkeit ist stets der Prajna-Aspekt; nach der Lehre des Astasahasrika-Sutra (des Kerntextes der Prajnaparamita-Sutren, deren konzentrierteste Zusammenfassung das Herzsutra ist) geht Prajnaparamita den anderen Paramitas voran, bedingt sie.
Trotzdem kann es, wie schon angedeutet, zu Ungleichgewichten kommen - in Deinem Fall im Bereich des Kshanti-Aspektes ('Duldsamkeit'). Um solche Unausgewogenheiten auszugleichen, ist das Studium und die Übung einer weiteren Paramita von besonderer Wichtigkeit - die von Shila (Sittlichkeit). Um nun auch die beiden noch fehlenden Paramitas / Übungsfelder zu nennen: es handelt sich dabei um Virya (Eifer, Hingabe) und Dana (Freigebigkeit).
Hier zeigt sich wieder einmal die Wichtigkeit der Begleitung des Übenden durch einen erfahrenen sprituellen Freund. Im Dokusan (persönlichen Gespräch) werden solche Unausgewogenheiten in der Übung aufgespürt und Hinweise / Ratschläge zu deren Ausgleich gegeben. Ich weiss nicht, ob Du schon einen Lehrer hast - ich vermute einmal, noch nicht. Wenn Du einen persönlichen Rat annehmen möchtest - Deine Übung scheint sich so weit entwickelt zu haben, dass es nun allmählich an der Zeit ist, sich um die Unterstützung eines Lehrers zu bemühen.
kailasa:
hallo werner,
ich verstehe nicht so ganz den sinn deines artikels. von welchen zahlreichen jammertälern sprichst du ? von dem leid, welches wir als menschen durchleben und erfahren, weil wir uns mit dem körper und der seele identifizieren ? das würde ich nicht unbedingt als jammertal bezeichnen. eher als einen lernprozess.
ansonsten schließe ich mich dem text von unsui an.
obwohl ich nicht wirklich weiß, dass die welt nicht doch noch existiert, wenn ich nicht mehr bin. :-)
gute nacht ihr beiden und lieben gruß.
Unzan hat den entscheidenden Grund für Dein Problem schon genannt: Zazen kann 'dünnhäutig' machen. Psychologisch gesehen ist das eigentlich auch recht einleuchtend. Das Sitzen findet in der Regel in einer bewusst reizarm gestalteten Situation statt. Dieser Situation gegenüber öffnest Du Dich, Du nimmst sie mit großer Konzentration und Achtsamkeit wahr und in Dich auf - und das möglichst direkt, also ohne sie dabei verstandesmäßig zu interpretieren und zu filtern.
So etwas erhöht zwangsläufig die Sensibilität (Empfindlichkeit). Sowohl in Bezug auf Sinneswahrnehmung als auch in Bezug auf Eindrücke emotionaler Art. Um es mit dem buddhistischen Skandha-Modell auszudrücken: die Skandhas 'Wollen' und 'unterscheidendes Denken' werden in der Übung zurückgenommen, das Gewicht liegt auf den Skandhas 'Form' (eigentlich 'Körperlichkeit', Materie - dieser Übungsbestandteil bezieht sich vor allem auf die physische Form aufrechten Sitzens), 'Empfindung' und 'Wahrnehmung'. Es geht dabei um die Einsicht in die Leerheit / Bedingtheit aller fünf Skandhas (worauf das Herzsutra deutlich hinweist). In unserem 'Normalzustand' (der eben kein 'normaler', sondern ein leidhafter Zustand ist) sind die Skandhas 'Wollen' und 'unterscheidendes Denken' so dominant, dass eine solche Einsicht in der Regel nicht möglich ist.
Die genannte Sensibilisierung kann zeitweise zu den von Dir beschriebenen Problemen (Gereiztheit, Überempfindlichkeit) führen, wenn gleichzeitig ein gewisses Ungleichgewicht in der Entwicklung der Übung entsteht. Das oben genannte bezieht sich vorwiegend auf den Prajna- und den Dhyana-Aspekt (Weisheit und Versenkung) der Übung. Insgesamt sind nach dem klassischen Modell sechs Aspekte zu entwickeln. Von besonderer Wichtigkeit ist stets der Prajna-Aspekt; nach der Lehre des Astasahasrika-Sutra (des Kerntextes der Prajnaparamita-Sutren, deren konzentrierteste Zusammenfassung das Herzsutra ist) geht Prajnaparamita den anderen Paramitas voran, bedingt sie.
Trotzdem kann es, wie schon angedeutet, zu Ungleichgewichten kommen - in Deinem Fall im Bereich des Kshanti-Aspektes ('Duldsamkeit'). Um solche Unausgewogenheiten auszugleichen, ist das Studium und die Übung einer weiteren Paramita von besonderer Wichtigkeit - die von Shila (Sittlichkeit). Um nun auch die beiden noch fehlenden Paramitas / Übungsfelder zu nennen: es handelt sich dabei um Virya (Eifer, Hingabe) und Dana (Freigebigkeit).
Hier zeigt sich wieder einmal die Wichtigkeit der Begleitung des Übenden durch einen erfahrenen sprituellen Freund. Im Dokusan (persönlichen Gespräch) werden solche Unausgewogenheiten in der Übung aufgespürt und Hinweise / Ratschläge zu deren Ausgleich gegeben. Ich weiss nicht, ob Du schon einen Lehrer hast - ich vermute einmal, noch nicht. Wenn Du einen persönlichen Rat annehmen möchtest - Deine Übung scheint sich so weit entwickelt zu haben, dass es nun allmählich an der Zeit ist, sich um die Unterstützung eines Lehrers zu bemühen.
Gasshô,
SoGen