Also ich hatte den Thread bezüglich Selbstdisziplin eröffnet, und manche Antworten gaben neue Fragen auf. (Ich erlaube mir allerdings einen neuen Thread, da der alte sehr vom Thema abgeschweift und übersichtlich ist).
Die Frage war: soll man sich auch zum Sitzen zwingen, wenn man nicht mag.
Diese Frage wunderte manchen, der sich denkt, entweder man will Zen machen oder nicht. Aber so einfach "funktioniert" nicht jeder Mensch. Also zumindest ich nicht. Es gibt den allgemeinen Wunsch, aber es gibt Hochs und Tiefs. Bei mir ist das zumindest so, und bei manchem anderen vielleicht auch.
1) "Kommt drauf an was Du erreichen willst mit Zen": ich dachte, man soll nichts erreichen wollen? Ich meditiere, im allgemeinsten Sinn, weil ich mir davon positive Veränderungen erwarte, un konkreter, weil ich auf der Suche nach einem erfüllteren Leben bin, das sein Glück nicht im Äußerlichen findet, sondern im Inneren.
Aber ich erwarte mir nichts total Konkretes davon.
Ich glaube nicht, dass ich - für ein Kind des zeitgenössischen Westens - außergewöhnlich abhängig bin von Dingen und Konsum und anderer Menschen Meinung usw. Aber doch mehr, als ich es mir für mich wünsche. Auf der Suche nach einem erfüllten und selbstgenügsamen Da-Sein ist für mich Zen nur EIN Weg. Die Frage nach der Kunst des Lebens" beschäftigt mich schon seit meiner Jugend und unter den Antworten fand sich auch Meditation im allgemeinen und Zen im Konkreten. Und da ja empfohlen wird, nicht zwischen den vielen Schulen der Mediation umherzuhüpfen, will ich nicht bloß hineinschnuppern, sondern auch mittelfristig dabei bleiben.
Ich bin auch nicht gestresst oder unglücklich und "nutze" Zen sicher nicht als Beruhigung nach der Arbeit oder als Therapie (das soll es ja auch nicht sein). Ich will es überhaupt nicht "benutzen".
2) "20 Minuten am Tag sitzen ist ein Tropfen auf den heißen Stein": Wie lange "soll" man sitzen am Tag? Gibts nur "Hardcore"-Zen und sonst nichts? Fängt man nicht klein an? Ich muss sagen, auch angesichts meines ersten Punkts, dass diese pauschale Aussage mich sehr wundert.
3) Zen und Religion: Ich weiß um die Existenz des religiösen Hintergrunds von Zen, habe mich aber damit nicht näher damit auseinandergesetzt. (Ehrlichgesagt vertraue ich sehr auf mein eigenes ethisches Empfinden, das, da bin ich mir sicher, sich in vielen Punkten schon von vornherein mit vielen buddhistischen Ansätzen deckt, auch wenn das Tun oft dem Wollen nicht gerecht wird.) Ist dieser Mangel in Euren Augen ein schwerwiegender?
Bensch