Hallo
nach meiner letzten Frage hier verstehe ich es so, daß viele Koans strikt ablehnen! Andere geben ihnen eine gewisse berechtigung, aber nur, wenn ein Koan von einem Meister gestellt wird.
Nun habe ich vor einiger Zeit ein Buch mit Koans namens "Bi Jän Lu" geschenkt bekommen, auch "Aufzeichnungen des Meisters vom Blauen Fels" genannt. Kennst jemand das Buch?
Soll ich es getrost wegwerfen, um mich nicht meschuge zu machen? Oder bei ebay verhökern?
Was ist der Sinn dieses Buches?
Fabian
zunächst einmal: "Koans strikt ablehnen" ist Unfug. Die Arbeit mit Koan in der Zen-Schulung ist eine sehr effektive Methode, die allerdings nicht für jeden gleich gut geeignet oder auch nur sinnvoll ist. Gleiches lässt sich auch über shikantaza, das 'reine Sitzen' sagen. Nur - Koan-Arbeit ist nun einmal etwas, das nur in einer Lehrer-Schüler-Beziehung 'funktionieren' kann. Sich einfach hinzusetzen, irgendein Koan herauszugreifen und dann damit zu üben ist in etwa so sinnvoll, wie sich mit einem Stück Blech und einer Feile hinzusetzen und zu versuchen, daraus jetzt eine schöne Taschenuhr zu basteln.
Koan sind aber nicht ausschließlich dazu da, um damit Kanna-Zen (Koan-Arbeit) zu üben. Es gibt sie schon deutlich länger als die 'Technik' des Kanna. Zunächst einmal (von ihrer Funktion als 'Lehrplan' der Koan-Schulung abgesehen) sind die Koan-Sammlungen wie das Bi Yen Lu/Hekigan-roku oder das Wu Men Guan/Mumonkan (um nur die bekanntesten zu nennen) wie auch die sog. Yulu-Literatur (das sind Sammlungen der Lehren einzelner Meister) wichtige Quellen der Zen-Tradition. Diese literarische Tradition unterscheidet die Zen-Schule von allen anderen buddhistischen Schulen; sie ist ihr spezieller Besitz, während die Sutras, Shastras, Dharanis usw. gemeinsamer Besitz aller buddhistischen Schulen (zumindest der des Mahayana) sind.
Sie zeigen modellhaft, wie die großen Meister der klassischen Zeit (also der Tang- und frühen Song-Dynastie) spezifische Probleme behandelt haben. Von daher auch der Name; Koan bzw. Gongan bedeutet nicht nur 'öffentlicher Aushang', es hat auch die Nebenbedeutung '(juristischer) Präzedenzfall'. Die Aussagen der alten Meister über zentrale Themen der budhistischen Lehre wie Buddhanatur, Leere, Geist, Karma usw. sind dabei durchaus auf verschiedenen Ebenen zu 'verstehen' - auch wenn dieses Verständnis selbst auf einer verhältnismäßig oberflächlichen Ebene alles andere als einfach ist. Daher gibt es zu den Koan Kommentare und daher sind Koan immer wieder Thema der Dharma-Darlegungen von Zen-Lehrern, von Teishos.
Für den Wegsucher ist das Studium der Koan- und Yulu-Literatur ein Spiegel - es kann ihm sein eigenes Verständnis von Zen verdeutlichen und es kann ihm auch andeuten, wo sein intuitives Verstehen noch Mängel aufweist. Das Studium dieses Spiegelbildes ist ein äußerliches Studium, es findet seinen Sinn in der Gegenüberstellung von Studierendem und Koan, die diese Spiegelung ermöglicht. Von daher wird vielleicht auch deutlich, dass ein ernsthaft Studierender kein Koan zweimal auf dieselbe Art liest und versteht.
Kanna ist dagegen ein inneres Studium, hier soll und muss sich die 'Gegenüberstellung' auflösen und der Studierende mit dem Koan verschmelzen.
Gasshô,
SoGen
() Hannes
Das habe ich schon mal gehört, aber auch damals ging mir schon durch den Kopf:
Wenn ich den achtfachen Pfad lebe, wie bekommt bitte der andere das Brot auf dem Tisch wenn ich selber keins habe was ich teilen/abgeben könnte.
Vieleicht kann mir jemand ja eine antwort geben darauf, das brummte mir sowieso ständig im Kopf rum.
Danke schonmal.
Sunshine
Teilen heisst nicht grundsätzlich etwas zu teilen, was man selbst nicht hat. Teilen kann man vieles und wenn es nur eine kleine Hilfe in Form eines netten Wortes ist.Was in der heutigen Zeit oft nicht geteilt wird, ist auch die Zeit; jemandem mal richtig zuzuhören usw.Du kannst im Alltag sehr viele Dinge entdecken, die im Achtfachen Pfad als Grundlinie dargestellt sind.
Nimm nur die Rechte Achtsamkeit als zentrales Beispiel......
() Hannes
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Bedingungslos hinnehmen, das ich hungere?
Komische Einstellung, also ich weiß nur das Buddha den mittleren Pfad lebte und das wohl nicht ohne Grund, hatte die Askese und des Luxus schon durch und dieses als nicht nützlich erachtet.
Das klingt mir sehr theroretisch mit dem bedingungslos hinnehmen aber vieleicht kannst du mir das ja erläutern, damit ich verstehe was du meintest:-)
Liebe Grüße
Sunshine()
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??
Hannes
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du siehst du subtilen Leiden und möchtest sie in deinem Gegenüber oder speziell in dir lösen, sagst du...
Ob du deinem Gegenüber helfen kannst, das weiß ich nicht. Du kannst ihn höchsten darauf aufmerksam machen, dass er nicht leiden muss, dass es einen Weg daraus gibt. (wenn wir jetzt mal über das sogenannte psychische Leiden sprechen)
Aber dazu musst du diesen Weg selbst erst kennen.
Nach meiner Erfahrung löst sich das Leiden, wenn man fähig ist, von den belastenden Emotionen loszulassen und eine neue Einstellung zu den Dingen zu gewinnen (das bedeutet, die "alte" Einstellung zu vergessen).
Meditation oder ZaZen kann da schon weiterhelfen.
Es gibt viele spirituelle Therapien, die genau das Wollen: Leiden vermindern, eine größeres Bewußtsein entwickeln und für andere da sein lernen, lieben lernen.
Ich nenne nur Mal Releasing, weil ich damit persönlich gute Erfahrungen gemacht habe (etwas, das mich 10 Jahre lang gequält hat, konnte ich endlich gehen lassen, und es beeinflußt mein Leben nicht mehr, was mich ungeheuer freier macht).
Irgendjemand sprach hier schon von bedingungslosem Hinnehmen. Das aber muß geübt werden. Ein konkretes Loslassen geht wirklich nur durch Hinehmen. Manche nennen das auch "Lieben". Oder sagen wir hinsehen und (nicht) handeln.
Soweit meine Erfahrung!
Alles Gute und Liebe wünsche ich allen,
Nina
Es gibt keine Ursache des Leidens.
Es gibt kein Ende des Leidens.
Es gibt keinen Weg.
:
P'eng Lai
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