Wie aus manch einer meiner Bemerkungen ersichtlich, fasziniert mich als ursprünglich eingeschworenen Atheisten am Buddhismus die letztendliche Reduktion der Erkenntnisse der Meister auf ein Nichts unterscheidet sich oder Alle Dinge sind vollkommen gelöst im Geist des Ungeborenen u.ä., also ein sehr unspektakuläres, unheiliges, weit vom Mystizismus angesiedeltes und doch durchaus tiefes Erkennen.
Mein Verständnis, mein Erkennen führte mich bereits als sehr jungen Menschen weg von althergebrachten Vorstellungen bezüglich Göttern oder gar eines allerschaffenden, allwissenden Gottes, wenngleich ich später Menschen kennen lernen durfte, die nahezu über unglaubliche Fähigkeiten verfügten, die sie beispielsweise mit dem Wirken einer Geistwelt begründeten. Dies als kurzer Prolog.
Wie dem auch sei, ein sehr interessanter Artikel im Spiegel Nr. 21/2002 Hotline zum Himmel erregte meine Aufmerksamkeit. Die moderne Gehirnforschung, vertreten durch einen Neurologen namens Vilayanur Ramachandran, hält durchaus für möglich, dass die Wahrnehmungen über die Sinnesorgane, die im Großhirn analysiert und aufbereitet und schließlich an die sogenannten Schläfenlappen weitergeleitet werden, um dann dort gedeutet, interpretiert zu werden. Schließlich hat unser Gehirn eine nahezu unvorstellbar große Menge von Daten und Informationen zu sichten, darüber zu entscheiden, was wirklich bedeutsam ist. Der Hippokampus urteilt nicht nur über erinnernswert oder unwert, sondern auch über falsch oder richtig. Der Hippokampus gleicht einer Schere im Kopf.
Wenn der Filter zu streng filtert, dann erfährt man nur, was man ohnehin schon weiß, meint ein Forscher namens Emrich. Und deshalb fördere es die Kreativität, wenn es gelänge, die Schere im Kopf zu überlisten, in dem man das Kontrollorgan teilweise ausschalte oder beeinflusse (Drogen, Schlafentzug, Fasten, versetzen in Trancezustände, ekstatische Tänze u.ä.). Auch Erleuchtungen bestehen möglicherweise darin, dass die Selbstzensur im Hippokampus überrannt wird. Die eigene Phantasie wird ihm vom Hirn als Realität eingespielt.
Ein putziger Gedanke, dass alle Religionen dieser Welt entstanden sind, nur weil einer oder mehrere ihren Hippokampus überlisteten, indem sie dessen Kontrollfunktion einfach ausschalteten oder einschränkten (durch welche Umstände auch immer) um Träumen, Wunschvorstellungen, Phantasien etc. freien Lauf zu lassen. Diese Erfahrungen wurden dann schließlich subjektiv als wahr empfunden und wenn wer besonders nachhaltig und tapfer war als Erkenntnis oder Idee verkündet. Anderen passt das in den Kram gleich aus welchen politischen Gründen auch immer sie schließen sich dem Begründer oder dessen Interessenvertretung an (und glauben insbesondere ohne selbst zu erkennen) und eine Religion ist irgendwann begründet und wird bis zum Totschlag Andersdenkender als die alleinseligmachende Erkenntnis vertreten und verteidigt.
Schön, Eure Meinung zu hören.
Herzliche Grüße Heinz