Hallo,
zunächst einmal, ich bin neu hier und habe überhaupt keine Ahnung von Zen. Ich lese allerdings gerade ein Buch, in dem u.a. auch Zen vorgestellt wird. Während ich die Beschreibung las fiel mir eine Phase aus meiner Kindheit ein, von der ich gerne Gewusst hätte , ob sie in einem Bezug zu Zen steht. Das mag seltsam klingen, aber im Schutz meiner Ahnungslosigkeit darf ich diese Frage hier vielleicht stellen :-).
Ich litt als Kind an einer Bronchitis, sodass ich oft einige Zeit krank im Bett verbringen musste. Das war natürlich langweilig, und so kam es, dass ich mir alle möglichen sinnlosen Beschäftigungen suchte. Dazu gehörte auch, dass ich mir die Struktur der Rauhfasertapete anschaute und dazu Geschichten ausdachte, dass es z.B. eine Landschaft sei, eine Wüste oder ähnliches. Einmal, ich muss vielleicht 5 Jahre alt gewesen sein, passierte Folgendes:
Während ich einen Punkt auf der Tapete anstarrte, und darüber sinnierte was es sein könnte, überkam mich die Erkenntnis, dass ich den Punkt immer noch wahrnahm. Ich bemerkte also, dass der Punkt, über den ich nachdachte nicht der war, den ich ansah, sondern ein Abbild vor meinem geistigen Auge, und plötzlich holte mich meine unmittelbare Wahrnehmung wieder ein. Es war ganz seltsam, des es passierte ohne mein bewusstes Zutun, und es war eine aufregende Erfahrung. Ich machte diese Übung nun öfter und fand heraus, dass es auch funktionierte, wenn ich nicht im wörtlichen Sinne über den Punkt den ich ansah nachdachte, sondern einfach nur das innere Bild betrachtete. Die ganze Sache war sehr anstrengend und leicht zu stören, es durfte sich in meinem Gesichtsfeld nichts ändern, ich durfte nicht blinzeln und ich durfte mich auch nicht durch Gedanken ablenken. Wenn ich diese Konzentration aber über einen Zeitraum von schätzungsweise 30 Sekunden (was eine lange Zeit sein kann) aufrecht halten konnte, passierte etwas eigenartiges. Die Erkenntniswellen des realen Bildes schwappten immer schneller über mein inneres Bild bis es ein kontinuierlicher Strom war. Ich kann mich nur an ein einziges Mal erinnern, dass ich diesen Zustand erreicht habe, vielleicht hat es noch öfter geklappt, aber das weiss ich nicht mehr. Ich weiss nur noch, dass ich dabei einen Zustand höchster innerer Erregung empfand, etwa wie kurz vor einer wichtigen Prüfung und das ich ein wenig Angst hatte.
Ich hätte damals gerne herausgefunden was ich da machte, aber es fiel (und fällt mir noch immer) whnsinnig schwer zu beschreiben was ich da tat oder was mit mir passierte, und so konnte mir natürlich keiner helfen. Für meine Eltern war das wohl nur eine weitere Marotte (das war ok, denn ich war schon ein sehr phantasievolles Kind :-), und ich habe das ganze dann irgendwann mehr oder weniger vergessen. Das lag auch daran, dass es mir mit zunehmendem Alter immer schwerer fiel, mich so zu konzentrieren, dass ich nicht abgelenkt wurde (vor allem nicht durch irgendwelche Gedanken).
Ich habe mir noch ein Allegorie (ist das das richtige Wort?) ausgedacht, die mein Erlebnis vielleicht noch mal anders beschreibt, ich kanns ja mal posten wenn es zu unklar ist.
So, jetzt mal Eure Meinung,
Gruss
schulzki
Die Meditation die im Hinduismus häufig praktiziert wird, ist eine Tranceart, der Buddhismus hat diese Arten zwar benutzt aber die Idee verfolgt, nicht durch Trance sondern durch ein gewisses Gewahrsein der Dinge zur Erkenntnis zu kommen.
Das was du beschreibst, ist anfänglich eine starke Konzentrationsarbeit, die du bis zur geistigen Erschöpfung (30 Sekunden langen häufig schon lange aus) betrieben hast. Da Du dann versucht hast weiter am Ball zu bleiben, hast Du die Bilder entdeckt die Dir dann erschienen sind, Bilder weißen auf Trance hin. Die Bilder überschwemmten Dich und Du hast vermutlich nach dem Ende eine gewisse Kraft bzw Erholung erlebt, die Dich heute noch fastziniert.
Wie weit Du dabei eine Einsicht bekommen hast wage ich nicht zu sagen, da fehlen zudem noch Informationen und Du solltest bedenken, dass das Gehirn erst nach dem 30ten Lebensjahr voll entwickelt ist und erst dann kann auch das was im Zen als Satori stattfinden. Davor ist es aber sehr gut möglich die Technik bis zur Perfektion zu erlernen.
Gruß Erwin
PS: Ich vermute, dass Du mit zunehmenden Alter Dich immer besser konzentrieren konntest, bzw immer schneller die Ablenkungen festgestellt hast. Das spricht jedenfalls dafür was Du schreibst und was ich aus Erzählungen von Meditationsschülern erkenne.