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Marielle1:
Hello again
Ich habe nie behauptet ich brauche Zazen, um den Tag besser starten zu können. Du hast gefragt ob wir gerne sitzen und was uns motiviert...? ;-)
Joggen am Morgen macht einen auch frisch, das stimmt, ebenso der Kaffee auf den man sich freut und der die Lebensgeister weckt. Er weckt meine vielleicht sogar besser als das Zazen selber, da ich oft beim Sitzen Probleme mit zu tiefem Blutdruck habe. Trotzdem: Regelmässiges Zazen hilft mir,jetzt egal ob am Morgen oder irgendwann im Tag, mich bewusst einzuüben in eine Grundhaltung, die ich dann mit in meinen Alltag, meine Aufgaben nehme und dort weiter übe und in die Praxis umsetzen möchte. Es ist also kein isoliertes Zaubermittel, kein Doping oder Heilmittel für mich, aber eine gute Hilfe, um den Sinn für das für mich Wesentliche nicht aus den Augen zu verlieren und fokussiert und achtsam zu bleiben.
Vermutlich gibt es Leute,vielleicht gehörst ja du zu ihnen, die das ganz ohne solcher Hilfen schaffen, aber ich persönlich bin dafür sehr dankbar.
Ich hatte natürlich schon Zeiten, wo ich bewusst und auch schon aus Faulheit, manchmal auch aus "Stressgründen" jedwelche Stille, Meditiation und dergleichen wegliess und ich kann nur für mich sprechen, aber ich habe gemerkt, dass es sich eine Zeitlang ganz gut leben liess so ohne. Also rein psychologisch hätte ich es nicht "gebraucht". Nach einer weiteren Zeit dann merkte ich jedoch, dass ich ausgeleerter gelebt habe, als wenn ich mir regelmässig die Zeit genommen habe zu Sitzen bzw. zu Meditieren früher. Ich habe mich mehr und mehr in alle Himmelsrichtungen und Unwichtiges zerstreut, mich in subjektiven Stimmungen verloren und mich davon beeinflussen lassen, habe meine Energie dumm und noch dümmer verschleudert und das war schlussendlich nicht wirklich toll.
Ich glaube, einen gewissen Pool an Stille, an Zazen wenn du willst oder wenn es etwas anderes ist, das einem diesen Pool füllt auch o.k., zu haben und zu erhalten ist wie ein Grundwasserspiegel, aus dem dann die Quellen gespeist werden, die durch unser Leben fliessen.
Vielleicht ist es auch vergleichbar mit einem Feuer, wo man klugerweise regelmässig nicht zuviel aber auch nicht zuwenig Holz nachlegt, um es sinnvoll als Wärmequelle... nutzen zu können.
Natürlich kann man das Feuer ausgehen lassen und allenfalls mal wieder neues machen. Nur obs dann so einfach ist wenn man zuerst wieder Holz suchen gehen muss, Feuer anfachen, wenn man Pech hat bei Regen und dabei friert anstatt dass man sich an sein achtsam unterhaltenes Feuer setzen kann um sich wieder zu wärmen oder zu kochen oder so wenn man es braucht?
Schau, verkaufen kann dir hier niemand, dass du Zazen unbedingt brauchst oder machen musst. Es gibt viele Möglichkeiten um ein glückliches, zufriedenes Leben führen zu können. Meine alte Grosstante hat mir zur Erstkommunion den Spruch geschenkt: "Sei tapfer im Leben, tu'deine Pflicht und zeige dem Alltag kein Sorgengesicht. Ueber den Sternen hält einer die Wacht, der fügt es besser als dus dir gedacht". Sie hat danach gelebt und war eine sehr einfache Frau voller Weisheit, Geheimnis, Zufriedenheit und innerer Schönheit. Ich hab den Spruch all' meine Kinder- und Jugendjahre hindurch im Zimmer hängen gehabt und hab ihn lange nicht verstanden, fand ihn doof... heute finde ich, er enthält die Grundzutaten für ein zufriedenes Leben: Nicht allzusehr Nabelschau betreiben um dann im Ego zu versinken, seine Aufgaben im Leben erfüllen die einem gestellt sind und Vertrauen haben, dass es schon richtig/gut kommt wie auch immer es kommt. Was brauchts mehr?
Du kannst dich auf die Erfahrung des Zazen einlassen und selber schauen, was es mit dir macht wenn du magst, schauen, auch ruhig kritisch prüfen ob es deinem Leben dient oder du kannst es auch sein lassen. Du bist frei, so einfach ist das ;-)
Liebs Grüessli
Marielle
Marielle1:
Nochmals Hallo
Zu behaupten, der Tag wird in Harmonie verbracht nur weil man Zazen macht, entbehrt für mich des gesunden Bodens. Klar, ich habe auch geschrieben, dass ich spüre dass wenn ich Zazen regelmässig mache, dass ich dann die Wirkung im Alltag spüre in Form von mehr Aufmerksamkeit,Bewusstheit dessen was läuft, mehr Geduld...aber das ist nicht nur vom Sitzen und das heisst auch nicht, dass es nur noch Harmonie regnet über mich. Ganz und gar nicht. Ich spüre einfach, dass ich mich im Zazen einübe, im Kleinen sozusagen, aufmerksamer, bewusster zu leben, wahrzunehmen, was im Augenblick ist, was in mir ist ohne es zu bewerten, ohne mich von den Gedanken und Gefühlen abhängig zu machen und das wirkt sich dann mit der Zeit auch aus auf den Alltag wo ich mich dann in meinem Tun im Alltag ebenfalls nicht mehr abhängig mache von subjektiven Gedanken, Stimmungen und Gefühlen die Einfluss nehmen wollen.
Für mich müssen sich die Früchte des Sitzens gerade im gelebten Alltag, in der Arbeit, im Umgang mit den Menschen, im Umgang mit Herausforderungen...zeigen. Isoliert Sitzen um ein psychisches Doping zu haben und sich gut zu fühlen ist meinem Empfinden nach nicht der Weg des Zen oder der Weg einer jeden spirituellen Praxis.
Es gibt sicher Menschen, die das Sitzen als Flucht nehmen, um sich den Aufgaben nicht realistisch stellen zu müssen oder sich in eine Stimmung zu versetzen die ihnen passt, aber das ist nicht Zazen. Für diese Menschen, da hast du Recht, kann Meditieren gefährlich sein. Auch Menschen, die in einer schweren Depression oder Psychose sind, sollten nicht ohne erfahrene Begleitung meditieren. Kürzlich sah/hörte ich im Fernsehen einen Zenmeister und Psychiater reden, der in Paris in einer Psychiatrie u.a. auch mit Zazen arbeitet. Er sagt ganz klar, dass im Moment einer Depression oder Psychose Meditieren nicht das Mittel ist, das angwendet werden soll und dass ein Betroffener zuerst wieder in einem Gleichgewicht sein muss, damit er mit ihm Zazen praktiziert, aber dass er die Erfahrung macht, dass durch das Zazen dann die Betroffenen mit der Zeit weniger rückfällig werden und lernen können, mit ihren Aengsten, Unruhe... besser umzugehen.
Angst musst du nicht haben vor dem Meditieren aber es ist wichtig mit den Füssen auf dem Boden zu bleiben, in der Realität, im ganz praktisch gelebten Leben und dieses als Prüfstein zu nehmen. Wenn du unsicher bist, frag jemanden, der Erfahrung hat und der dir Sicherheit geben kann bezüglich deiner Bedenken, dann kommts gut :-)
Marielle
Marielle1:
Hallo Oyama
Wenn ich deine Frage richtig verstehe fragst du mich danach, wie sehr ich mein Gefühl von einem gut gestarteten bzw. aufmerksamen... Tag davon abhängig mache ob ich gesessen bin oder nicht?
Nun, wenn mich die Pflicht ruft, meine Familie, meine Arbeit, dann geht das immer vor, das ist klar. Das Zazen steht nie über meinen Verantwortungen oder Pflichten oder über der Liebe zu Menschen, die mich brauchen. Und wenn ich in der Nacht nicht gross zum Schlafen kam und dann doch um 7 Uhr los muss und einigermassen arbeitstüchtig sein soll, dann gönne ich auch mir selber noch ein wenig Schlaf, wenn ich ihn nötig habe und erzwinge kein 6-Uhr-Sitzen nur damit ich es gemacht habe oder damit ich mich "besser" fühle oder denke, der Tag läuft dann besser. Das wäre Aberglaube, falsche Abhängigkeit und hat für mich nichts mit gelebter Praxis zu tun.
Was nicht gilt als Grund zum ausfallen lassen für mich ist eben das "Gern"- oder "Nichtgern"- sitzen denn dann mache ich mich vom Lustprinzip abhängig und dafür ist mir das Sitzen zu kostbar auch wenn ich mal oder auch öfter nicht "gerne" sitze. Ich finde es einfacher, eine gewisse Disziplin und dadurch Kontinuität beim Sitzen zu haben als eben nach dem Gern-Nichtgernprinzip mal zu sitzen, dann wieder nicht, dann wieder.
In meinem Alltag ist 6 Uhr halt die Zeit wo die Wahrscheinlichkeit am kleinsten ist, dass ich das Sitzen aus oben genannten Gründen weglassen muss und deshalb eine ganz praktische Ueberlegung und Platzierung. Aber ganz klar für mich: Verantwortungen, Pflichten und Liebe gehen immer vor.
Ist das eine Antwort für dich?
Gruss Marielle
Marielle1:
Hi Immanent
Ich tus einfach. An manchen Morgen (ich sitze meist um 6 Uhr bevor der Tag losgeht, das fügt sich am besten in meinen manchmal sehr unvorsehbaren Tagesablauf und so muss ich mir darüber keine Gedanken machen) gerne, an manchen Morgen weniger gerne, an manchen gar nicht gerne aber ich tus einfach und diskutiere dann nicht mit dem Gerne oder Nichtgerne. Ich weiss, dass das Gerne oder Nichtgerne relativ ist und keinen Einfluss darauf hat, wie die Qualität meines Sitzens ist, die ich auch nicht beurteilen will und kann. Was ich weiss durch die Praxis des Sitzens für mich spüre(früher war es eine halbe Stunde stille Zeit, die ich gemacht habe) ist, dass ich den Tag starte und schon etwas für mich alleine gemacht habe und dass ich dann "gutgenährt" auf die Aufgaben losgehen kann die Tag für Tag dran sind. Das Sitzen hilft mir, ruhiger, aufmerksamer,geduldiger, zielgerichteter/konzentrierter, kräftesparender... zu arbeiten und zu leben, es hilft mir auch mich selber besser wahrzunehmen mit meinen Kräften und Grenzen und gerade an "Nichtgernesitzmorgen" lerne ich, dass ich solche Gern- und Nichtgern- Gedanken, die da täglich mal aufkommen und gehen, gut nebenher laufen lassen kann, ohne dass meine Grundstimmung davon wirklich beeinflusst werden muss und das ist eigentlich Grund genug für mich "es" (Sitzen)einfach zu tun...
Mit liebem Gruss
Marielle
Marielle1:
Hallo Dö-Schwo
Nach dem Motto:Steter Tropfen höhlt den Stein möchte ich dich ermutigen, diese 5 Minuten, die du jetzt bezüglich des Zazens als realistisch umsetzbar für dich siehst, einzusetzen. Diese 5 Minuten werden in dir bewässern, was in deinem Garten schon da ist als Samen, Zwiebel, Keim, Blüte... Was genau dann wann und wie schnell wächst und sichtbar erscheint in deinem Garten, wirst du wahrnehmen im Laufe der Zeit, wenn du aufmerksam durch deinen Garten gehst. Das ist ja auch in einem Garten sonst etwas Spannendes und Schönes, das zu beobachten. Hab Vertrauen darein, dass alles da ist, was in deinem Garten wachsen-und erblühen soll, (Erleuchtung ist in jedem Menschen bereits da) und bewässere deinen Garten in den 5 Minuten, die du hast mit Liebe und Vertrauen.
Im Uebrigen: Geduld zeigt sich nicht nur im Sitzleder, sondern auch in der Treue im Kleinen, in der Treue zu 5 Minuten am Tag...
Ausserdem: Es braucht keinen Ferrari mit x Pferdestärken, um von A nach B zu kommen. Da reicht auch ein Deux-Chevaux... ;-)
Willkommen und lieber Gruss
Marielle
Marielle1:
Das Gute ist, dass wir jeden Tag unzählige Möglichkeiten haben, uns darin zu üben. Werden wir uns gewahr, dass wir wieder in alle Himmelsrichtungen zerstreut sind mit unseren Gedanken während wir uns einer Tätigkeit widmen, so können wir in diesem Augenblick wo es uns bewusst wird, sogleich wieder neu beginnen damit uns ganz diesem Einen zu widmen das jetzt dran ist, so gut wir es vermögen in diesem Moment. Geduldig, gelassen, mit Demut und dankbar für die vielen Chancen und Uebungssituationen, die uns immer wieder geschenkt werden.
Marielle
Marielle1:
@Fritz:
Mein Sohn darf das ruhig lesen, was ich geschrieben habe. Es steht nichts da, was er von mir nicht weiss oder selber nicht auch so sieht und dazu steht auch er und das auch öffentlich z.b in seiner Firma oder gegenüber Leuten, die ihn durch die Blume hindurch manchmal fragen wie es ihm so gehe? Er geht da sofort einen Schritt
auf sie zu und ist direkt. Das ist einigen peinlich und das ist ihm Recht so,die fragen dann nie mehr so blöd, andere, die ihn gern haben berührt seine Offenheit.
Dass du und ich nicht die gleiche Art haben das Leben zu sehen und zu leben haben wir ja längst hier geklärt oder? Drum sei doch einfach froh, dass ich nicht deine Mutter bin und alles ist ok, oder?
;-)
Marielle
Marielle1:
Lieber Helmut
Wir haben es mit unseren Kindern auch so gehandhabt. Was wir über sie geredet haben, durften sie auch mitbekommen weil es nicht ein über sie lästern war, sondern die reale Sorge um sie und der Versuch eine gute Lösung zu finden bei Problemen.Diesbezüglich waren wir immer offen auch gegenüber unseren Kindern und ebenso sind sie es uns gegenüber wenn sie etwas stört. Sie durften es immer sagen und ich erwarte es auch von ihnen, dass sie es mir sagen, wenn etwas sie stört, das mir entgeht.
Grüessli
Marielle
Marielle1:
Lieber Sundro
Ich finde dies ein tolles Bild mit dem Taiji. ...Die Voraussetzung schaffen für eine Bewegung, ob diese dann tatsächlich stattfindet oder nicht ist nicht mehr unsere Sache... so empfinde ich es auch mit der Liebe zu meinen Kindern. Dein Taijilehrer hat es in gute Worte gebracht und es ist tröstlich... Danke :-)
Schönen Sonntag dir
Marielle
Marielle1:
Lieber Sundro
"Es war gut das Du dafür gesorgt hast das ich meine Fehler in aller Ruhe und der Sicherheit machen konnte das Du immer da bist.
Was willst Du deinem Sohn sagen? Lass ihn leben und sei für ihn da wenn ER dich braucht.
()
Das tut weh!?!? Das ist die Hölle!!!" (Helmut)
Höllenzeiten gabs bei uns auch mit einem unserer Söhne (21), Zeiten wo wir nicht wussten, ob wenn die Polizei bei uns klingeln kam, diese uns seinen Tod melden würden oder obs "nur" eine weitere Zimmerdurchsuchung gab...Dieser eine Sohn wuchs wie sein älterer und seine jüngeren Brüder mit den gleichen Konditionen auf und während seiner Kindheit und Schulzeit gabs nie grössere Schwierigkeiten als mit den anderen drei, er war ein sehr fröhlicher Junge, initiativ, lebendig und schon immer mit starkem Willen, den er aber, wie wir fanden, für seine Ziele klug einzusetzen wusste.
Schon immer interessierten ihn Menschen "am Rande" und er wollte oft Geschichten von solchen Menschen hören und fühlte sehr mit ihnen. Als er in Amerika in eine Schule ging, wo unsere Kids die einzigen weissen Kids waren, war er "zu Hause". Das Zurückkommen in die Schweiz nach diesen Jahren,hat ihn sehr geschmerzt. Nun, er suchte sich dann auch hier Leute, die "Homies" waren, sie gingen bei uns ein und aus wie alle Freunde unserer Kinder. Dann mit der Pubertät brach sein Egoismus voll durch und dieser führte in über einige "Leichen" in viele Leidsituationen. Er wollte sein Ding gegen alle Hinweise von den Menschen, die ihn lieben, Warnungen, Konsequenzen durchziehen und kam nur jeweils für einen Moment dann wieder zu sich und reflektierte in dieser Zeit sein Tun für sich, wenn er wiederum an den Folgen seines Handelns litt, jedoch wirkten diese immer nur kurze Zeit, dann trieb es ihn wieder herum, bis es das nächste Mal knallte. Dabei war ihm kein Preis zu hoch und er riskierte mit seinem Tun auch sein Leben mehr als nur ein paarmal, wobei er dazu immer sagte er wisse, dass er ein "Glückskind" sei und dass ihm nichts passiere...sein Weg jedoch hat ihm auch bereits in jungen Jahren Einblicke gewährt, die ihm eine Tiefe und Reife schenken, wie sie die anderen drei nicht haben, denen das einfach Jungsein, Experimentieren im "Rahmen", ohne gross das Leben herausfordern zu müssen genügt. Er hat ein tiefes Gespür, eine Barmherzigkeit, ein Mitgefühl für Menschen im Leiden und das sind einige Früchte dieses Weges, die für mich sehr tröstlich waren, in den Zeiten der Hölle, der Ohnmacht und des Leidens um ihn.
Er musste zwar alle Konsequenzen von Anfang an immer selber tragen und ausbaden, aber er wusste um unsere Liebe und zwar von allen von uns. Er wusste und weiss, dass er unser geliebter Sohn ist und dass wir für ihn als Familie da sind egal, welchen Weg er schlussendlich für sich wählt.
Ich glaube, es geht wie bei vielen unserer Lebenslektionen auch hier ums Vertrauen, wenn unsere Kids in einem Alter sind, wie dein Sohn jetzt. Vertrauen haben in die gute Saat, die du in das Leben deines Sohnes über Jahre hinweg gesäät hast. Die du so gut gesäät hast, wie du es vermochtest. Wenn sie jetzt ein wenig überwuchert sein mag von anderen Pflanzen oder noch keine Früchte trägt, vertrau darauf, dass die Saat, die du gesäät hast, aufgehen wird wann und wie auch immer. Vertrauen auch haben auf die innerste Stärke deines Sohnes, dass er irgendwann seine Grenzen spüren wird, dass er aus dem, was er mitbekommen hat auf seine Art passend etwas Gutes, Eigenes machen kann, auch wenn er es im Moment ablehnt oder dagegen rebelliert. Wir mussten von Verwandten oft hören, wir seien allzu hart mit unserem Sohn, wenn wir ihn seine Konsequenzen immer selber ausbaden liessen, nie für ihn gelogen haben für irgendwen, z.B. wenn der Chef angerufen hat wieso er nicht zur Arbeit erscheine... Wir haben ihm viel zugemutet aber dies weil wir ihm zugetraut haben, dass er es schaffen kann aus eigener Kraft und dass er im Ausbaden einen Teil seiner grossen Kraft die er hat, dort auf eine gute Weise einsetzen musste.
Ich glaube an seine Stärke. darauf, dass er alles schaffen kann was er wirklich will und dass ein wunderbares Potenzial in ihm da ist das er, wenn er seine Kräfte richtig kanalisiert, zum Segen für viele Menschen einsetzen kann und dass sein Weg Teil seiner Lebensberufung ist. Mit beiden Füssen auf dem Boden stehend weiss ich aber auch, dass es möglich ist, dass es nicht aufgeht...
Die Liebe trägt ihn,ebenso wie das Vertrauen in ihn und das Leben, wie immer es kommen mag.
Ich grüss dich
Marielle
Marielle1:
Oder eine Möglichkeit und oft Hilfe für Angehörige zum bewusst Abschiednehmen.
Auch erlebe ich es bei meiner Arbeit immer wieder dass Angehörige, welche sich vor der Beerdigung gefürchtet haben dann im Nachhinein gesagt haben, dass sie das Dasein und die Verbundenheit vieler Menschen die mitfühlend teilgenommen haben, als grosse Kraft und Trost erfahren haben. Oder dass sich auch gerade an der Beerdigung Begegnungen ergeben haben mit Menschen, die den Verstorbenen gekannt haben, von denen man nie etwas erfahren hat aber die Erfahrungen mit ihnen teilen, die sie noch mit dem Verstorbenen gehabt haben und das sind oft für Angehörige wertvolle Mosaiksteinchen die tröstend sind in der Zeit der Trauer. Ich denke da konkret an Fälle, wo Jungendliche gestorben sind und wo Klassenkameraden oder Freunde, die den Verstorbenen in ihrem Kreis erlebt haben, manchmal an Beerdigungen auf die Eltern zugehen und ihnen noch dies oder das erzählen, das die Eltern ohne diese offene Begegnungsmöglichkeit nie erfahren hätten.
Je mehr Beerdigungen nur noch im anonymen Rahmen gemacht werden, umso weniger gibt es Gelegenheit für solche lebendigen Begegnungen und Erfahrungen. Meine Meinung... :-)
Grüessli
Marielle
Marielle1:
Hallo Fritz
In meinem Job im Kloster, wo ich Sorgenbriefe und Sorgentelefone beantworte und Menschen nach ihrem Wunsch kurz oder länger begleite,treffe ich immer wieder auf dieses Thema. Es gelangen an uns viele Menschen, die psychisch oder medizinisch "austherapiert" sind und die als ihren letzten Strohlam dann oft nur noch das Gebet sehen und deshalb gelangen sie mal an uns. Einige sind noch zusätzlich in einer Psychiatrischen Klinik oder in Therapie und ich finde, die Seelsorge muss damit absolut nicht konkurrieren. Was mir gefällt an meiner Arbeit ist, dass ich keinen therapeutischen Anspruch habe. Ich brauche keine Psycholanalyse zu machen, ich muss nicht mit den Leuten nach Wunden suchen, sie brauchen mir nicht einmal die "Wahrheit" zu erzählen, ich muss mit ihnen nicht die Vergangenheit ausgraben...Das überlasse ich den Psychotherapeuten. Psychotherapie kann sinnvoll sein für gewisse Leute oder auch für eine Strecke in einer Krise und da unterstütze ich die Menschen auch, sich dafür zu öffnen und mitzumachen.
Die Seelsorge verstehe ich aber auch nicht nur als den religiösen Pol. Für mich ist es eher ein Erspüren, was diese Menschen jetzt gerade brauchen, wo es Ressourcen gibt, die vielleicht durch eine Psychotherapie nicht angesprochen werden aber die dieselbe dann doch indirekt fruchtbar unterstützen können. Ich schaue, wo sie ihre guten Wurzeln haben und versuche diese zu stärken und zu nähren. Sind es religiöse Wurzeln, kann es für Menschen tröstlich sein wenn sie auch aus diesen Quellen Trost bekommen und schöpfen können. Können sie nichts anfangen mit Gott und stecken sie in einer Krise wo alles Religiöse nur ein rotes Tuch ist, fühle ich mich auch an meiner Stelle im Kloster nicht verpflichtet, sie mit diesem roten Tuch zu ersticken. Dann kann es ein Zuhören sein, ein Mitfühlen, ein ganz konkreter praktischer Tipp, ein Aushalten von Ohnmacht mit diesem Menschen, eine Ermutigung zu einem machbaren nächsten Schritt, auch mal ein "Traumfenster" öffnen mit diesem Menschen, wo er sich einen Moment lösen kann, um dann wieder in seine Realität einsteigen zu können...viel wichtiger sein.
Diese Freiheit zu haben mit den Menschen, empfinde ich als sehr wohltuend und vielleicht hat die Seelsorge da mehr Freiheit als die Psychotherapie? Sie ist vielleicht, so verstehe ich es mehr ein Begleiten als ein Ans Ziel führen?
Jemand aus dem Forum hier versteht seine Arbeit als Gärtner als Seelsorge weil er mit seiner Arbeit Lebensräume schafft, wo Menschen sich ausruhen- und mit der Schönheit der Natur in Berührung kommen können. Das hat mit Religion per se wenig zu tun, aber ist auch Seelsorge, für mich jedenfalls.
Ich liebe meine Arbeit mit den Menschen auf die freie Art wie ich sie tun kann, aber ich wäre vermutlich keine gute Psychotherapeutin oder Psychologin und habe das auch nie angestrebt, habe aber Achtung vor Menschen, die diesen Beruf ausüben. Es braucht Psychotherapeuten sicher auch ebenso wie Aerzte, weil man Krankheiten nicht nur durch Beten oder Begleiten heilen kann.
Ein fruchtbares Miteinander ist wie in vielen Bereichen sicher ein guter Mix.
Marielle
Marielle1:
Hallo Reiner
Deine und Zwergs Gedanken habe ich so ein wenig auf mich wirken lassen und hab mir so überlegt wann denn der Mensch tedenziell am meisten Lärm, Betrieb und Reize aller Art braucht? Ich kam dabei nicht auf die Kinderzeit. Kleine Kinder macht es nervös, wenn immer Lärm um sie herum ist. Sie sprühen zwar vor Leben, machen auch situationsbedingt Lärm, toben gerne, aber sie brauchen auch Räume der Ruhe, Räume, wo sie eintauchen können in ihr Spiel und wenn man sie darin belassen kann spürt man, dass dies Meditiation/Zen ist. Sie, ich rede da vor allem von den Kleinkindern, sind eins mit dem was sie in diesem Augenblick tun, sie lassen sich führen in ihrem Tun, die ganz ganz Kleinen können die Bewegung eines sich bewegenden Astes wahrnehmen und in einer konzentrierten Aufmerksamkeit innehalten, von der wir oft nur träumen können. Da zählt in diesem Moment nichts anderes... Kinder, die zuvielen Reizen ausgesetzt sind, zuviel Betrieb um sich haben, von einer Aktivität zur anderen gefahren werden werden unruhig und nicht lebendig. Sind sie noch nicht "verdorben" durch zuviel Reizüberflutung reicht recht wenig Anregung, um sie in einen lebendigen Fluss von Phantasie und Leben zu bringen. Das jedenfalls meine Erfahrung mit unseren Kindern.
Mit zunehmendem Alter, Schule, vor allem dann auch in der Pubertät und im jungen Erwachsenenalter braucht es dann mehr Action und es gehört zu dieser Zeit, dass sie ihre Grenzen austesten in alle Richtungen. Sie müssen ausbrechen, ausziehen von zu Hause auch aus ihrem eigenen Haus. Es war bei uns die Zeit, wo aus jedem Zimmer Musik drang, wo die Verstärker der Gitarren aufgedreht wurden... Ich selber in diesem Alter brachte meine Eltern zur Verzweiflung durch meine Liebe zu lautem Punk. Es konnte nicht laut genug sein, die Nächte nicht zu vollgestopft mit Partybetrieb, Rumziehen...Auf jeden schreienden Reiz anspringen, davon im Übermass reinziehen, alles andere für spiessig und tot erklären, das Gefühl zu haben mir gehört die Welt...und dann morgens zu erwachen halbtot und zu denken: sch.... kanns das wirklich sein? Diese "Lärmphase", "Betriebsphase" betrachte ich im Rückblick nicht als Zeichen von grösserer Distanz zum Tod oder Zeichen der Lebendigkeit pur wie du es beschreibst Reiner. Eher als Zeichen der Zeit, wo ich nicht mehr bei mir zu Hause war, wo ich ausgezogen bin aus meinem eigenen Zuhause, wo ich meinen Platz gesucht habe, zwar viele wichtige und wertvolle Erfahrungen gemacht habe, die zu diesem Lebensabschnitt absolut dazugehören und die mir damals halfen, mich kennenzulernen in den Extremen, aber ich merkte ebenso, dass ich dadurch mehr und mehr innerlich leer wurde und mich auch tot fühlte, aber da war kein "Fried-hof" in mir wo ich zur Ruhe kommen konnte und der fehlte mir zunehmends.
"ich erwähnte dies nur um den Sinngehalt bei den todsuchenden erwachsenen die immer mehr einer erlebten ruhe zustreben und es nicht erwaren können um sich herum alles zu ignorieren bis das leben von ihnen keine notiz mehr nimmt."
Ich weiss nicht ob es ein Todsuchen ist, wenn das Leben wieder ruhiger wird. Ich sehs nicht so. Vielmehr glaube ich, dass es die Suche nach einem Fried-hof ist im Sinne davon, dass man wieder dahin findet, wo man wieder nach Hause findet, bei sich zu Hause ankommt und wieder zum Frieden findet. Dann braucht es diese starken Reize nicht mehr nicht weil man den Tod sucht und sich langsam auslöschen will, sondern weil man in sich alles findet was man braucht um glücklich zu sein und dadurch wieder wie am Anfang des Lebens sensibler wird für die kleinen Dinge, für die Schönheit einer Blume, das Streicheln des Windes, die Zärtlichkeit, die gerade in der Natur steckt und die uns berühren möchte, wenn wir dafür offen sind. Wir wissen in diesem Abschnitt, dass wir jederzeit ersetzbar sind, dass sich die Welt nicht um uns dreht und sie ebenso gut dreht auch ohne uns, dass Gesundheit, Glück, ein Lächeln das uns gilt... keine Selbstverständlichkeit sind sondern Geschenk. Dies zu spüren, immer verfeinert dieses Geheimnis des Lebens wahrzunehmen ist doch Leben pur auch wenn es immer weniger braucht? Das hat doch mit tot sein im frustrierten, enttäuschten oder abgelöschten Sinn nichts zu tun? Das Leben kann vibrieren in diesem Wenig...
"ich lebe lieber wie ein ruhiger see,
bereit überall hinzufliessen mit der macht meiner möglichkeiten die mir das leben zur verfügung stellt um etwas zu bewirken"
Das was du hier schreibst ist ein wunderbares Bild und bedeutet für mich Leben, voll leben und nicht langsam tot sein im negativen Sinn.
Mit liebem Gruss
Marielle
Marielle1:
Hallo
Zitat Reiner:" aber ehrlich gesagt glaube ich nicht dass es Sinn macht den Tod zu üben. Wir erleben doch jeden Tag dass Menschen sterben ohne ihren Tod geübt zu haben."
Dies ist auch meine Meinung. Sich hinzulegen und sich den eigenen Tod vorzustellen, Totenstarre zu imitieren, sich vorzustellen, wie es sich anfühlt zu sterben...ich persölich glaube, das kann man schlicht und einfach gar nicht. Ich habe solche Uebungen auch schon an verschiedenen Anlässen miterlebt, mir hat das keine Idee vom Tod gegeben, es war mir zu hypothetisch, zu gestellt, zu unnatürlich und dies bestätigte sich mir später nur als ich dann reale Sterbeprozesse mit Menschen miterlebt habe.
Sich mit der Vergänglichkeit des Lebens auseinandersetzen können wir, wenn wir die Natur im Jahreskreis beobachten, unser eigenes Leben, das Leben unserer Eltern und Grosseltern, Nachbarn... über die Jahre mitverfolgen, in unserem Leben immer wieder dieses Entstehen und Vergehen bewusst wahrnehmen. Konkret haben wir vielleicht auch die Gelegenheit dazu etwas davon zu erahnen wenn wir am Sarg eines verstorbenen Menschen stehen und diesen eine Weile betrachten, ihn vielleicht auch in der Zeit der Aufbahrung betrachen, Veränderungen wahrnehmen oder wenn wir die Asche eines Menschen betrachten oder berühren, der kremiert wurde. Zu sehen, was übrig bleibt von einem Menschen mit dem uns Erinnerungen verbinden... Ganz ergründen können wir den Tod nicht und wir können uns, das ist meine Meinung, eigentlich nur darauf vorbereiten, indem wir unser Leben in jedem Augenblick voll und ganz leben, wahrnehmen wie es ist seis in Freud oder Leid. Uns öffnen für den Augenblick in unserem Alltag,aufmerksam sein, uns darauf einlassen so gut wir es vermögen, dann wird der Tod ein nächster Augenblick wie jeder andere sein irgendwann in unserem Leben und ich glaube, dann werden wir genau das zur Verfügung haben an Hilfe, an Kraft..., was wir in diesem Moment brauchen um auch diesen Augenblick noch voll leben zu können egal wie unser Sterben dann sein mag...
Mit abendlichem Gruss
Marielle
Marielle1:
Fragte ich mich auch gerade als ich auf einen der Artikel antworten wollte... hm...auch in meinem "Archiv" ist er nicht mehr da... Alles, was ich geschrieben habe bis zum 15.2 gelöscht...Hokuspokus Verschwindibus?
Grüessli
Marielle
Marielle1:
Hallo Reiner
Die Kot und Urin zu ihrer Nahrung machen, werden wahrlich glücklich sein Guhyamsamaja-Tantra
Nachdem ich mir den Link, den du mir geschickt hast, angeschaut habe, hab ich dessen Inhalt mal entgegengenommen, offen stehen- und das, was im ersten Moment ein wenig anrüchig daherkam, verduften lassen. Schliesslich weiss ich ja, und das Zitat sagsts ebenfalls, kann aus allem Nahrung werden. Sogar Nahrung werden, die glücklich macht. Das ist so für mich die Grundaussage dieses Artikels, nebst allem was da sonst noch steht . Und das ist an und für sich eine positive Verheissung.
Auch wenn mir die besagten Praktiken schon allein aus ästhetischen Gründen widerstreben und ich mich auf derartige Spiele nicht einlassen möchte, habe ich doch keine Berührungsängste mit Tabus oder Menschlichem, Zerfallenem...sonst wär ich wohl als Bestatterin fehl am Platz. Auch die Moral ist kein Hindernis für mich, mich auf dieses Gedankengut mal einzulassen selbst als ,du würdest sagen frommer Mensch. Da sehe ich persönlich keinen Widerspruch. Je frommer , wirklich frommer, umso menschlicher und umso weniger Hindernisse oder?
Ich kenn mich allerdings mit Tantra zu wenig aus als dass ich mir da anmassen könnte, wirklich was dazu sagen zu können. Sicher ists für mich nicht "langsamer Sex, wo sich die Beteiligten nur mit Federn berühren und sphärische Musik dazu hören, verkrampfte Atemübungen dazu machend", wies hierzulande ab und zu mal unter dem Namen Tantra verkauft wird und wies so als Style der etwas anderen, exquisiteren Sexualität mit Tiefenerfahrung gepriesen wird. ;-)
Die Verbindung zum Sakralen...ja, da hab ich einen Sinn dafür und weiss, dass dort wo es zu Verbindungen zum Sakralen kommt, es immer auch zur Berührung mit den dunklen Welten kommt. Wir hatten das grad letzthin im Crowley Thread. Es kommt zur Berührung mit den Tabus, mit dem Schatte, mit den Abgründen Schaut man dann solche Texte wie diesen Link dann nur von der hiesigen Seite her an, sind sie nur abstossend und widerlich. Wagt man sich mitten in diese Widerlichkeiten hinein, entdeckt man unter Umständen eben das Sakrale und dann kann es sogar Nahrung werden.
Dass aus einer (auch auferlegten) Ueberwindung die man auf sich nimmt, der man sich hingibt, immer vorausgesetzt es geschieht aus freiem Willen, eine Oeffnung bewirkt werden kann die dann in die Tiefe, auch ins Sakrale führt, kann ich absolut nachvollziehen. Die angeführten Beispiele mit den Fäkalien, Blut oder Verwesenem, das jemand zu sich nehmen muss in den besagten Tantrariten sind einfach sehr starke Bilder für das Wesen dieser Riten. Die Aussage für mich dahinter ist eigentlich: Um ganz mit diesem Sakralen, mit dem Absoluten letztlich, in Berührung zu kommen, muss alles überwunden werden. Muss man bereit sein, sich allem zu stellen, alles auf sich zu nehmen. Ob das nun echte Fäkalien sein müssen, die man verspeist, vielleicht geölt mit etwas Leichenfett damit sie besser rutschen, das sei dahingestellt. Für mich wärs definitiv nicht der Weg dahin. Wohl aber finden wir alle diese Begriffe auch im übertragenen Sinne als Symbole in unserem täglichen Leben. Zum Teil gehen wir erschreckend unbekümmert damit um, stopfen uns sogar freiwillig mit Scheisse voll und geniessen ihn auch noch. TV nur eine solche Quelle aus der wir genüsslich sippen. Oder wir hängen an den Lippen von Menschen, die uns Scheiss und Schleimiges anpreisen, kniend vor ihnen, hoffend etwas davon möge auch noch in unseren Mund gelangen. Auch schmieren wir selber Unfreiwillige mit unserem Scheiss ein, den wir auf sie loslassen, nicht zu vergessen .Wir essen liebend gerne mal etwas, das schon lange verrottet ist in unserem Leben, käuen es wieder, graben verwesende Leichen aus, um noch mal eine Nase voll von ihnen zu nehmen oder sie wieder eine Strecke mit uns herumzutragen statt sie in ihrer Ruhe zu lassen und sie ihrem natürlichen Kreislauf zu überlassen Der Beispiele gibt es so viele und da hält sich niemand darüber auf. So gesehen, wenn ein Tantraschüler eine Schädelschale mit irgendwelchen Fäkalien vor sich hat sieht er, riecht er, auf was er sich einlässt und er muss einen bewussten Entscheid treffen, ob er diese Ueberwindung auf sich nehmen will oder nicht. Da ist er eigentlich besser dran als wir ;-)
Für mich persönlich möchte ich schon auch zu diesem Glück finden, zum Sakralen, zum Absoluten durchstossen immer wieder und wenn es nicht anders geht, halt auch durch den Scheiss, den es im Leben gibt. Shit happens wie man weiss immer wieder, ebenso Widerlichkeiten in jeder Form. Meine Bemühungen gehen dahin, dort wo es nötig ist mich zu überwinden, es zu tun und zwar bewusst und aus freiem Willen zu tun, dann bin ich nämlich frei. Das kann heissen, Kotze, die ich auf jemanden loslassen möchte, selber zu schlucken wenn nötig um ihm nicht die Würde zu nehmen. Das kann ein Hinnehmen von Verwesenem sein, das jemand auf mich wirft, das kann heissen, das Blut des Geliebten zu trinken, seine Wunden zu küssen auch wenn sie eitrig sind alles im Vertrauen, dass wenn ich es in dieser Haltung tue, es mir Nahrung werden kann und mir Kraft auf dem Weg zum wahren Glück schenkt...
Ich grüsse dich
Marielle
Marielle1:
Hallo Reiner
Wie du willst, also ein Mann;-). Für mich war diese Frage nie wichtig. Meine erste ganz persönliche Erfahrung, Begegnung mit diesem Göttlichen, Absoluten als sehr kleines Kind war: "Geheimnis" und als solches weder männlich noch weiblich aber prägend und unvergesslich bis heute. Später hab ich im Religionsunterricht gelernt, dass Gott männlich ist und habs auch geglaubt. Als ich dann noch später Leuten begegnet bin, die sich vehement dafür eingesetzt haben, dass Gott eine Frau sei und überall die männliche Form in den Gebeten mit einem weiblichen Begriff ersetzt haben, fand ich das in vielen Fällen unpassend, vor allem störte mich die Vehemenz mit der sie darauf bestanden haben und wo für mich dann in der Folge oft das Gebet keines mehr war, weil die Betonung auf das Göttin so aggressiv betont wurde. So konnten die Worte des Gebetes die Menschen nicht mehr in die innere Haltung führen, wofür es eigentlich Weg/Mittel hätte sein können, nicht wegen der Göttin statt des Gottes aber eben, weil das Gebet oder Rituale zu einem Gefäss für Machtkämpfe wurde... Ausserdem wars mir persönlich zu diesem Zeitpunkt dann schon wieder egal wies nun wirklich ist. Mir reicht "Geheimnis"... Eine Sorge weniger:-)
Grüessli
Marielle
Ich habe nie behauptet ich brauche Zazen, um den Tag besser starten zu können. Du hast gefragt ob wir gerne sitzen und was uns motiviert...? ;-)
Joggen am Morgen macht einen auch frisch, das stimmt, ebenso der Kaffee auf den man sich freut und der die Lebensgeister weckt. Er weckt meine vielleicht sogar besser als das Zazen selber, da ich oft beim Sitzen Probleme mit zu tiefem Blutdruck habe. Trotzdem: Regelmässiges Zazen hilft mir,jetzt egal ob am Morgen oder irgendwann im Tag, mich bewusst einzuüben in eine Grundhaltung, die ich dann mit in meinen Alltag, meine Aufgaben nehme und dort weiter übe und in die Praxis umsetzen möchte. Es ist also kein isoliertes Zaubermittel, kein Doping oder Heilmittel für mich, aber eine gute Hilfe, um den Sinn für das für mich Wesentliche nicht aus den Augen zu verlieren und fokussiert und achtsam zu bleiben.
Vermutlich gibt es Leute,vielleicht gehörst ja du zu ihnen, die das ganz ohne solcher Hilfen schaffen, aber ich persönlich bin dafür sehr dankbar.
Ich hatte natürlich schon Zeiten, wo ich bewusst und auch schon aus Faulheit, manchmal auch aus "Stressgründen" jedwelche Stille, Meditiation und dergleichen wegliess und ich kann nur für mich sprechen, aber ich habe gemerkt, dass es sich eine Zeitlang ganz gut leben liess so ohne. Also rein psychologisch hätte ich es nicht "gebraucht". Nach einer weiteren Zeit dann merkte ich jedoch, dass ich ausgeleerter gelebt habe, als wenn ich mir regelmässig die Zeit genommen habe zu Sitzen bzw. zu Meditieren früher. Ich habe mich mehr und mehr in alle Himmelsrichtungen und Unwichtiges zerstreut, mich in subjektiven Stimmungen verloren und mich davon beeinflussen lassen, habe meine Energie dumm und noch dümmer verschleudert und das war schlussendlich nicht wirklich toll.
Ich glaube, einen gewissen Pool an Stille, an Zazen wenn du willst oder wenn es etwas anderes ist, das einem diesen Pool füllt auch o.k., zu haben und zu erhalten ist wie ein Grundwasserspiegel, aus dem dann die Quellen gespeist werden, die durch unser Leben fliessen.
Vielleicht ist es auch vergleichbar mit einem Feuer, wo man klugerweise regelmässig nicht zuviel aber auch nicht zuwenig Holz nachlegt, um es sinnvoll als Wärmequelle... nutzen zu können.
Natürlich kann man das Feuer ausgehen lassen und allenfalls mal wieder neues machen. Nur obs dann so einfach ist wenn man zuerst wieder Holz suchen gehen muss, Feuer anfachen, wenn man Pech hat bei Regen und dabei friert anstatt dass man sich an sein achtsam unterhaltenes Feuer setzen kann um sich wieder zu wärmen oder zu kochen oder so wenn man es braucht?
Schau, verkaufen kann dir hier niemand, dass du Zazen unbedingt brauchst oder machen musst. Es gibt viele Möglichkeiten um ein glückliches, zufriedenes Leben führen zu können. Meine alte Grosstante hat mir zur Erstkommunion den Spruch geschenkt: "Sei tapfer im Leben, tu'deine Pflicht und zeige dem Alltag kein Sorgengesicht. Ueber den Sternen hält einer die Wacht, der fügt es besser als dus dir gedacht". Sie hat danach gelebt und war eine sehr einfache Frau voller Weisheit, Geheimnis, Zufriedenheit und innerer Schönheit. Ich hab den Spruch all' meine Kinder- und Jugendjahre hindurch im Zimmer hängen gehabt und hab ihn lange nicht verstanden, fand ihn doof... heute finde ich, er enthält die Grundzutaten für ein zufriedenes Leben: Nicht allzusehr Nabelschau betreiben um dann im Ego zu versinken, seine Aufgaben im Leben erfüllen die einem gestellt sind und Vertrauen haben, dass es schon richtig/gut kommt wie auch immer es kommt. Was brauchts mehr?
Du kannst dich auf die Erfahrung des Zazen einlassen und selber schauen, was es mit dir macht wenn du magst, schauen, auch ruhig kritisch prüfen ob es deinem Leben dient oder du kannst es auch sein lassen. Du bist frei, so einfach ist das ;-)
Liebs Grüessli
Marielle