Ich gebe zu, ein Problem zu haben.
Ungefähr mit 18 habe ich das Buch "Die drei Pfeiler des Zen" in die Hände bekommen. Auf den ersten Seiten begannen bereits die Tränen zu laufen und ein paar Seiten später war ich Zen-Buddhist (lassen wir mal den gesamten Themenkomplex wann man Zen-Buddhist ist und wann nicht außer Acht - ich will nur ungefähr andeuten, wie schnell und tief es mich getroffen hat).
Bis heute (ich bin 34) - selbst nicht in den dunkelsten Momenten - gab es einen Zweifel an Zen für mich.
Ich saß für mich selber Zazen nach ungefähr einem halben Jahr. Nach ca. 2-3 Jahren besuchte ich ein Zen-Dojo und war - nun ja - abgestoßen. Es gab mir nichts. Aber es war nicht die Zen-Praxis, die mich abstieß, sondern die Menschen dort. Sie lächelten mich an, aber ich wollte sie nicht anlächeln. Ich wollte mich schon integrieren, aber ich schaffte es nicht. Dazu muß man sagen, daß ich - verheiratet, zwei Kinder und ein paar Freunde - nicht der typische Einsiedler bin.
Tatsächlich empfand ich das meiste als sinnentleertes Geschwätz und Wichtigtuerei und das dort ich weiß, das es sehr arrogant ist viele Weicheier waren (das muß ich sagen, wo ich wenige Zeilen weiter oben von laufenden Tränen geschrieben habe). Aber das waren einfach die Gefühle, die sich mir praktisch aufdrängten, ob sie nun fair waren gegenüber den anderen Leuten dort, die sicherlich auch auf der ernsthaften Suche waren, oder nicht.
Ich gab es nach ein paar Versuchen auf. Nach ein paar Jahren versuchte ich es wieder mit dem gleichen Ergebnis.
Ich kann mir das einfach nicht erklären, daß ich mich in dem Zen-Dojo so verloren fühlte und danach wieder alleine saß. Bis heute sitze ich nun allein für mich, aber ich weiß, daß ich so nicht weiterkomme.
Das hört sich alles sehr ichbezogen an, ich weiß. Aber es ist ein Problem, das mich schon stark beschäftigt.
Hat einer von Euch eine Idee, denn ich würde den Zen-Weg gerne intensivieren?
Daher fällt es mir schwer, Euch in einigen Punkten zu widersprechen aber gerade Eure Anteilnahme veranlaßt mich, genau dies zu tun, auch meine Anteilnahme an Euch zu belegen.
Eins vorneweg: Ich bin überzeugt, daß jeder seinen eigenen Weg finden muß und das mein Standpunkt ohne Zweifel subjektiv ist.
Es ist so, wie es ist. habe ich als Tenor aus einigen Beiträgen herausgehört. Das ist wohl wahr. Diese Aussage ist ein sanftes Ruhekissen, welche eine überaus geschickte Lösung für Zen darstellt.
Aber sie ist vielleicht nur der schlaue Ausgang aus einer Falle, ohne das man sieht, das man noch in einer wesentlich größeren Falle gefangen sitzt.
Wie schwer war es für Euch, zu dieser Es ist so, wie es ist. -Geistigkeit zu gelangen? Wie viele seelische Knochen habt Ihr Euch dafür gebrochen? Werdet Ihr diese Geistigkeit auch im Angesicht einer großen Katastrophe leben können?
Ich glaube, daß man für alles sehr hart kämpfen muß, um es schließlich zu erreichen. Ich persönlich konnte mich noch nicht zu dieser Geistigkeit Es ist so, wie es ist. bringen.
In dem Buch Zu den Quellen des Zen ist irgendwo die Stelle Suche, kämpfe und verzweifle enthalten, die mir immer wieder durch den Kopf geht. Ich kämpfe, verzweifle, geh zu Boden und stehe wieder auf. Ich kann keine Ruhe geben.
Ich habe bei einem Beitrag herausgehört, daß man nur einfach in dieser Geistigkeit für sich selber Zazen sitzen muß und alles ist in Ordnung. Und da habe ich meine Probleme mit, einfach alleine für mich zu sitzen.
Ich will nicht nur für mich selber leben und meinen eigenen Frieden mit der Welt finden. Es geht um mehr.
Und daher glaube ich auch fest an die Sangha, obwohl ich es bisher nicht erreichen konnte, mich dort einzubringen.
Ich bin noch mal in mich gegangen und festgestellt, daß mir in den besuchten Zen-Dojos etwas gefehlt hat: Wärme. Ich hoffe Ihr versteht, was ich damit meine. Obwohl ich nicht fähig war, mit 20 von mir aus diese Wärme auszustrahlen, habe ich sie trotzdem gesucht (wie unfair von mir).
Und das ist genau ein weiterführendes Problem. Es ist nicht nur wichtig, irgendein Zen-Dojo zu finden, sondern eine warmes Dojo mit einem fähigen Meister, der mich leiten kann. Und das ist eine Lebensaufgabe, die ich mir gestellt habe, denn nur so davon bin ich fest überzeugt habe ich überhaupt eine Chance, eine feste und klare So wie es ist-heit zu erreichen.
Um es nochmal zu wiederholen: Ich bin überzeugt, daß jeder seinen eigenen Weg finden muß und das mein Standpunkt ohne Zweifel subjektiv ist.
An Euch stelle ich jetzt die Frage, die Ihr für Euch selber beantworten müßt: Wo steht Ihr, wie weit seid Ihr wirklich und habt Ihr wirklich Freiheit erlangt für alles, was noch kommen mag?
Ich hoffe es für Euch und dies soll meine Anteilnahme an Euch sein. Nochmals vielen Dank für Eure Beiträge.