Ist unser Wille frei?
von Peter Ripota
Die Frage nach dem freien Willen des Menschen scheint beantwortet -- wenn auch nicht in dem Sinne, wie wir es uns gewünscht hätten. Der Neurophysiologe Benjamin Libet stellte schon in den 1950er Jahren bei seinen Untersuchungen an Epileptikern fest: Wenn jemand den Entschluss fasst, den kleinen Finger zu krümmen - also willentlich etwas zu tun - , dann wird das Gehirn schon lange vorher aktiv. Die Handlung geschieht unbewusst, bis zu eineinhalb Sekunden, bevor sie von irgendwelchen "Agenten" dem Bewusstsein gemeldet wird, und der Mensch hat dann das Gefühl, er hätte die Handlung absichtlich vollführt.
Anders formuliert bedeutet das etwas durchaus Beunruhigendes: Der freie Wille ist eine Täuschung. Allenfalls kann der Mensch noch innerhalb sehr kurzer Zeit eine Handlung bewusst verhindern -- bewusst setzen kann er sie nicht. Und warum werden wir - von irgendjemandem - so getäuscht?
"Die Aufgabe des Gehirns ist es nicht, uns ein korrektes Bild der Außen- oder der Innenwelt zu liefern. Die Aufgabe des Gehirns ist es vielmehr, unser Überleben zu sichern." Und wenn Illusionen dazu beitragen, dann eben auf diese Art. Zwar waren all die hochgelehrten Ergüsse der Philosophen und Theologen, der Psychologen und Moralisten mehr oder minder umsonst, denn es gibt keinen freien Willen. Aber das heißt noch lange nicht, dass wir nichts tun und alles geschehen lassen sollen. Der bewusste freie Wille ist zwar eine Täuschung. Das Gehirn aber produziert durchaus mehrere Varianten von Handlungen und wählt dann sozusagen selbständig, also unbewusst, eine davon aus. Irgendwo tief in uns sitzt sehr wohl eine Freiheit, wir können sie nur nicht so handhaben wie wir wollen. - "Seltsam???" -
Doch das entbindet uns nicht von der Verantwortung für unsere Handlungen. Denn selbst wenn unser Bewusstsein nicht in dem Maß beteiligt ist, wie wir bisher glaubten - das Unbewusste können wir durchaus beeinflussen, und "böse" Handlungen sehr wohl verhindern. Es liegt an uns. - "Wirklich???" -
Zitat Ende.
Nun spuere ich aber, dass selbst der Entschluss, etwas zu tun, nicht "mein" Werk ist. "ES" werden Entscheidungsmoeglichkeiten durchgespielt und das sogenannte Richtige oder Falsche ausgewaehlt. So dass selbst das sogenannte Boese nicht verhindert werden kann, wie man ja ueberall sieht.
Dem lebendigen Sein geht es geplanter Maßen um Konstruktivitaet und Destruktivitaet. Dies in Waage gehalten, verhindert auf der Erde ein Gewimmel. Die schlauesten Koepfe werden ueberleben. Ich tippe auf die Einzeller. Vielmehr, "ES" tippt auf die Einzeller. Bleibt noch die Frage, wenn auch die Einzeller fort sind: Was hat das Leben hier fuer einen Sinn, wenn es am Ende dann doch verschwindet?
"ES" sagt mit meinen Lippen: "Och mein Kleener, geniesse doch immer die Gegenwaertigkeit. Da ist soviel, was du gebrauchen kannst. Aber ich mach das schon. Keine Bange."
allman