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Satori – oder - Auf dem Wege zur Erleuchtung
Eine Dramödie
Erster Tag.
Auf die Lichtung des Waldes treten einige Gestalten und verteilen sich gemütlich….
Die Existenz: „Der Meister sagt, der Weg zur reinen Glückseligkeit und zur Erleuchtung sei das Loslassen, und, wir sollten uns überlegen, was uns am schwersten loszulassen fällt. Ich denke, das ist die Hoffnung.“
Die Hoffnung: „Ja, aber dann musst du erst das Wollen loslassen.“
Das Wollen: „Nein, du musst erst den Willen loslassen. Und die Kontrolle, und das Tun.“
Die Hoffnung: „Wie ist das denn zu erreichen, den Willen, das Wollen und die Kontrolle loslassen, um die Hoffnung loszulassen!“
Der Wille bohrt sich denkend in die Tiefe, dann: „Es muß doch einen Weg geben!“
Der Weg: „Also, ich sehe da keinen Weg.“
Das Wollen (weinerlich): „Es muß doch eine Lösung geben.“
Das Tun: „Kontrollieren wir doch einfach unser Umfeld weiter, dass es unsere Hoffnungen erfüllt, dann müssen wir sie nicht loslassen.“
Die Lösung: „Nein, die Lösung ist, los-lassen, sich lösen….“
Die Hoffnung (unterbrechend). „Das dreht sich doch jetzt im Kreis!“
Die Lösung: „Darum geht es ja immer beim Wollen!“
Der Wille: „Wenn wir eine Lösung wollen und aus diesem endlosen Kreis heraus wollen, müssen wir in das Zentrum des Kreises.“
Die Kontrolle: „Wie soll denn das funktionieren!“
Das Tun: „Probier’s aus!“
Der Weg: „Dann macht doch alles keinen Sinn mehr! Wozu bin ich denn dann noch da?“
Der Sinn: „Aber das ist doch die Lösung! Der Sinn ist doch das Dasein - wozu noch den Weg!“
Das Dasein: „Der Sinn ist: Der Weg ist das Ziel - des Daseins.“
Die Hoffnung: „Eben! Darum geht’s: Der Wille zum Sein; wieso also den Willen loslassen?“
Der Kreis: „Damit du in mein Zentrum fällst. Dann existiert kein Eigenwille mehr und du bist frei von Hoffnung, die oft nur unglücklich macht.“
Die Lösung kichert: „So also kann man die Hoffnung loslassen.“
Die Hoffnung: „Aber dann macht doch alles keinen Sinn mehr!“
Der Sinn: „Ja, darum geht’s doch!…“
Die Lösung: „… den Sinn loslassen!“
Die Kontrolle: „Das macht keinen Sinn!“
Das Tun: „Wieso? Probier’s doch mal aus; sinnlos etwas machen – warum nicht! Vielleicht ist das die Lösung.“
Der Wille: „Du hoffst ja immer noch! Ich dachte, es geht darum, die Hoffnung loszulassen!"
Die Hoffnung (jammernd): „Aber dann habe ich doch keine Existenzberechtigung mehr!“
Das Wollen: „Du hast uns doch schon immer enttäuscht - mit deinen leeren Versprechungen!“
Die Leere: „In mir existieren keine Versprechungen.“
Die Hoffnung: „Eben, denn Versprechungen zu machen ist mein Job.“
Das Wollen: „Und mein Job ist die Erfüllung der Versprechungen.“
Die Kontrolle: „Ha! Eben hast du dich verraten! Du bist also der Übeltäter des Ganzen!....“
Die Lösung (enthusiastisch): „Das ist die Lösung! Das ist der Ausweg! Um die Hoffnung loszulassen, müssen wir das Wollen loslassen!“
Der Kreis: „Aber das sage ich doch die ganze Zeit!“
Die Zeit: „Euch zuzuhören, das ist mir jetzt zu dumm; ich habe keine Zeit mehr, tschau.“
Die Kontrolle: „Also, noch mal: Um die Hoffnung loszulassen muß man das Wollen loslassen und dann befindet man sich im Zentrum des Kreises hoffnungsloser Glückseligkeit - sehe ich das richtig!?“
Die Hoffnung jammert: „Aber dann habe ich doch keine Existenzberechtigung mehr!“
Die Existenz: „Doch, du bist dann vollständig in mir, sozusagen ‚Tun durch Nicht-Tun’. Dann existierst du nur noch als reines Sein.“
Das Tun: „Wie bitte? Für das Tun bin immer noch ich zuständig!“
Das (reine) Sein zur Existenz: „Eben, wie Anmaßend, meine Liebe! Woher nimmst du dir die Berechtigung, mich dir einzuverleiben. Du bist und bleibst die Existenz – mit dem reinen Sein hast du nichts zu tun!“
Der Kreis: „Aber natürlich - wenn ihr alle in mein Zentrum fallt.“
Der Weg: „Ja, dann bewegt sich gar nichts mehr vorwärts; das ist ja dann Stillstand!“
Der Stillstand: „Das ist doch gerade der Sinn der Sache.“
Der Sinn: „Wie bitte? So aber nicht! Weder stehe ich für den Stillstand zur Verfügung, noch für die Bewegung, nicht für das Tun und schon gar nicht für das Nicht-Tun.“
Die Hoffnung: „Ja, also dann ist ja wirklich alles hoffnungslos.“
Die Lösung (enthusiastisch): „Jetzt hast du die Lösung!“
Die Glückseligkeit (umher springend): Das ist es! Das ist es! Jetzt befinden wir uns alle im Zentrum der hoffungslosen Glückseligkeit!“
Das Chaos: „Quatsch! Jetzt befindet ihr euch alle bei mir, in meinem Zentrum!“
Der Weg: „Also, ich sehe jetzt keinen Ausweg mehr.“
Die Kontrolle: „Dann gib doch die Hoffnung auf.“
Die Lösung: „Ja, das wäre das Beste.“
Die Hoffnung: „Dann müssen wir aber den Willen loslassen. Wo ist der überhaupt geblieben? Ist er mit der Zeit gegangen; die sehe ich auch nirgendwo mehr.“
Alle schauen sich um. Da sehen sie den Willen weit entfernt, an der Peripherie des Kreises entlang laufen. Er murmelt, kaum zu verstehen:
„Ihr könnt mich alle mal! Ich geb’ die Hoffnung auf! Ich mache jetzt was anderes! Wo ein Wille ist, da ist ein Weg…..das macht wenigstens Sinn.“
Die Lösung ruft enthusiastisch: „Das ist des Rätsels Lösung! Wir müssen den Sinn loslassen!“
Die Kontrolle: „Dann ist doch alles sinnlos.“
Das Tun: „Ja, anstatt die Hoffnung loslassen den Sinn loslassen; dann geht die Hoffnung von selbst.“
Das Selbst: „Stimmt. Ich existiere auch ohne Hoffnung und Sinn.“
Die Existenz: „Ich auch.“
Der Sinn: „Ihr könnt mich weder loslassen, noch erkunden; ich bin überall und nirgendwo. Es ist also sinnlos mich loszulassen.“
Die Kontrolle: „Jetzt willst du nur wieder die Kontrolle haben!“
Das Tun: „Also, die Hoffnung loslassen ist Sinnlosigkeit und den Sinn loslassen – da wird wirklich alles sinnlos, auch die Glückseligkeit...“
Die Hoffnung: „Eben. Welchen Sinn hat dann noch das Dasein?“
Das Dasein: „Da-Sein.“
Die Hoffnung: „Wie! Dasein ohne Sinn, in sinnloser Glückseligkeit, oder, Dasein in glückseliger Sinnlosigkeit?!“
Das Dasein: „Da-Sein.“
(Das Echo: „Sein da! Ist bereits da!“ )
Die Kontrolle: „Ja, dann brauchen wir das Tun und ewige Wollen und Machen auch nicht mehr.“
Das (reine) Sein: „Mit dem reinen ‚Tun durch Nicht-Tun’ hat das Wollen, Tun und Machen sowieso nichts zu tun.“
Die Lösung: „Jetzt fühle ich mich … so aufgelöst … die Lösung ist ja fast erreicht …“
Das Wollen: „Wenn nur das Dasein existiert und dies der Weg zur Glückseligkeit sein soll, dann brauchen wir auch keinen Weg mehr.“
Der Kreis: „Sag ich doch; jetzt fallt ihr alle in mein Zentrum. Ins Zentrum des reinen Daseins. Ätsch!“
Die Existenz: „Nein. In mein Zentrum fallt ihr jetzt alle.“
Das Selbst und das (reine) Sein gemeinsam: „Du meinst uns, also, wir?“
Der Kreis: „Ja. Das nennt man dann das Dasein.“
Die Hoffnung: „Also, wenn das so ist, dann brauchen wir auch die Glückseligkeit nicht mehr; die löst sich ohnehin auf, wenn man in seine Mitte fällt.“
Die Lösung: „Welchen Sinn macht dann die Suche nach dem Glück? Welchen Sinn macht überhaupt dieses Fallen in die eigene Mitte und in das Dasein? Das ist irgendwie sinnlos, wenn im Zentrum ohnehin keine Glückseligkeit existiert, nur reines Da-Sein.!“
Der Kreis: Eben drum, damit du erkennst, dass das Da-Sein, also, in der Mitte und der Mitte des Zentrums, eben keine Mitte und kein Zentrum hat; daß dort nur Leere ist. Weder Glück noch Glücklos, weder Zentrum noch Peripherie, weder Hoffnung noch Hoffnungslosigkeit, weder Fülle noch Leere.“
Die Leere: „Das füllt man alles mit Denken, Erdenken …“
Die Lösung: „Dann ist die Suche nach Glückseligkeit tatsächlich sinnlos, man kann die Hoffnung also gleich aufgeben.“
Die Leere (des Daseins): „Das Denken kreiert die Dinge, das Dasein folgt dem Weg dieser Dinge, die das Denken kreiert. Das Dasein folgt also nach – ohne eigene Absicht, ohne eigenes Wollen, ohne Eigenwillen; dies ist mit ‚Leere’ gemeint; es folgt einfach den Gedanken nach, es folgt den Dingen, die geschehen nach, dem Wollen, Tun und Machen, dem Nicht-Tun, der Hoffnung, der Glückseligkeit. Da das Da-Sein an sich selbst keinen Eigenwillen hat, also leer ist vom eigenen Wollen, folgt es den zehntausend Dingen nach.“
Der Kreis: „Nein, nicht ganz; wenn das Dasein in die Mitte fällt, ins Zentrum allen Seins, erkennt es, dass es selbst Ursache aller Dinge ist; das Dasein erkennt, dass es denkt. Und beim Denken beginnt alles. Das Dasein kreiert also das Denken! Es existiert vor dem Denken ohne (zu) Denken.“
Die Existenz: „Und dann folgt es nach…Das bin ja dann ich!“
Die Lösung (überdreht enthusiastisch): „Das ist die Lösung! Das ist die Lösung!“
Die Kontrolle: „Na Gott sei Dank! Es gibt also doch noch Hoffnung.“
Der Wille: „Na, also. Dann ist das ja sinnloser Quatsch, das Glück zu finden, indem man die Hoffnung loslässt.“
Der Sinn: „Aber das ist doch der Sinn der Sache, das zu erkennen.“
Der Weg: „Wenn ich es recht bedenke, zeichnet sich jetzt doch ein klarer Weg vor mir aus.“
Die Hoffnung: „Und der wäre, bitte?“
Der Weg: „Die Leere des Da-Seins ist die Fülle des Da-Seins; das heißt, wenn in der Mitte der Existenz Leere ist, also leer vom Eigenwillen, weil dort das Denken erst noch beginnen muß, beginnt also das Glück oder Unglück auch erst mit dem Gedanken. Wenn es heißt, der Weg zur Glückseligkeit ist das Los-Lassen, beispielsweise die Hoffnung loslassen – und Hoffnungen sind nichts weiter als holde Versprechungen – dann bedeutet dies in letzter Konsequenz tatsächlich: Die Hoffnung auf ewige Glückseligkeit loslassen.“
Der Kreis: „Du meinst, das Denken loslassen.“
Die Existenz: „Das ist doch jetzt alles stumpfsinnig.“
Die Lösung: „Das dreht sich im Kreis!“
Die Hoffnung: „Also, wenn sich sowieso alles im Kreise dreht, wäre doch das Beste, man lässt sich einfach hinein plumpsen; abwarten, die Seele baumeln lassen, und nichts tun.“
Der Sinn: „Da! Eben! Der Sinn des Tao ist doch Tun durch Nicht-Tun!“
Die Kontrolle: „Das macht jetzt alles keinen Sinn mehr.“
Die Zeit: „Also, habt ihr es jetzt bald? Können wir endlich gehen?“
Der Weg: „Wohin?“
Die Zeit: „Wie gehen zu Novalis.“
“Wieso denn?“
Die Zeit: „Weil der auf die Frage, wohin wir alle gehen, sagte: Immer nach Haus.“
Die Anwesenden erheben sich, strecken die Glieder, schütteln sich das Laub und die Tannennadeln aus den Kleidern, und machen sich langsam auf den Weg.
Die Lösung: „Mensch, wisst ihr, wen wir bei diesem Gespräch vergessen haben einzuladen?“
„Wen denn?“
Die Lösung: „Die Vernunft.“
Die Kontrolle: „Oh, das war unvernünftig!“
Das Da-Sein: „Und die Kreativität, den Spaß!“
Das Tun: „Ja, dann hatte dieses Gespräch keinen Sinn.“
Der Sinn: „Doch!“
„Und welchen bitte?“
„Da-Sein!“
Das Wollen und der Weg (kichernd, gemeinsam): „Der Sinn ist doch Sinnlosigkeit…das wäre doch ganz im Sinne des Erleuchtungsgeistes.“
Die Zeit: „Kinder! Jetzt beeilt euch, wir haben keine Zeit mehr; morgen ist doch auch noch ein Tag!“
Alle zusammen: „ Morgen ist auch noch ein Tag! Ja, morgen sagst du das gleiche und übermorgen auch, wie sinnlos.“
Die Zeit bleibt stehen: „Ihr seid nur neidisch! Immerhin bin ich im Zentrum des Nichts und doch allgegenwärtig. Ich kann alles loslassen, auch euch, und sogar mich selbst; hier lasse ich die letzte Minute los, um mich der nächsten zuzuwenden und kann gleichzeitig in die Vergangenheit. Von der Wohnstube bis an die Grenzen des Universums, bin ich überall. Ich bin in der Existenz, durch die Existenz und um sie herum, ich bin in der Mitte des Kreises und drum herum kreise ich ebenso; ich bin im Dasein verankert und um das Dasein herum, ich wandere durch das Dasein und über es hinaus; ich schwebe durch den Sinn und um den Sinn, ebenso durch den Unsinn; ich habe die Kontrolle, während ihr glaubt mich zu besitzen; ich bin innerhalb des Wollens und außerhalb, innerhalb der Hoffnung und drum herum, ich bin stets ich und bleibe mir selber treu, unverfälscht. Ich gehe meinen Weg und bin auf allen Wegen. Ich bin im Tun und Nicht-Tun, im Chaos und außerhalb, ich bin die Ewigkeit…“
Die Kontrolle: „Du bist eine treulose Tomate; du lässt alle im Stich, bist bei den Glücklichen zu kurz, bei den Unglücklichen zu lang, nagst dich überall nur durch, und als Zahn an allem herum. Du bist der Zerfall, und am Ende möglicherweise noch richtig destruktiv. “
Die Zeit (pathetisch): „Yin-Yang. Alles hat zwei Seiten. Ich bin das Alpha und das Omega, ich bin der Kreis selbst und gleichzeitig in der Mitte des Kreises. Ich bin das Sein und die Existenz an sich. Urbeginn und Ewigkeit.“
Die Lösung: „Jetzt wird sie größenwahnsinnig.“
Der Weg: “Nein, das ist ihre alte Leier, sie ist die unendliche Endlichkeit, die Endlichkeit in der Unendlichkeit.“
Die Zeit: „ Ich rede jetzt, ich hab lang genug stillgehalten. Ich bin tatsächlich im Mittelpunkt der Mitte. Nehmt das Z weg und das T und es verbleibt das Ei. Z-ei-t . Ich bin das theologische Ei, das metaphysische kosmische Ei aus dem Mittelpunkt der Ursuppe des Alls aus dem alles erschaffen ist, und berge zugleich, als dieses Ei, das gesamte Universum in mir …“
Das Dasein: „Das ist nur eine Metapher, das bist nicht du!“
Die Zeit: „Doch, tat wam asi; ich bin das Alpha und Omega, auch das buddhistische Ei, und sowieso, die Aura durch Meditation … und im Christentum hat Gott zuerst mich erschaffen: Als er sprach, es werde Licht, dann ist damit keinesfalls die Erkenntnis und Erleuchtung gemeint, sondern ich, als Lichtgeschwindigkeit, und …“
Die Zeit schaut um sich, alle Anwesenden sind im Wald verschwunden. Leise tönt es zwischen den Bäumen hervor:
„Wer war zuerst da, die Henne, das Ei?“ … „Die Eieruhr.“…. „Das nenne ich Narzissmus.“… „Laß doch, den kann sie ja angeblich auch loslassen.“… „Ja, mit der Zeit kann man ja so manches loslassen. “ … „Also brauchen wir gar keine Erleuchtung für die Glückseligkeit - nur Zeit?“ … „Nein, wir brauchen sie gar nicht, wenn wir ganz im Hier und Jetzt sind.“ ….“Ja, ganz Da-Sein.“ … “Oh Gott, lass sie das bloß nicht hören.“ … Ich dachte, um die Glückseligkeit zu finden, soll man das Hier und Jetzt ebenfalls loslassen?“ … „Sollten wir nicht endlich mal das Denken loslassen, die Meditationsstunde ist doch vorbei!“… „Das dreht sich jetzt im Kreis!“ …“Pst!“ …“Ruhig, jetzt!“ …“Still!“ … „…“
Es knacken die Zweige.
„Sagt mal … weiß einer von euch noch den Weg?“
copyright: rikyu, der kleine Zen-Mönch, Okt. 2004.