mipoohji:
Die meisten von uns werden so einige alte Geschichten aus dem Zen kennen, in denen gar schröckliche Dinge vorkommen. Da sind Meisternachfolger, die ermordet werden sollen und deswegen fliehen oder ihre Gegner beschämen, da sind Schläge und Boxhiebe erwähnt, die gar teilweise zum Erwachen führten. Und nicht nur Lehrer schlugen Schüler, es kam sogar vor, dass Schüler ihre Meister schlugen.

Wortgefechte waren sehr beliebt, in denen es ganz sicher nicht immer nur gleich nach der zweiten Entgegnung ein plötzliches Erwachen gab, und in denen es gewiss sehr oft eng wurde für den einen oder anderen.

Vielleicht stellen sich manche diese Situationen als besonders "zennig" vor. Sei es dass sie denken, je härter um so "zen", sei es, dass sie vermuten, dass all diese Auseinandersetzungen immer und ständig allein in einem Geist der Liebe stattfanden, man sozusagen immer mit Wattebäuschen boxte.

Viele Begegnungen werden und wurden natürlich auch nicht erzählt bzw aufgeschrieben. Wahrscheinlich, weil man sie für selbstverständlich hielt oder für nicht bedeutend aus sonstigen Gründen.

Da fällt mir gerade auf, dass zB liebe, sanftmütige Gespräche mir niemals aufgefallen sind. Entweder stehen in Büchern und Internet-Anekdoten keine, oder ich hielt sie für selbstverständlich oder für nicht bedeutend aus sonstigen Gründen.

Trotzdem wird auch "Friede, Freude, Eierkuchen" in Zenklöstern ebenso vorgekommen sein wie in unserem normalen Leben.

Mir fallen manchmal hier im Forum Bemerkungen zu Auseinandersetzungen auf, wenn sie auszudrücken scheinen, dass der Schreiber "so etwas" ablehnt, als unangenehm oder gar "religionswidrig" empfindet. Ich denke oft darüber nach, ob ich etwas für diese Menschen tun kann.

Was ich ganz sicher nicht tun kann und möchte, das wäre, auf einen Streit zu verzichten, der mir wert erscheint, ausgefochten zu werden. Da wo es mir selbst unwert erscheint, oder wo ich nicht denke, beim anderen etwas bewirken zu können, da gibt es halt nichts zu lesen. Was nicht automatisch bedeutet, dass ich das immer alles für nicht kritikwürdig hielte. Es kommt oft vor, dass ich jemanden auch in einer etwas absurden Vorstellung belasse, wenn ich denke, entweder keine hinreichend gute Idee für ihn zu haben oder wenn ich denke, dass diese Person jetzt für mich unzugänglich sei.

Was ich tun kann und auch möchte ist, diejenigen, die Auseinandersetzungen als ablehnenswert und unangenehm empfinden, dazu zu ermutigen sich einmal genauer damit zu beschäftigen. Sich auch klarzumachen, vielleicht anhand alter Geschichten, dass sehr oft Streit zu Erkenntnissen führte.

In den Geschichten steht meist am Ende, "Xy kam zu einem großen Erwachen". Da steht eigentlich nie, dass sie am Ende gemeinsam Freundlichkeiten ausgetauscht hätten, obwohl ich das durchaus für denkbar halte. Es steht dort lediglich etwas über den Streit, der schonmal recht plastisch dargestellt wird und dann folgt dieser Kommentar mit dem "plötzlich erwachten xy".

Ähnliches ist auch hier Grund, sich zu streiten. Jemand hat eine Vorstellung, die einem anderen unsinnig erscheint, der hat seine eigenen, die wiederum "dem Gegner" nicht einleuchtet. Wer am Ende zu einer mehr oder weniger großen Erkenntnis kommt, ist manchmal völlig offen, manchmal weiss der Mitlesende auch mehr als die Streitenden. Nämlich, wer da demnächst etwas verstehen könnte.

Diese Dinge sind nicht wirklich unwichtig und aus dem Zen wurden sie ganz sicher nicht verbannt, sonst hätte man die alten Bücher verbrennen müssen. Ein Ringen um ein rechtes Verständnis, öffentlich wahrnehmbar, regt auch andere an. Weswegen wohl wurden solche Geschichten weitererzählt?

Aushalten zu können, was unerträglich erscheint, findet nicht nur bei manchen beim Sitzen statt, wenn sie mit ihren Knieschmerzen kämpfen, es findet auch seelisch statt. Sicher kann man weglaufen, oder sich beschweren, dass die "heilige Stimmung kaputtgeht", man kann aber auch aushalten was da geschieht in der Hoffnung, einer Verständigung beiwohnen zu können.

Es fehlt vielleicht der Kommentator, der sagt, "xy kam zu einem Erwachen". Und vielleicht stellen wir uns unter dem Erwachen auch etwas vor, was mehr wie ein Kaffeekränzchen wirkt.

Ich finde es schade, wenn Menschen sich belästigt fühlen. Und ich finde es ok, wenn sie das äussern. Es wird nur nicht unbedingt dazu führen, dass wir demnächst gemeinsam den Rosenkranz beten.
Oder ein "zenniges" Äquivalent...

Vielleicht unsere Einheit predigen...

Ich möchte denen Mut machen hinzusehen, die entsetzt sind. Da gibt es etwas zu sehen. Da passiert etwas. Es mag Eurer augenblicklichen Stimmung zuwider sein, aber es ist nicht unbedeutend für diejenigen, die streiten.

Buddha und Nirvana, Zen und Selbst, sie alle werden sich dadurch nicht verändern. Das taten sie nie. Was sich verändern kann, ist die eigene Stärke, Dinge auszuhalten ohne daran zu leiden, denn sie sind oft nicht das was sie zu sein scheinen.

Zen braucht auch Mut. Zu sitzen über viele Jahre braucht auch Mut. Ob man gerade "durch die Hölle gehen muss" oder ob es auch eine Nummer kleiner geht, das wird wohl individuell sein. Zen brauch auch Sinn. Zu sitzen über viele Jahre braucht auch Sinn. Ob es gerade die große Erfüllung sein muss oder ob es auch eine Nummer kleiner geht, das wird wohl individuell sein.
Zen braucht auch Verstand. Zu sitzen über viele Jahre braucht auch Verstand. Ob man gerade eine Quantentheorie verstehen muss oder ob es auch eine Nummer kleiner geht....

Lieben Gruß
mipooh
(meine Frau möchte nun mit mir frühstücken)
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