Ohne Klang, Sprache und Worte gäbe es nur wenig Kommunikation und kein Lernen.
In alten Zeiten hielten die Menschen die Worte und das Papier in so hohen Ehren, daß sie sich bemühten, sie nie wegzuwerfen. Konnte ein Blatt Papier nicht beschrieben werden, nahmen sie es und verbrannten es ehrfürchtig, damit Worte und Papier wieder in den großen Kreislauf des Lebens eingegliedert wurden. Es gab sogar Menschen, die die Straßen absuchten und das Papier aufsammelten, damit es wiederverwendet oder an geehrten Plätzen verbrannt werden konnte. Eine solche Achtung hatten die Menschen vor den Worten.
Die Alten hielten inne, bevor sie sprachen, um zu überlegen, was sie sagen würden. Sie spülten den Mund mit klarem Wasser aus, und sie hielten noch einmal inne zur Kontemplation. Für sie waren die Worte heilig, hart errungene Behältnisse des Wissens. Sie sollten nicht durch Geschwätz oder Gedankenlosigkeit entwertet werden. Es ist also nur natürlich, wenn wir lernen, Worte nicht zu vergeuden oder sie nicht in böswilliger Absicht zu gebrauchen. Soll unser Geist rein sein, muß auch unsere Sprache rein sein. Wenn wir uns angewöhnen, immer zu meinen, was wir sagen, haben wir die Möglichkeit, nicht nur in der Sprache, sondern auch in unserem Charakter rein zu sein.
Aus "TAO im täglichen Leben" von Deng Ming-Dao