mipoohji:
Neulich teilte mir jemand in einer PN mit, dass es ihn interessiere, was denn für mich in Meditation eigentlich passiere.
Gute Frage, dachte ich, weil ich selber zu dem Zeitpunkt mich fragte, wozu tue ich das überhaupt? Kann ich es auf eine Formel bringen, was da abgeht?

Nun habe ich die Fragestellung etwas erweitert und zwar deswegen, weil ich daran dachte, dass mich ja irgendwas bewogen hatte, es überhaupt mit Meditation zu probieren.

Nun hatte es zwar auch immer Menschen gegeben, die mir erzählt hatten, dass man durch Meditation erleuchtet würde, den Durchblick bekäme und so Zeugs. Nur muss ich ehrlich sagen, dass mich das nicht besonders gereizt hat. Denn das war nicht wirklich mein Bedürfnis.

Wenn ich nachdenke, dann darf ich zugeben, dass ich mich deswegen für Meditation (oder irgendeine Möglichkeit) interessiert hatte, weil es mir einfach nicht gut ging und ich das nicht akzeptieren mochte. Es ging also nicht um irgendeine ominöse und weltbewegende absolute Wahrheit, es ging auch nicht darum, schlauer als andere zu sein, es ging ganz schlicht darum, dass ich absolut keine Lust mehr hatte unzufrieden zu sein.

Wenn ich so überlege, was mich alles unzufrieden machen kann, dann ist das wirklich viel. Beschissenes Wetter, schlechtes Fernsehprogramm, ein Kater nach einer wüsten Party, die falsche Frau ausgesucht zu haben, oder sogar die Idee, irgendwann nicht mehr leben zu sollen. Also wirklich enorm viel. Selbst relativ reich zu sein, war ich auch schonmal, war keine Lösung. Und dass ich dieses Dasein nur unzureichend nach meinen Vorstellungen gestalten kann - wer würde mir schon erlauben darüber zu bestimmen, ob ein amerikanischer Präsident nun einen Krieg anzettelt oder nicht - sah ich ein, dass äussere Bedingungen nicht zu schaffen sein würden, egal wie sehr ich mich daran aufreiben würde.

Nungut... man bot mir Meditation an, zunächst mal, ohne mir darüber wirklich viel sagen zu können. Ungeheure Versprechungen, Erleuchtung, Gott, Weisheit usw, endlose Versprechungen, die allerdings eines gemeinsam hatten, sie wiesen in eine Richtung, in der es mir gut gehen sollte.

Also probiert...
Nun will ich nicht langweilen, und ich könnte auch gar nicht alles erzählen, was so passiert ist. Aber ich kann versuchen zu erzählen, was heute passiert und ob denn nun eine Lösung in Sicht ist.

Gut. Also ich setze mich hin, mache es mir relativ bequem. Ich sitze nicht im Lotus, nicht annähernd, sondern einfach nur relativ bequem. Dabei sitze ich schon aufrecht, so halbwegs, so dass ich nicht unnötig müde werde. Zum Schlafen könnte ich ja ins Bett gehen...

Und dann mache ich meine Augen zu. Beim Zazen tut man das nicht, man sitzt auch vielleicht nicht ganz so bequem und findet beides wichtig, warum auch immer. Aber mir geht es ja auch nicht darum, Zazen zu üben, sondern zufrieden zu sein. Herauszufinden, ob ich das trotz all dieser Dinge kann, die ich im Leben vielleicht gern anders hätte.

Dann konzentriere ich mich, bzw ich wende Techniken an. Welche, das kann ich nicht beschreiben, da ich Techniken anwende, die mir von jemandem vermittelt wurden, der darum bat, sie nicht zu beschreiben. Sorry, dass es dadurch etwas mysteriös wirken könnte, aber das ist nicht der Grund für diese "Geheimniskrämerei".

Im Grunde geht es bei einer Technik, ich kenne auch viele andere, die keineswegs schlechter sind, lediglich darum, etwas zu haben, an dem man sich "geistig festmachen", konzentrieren kann. Den Affen anbinden sagt mancher, ich finde konzentrieren irgendwie neutraler.

In diesem Sinne ist "einfach nur Sitzen" eine Technik, ebenso wie "den Atem beobachten" eine Technik ist.

So, und was passiert nun?
Ist natürlich von Tagesform und Stimmung ein wenig abhängig, aber zunächst mal passiert, dass ich die Konzentration wieder verliere. Irgendwas geht mir durch den Kopf, irgendwas höre ich, fühle ich, und irgendwann bemerke ich... "eigentlich wollte ich doch die Technik anwenden".

Also zurück zur Technik.

Das, wie gesagt, je nach Tagesform, passiert mehr oder weniger oft. Und dazwischen nehme ich mich einfach sitzend wahr, auf die Technik konzentriert, nichts ausser dem anstrebend.
Dann gibt es Momente, wer weiss wie lange die jeweils dauern, in denen ich zwar weder irgendwelchen Dingen nachgehe, obwohl ich vielleicht etwas höre oder fühle, aber sie passieren einfach unbewertet, ohne dass ich sie untersuche aber auch ohne dass ich sie nicht will. Gelegentlich tauchen Ideen auf, manchmal völlig absurde Ideen, Dinge, die es gar nicht gibt oder mit denen ich eigentlich gar nichts zu tun habe.

Während all dieses Hin- und her empfinde ich eine gewisse Ruhe. Ich hätte gar keine Lust irgendwas zu verändern und wenn, dann fällt mir wieder ein "eigentlich wollte ich jetzt nur diese Technik machen".

Oft erlebe ich mehr oder weniger lange "Abwesenheiten" ohne deswegen zu schlafen oder zu träumen. Zeiten, in denen einfach nur "alles ok" ist, ohne dass ich sagen könnte, was denn nun ok sei. Zufriedenheit ohne Sinn und Zweck, aber auch Wohlbefinden ohne weiteren Grund oder Zweck. Unangenehmes erlebe ich eigentlich nicht.

Was selten mal so richtig schön deutlich auftaucht, ist das Gefühl, wach zu sein, aber keine Idee zu haben wo ich eigentlich bin. Manchmal nicht einmal, wer ich eigentlich bin, was mir durchaus angenehm ist. Zufriedenheit im Sinne eines Zustandes ist aber da, allerdings ohne eine Unzufriedenheit an der ich vielleicht messen könnte, wie anders denn nun diese Zufriedenheit sei. Auch ist gelegentlich diese Zufriedenheit sehr stark und sehr angenehm, so dass es eher wie ein bischen Glücklichsein ist.

Je länger ich das alles tue, um so einfacher ist es oft, mehr oder weniger kurze/lange Momente von Selbstvergessenheit zu erleben. Nicht Zustände in denen da gar nichts wäre, irgendeine ominöse Leere vielleicht, sondern einfach nur nichts, was mich reizen könnte etwas zu verändern. Es verändert sich natürlich ständig alles mögliche, aber es ist einfach nur ok.

Und dann kommt irgendwann sowas wie, "ob wohl die Zeit um ist" oder "ok, lange genug" oder "guck mal ins Forum" und dann gucke ich auch schonmal auf die Uhr, ob ich eigentlich so lange gesessen habe wie ich es mir vorgenommen hatte. Ich hab dann natürlich bereits aufgehört... und normalerweise übererfülle ich mein Soll... was sicher nicht übermäßig wichtig ist, aber es ist eben ok für mich.

Ich denke nicht, dass nun alle dasselbe erleben. Viele der Gedanken und Gefühle, die so während all der Zeiten in den Sinn kommen, sind eben Dinge, die in meinem Leben eine Rolle spielen. Aber eine gewisse Zufriedenheit, auch Selbstvergessenheit, oft auch ein Wohlbefinden, das sind Dinge, die mir auch andere über ihre Meditationen erzählen.

Nun vielleicht nochmal zurück zu der Ausgangssituation. Ist da eine Lösung?
Eines ist mir deutlich, und zwar, dass es während der Meditation ein enorm reduziertes Maß an Konflikten gibt, bis hin zur Konfliktlosigkeit/Harmonie, und dies ohne irgendwelche äusseren Bedingungen beeinflusst zu haben. Während solcher Zufriedenheiten sind viele Dinge gleichgültig, ob es einen Gott gibt oder nicht, sowas würde ich mich da gar nicht fragen. Ob es sowas wie einen Durchblick gibt, ist mir da völlig egal, der den ich dann habe, ist mir völlig genug.

Dann noch etwas, diese Zufriedenheit ist nicht einfach nur weg, wenn ich dann "aufhöre". Da bleibt mehr oder weniger, wieder auch abhängig von sowas wie Tagesform, etwas erhalten, was ich in den Alltag hinein mitnehme. Ich bin zumindest zunächst mal, manchmal aber auch sehr lange, weiterhin zufrieden, manchmal eben auch mehr als nur zufrieden, wohlig eben, und so begegne ich denen, denen ich eben begegne (vorwiegend meiner Frau).

Ob es lohnt, das kann man natürlich nur für sich selbst beantworten. Für mich lohnt es sich, ich hätte keine Idee, wie ich durch Beeinflussung/Änderung von Lebensumständen, mehr und dauerhafter Zufriedenheit bekommen könnte. Manchmal frage ich mich sogar, wieso ich mir eigentlich über so Dinge wie eine Finanzkrise einen Kopf mache oder um einen Krieg der nun mal wieder irgendwo stattfindet. Oft denke ich, ich bin wie eine Blume, die irgendwie entstanden ist, wächst, blüht, verblüht und dann irgendwann nicht mehr da ist bzw verrottet. Und ich finde nichts schrecklich an diesem Gedanken.

Vielleicht nichts für Leute, die gern das komplette Weltall beherrschen würden... aber für mich ist es ok.

Ich hoffe, dass zumindest irgendwer mit dem Geschriebenen etwas "anfangen kann"...

Gruß
mipooh
/"; // _paq.push(['setTrackerUrl', u+'piwik.php']); // _paq.push(['setSiteId', 3]); // var d=document, g=d.createElement('script'), s=d.getElementsByTagName('script')[0]; // g.type='text/javascript'; g.async=true; g.defer=true; g.src=u+'piwik.js'; s.parentNode.insertBefore(g,s); // })(); // // ?>