Kürzlich war ich als Begleiter in einem Krankenhaus. Einer jungen Person war die Möglichkeit einer bösartigen Erkrankung angetragen worden, es sollte per OP eine Probe entnommen werden.
Die für die Termine zuständige Schwester bot einen Termin an, der fast zwei Wochen später war, worauf ich sie fragte, ob das ihr Ernst sei, ob dieser junge Mensch nun tatsächlich zwei Wochen in Ungewissheit leben solle.
Sie meinte, sie hätte keinen früheren Termin und schaute mich nach Verständnis suchend an. Ich sagte zu ihr: "Sie schauen mich an, als würden Sie jetzt gern von mir hören, dass ich dafür Verständnis hätte. Das habe ich aber nicht!"
Nun, sie war nicht gerade erfreut, unsere Kommunikation war recht blockiert, ja, sie war wohl sogar froh, dass wir nun gehen mussten.
Ich war tatsächlich sehr ärgerlich über das (Ironie) ungeheure Maß an Mitgefühl, das in solchen Einrichtungen durchweg praktiziert wird (Ende der Ironie).
Gleichzeitig weiss ich, was für tolle Sprüche in den Publikationen der Einrichtingen stehen. "Patient im Mittelpunkt unserer Bemühungen" ist nur eine der Phrasen. In diesem Krankenhaus hatte ich in einem Buch über Qualitätsmanagement (lag dort aus und war vom Betreiber geschrieben) gelesen, dass ständig sämtliche Abläufe kontrolliert und verbessert würden...
Ich war aus verschiedenen Gründen in den letzten Monaten mehrmals dort. Geringste Wartezeit trotz Termin war ca 45 Minuten, längste Wartezeit als Notfall 4 Stunden...
Was sollte man solchen Leuten aufschreiben, wenn sie in bunten Faltblättchen nach der Zufriedenheit mit ihren Leistungen fragen?
Ich bin für die Wahrheit. Wer sie nicht wissen will sollte sich hüten mich zu fragen.
Das reduziert das Risiko enorm, eliminiert es aber nicht ganz, denn ich äußere mich auch ungefragt.
Kommen wir zur rechten Rede. Für manchen mag das bedeuten, angenehme Dinge zu sagen und unangenehme nicht zu sagen. Für mich bedeutet es zu sagen was ich zu sagen habe, was ich weiss, was ich erkenne.
Wie oft habe ich erlebt, dass zur "Schonung des anderen" gelogen wurde. Eine meiner Schwiegermütter war monatelang im Konflikt mit sich, konnte ihrem Mann nicht mehr offen begegnen, weil ein Arzt ihr gesagt hatte, dass der Schwiegervater sterben würde. Ihm hatte man das verheimlicht. Der "schwarze Peter" lag nun bei der Ehefrau, die selbst kaum damit klarkam und nun auch noch diejenige gewesen wäre, die dem geliebten Mann sagen muss, dass es Zeit ist Abschied zu nehmen.
Wer hat da eigentlich wen geschont? Meines Erachtens nur der Arzt sich selbst. Er hat sich schön die Verzweiflung des Patienten und der Angehörigen vom Hals gehalten. Sollten die doch selbst sehen ob oder wie sie damit klarkamen.
Nur ein Beispiel, ich kenne noch krassere.
Wahrheit ist mir nicht unangenehm. Selbst harte Wahrheiten nicht. Ich finde sie immer noch besser als jede Lüge. Wahrheit lässt mich nah an der Wirklichkeit leben, Unwahrheiten bringen ein zwiespältiges Gefühl. Was ich fühlend wahrnehme und was ich wissen "soll" passen nicht zusammen, obwohl sich immer wieder herausgestellt hat, dass mein Fühlen mich nicht täuscht.
Deshalb ist mir Wahrheit, so schwer sie anzunehmen sein mag, weit lieber als jede Täuschung.
Für mich ist das "recht" und was dabei zu sagen ist ist für mich "rechte Rede".
Friede, Freude, Eierkuchen überlasse ich zarteren Gemütern.
Gruß
mipooh