Zennist:
Hi Ralf,

Punkt 3 & 4 würden in dieser Radikalität in der Tat keinen Sinn ergeben. Mit Sicherheit ist Masefield mit dem Mahaparinibanna Sutta vertraut, in dem der Buddha seine Schüler lehrt, nach seinem Tod den Dharma als "lenkendes Licht" zu sehen. Der Buddha hatte ausdrücklich keinen Nachfolger bestimmt. Und so sagt er an anderer Stelle:

"Ananda, möglicherweise denkst du: 'Die Lehre des geliebten Lehrers ist von der Erde getilgt (nachdem ich verschwunden bin), nun haben wir keinen Lehrer'. So sollte man nicht denken, Ananda! Denn was euch als dem Willen meiner Schüler gemäß deutlich als Dharma gelehrt und erklärt wurde, wird nach meinem Tod euer wahrer Lehrer sein."

Von daher glaube ich nicht, dass Masefield auf diese radikale Aussage hinauswollte (wie man durchaus aus dem Interview schließen könnte). Wir haben es hier mit jemandem zu tun, der das transzendente Prinzip verwirklicht hat, mit ihm eins geworden ist (vgl. auch in der Bibel, Joh 14, 6: "Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich."). Somit können wir eher sagen, niemand bekommt "Rechte Sicht" ohne den Dharmakaya Buddha [*1] - und der weilt angeblich immer noch unter uns... :-)

Masefields Buch kann man mit Sicherheit kontrovers diskutieren. Doch es ist sein Verdienst, deutlich dargelegt zu haben, dass die Trennung zwischen dem ariyasavaka (dem "noblen Hörenden") und dem puthujjana (dem "Welt-Menschen") eine spirituelle ist, und keine soziale oder gar rassische. Will heißen, es gab "Laien", die spirituelle Einsicht erfuhren, und es gab Mönche, die ihr Leben lang Welt-Menschen blieben. Der Missbrauch des Begriffs "Arier" im Dritten Reich ist die gröbste Verzerrung, die man sich nur denken kann.

Gruß,
Ken

[*1] "Dreieinigkeit" im Mahayana-Buddhismus: der DHARMAKAYA ("Wahrheits-Körper"), das Absolute; der SAMBHOGAKAYA ("Verdienstes-Körper"), der spirituelle Körper des Buddha; der NIRMANAKAYA("Wandlungskörper"), der weltliche Körper Buddhas, z.B. Buddha als historische Gestalt.
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