In unserer kleinen alten Stadt (Potsdam) lebt ein Mann (Karl) in diesem eiskalten Tagen freiwillig auf der Straße, oder besser gesagt, auf unserem Touristenbesuchten Luisenplatz mit dem Brandenburger Tor. In einer Mülltonne liegt all sein Besitz: Wolldecken und Kleidungsstücke, eine Kaffeekanne. Am Brunnen wohnt er und hat dort seine Botschaft aufgestellt.
Eine Fahne in der Mitte des Brunnen, alte Möbelstücke wie Bett und Holztür an den Bäumen mit der Beschriftung: "das kalte Herz der Frauen". Ein Kühlschrank als Symbol für die soziale Kälte.
Auf einer Tafel steht aktuell zum politischen Geschehnis: "Frieden fängt immer bei mir selber an."
Ich habe mit ihm gesprochen. Und er sagte: Je näher man dem Tode rückt, desto klarer werden einem die Dinge und was zu tun ist. Die einzelne Person wird unwichtig.
Man darf allerdings nicht alles sagen, was man weiß, um den Menschen nicht den Boden unter den Füßen wegzureißen.
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Seit über einer Woche lebt er nun schon dort in der Kälte. Und viele Menschen haben ihn gesehen.
Einst hat er in eine Höhle in der Nähe von Prag gelebt, nachdem er in politischen Spontan-Aktion seinen Ausweis zerschnitten hatte. Mutig! sag ich. Das kommt von alleine, schon aus Gewohnheit, sagt er.
Ist dieser Mann total verrückt oder total weise?
Kann man das überhaupt trennen?
Eine Gute Nacht
wünscht Nina