Vorhin klingelte es an der Tür und ich stieg meine zwei Treppen herunter. Öffnete die Haustür, vor der das Fahrrad der Postbotin stand und drehte meinen Kopf um zu sehen wo die wohl sei.
"Von Ihnen bekomme ich ein Euro sähäääx", rief sie mir von weitem zu. "Glaub ich kaum", dachte ich und machte dann auch keinerlei Anstalten, meine Geldbörse zu holen.
Als sie kam hielt sie mir einen unzureichend frankierten Brief ohne Absender hin und ich sagte, wohl wissend, dass dies ohne Absender wohl unmöglich sei "schicken Sie den mal zurück".
Und dann kamen die Fragen, die ich mir natürlich stellte... woher sollte ich wissen, dass dieser Brief nicht enorm wichtig sei... ein Lotteriegewinn vielleicht, die Einladung zur Taufe meines Enkels vielleicht, eine wichtige Mitteilung einer Behörde... woher nahm ich den Mut, auf eine Information zu verzichten, deren Tragweite ich gar nicht kannte?
Beim Meditieren (andere mögen es Zazen nennen) gibt es so viele Gelegenheiten, wo aus dem eigenen Inneren auftauchen kann "von Ihnen bekomme ich ein Euro sähäääx" und wo ich mich entscheiden kann. Wollte ich eine Information, brauche ich die vielleicht unbedingt, was könnte ich verpassen, wenn ich nicht...? Oder wollte ich gerade vielleicht "einfach nur Sitzen"?
Ich habe mich wohl schon ein wenig daran gewöhnt, Dinge zu "verpassen" ohne deswegen beunruhigt zu sein...
Der Brief ist weg. Verschwunden und unwiederbringlich ist sein Inhalt nun für mich. Der Absender dürfte kaum zu ermitteln sein... oder öffnet die Post in solchem Fall den Brief, um vielleicht doch noch... was geht es mich an?
Ebenso vergehen Gedanken, wertvoll oder nicht, wichtig oder nicht.... für immer verloren oder nicht...
Meditation ist nicht, jedem von ihnen zu folgen, sondern unbeirrt das zu tun, was ich mir vorgenommen hatte.
Mancher mag befürchten, deswegen seine Erleuchtung zu verpassen...
Schönen Tag wünsche ich
mipooh